Imperial Settlers

Ignacy Trzewiczek gelang hier in meinen Augen ein fantastisches Spiel, dass sich zurecht bis heute großer Beliebtheit erfreut. Imperial Settlers aus dem Jahr 2014 basiert spielmechanisch auf seinem Spiel „51st State“ und behandelt dabei den Aufbau einer Zivilisation. Technisch gesehen ist es ein Kartenspiel, denn es gibt kein Spielbrett. Lediglich eine Punkteleiste und einige Auslagen, sowie Ressourcenmarker befinden sich noch zusätzlich in der großen Spieleschachtel. Der Hauptteil des Spiels basiert aber auf Karten, die die Spieler vor sich auslegen. Es gibt auch durchaus viel Kritik an Imperial Settlers, da es nicht das interaktivste Spiel ist. Die Spieler agieren abwechselnd in ihrer Auslage und wetteifern vor sich hin, aber die Beeinflussung des Gegners hat hierbei nicht die höchste Priorität und kommt nur gelegentlich vor. Meiner Meinung nach tut man das aber in vielen Spielen und man unterhält sich ja trotzdem über das, was da vor sich geht und versucht besser zu sein als seine Gegenspieler. Ich empfinde die Imperial Settlers aber als sehr gelungenes Spiel, da es über tolle Mechanismen und einen hohen Wiederspielreiz verfügt. Die Bezeichnung als „Autistenspiel“, wie es schon genannt wurde, finde ich absolut nicht zutreffend und auch sehr übertrieben. Wer sich aufgrund solcher Aussagen dieses Spiel entgehen lässt, sollte nocheinmal nachdenken, ob die ganzen Auszeichnungen, die auf der Schachtel prangen, nicht doch etwas zu sagen haben.

Worum geht es ?

In den Imperial Settlers übernimmt jeder Spieler die Rolle eines Volkes, von dem sich vier verschiedene im Spiel befinden. Jedes Volk verfügt hierbei über einen eigenen Satz Karten mit spezifischen Gebäuden seines Volkes und einem eigenen Spielertableau, auf dem die Einnahmen seines Volks pro Runde vermerkt sind. Diese Einnahmen sind zum Teil grundverschieden, so dass sich jedes Volk anders spielt und auf andere Ressourcen zurückgreifen muß. Das Ziel ist es durch das Errichten von Gebäuden, innerhalb von fünf Runden, die meisten Siegpunkte anzuhäufen.

Wie läuft das ab ?

Jeder Spieler wählt zunächst ein Volk. Imperial Settlers läßt sich Solo, aber auch mit bis zu vier Spielern spielen. Vier Völker sind im Spiel enthalten: die Römer, die Ägypter, die Japaner und die Barbaren. Nach der Wahl bekommt der Spieler einiges an Spielmaterial. Zum einen wäre da sein eigenes Deck, bestehend aus 30 Karten, sowie einen Anzeigestein für die Punkteleiste und sein entsprechendes Völkertableau. Der Startspieler erhält auch noch einen Startspielerstein. Es gibt noch ein weiteres Kartendeck, bestehend aus 84 neutralen Gebäudekarten, die jeder Spieler errichten kann. Der Stapel wird gemischt und in der Mitte des Tisches bereitgelegt. Jeder Spieler erhält zwei von den neutralen Karten, sowie zwei Karten von seinem Deck als Starthand. Das komplette andere Spielmaterial dient als Vorrat und wird für alle bereitgelegt.

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Imperial Settlers Spielertablaeau / Foto: Spieltroll

Imperial Settlers ist schnell aufgebaut und man kann sofort loslegen. Das Spiel wird nur fünf Runden lang gespielt und jede Runde besteht aus vier Phasen. Der Startspieler beginnt und eröffnet die Kartenphase, in dieser bekommt jeder Spieler drei neue Handkarten, eine ziehen die Spieler von ihrem persönlichen Kartenstapel und danach werden neutrale Karten vom Stapel aufgedeckt, und zwar eine mehr, als Spieler am Spiel teilnehmen. Der Startspieler wählt zuerst eine der offenen Karten aus und danach sind die anderen spieler reihum an der Reihe. Die letzte Karten wird auf den Ablagestapel gelegt und erneut werden Karten aufgedeckt und nun beginnt der Spieler, der zuvor als letzter eine Karte gewählt hat. Danach gehts direkt weiter mit der Ertragsphase, in der die Spieler reihum ihre Erträge einsammeln. Zu Beginn des Spiels hat jeder Spieler nur seine Starterträge, diese befinden sich auf dem Tableau des jeweiligen Volkes und sind total unterschiedlich. (Einschub Erträge zweier Völker). In späteren Phasen kommen dann noch Erträge von ausgespielten Handelsabkommen und Ertragsgebäuden hinzu. Erträge können nicht nur die Waren im spiel sein, sondern auch Siegpunkte und Karten. Siegpunkte trägt man sofort auf der Punkteleiste ein und bei den Karten dürfen sich die Spieler entscheiden, ob sie lieber eine vom eigenen oder vom neutralen Stapel ziehen wollen. Alle anderen Waren liegen in der Mitte bereit.

Die dritte Phase ist dann die wichtigste Phase des Spiels, die Aktionsphase. Beginnend beim Startspieler führt jeder immer nur eine Aktion aus, das sorgt für ein recht hohes Tempo und wenig Downtime für die anderen Spieler. Es gibt sechs verschiedene Aktionsmöglichkeiten: man baut einen Ort, man trifft ein Handelsabkommen, man kann etwas zerstören, einen Aktionsort aktivieren, Arbeiter gegen Rohstoffe tauschen oder Passen. Will man einen Ort bauen spielt man die entsprechende Karte von seiner Hand aus, bezahlt ihre Kosten und legt sie an die entsprechende Stelle in die Auslage. Ist es ein Ertragsort kassiert man die Erträge auch sofort einmal und legt die Rohstoffe zu seinem Vorrat. Jede Ortskarte kann auch als Handelsabkommen ausgespielt werden. Dazu dreht man die Karten auf den Kopf und auf dem blauen Balken sieht man die Erträge, die einem das Handelsabkommen bringt. Man legt auch das ganz oben in seine Auslage und erhält ab sofort jede Runde die Erträge seiner Handelsabkommen in der Ertragsphase. Viele der Orte haben links am Rand einen roten Bereich in dem stehen auch wieder Rohstoffe. Nur Orte die so einen Bereich haben kann man zerstören. Man darf Orte aus seiner Hand zerstören, oder aber auch Gebäude vom Gegner, dafür braucht man allerdings kleine Schwerterplättchen. Ein Plättchen für die Zerstörung einer Handkarte und mindestens zwei für ein Gebäude beim Gegner. Als Belohnung erhält man die abgebildeten Rohstoffe und legt sie in seinen Vorrat. Der Gegner darf sein Gebäude auf die Ruinenseite umdrehen und erhält ein wenig Holz als Wiedergutmachung. Manche Gebäude verfügen über Aktionsmöglichkeiten, wenn man einen Arbeiter auf ihnen einsetzt, dann darf man ihre Aktion nutzen. Zu guter letzt darf man noch jeweils zwei Arbeiter gegen einen Rohstoff tauschen und das so oft wie man es kann, oder man passt. Wenn man allerdings einmal gepasst hat, darf man, falls die Mitspieler noch weitere Aktionen spielen wollen, zu einem späterren Zeitpunkts nicht wieder einsteigen. Dafür ist man aber auch sicher vor gegnerischen Angriffen.

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Imperial Settlers Spielsituation / Foto: Spieltroll

So tauscht man munter Rohstoffe hin und her und baut langsam sein Reich aus. Der Clou des ganzen ist, dass man seine Rohstoffe, die man nicht verbraucht hat, in der letzten Phase, der Aufräumphase, aber alle abgegeben muß. Man kann nichts mit in die nächste Runde nehmen. Einige Völker dürfen allerdings in einem Lager etwas mitnehmen, meist nur einen bestimmten Rohstoff. So muss man sich recht gut überlegen, wie man seine Ressourcen benutzt, um sie nicht zu verschwenden. Karten sind din diesem Fall bei weitem die wichtigste Ressource die man besitzt, denn über sie steuert man alles. Es muß auch noch erwähnt werden, dass einige der Gebäude es erfordern, dass man ein anderes Gebäude dafür opfert. Das muß man definitiv bei seiner Planung berücksichtigen.

Das Fazit

Imperial Settlers ist für mich eines der besten Spiele, die ich in den letzten Jahren gespielt habe. Die Mechanismen sind toll und das Spiel ist doch einigermaßen komplex, obwohl es sich so einfach spielt. Außerdem finde ich Spiele mit einer geringen Downtime besonders gut und das ist bei den Imperial Settlers ganz bestimmt gegeben. Man spielt eine Aktion und während die anderen ihre Aktionen ausführen, überlegt man sich schonmal, was man als nächstes tun könnte und da die meisten Aktionen keine langwierigen Konsequenzen nach sich ziehen rast das Spiel nur so um den Tisch. Die Kritik der mangelnden Interaktion kann ich verstehen, aber die ist mir, bei einem solchen Spiel, gar nicht so wichtig. Das hier ist Ressourcen-Management, wie man es leichter und besser eigentlich kaum in ein Spiel verpacken kann und deswegen ist Imperial Settlers in meinen Augen so gut. Der Troll sagt toll!


  • Verlag: Pegasus Spiele
  • Autor(en): Ignacy Trzewiczek
  • Erscheinungsjahr: 2015
  • Spieleranzahl: 1 – 4
  • Dauer: 45 – 90 Minuten

7 Gedanken zu „Imperial Settlers“

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