The Castles of Burgundy (Jubiläumsedition)

The Castles of Burgundy /
Foto: Spieltroll

Im März 2019 feierte die Marke Alea, die unter dem Ravensburger Spieleverlag ihre Spiele veröffentlicht, ihr zwanzigjähriges Jubiläum. Aus diesem Anlass veröffentlichte man damals eine neue Version von Vegas mit dem Titel Las Vegas Royale. Eine optisch aufgebohrte Version mit vielen Erweiterungen direkt in einer Box erhältlich. Eine Ankündigung folgte, dass Alea das auch mit weiteren Titeln vorhaben würde. Es schien ein wenig so, als hätte man sich die Kritik die Ende 2018 an der Optik und der Ausstattung ihres aktuellen Titels Carpe Diem sie ein wenig aufgerüttelt. Alea machen seit ihrem Bestehen mechanisch tolle und ansprechende Spiele, aber inzwischen sind sie in punkto Optik und Ausstattung ein wenig altbacken unterwegs. Nach der Ankündigung kam dann zur Messe im Oktober Teil 2 der Jubiläumseditionen und Die Burgen von Burgund sind als The Castles of Burgundy in einem neuen Gewand erschienen. Lange Jahre habe ich es nicht gespielt, bis es mich im letzten Frühjahr noch vor der neuen Version erwischte und ich eines der besten Brettspiele überhaupt kennenlernen durfte. Diese Review gilt aber natürlich der neuen Version die mit einigen Erweiterungen daher kommt.

Worum geht es?

In The Castles of Burgundy spielen wir die Rolle eines französischen Adligen im 15. Jahrhundert, der sein Herrschaftsgebiet ausweiten möchte und dabei mit anderen in Konkurrenz steht. Die Spieler müssen im Laufe von fünf Spielrunden ihr Reich entwickeln, Waren handeln, Landwirtschaft betreiben und durch Klöster neues Wissen erforschen, um am Ende die meisten Siegpunkte zu haben. Zu diesem Zweck wählen sie Aktionen mit ihren Würfeln aus und Erlangen Plättchen vom zentralen Spielplan für ihre eigenen Reiche.

The Castles of Burgundy – Spielaufbau / Foto: Spieltroll

Wie läuft das ab?

Die Burgen von Burgund oder hier The Castles of Burgundy ist ein ziemlich ausgefeiltes Brettspiel, das in meinen Augen zurecht, als das Meisterstück von Stefan Feld gilt. Das Spiel ist gar nicht mal so kompliziert wie es aussieht aber durchaus komplex. Der Spielaufbau erfordert leider einiges an Vorbereitungszeit und ich gehe es hier mal durch und erkläre dabei die einzelnen Funktionen der Spielelemente, bevor ich zum Spielablauf komme.

The Castles of Burgundy – Spielfeld / Foto: Spieltroll

Der zentrale Spielplan wird in der Mitte des Tisches platziert und zeigt ein paar wichtige Elemente. Am Rand umläuft eine Punkteleiste das Brett. Oben links befindet sich der Rundenbereich. Hier werden fünf Stapel mit Warenplättchen aus je fünf Waren platziert. Die 42 Warenplättchen werden verdeckt gemischt und dann 25 in die Stapel aufgeteilt, der Rest wird verdeckt zur Seite gelegt. Am Anfang einer jeden Runde wird ein Stapel hier entfernt und auf die Felder direkt darunter verteilt, so dass man die fünf Waren sehen kann. Jede Runde besteht aus fünf Zügen und zu Beginn jedes Zugs wird die oberste Ware vom Startspieler auf die Depots in der Mitte des Spielfelds gelegt. Zwischen allen Depots befindet sich der Schwarzmarkt, der zu Beginn einer jeden Runde mit Plättchen befüllt wird. Jedes Depot verfügt, je nach Spieleranzahl, über einige weitere Felder die mit Plättchen befüllt werden. Hier kommen allerdings Plättchen der entsprechend vorgegebenen Farben zum Einsatz.

The Castles of Burgundy – Spielerhilfe
/ Foto: Spieltroll

Die Plättchen haben eine sechseckige Form und gehören den Kategorien Burgen (dunkelgrün), Schiffe (blau), Klöster (gelb), Minen (grau), Weiden (hellgrün) und Gebäude (braun) an. Hinzu kommen noch die schwarzen Schwarzmarktplättchen, die allerdings zu jeder der vorher genannten Kategorie gehören können. Die Felder auf dem Spielplan werden zu Beginn einer Runde mit der entsprechenden Farbe befüllt.

Oben rechts auf dem Spielplan befindet sich eine Brücke, die uns die Spielerreihenfolge vorgibt. Wer hier näher an der Stadt steht, kommt zuerst an die Reihe. Im unteren rechten Bereich befinden sich Ablageflächen für Bonusplättchen die hier natürlich bereitgelegt werden. Damit ist die Spielvorbereitung aber noch nicht abgeschlossen, denn jeder Spieler bekommt noch sein Spielmaterial in Form eines eigenen Spielerbretts, das sein Fürstentum zeigt. Dieses besteht aus lauter farbigen, sechseckigen Felder mit darauf abgebildeten Würfeln. Jeder Spieler bekommt dazu ein Burgenplättchen, drei zufällige Waren, sowie zwei Würfel in seiner Farbe. Dazu gesellen sich noch eine Silbermünze, zwei Spielsteine und je nach Startposition ein bis vier Arbeiterplättchen. Der Startspieler erhält zusätzlich noch einen neutralen, weißen Würfel. Die Spielsteine werden jeweils auf der Punkteleiste und auf der Brücke platziert.

Vor Spielbeginn müssen die Spieler ihr Burgenplättchen auf eines der dunkelgrünen Felder ihres Spielplans legen. The Castles of Burgundy bringt jede Menge Spielpläne für die Spieler mit. Diese haben die Wahl alle den gleichen Spielplan zu spielen oder aber sie spielen alle unterschiedliche. Insgesamt gibt es 16 Spielpläne im Spiel. Die Spielpläne zeigen neben den sechseckigen Feldern drei Ablagen für unsere Warenplättchen und auch Platz für unsere Silbermünzen, die wir zum Einkauf im Schwarzmarkt benötigen und auch Platz für unsere Arbeiterplättchen, mit denen wir unsere Würfelwürfe um den Wert eins manipulieren können. Auf diese Weise können wir auch eine Sechs in eine Eins verwandeln. Das wichtigste aber sind drei Schlüsselfelder, die ebenfalls sechseckig sind und auf denen wir im Verlauf des Spiels unsere sechseckigen Plättchen ablegen müssen.

The Castles of Burgundy – Startburg / Foto: Spieltroll

Nun geht es aber los. Die Spieler würfeln alle parallel ihre Würfel. Der Startspieler würfelt mit seinen drei Würfeln und legt die Ware des Zuges auf das entsprechende Depot. Die Depots zeigen jeweils eine der sechs Würfelzahlen. Danach sind die Spieler gemäß der Reihenfolge auf der Brücke an der Reihe und machen jeder zwei Aktionen. Für jeden Würfel eine und die gewürfelten Augenzahlen sind dabei von entscheidender Bedeutung. An dieser Stelle können die Arbeiterplättchen zur Manipulation eingesetzt werden. Vier Aktionen stehen den Spielern zur Verfügung. Man kann ein Plättchen vom Spielplan nehmen und die Augenzahl gibt dabei an, auf welches Depot und seine Plättchen man Zugriff hat. Das gewählte Plättchen wird auf einem der drei Schlüsselfelder gelegt. Hat man keinen Platz mehr, kann man diese Aktion nicht benutzen. Die zweite Möglichkeit besteht darin, eines der Plättchen auf seinen Schlüsseln in sein Fürstentum einzubauen. Dabei gilt es einiges zu beachten. Die Zahl des Würfels gibt an, wo wir das Plättchen platzieren dürfen. Alle Felder unseres Spielplans haben ja Würfelzahlen. Außerdem dürfen wir Plättchen nur angrenzend an bereits liegende Plättchen anlegen und zu Beginn haben wir nur ein Burgenplättchen. Darüber hinaus löst jedes Plättchen einen anderen Effekt aus. Dazu gleich mehr. Die dritte Aktion erlaubt es uns unsere Waren zu verkaufen. Diese liegen auf unseren drei Warenhäusern und auch die Waren zeigen je nach Typ eine Würfelzahl. In einem Warenhaus dürfen nur Waren eines Typs liegen, was uns also den Besitz von drei Warentypen zur gleichen Zeit erlaubt. Verkaufen wir Waren dürfen wir den Typ mit der Würfelzahl verkaufen und legen sie auf unseren Warenverkaufsstapel direkt daneben und erhalten eine Sillbermünze und eine bestimmte, von der Spielerzahl abhängige, Punktezahl pro verkaufter Ware. Die vierte und letzte Möglichkeit besteht darin sich einfach zwei Arbeiterplättchen zu nehmen. Zusätzlich zu den zwei Aktionen hat man in jedem Zug die Möglichkeit für eine Silbermünze ein Plättchen aus dem Schwarzmarkt zu kaufen.

The Castles of Burgundy – Spielsituation / Foto: Spieltroll

Die Spieler spielen so Zug für Zug und Runde für Runde bis zum fünften Zug der fünften Runde weiter. Dann endet das Spiel. Soweit so gut, aber wie macht man Punkte und was hat das alles mit den sechseckigen Plättchen auf sich? Die Plättchen lösen alle eine unterschiedliche Aktion aus, wenn wir sie in unser Fürstentum legen. Klöster liefern jede Menge Spezialaktionen. Jedes Kloster ist einzigartig und viele dienen dazu Regeln zu biegen und Punkte zu bringen. Die Schiffe haben sogar zwei Effekte. Zum einen darf man sich den Wareninhalt irgendeines Depots auf dem Spielplan nehmen. Natürlich darf man nur soviele Waren nehmen, wie man in seine Lagerhäuser bekommt. Der zweite Effekt betrifft die Brücke, wo man seinen Spielstein ein Feld Richtung Stadt zieht. Setzt man eine Burg, so bekommt man eine zusätzliche Aktion in seinem Zug für die man irgendeine Zahl nehmen darf. Die Mine liefert einem ein Silberstück zwischen den Runden und die Wiesen zeigen verschiedene Tiere in verschiedenen Zahlen. Man bekommt Punkte für alle Tiere der gleichen Sorte auf der gleichen Wiese. Die Gebäudeplättchen gibt es in acht verschiedenen Sorten und in unserem Fürstentum gibt es verschiedene braune Gebiete die man Stadt nennt. In jeder Stadt dürfen wir jedes Gebäude nur einmal verbauen und all diese Gebäude haben ebenfalls wieder spezielle Effekte. Manche erlauben es Extraplättchen einer bestimmten Kategorie zu nehmen, andere bringen Arbeiter oder Silbermünzen.

The Castles of Burgundy – Silbermünzen
/ Foto: Spieltroll

Ein paar Möglichkeiten Punkte zu generieren habe ich schon erwähnt, aber die wichtigste Möglichkeit hängt mit unserem Spielplan zusammen. Dieser zeigt verschiedene zusammenhängende Gebiete der gleichen sechseckigen Sorte. Wann immer wir ein Gebiet komplett bebaut haben erhalten wir Punkte. Diese Gebiete sind verschieden groß und es dauert daher unterschiedlich lang sie fertigzustellen. The Castles of Burgundy belohnt dabei das frühzeitige fertigstellen. Die Punkte die man bekommen kann sind in der ersten Runde am Höchsten und nehmen nach hinten raus immer weiter ab. Zusätzlich bringen größere Gebiete mehr Punkte als kleine. Außerdem erhält derjenige Spieler, der zuerst ein Gebiet einer bestimmten Art fertigstellt das Bonuspunkteplättchen dieses Typs.

The Castles of Burgundy – Waren und Rundenstapel / Foto: Spieltroll

Was ist in dieser Version nun aber anders als in der normalen Version?

Erstens: sie ist hübscher. Die Burgen von Burgund war immer ein tolles Spiel, aber optisch war es schon sehr trist und wenig farbenfroh. Das ist deutlich anders und stellt die größte optische Veränderung dar. Zweitens kommen viele Erweiterungen hinzu, die sich hier mit in der Schachtel befinden. Insgesamt sind es 11 Stück von denen alle bis auf eine bereits bekannt waren. Die meisten stellen ein paar zusätzliche und gut einbaubare Teile dar oder sind Varianten des Basisspiels. So liegt zum Beispiel auch die Teamvariante bei. Auch Solo lässt sich Castles of Burgundy spielen.

Das Fazit

Oh man oh man, wie sehr ich dieses Spiel liebe. Es kam spät in mein Leben aber es kam. Stefan Feld ist wirklich einer der großen Eurogame-Meister und wahrscheinlich derjenige, derjenige der die verzahntesten und elegantesten Spiele entwicklen kann. Das Design von den Burgen von Burgund ist so geradlinig und elegant, das es trotz all seiner Komplexität und die ist heftiger, als es diese Review auszudrücken vermag, nahezu simpel zu spielen ist. Man macht tatsächlich so wenig (einen Würfel für eine Aktion auswählen) und hat nur vier Möglichkeiten diesen Würfel zu benutzen. Allerdings sind die Plättchen die man bekommen kann so unterschiedlich und ermöglichen einem so viele verzahnte Aktionen, dass es eine wahre Freude ist. Man macht immer viele Punkte in diesem Spiel, es ist fast unmöglich wenige Punkte zu machen, aber es auf die Spitze zu treiben und das beste rauszuholen ist schon nocheinmal eine Nummer für sich. Ich ziehe meinen Hut vor diesem Spiel. Ich möchte ohne umschweife sagen, dass es das beste Eurogame ist, das ich kenne und bisher spielen durfte. Freunde die ein Spiel mit starkem oder interessantem Thema suchen sind hier definitiv falsch, aber wenn man ein verzahntes Eurogame spielen möchte, bei dem jede Aktion wichtig ist, der ist hier genau richtig.

Sämtliche Mechaniken fühlen sich wichtig an, ob es das einsetzen des richtigen Plättchens ins Fürstentum zur richtigen Zeit ist, oder sich für ein Schiff zu entscheiden, damit man vielleicht in der nächsten runde zuerst dran ist. Der Startspieler hat hier immer die volle Auswahl. Die Burgen sind rar gesät und mächtig und will man sie früh bauen, muss man auf seinem Plan meist erst einiges bauen. Auch die Waren, wirken zunächst zwar nur wie eine Randerscheinung, können aber wichtige Punktelieferanten sein und durchaus den Unterschied zum Schluß ausmachen. Zusätzlich bieten sie wichtiges Silber mit dem man Zugriff auf den Schwarzmarkt erhält. Aber über allem thront dieser eine Würfelwurf mit dem wir einen ganzen Zug steuern müssen und wir könenn ihn sogar modifizieren. Allein diese Entscheidung ist mitunter sehr wichtig, aber unwichtige Entscheidungen gibt es hier eigentlich eh nicht.

Warum habe ich dann solange damit gewartet? Auch die Burgen von Burgund fiel in meine abstinente Spielezeit und danach fand ich es oftmals zu häßlich um es zu kaufen und ich kann nachvollziehen das man es einfach stehen lässt und sich ein hübscheres Spiel kauft. Zum Glück scheinen Alea ein wenig wachgerüttelt worden zu sein und werten einige ihrer Meisterwerke jetzt ein wenig auf und die Betonung liegt auf ein wenig, denn auch hier ist nicht alles Gold was glänzt. Teile des Materials wirken im Vergleich zu anderen Produktionen von heute immer noch billig und das obwohl der Preis des Spiels ähnlich ist. Zu nennen wären hier zum Beispiel die Spielerbretter, die einfach zu dünn geraten sind. Auch die Schachteln sind immer noch zu dünn aber die Optik des Spielplans stimmt immerhin inzwischen. Hier allerdings irgendetwas anderes als die Höchstnote zu ziehen würde Den Burgen von Burgund nicht gerecht werden. Ein Meisterwerk in neuer Optik.


  • Verlag: Alea, Ravensburger
  • Autor(en): Stefan Feld
  • Illustrator(en): Claus Stephan, Antje Stephan
  • Erscheinungsjahr: 2019
  • Spieleranzahl: 1 – 4
  • Dauer: 70 – 120 Minuten

7 Gedanken zu „The Castles of Burgundy (Jubiläumsedition)“

  1. Oh man, ich hab Die Burgen von Burgund tatsächlich noch nie gespielt, aber ich habe zum Glück schon (eine Weile) die Jubiläumsedition im Schrank liegen. Da sollte ich das Spiel wohl doch endlich mal auf den Tisch bringen.

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