The Castles of Tuscany

The Castles of Tuscany

Ich bin bekennender Spätentdecker der Burgen von Burgund von Stefan Feld oder zu englisch The Castles of Burgundy. Seit Jahren gehört das Spiel zu den besten Spielen auf Boardgamegeek und ich habe es, nicht zuletzt wegen seiner Optik, immer Links liegen gelassen. Ein schwerer Fehler, denn seit dem letzten Jahr bin ich ein umso größerer Fan dieses Spiels. 2019 kam eine neue Jubiläumsedition heraus und ich war und bin vom Spiel und seinen Mechaniken nachhaltig begeistert. In diesem Jahr nun kamen The Castles of Tuscany von Stefan Feld auf den Markt. Das Spiel erinnert nicht nur vom Namen her frappierend an seinen quasi Vorgänger, nein auch einiges Spielmaterial könnte direkt aus den Burgen von Burgund stammen. Hexfeldplättchen spielen erneut eine große Rolle. The Castles of Tuscany kam ein bißchen wie angeflogen in diesem Jahr und überraschte so einige Leute. Auch war im Vorfeld recht wenig über das Spiel bekannt. Nun ist es vor einiger Zeit erschienen und wurde von uns ausgiebig gespielt und auf Herz und Nieren geprüft. Kann es den hohen Maßstäben des Vorgängers gerecht werden? Hmm, bei dieser Fragestellung muss ich ganz klar mit Nein antworten.

Worum geht es?

Sind wir mal ehrlich, Spiele von Stefan Feld sind thematisch meist total austauschbar. Das Thema spielt selten eine große Rolle. Was seine Spiele so interessant und toll macht, sind die sehr gut miteinander verzahnten Mechaniken, die er sich so überlegt und ausdenkt. Darin ist er spitze. The Castles of Tuscany nimmt das Thema der Fürstentümer und ihres Wachstums aus den burgen von Burgund hier wieder auf, verlegt es aber in die Toskana. Auch hier müssen wir unser Fürstentum wieder entwickeln und verschiedene Landschaften in unserem kleinen Reich integrieren. Wer das in nur drei Runden am besten schafft und dabei die meisten punkte scheffelt, gewinnt.

The Castles of Tuscany – Spielaufbau / Foto: Spieltroll
The Castles of Tuscany – Zähltableau
/ Foto: Spieltroll

Wie läuft das ab?

The Castles of Tuscany benötigt genau wie sein großer Bruder ein wenig mehr Vorbereitungszeit, da ein paar Dinge aufzubauen sind. Als zentrales Element und optisches Highlight muss wohl das Zählbrett betrachtet werden. Das Tableau zeigt den Löwen vom Cover des Spiels und diesen umlaufen zwei Punkteleisten. Eine grüne und eine rote. Ansonsten wird auf diesem etwas überdimensioniertem Zählbrett nichts gemacht. Wir haben es als zusätzlichen Ablageplatz für das Holzspielmaterial benutzt und den schönen Löwenkopf damit zugeschüttet.

Jeder Spieler bekommt einen Satz Spielmaterial, der aus drei kleinen Tableaus mit Sechseckfeldern, einem Spielertableau, sowie 22 Sechseckplättchen und ein paar Spielfiguren zum anzeigen der Punkte gehört. Die drei kleinen Tableaus mit den Sechseckfeldern zeigen diverse Felder mit unterschiedlichen Farben. Auf den Rückseiten sind diese mit A, B und C gekennzeichnet. Jeder Spieler erhält jeden Buchstaben einmal und muss sie als Spielfeld vor sich auslegen. Dabei müssen sie an den langen Seiten aneinander gelegt werden und dürfen nur um ein Feld versetzt liegen. Wie rum sie es aber drehen und welches sie neben welches legen, ist den Spielern dabei komplett selbst überlassen. Wichtig ist nur, das sich durch die drei Teile insgesamt eine große Fläche ergibt und gleichfarbige Hexfelder auf unterschiedlichen Tableaus, die dadurch nebeneinander liegen, auch ein großes Gebiet in dieser Farbe ergeben. Das ist durchaus wichitg, da man im Spielverlauf nur Punkte für ein Gebiet bekommt, wenn alle Felder eines gleichfarbigen Gebiets auch mit Plättchen belegt wurden. Je größer dest mehr Punkte und durch die spezielle Punktemechanik, die ich später noch genauer beleuchte, sind früh im Spiel fertiggestellte Gebiete auch insgesamt mehr Punkte wert. Dieser Teil ist ziemlich ähnlich zu den Burgen von Burgund.

The Castles of Tuscany – Starttableaus / Foto: Spieltroll

Neben ihrem Gebiet, haben die Spieler auch noch ein Tableau vor sich liegen. Auf diesem sind ganz oben drei sechseckige Ablageflächen mit 1, 2 und 3 beziffert. Die Spieler mischen ihre Sechseckplättchen, die in ihrer Spielerfarbe auf der Rückseite gekennzeichnet sind und bilden drei Stapel á sieben Plättchen, die sie auf diese Flächen legen. Ein Plättchen mit einer Burg auf Vorder- und Rückseite bleibt über und wird von den Spielern auf eines der drei dunkelgrünen Burgfelder in ihrem Gebiet gelegt. Diese Burg gibt das Startfeld des Spielers vor. Wenn er beginnt weitere Plättchen in sein Reich zu legen, so müssen sie immer angrenzend an bereits liegenede Plättchen gelegt werden. Unter den Ablageflächen sind die Aktionen gezeigt, die die Spieler durch gelegte Plättchen ausführen dürfen. Rechts daneben gibt es fünf Bonusfelder. Die wir im Laufe des Spiels durch weitere Bonusplättchen, die wir anlegen können, noch erweitern. Das erste zeigt uns an, das wir immer zwei Karten vom Stapel ziehen. Das nächste, dass wir ein Plättchen, das wir uns vom Markt genommen haben, auch lagern können. Die Felder mit Marmor und Arbeitern können wir als Ablageflächen benutzen, falls wir diese Ressourcen erhalten. Ganz unten wird uns angezeigt, dass wir eine Bonuskarte erhalten, wenn wir einen Weg in unserem Gebiet bauen. Die Bonusplättchen werden in der Mitte des Tisches ebenfalls bereitgelegt. Die Spiel- und Bonuskartenstapel werden gemischt und bereitgelegt. Neutrale Sechseckplättchen mit grauer Rückseite werden ebenfalls verdeckt gemischt und anschließend eine Auslage als Markt mit acht Plättchen in der Mitte gebildet. Jeder Spieler erhält zu Beginn fünf der Spielkarten als Hand ausgeteilt.

The Castles of Tuscany –
Starttableau / Foto: Spieltroll

Ein Startspieler wird ermittelt und beginnend mit ihm sucht sich jeder reihum eines der Bonusplättchen aus, mit dem er Starten möchte. Wählt man zum Beispiel den Kartenziehbonus, so zieht man in der Partie immer drei Karten, wenn man vom Stapel zieht.

Man kann eigentlich nur eines von drei Dingen tun, wenn man an die Reihe kommt. Entweder man nimmt sich seine entsprechende Anzahl Karten vom Stapel, also in der Regel zwei oder aber, man nimmt ein Plättchen aus dem Markt oder aber man legt ein gelagertes Plättchen in sein Gebiet. Mehr ist gar nicht zu tun. Nimmt man Karten so zieht man sie einfach auf die Hand. die Karten gibt es in acht verschiedenen Ausführungen, passend zu allen möglichen Regionen auf unserem Tableau. Dies ist der schnellste aller möglicehn Züge und er wird ziemlich oft vorkommen. Die zweite Möglichkeit besteht darin ein Plättchen aus dem Markt in der Mitte zu nehmen. Dies können wir immer tun, wenn wir Platz zum lagern haben. Im Normalfall können wir ein Plättchen auf unserem Tableau lagern, es sei denn wir haben schon ein Bonusplättchen, dann können wir mehrere Plättchen lagern. Nehmen wir uns ein Plättchen aus der Mitte, so müssen wir den leeren Platz mit dem obersten Plättchen auf dem Stapel am weitesten links auf unserem Tableau wieder auffüllen. Sollte es dabei zum ersten Mal dazu kommen, dass ein Stapel eines Spielers leer wird, so ist die erste Runde beendet und es gibt eine Wertung. Genuaso wird verfahren, wenn der erste zweite Stapel leer wird. Nur beim dritten wird etwas anders verfahren, denn das Spiel wird nun erst beendet, bevor die dritte und letzte Wertung ausgeführt wird.

The Castles of Tuscany – Plättchenmarkt / Foto: Spieltroll

Die dritte Zugmöglichkeit, das Legen eines Plättchens in sein Gebiet, erfordert etwas mehr an Erklärung. Denn, genau wie bei den Burgen von Burgund geht mit jeder Plättchensorte eine andere Aktion einher. Zu beachten unsererseits ist natürlich, das wir nur angrenzende Plättchen zu bereits liegenden auslegen dürfen. Außerdem müssen wir darauf achten Regionen gleichfarbiger Plättchen fertigzustellen, um Punkte zu bekommen. Wollen wir ein Plättchen legen, so müssen wir das mit zwei entsprechenden Karten der richtigen, weil passenden Sorte „bezahlen“. Wir können eine oder zwei fehlende Karten auch durch Pärchen anderer Karten ersetzen. Geben wir also zwei Pärchen irgendeiner Art ab, so können wir auch jedes Plättchen einbauen. Das gelegte Plättchen löst dann wie gesagt eine Aktion aus und die sind grundverschieden. Legen wir zum Beispiel ein Stadtplättchen, so bekommen wir ein weiteres Bonusplättchen. Für ein Dorf bekommen wir einen Arbeiter, den wir alternativ als eine Karte bei der Bezahlung abgeben können. Eine Mine versorgt und mit Marmor, durch das wir uns einen weiteren Zug einmal pro Zug erkaufen können. Wege bringen uns Bonuskarten, die uns mit allerlei Belohnungen ausstatten und Flüsse mit universellen Plättchen, die wir als Joker überall einbauen dürfen. Wiesen belohnen uns mit Punkten und für Klöster dürfen wir gleich drei zusätzliche Stadtkarten spielen. Die Burgen, zu guter letzt, statten uns mit einem weiteren Plättchen aus der Mitte aus, dass wir auch direkt ohne Bezahlung in unser Gebiet einbauen dürfen und den Bonus bekommen wir obendrauf.

The Castles of Tuscany – Punkteleiste / Foto: Spieltroll

Was bleibt ist die Erklärung des Punktesystems. Ab und zu bekommen wir im Verlauf des Spiels direkt Punkte. Beispiele wären das Lagerbonusteil, das uns zwei grüne Siegpunkte gibt oder einige der Bonuskarte, die wir für Wege bekommen können. Bei ihnen erhalten wir allerdings rote oder grüne Siegpunkte, die wir dann auf der entsprechenden Punktebahn setzen müssen. Auch das Fertigstellen eines kompletten Gebiets gibt uns je nach Größe Punkte im laufenden Spiel. Die roten Siegpunkte sind unsere finalen Siegpunkte auf die es zum Spielende hin ankommt. Die grünen Punkte sind diejenigen die wir im Spielverlauf am meisten bekommen werden und wenn eine Wertung ansteht, so übertragen wir in diesem Moment unsere momentanen grünen Punkte auf unsere roten. Als Beispiel hat ein Spieler zwei Punkte auf rot und neun Punkte auf grün zum Zeitpunkt der Wertung, so hat er nach der Wertung neun auf grün und elf auf rot. Die grünen Punkte bleiben aber an Ort und Stelle, so dass sie auch bei der nächsten Wertung wieder zählen. So erhalten Punkte, die wir früh machen eine viel größere Wertigkeit als später erzielte Punkte, die nur einmal gewertet werden.

Das Fazit

The Castles of Tuscany – Spielmaterial
/ Foto: Spieltroll

Es fällt mir tatsächlich etwas schwer The Castles of Tuscany in eine Kategorie einzuordnen. Es ist nämlich im Grunde vom Spielgefühl ein bißchen so wie Zug um Zug, denn im Grunde läuft das Spiel ähnlich ab. Dort hat man auch drei Möglichkeiten: man zieht Karten, man baut eine Strecke oder man zieht Tickets. Hier zieht man auch nur Karten und sammelt sie auf der Hand um hinterher Teile bauen zu können, also die Strecken zu legen. Nur muss man sich hier die Baumaterialien, also das Plättchen erst noch besorgen. Natürlich wird es etwas komplexer, weil jedes Plättchen noch eine andere Aktion auslöst. Also ist The Castles of Tuscany schon ein wenig komplexer. Eben genau soviel, dass es kein Familienspiel mehr sein kann. Aber für ein Kennerspiel ist es fast schon zu seicht. Ein bißchen ähnlich geht es mir hier wie mit den Quacksalbern von Quedlinburg, die aber auch in der Kennerkategorie ganz gut aufgehoben sind. Nun schwebt über allem aber der übermächtige Vorgänger Die Burgen von Burgund, der einige Fans aber irreführen könnte, denn dessen Qualität und Komplexität erreicht The Castles of Tuscany in keiner Sekunde. Der Verlag tut sich hier irgendwie keinen Gefallen, denn ich glaube das die Vergleiche nicht ausbleiben werden und das Spiel wahrscheinlich ein wenig entwerten. The Castles of Tuscany ist nämlich eigentlich gar nicht so verkehrt, nur ist es eben kein komplexer Feld.

The Castles of Tuscany – Spielkarten
/ Foto: Spieltroll

Das Spiel ist ein schöner Mix von Versatzstücken der Burgen und eben Familienspielen wie das schon erwähnte Zug um Zug. Auch zu zweit kann man es super spielen. Hier steht der Aufbauaufwand dann fast in keinem Verhältnis zur Spielzeit. Zwei geübte Spieler schaffen eine drei Runden dauernde Partie locker in 30 Minuten. Die Glückskomponente sollte man hier ebenfalls nicht unterschätzen, weswegen es für die meisten Strategen wahrscheinlich ein Graus ist. Welche Plättchen in der Mitte erscheinen und dem Gegner vor die Füße fallen können, welche Karten man zieht, all das ist ein wenig glückslastig. Dennoch gibt es hier wie bei den Burgen jede Menge interessante Entscheidungen zu treffen und das macht tatsächlich Spaß. Das Punktesystem verstehe ich zwar, denn es soll einen deutlichen Bezug zu den Burgen haben, aber bei nur drei Runden kann man sich die letzte Runde schon fast sparen, denn es ist wahnsinnig schwer den Führenden noch einzuholen. Auch hier sollen früh fertiggestellte Regionen auf der Karte mit mehr Punkten belohnt werden.

The Castles of Tuscany – Plättchen platzieren
/ Foto: Spieltroll

Die Materialqualität ist okay. Nichts Besonderes an der Stelle. Die Optik ist diesmal auch gut, speziell das Cover macht was her und passt sich in den neuen Look der Serie gut ein. Das Punktetableau das genauso aussieht und auf dem Tisch liegt sieht einfach gut aus, auch wenn es zu groß ist. Der Rest ist nichts Außergewöhnliches aber grundsolide.

The Castles of Tuscany kann mich nicht komplett überzeugen, wenngleich mir eine Partie wahrscheinlich immer Spaß macht. Für mich fühlt es sich so an als würde man mir als Die Burgen von Burgund-Fan immer die Karotte vor die Nase halten, aber dann zurückziehen und mich mit was anderem füttern. Ich kann es leider nicht beurteilen, wie es für mich wäre, würde ich den großen Bruder nicht kennen, aber so beschleicht mich immer das Gefühl das irgendwas fehlt. Deswegen seien alle Spieler gewarnt hier nicht zuviel zu erwarten. Allein der niedrige Schwierigkeitsgrad den Alea auf der Schachtel bereits angibt, sollte Warnung genug sein. The Castles of Tuscany ist ein recht seichtes Kennerspiel, das auch Familienspieler, die etwas mehr wollen gut spielen können. Unbelastet bekommt man hier ein schnelles Spiel mit interessanten Mechaniken und einer Prise Glück, die genau für das richtige Maß an Spannung am Tisch sorgt. In den Testpartien kam es auf jeden Fall bei den anderen Spielern gut an und ist mit allen Spielerzahlen zu empfehlen. Kein großer Wurf, aber dennoch einer den man sich geben kann.


  • Verlag: Alea, Ravensburger
  • Autor(en): Stefan Feld
  • Illustrator(en): Antje Stephan, Claus Stephan
  • Erscheinungsjahr: 2020
  • Spieleranzahl: 2 – 4 Spieler
  • Dauer: 30-60 Minuten

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