Mandala

Mandala / Foto: Spieltroll

Mandalas sind hier im Westen meistens aus Kindermalbüchern bekannt. Im Hindu- und Buddhismus sind diese meist symetrischen, konzentrischen Bilder tief in der Religion und Philosophie verankert und sollen den Gläubigen helfen durch Meditation tiefere religöse Zusammenhänge zu verstehen und zu verinnerlichen. Trevor Benjamin und Brett J. Gilbert haben nun ein Spiel rund um diese farbenfrohen Bildchen gemacht. Mandala ist ein Spiel für zwei Personen geworden und ist in der, inzwischen auch schon recht umfangreichen Sammlung der Zweispielerspiele, von Lookout Spiele erschienen. Bei Mandala handelt es sich um ein abstraktes Spiel, dass durch seinen extrem einfachen Zugang besticht und über außergewöhnliches Material verfügt.

Worum geht es?

Das Mandalathema ist eigentlich nur für die Optik da und hat mit dem Spiel ansonsten nichts zu tun. Hier versuchen zwei Spieler im Wettstreit gegeneinander durch geschicktes Kartenauslegen die meisten Punkte zu ergattern. Die Karten repräsentieren dabei verschiedene Farben innerhalb eines Mandalas und von denen versuchen die Spieler hier gleich zwei parallel fertigzustellen.

Mandala – Spielsituation / Foto: Spieltroll

Wie läuft das ab?

Der Spielplan, der aus einem Leinentuch besteht, dass mich von seiner Qualität irgendwie an ein Geschirrhandtuch erinnert, wird zwischen den beiden Spielern ausgelegt. Das Tuch zeigt vor jedem Spieler sieben Ablagefelder. Zwischen diesen Feldern befinden sich zwischen den Spielern zwei Mandalas. Die nocheinmal mittig von einem Streifen durchzogen werden. Die Mandalas werden so in drei Teile unterteilt, einen Mittelteil und einem Teil der jeweils einem der beiden Spieler zugewandt ist.

Mandala – Spieltuch / Foto: Spieltroll

Das restliche Spielmaterial besteht aus 110 quadratischen Spielkarten, sowie zwei Übersichtkarten. Die Spielkarten teilen sich in je 6 Farben á 18 Karten auf. Die Karten werden vor Spielbeginn gemischt und als verdeckter Zugstapel bereitgelegt. Jeder Spieler erhält sechs Karten auf die Hand und je zwei Karten werden verdeckt auf das ganz rechte Ablagefeld vor ihnen gelegt. Die Spieler dürfen sich diese Karten anschauen. Dieses Feld nennt sich der Kelch und hier werden im Verlauf des Spiels des öfteren Karten verdeckt abgelegt und gesammelt. Die sechs anderen Felder zeigen von links nach rechts einen aufsteigenden Punktewert. Ins Zentrum jedes Mandalas werden offen ebenfalls je zwei Karten abgelegt.

Mandala – Drei Handlungsmöglichkeiten /
Foto: Spieltroll

Im Spielverlauf sind die beiden Spieler die ganze Zeit abwechselnd an der Reihe und haben genau drei unterschiedliche Möglichkeiten zu handeln. Bei all diesen Möglichkeiten müssen die Spieler dabei die sogennante goldene Regel im Blick behalten, die besagt, dass niemals eine Farbe in mehr als einem der drei Bereiche eines Mandalas abgelegt werden darf. Der Spieler darf entweder eine Karte in eines der Zentren der Mandals legen und dann bis zu drei Karten vom Zugstapel nachziehen, oder er legt Karten einer Farbe in seinen Bereich des Mandalas ohne Karten nachzuziehen. Bei beiden Möglichkeiten wird anschließend geprüft ob das Mandala vollständig, aus allen sechs Farben besteht, ist. Sollte das der Fall sein wird das Mandala aufgelöst. Die dritte Zugmöglichkeit besteht darin Karten einer Farbe auf den Ablagestapel zu legen und genausoviele neue Karten vom Zugstapel zu ziehen.

Mandala – Auflösen eines Mandalas / Foto: Spieltroll

Wenn das Mandala aufgelöst werden muss, so beginnt der Spieler, der mehr Karten in seinen Bereich gespielt hat damit sich alle Karten einer Farbe aus dem Zentrum zu nehmen. Sollte diese Kartenfarbe noch nicht offen vor dem Spieler im sogenannten Fluss liegen, so muss die Karten nun dort im ersten freien Ablagefeld von links abgelegt werden und hat fortan für den Spieler den darunter angegebenen Punktewert. Alle anderen Karten legt er verdeckt auf seinen Kelch, wo sie bis zum Spielende liegen bleiben. Dies gilt auch für den Fall, dass die Farbe bereits offen ausliegt. Dann ist der Gegenspieler an der Reihe und macht das gleiche. Das geht solange hin und her, bis alle Farben aus dem Zentrum des Mandalas entfernt wurden. Die Karten in den Bereichen der Spieler werden abgelegt.

Mandala – Drei Farbkarten auf dem Fluss / Foto: Spieltroll

Nach diesem Verfahren spielen die beiden Kontrahenten bis der Zugstapel leer ist (er wird neu gemischt und man spielt noch genau solange weiter bis das nächste Mandala aufgelöst wird), oder aber einer der beiden Spieler seinen Fluss mit sechs Karten bestückt hat. Dann wird gewertet und die Spieler zählen ihren Kelch aus. Jede Karte im Kelch ist geau die Punkte wert, die der Fluss für sie angibt. Die Karten im Fluss zählen nicht mit. Wer die meisten Punkte hat gewinnt.

Das Fazit

Mandala ist ein neuer Star am 2-Spieler-Himmel. Das Spiel ist zwar total abstrakt und das Thema hat nichts mit dem Spiel zu tun, aber es ist dennoch ein kleines taktisches Meisterstück. Selbst nach vielen Partien entfaltet es noch nicht seine ganze Tiefe, es fällt einem immer noch etwas Neues auf, wie man sein Gegenüber in eine missliche Lage bringen kann. Das Spiel bedinet sich dabei gleich mehrerer taktischer Ebenen, denn nicht nur das Platzieren der Farbkarten in den vier möglichen Zonen ist von Relevanz, denn vor allem das Sammeln von punkteträchtigen Farbkarten im Kelch sorgt für den späteren Erfolg. Sich hier taktisch richtig zu verhalten und die sechs Farben zu den richtigen Zeitpunkten in die richtigen Felder zu spielen ist gar nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick erscheint. Geschickte Vorausplanung ist gefragt und hier kommt das kleine Glücksmoment des Zugstapels ins Spiel, dass einigen Traditionalisten nicht gefallen dürfte. Trotzdem sind natürlich nur insgesamt sechs verschiedene Karten im Stapel, aber man kann durchaus Zugpech haben.

Mandala gefällt mir aber gerade wegen diesem kleinen Glücksmoment recht gut. Das Spiel wird dadurch situativer und unberechenbarer. Derjenige Spieler der hier alles schneller durchdenkt ist im Vorteil. Das ist gleichzeitig aber auch die größte Schwäche Mandalas. Spielertypen die anfällig für extremes Grübeln sind werden den Spielfluss stören (Analysis Paralysis). Das Material ist gut, wenngleich ich mir für das Material der Karten etwas noch flexibleres und griffigeres gewünscht hätte. Gerade im Vergleich zum schönen Leinentuch, das natürlich ein Hingucker ist, wenn man an einem Spieltisch auf dem Mandala aufgebaut ist, vorbei geht. Sieht einfach ungewöhnlich aus, als ob sich zwei Menschen das Muster einer Tischdecke genommen haben und mit ihren Karten ein erfundenens Spiel darauf spielen. Nein, Spaß beiseite. Mandala ist eines der besten Spiele für Zwei das in den letzten Jahren erschienen ist. Ich würde jederzeit eine Partie spielen, es sei denn ein Megagrübler sitzt auf der anderen Seite. Für Spieler die abstrakte Spiele für zwei mögen ein Pflichtkauf. Das viel zitierte „easy to learn, hard to master“ ist hier tatsächlich Programm.


  • Verlag: Lookout Spiele
  • Autor(en): Trevor Benjamin, Brett J. Gilbert
  • Illustrator(en): Klemens Franz
  • Erscheinungsjahr: 2019
  • Spieleranzahl: 2 Spieler
  • Dauer: 20 Minuten

2 Gedanken zu „Mandala“

  1. Ein neuer Star am 2-Spieler-Himmel? Das habe ich bei der nüchternen Gestaltung von Mandala nicht erwartet. Schaue ich mir aber definitiv mal an. Danke für den Tipp.

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