Everdell

Everdell / Foto: Spieltroll / Grafik: www.meinfreundmachtdesign.de

In diesem Jahr hat wohl kein Spiel für mehr Aufsehen gesorgt als Everdell. Ein Kickstarter-Spiel das durch seine wunderschönen Artworks und das außergewöhnliche Spielmaterial auf sich aufmerksam gemacht hat. Überall wurde es gehyped bis zum geht nicht mehr, bevor es dann auf den ersten Messen und Conventions auftauchte und zu aller Überraschung dann auch tatsächlich noch mit überzeugendem Gameplay aufwarten konnte. Der Hype wurde größer und größer und in Essen schließlich war es gar nicht mehr zu bekommen. Zum Glück hatte ich mir schon recht früh eine Kopie sichern können und bereuhe es bis heute nicht, wie ihr ja am Prädikat bereits erkennen könnt.

Worum geht es ?

In Everdell verkörpern die Spieler quasi die Tiere eines kleinen Tales, eben Everdell, in dem sie kleine Siedlungen rund um den ‚Evertree‘ aufbauen. Die Spieler versuchen über den Lauf eines Jahres Behausungen für die Tiere des Tales zu errichten und diese in ihrem kleinen Dorf anzusiedeln. Das Spiel ist dabei in die vier Jahreszeiten gegliedert und nach und nach entwickelt sich das Leben in ihrem Dorf ein wenig weiter. Wer am Ende eines Jahres im Herbst die meisten Siegpunkte sammeln konnte gewinnt.

Wie läuft das ab ?

Jeder Mitspieler erhält seinen Satz Figuren und setzt sich so an den Tisch, das er nicht hinter dem Pappbaum sitzen muß und nichts sieht. Ja der Baum ist zwar definitv ein Hingucker, aber hat eigentlich keine wirkliche Funktion und kann nerven wenn man mit vielen Personen vor dem Brett sitzen will. In seinen Stamm wird der Nachzugstapel untergebracht und auf seinen beiden Ablagen, werden die vier Special Events abgelegt und ganz oben stellen die Spieler den Jahreszeiten gemäß ihre Spielfiguren ab. Jeder startet das Spiel mit zwei Figuren im Winter und erhält im Frühling und Sommer jeweils eine Figur hinzu, sowie im Herbst noch einmal zwei, so dass er den Herbst mit sechs Figuren bestreitet. Die Special Events werden zufällig aus einem Stapel gezogen und sind in jedem Spiel anders.

An dieser Stelle sei kurz erwähnt, bisher gibt es Everdell nur auf Englisch, aber ich würde sagen bis auf wenige kleine Kartentexte ist das Englisch gut verständlich und auch die Anleitung ist gut zu verstehen. Die Symbolik ist ebenfalls sehr gut und verständlich, so dass man das Spiel auch mit relativ normalen Schulenglischkenntnissen verstehen sollte.

Unter dem Baum liegen noch für Basic Events, die in jedem Spiel gleich sind. Alle diese Events bringen einem für bestimmte Kombinationen von Gebäuden und Tieren Punkte für das Spielende ein, wenn man sie durch Arbeiter einsammelt. Der Rest des Spielbretts ist in drei Bereiche geteilt. Zum einen wäre da der Fluß, an dem sämtliche Rohstoffe liegen und auch die meisten Felder für unsere Arbeiter untergebracht sind. Direkt unter dem Fluß ist ein großer Bereich auf dem wir acht Karten als Auslage bereit legen. Im Spiel heißt dieser Bereich Meadow (Wiese). Auch auf ihm gibt es noch zwei Bereiche für unsere Arbeiter, zum einen den Journey-Bereich (Reise) und zum anderen den Steinkreis, die uns spezielle Möglichkeiten für unsere Arbeiter bieten. Links und rechts neben der Wiese befinden sich Wälder auf denen wir, abhängig von der Spielerzahl, einige Felder für die Arbeiter legen, die in jedem Spiel anders sind. Zu diesem Zweck gibt es auch hierfür einen kleinen Kartenstapel mit vielen verschiedenen Feldern, den sogenannten Waldaktionen.

Soviel zur Vorbereitung, die Spieler starten nur mit zwei Figuren und ein paar Handkarten. Startrohstoffe sucht man erstmal vergebens. Jeder Spieler benötigt noch ausreichend Platz vor sich, um mindestens 15 Karten gut sichtbar auslegen zu können. Man braucht also jede Menge Platz für Everdell. Die Rohstoffe werden an ihre Stellen an denFluß platziert und die sind wirklich fantastisch. Es gibt Zweige, Harz, Kiesel und Beeren. Die Designer haben hier keine Kompromisse gemacht und wunderschönes Material besorgt. Die Beeren sind aus Gummi und lassen sich sogar drücken. Hübsch ist das alles, aber im Fall der Zweige und der Beeren muss man schon aufpassen, dass sie nicht vom Tisch rollen.

Das Spiel ist ein Worker-Placement Spiel, wir setzen also unsere Arbeiter auf bestimmten Feldern ein und bekommen bestimmte Gegenleistungen dafür. In Everdell haben wir jede Runde wahnsinnig viele Möglichkeiten unsere Arbeiter zu platzieren, einige Felder dürfen dabei nur von einem Arbeiter genutzt werden, andere sind für soviele Arbeiter wie möglich geöffnet. Die Spieler dürfen immer nur eine Aktion in jeder Runde ausführen und das führt in der Tat zu einem recht zügigem Spiel. Die Aktionen sind auch schnell aufgezählt, entweder einen Arbeiter setzen, eine Karte ausspielen oder in die nächste Jahreszeit wechseln. Durch das setzen der Arbeiter bekommen wir Rohstoffe, Punkte oder Karten, die wir uns dann auch sofort aus dem entsprechenden Vorrat nehmen.

Die Karten sind das zentrale Spielelement und  wir haben von Beginn an fünf Karten auf der Hand. Zusätzlich zu unseren Handkarten ist es uns aber auch erlaubt Karten von der Wiese zu spielen. Diese Karten sind sozusagen eine öffentliche Hand. Unser Handkartenlimit ist zu jeder Zeit auf strikt acht Karten begrenzt. Es gibt zwei Arten von Karten Gebäude (Constructions) und Tiere (Critter). Gebäude kosten immer eine Kombination aus Zweigen, Kieseln und Harz, um sie auszuspielen. Für die Tiere benötigen wir die Beeren. Um eine Karte auszuspielen bezahlen wir ihre Rohstoffe und legen sie vor uns aus. Haben wir ein Gebäude gebaut, zu dem wir auch einen entsprechenden Bewohner auf der Hand oder auf der Wiese haben, so können wir diesen dort gratis einziehen lassen, um von ihm zu profitieren. Die Karten gehören darüber hinaus noch verschiedenen Kategorien an, auf die sich bestimmte Fähigkeiten der Karten beziehen können. Die wichtigste Kategorie sind die Produktionsorte, die einen mit Rohstoffen versorgen. Das tun sie im Spiel bis zu dreimal von sich aus, wenn man sie nicht über Karteneffekte dazu bringt. Einmal wenn man sie ausspielt, und dann zu Beginn des Frühlings und des Herbstes.

Einige Karten bringen weitere Plätze für unsere Arbeiter mit, die wir danach besuchen können. Es gibt sogar welche, deren Arbeitsplatz ist sogar für die gegnerischen Arbeiter besetzbar. Es gibt viele kleine Details auf den Karten zu entdecken und das gesamte Artwork des Spiels ist atemberaubend gut und niedlich. Man kann hier ganz in diese Tierwelt eintauchen.

Die dritte Aktionsmöglichkeit ist dann das zurückholen seiner Arbeiter vom Brett und der damit einhergehende Jahreszeitenwechsel. Die Spieler können diesen unabhängig voneinander vollziehen und da wird es dann leider ein bißchen unthematisch. Generell finde ich das aber nicht so gravierend sondern eher spannend, auch wenn das für das Spielende bedeuten kann, dass ein Spieler vor den anderen bereits fertig ist. Als Player Elemination würde ich das aber nicht bezeichnen und es dreht sich in den meisten Fällen eher um zwei bis drei Züge, als eine halbe Stunde. Außerdem ist es bei den meisten Spielrunden ja eh üblich sich bei solchen Spielen gegenseitig eher zu unterstützen als verbissen gegeneinander zu spielen.

Das Spiel endet also, wenn auch der letzte Spieler seine letzte Aktion ausgeführt hat. Dann werden die Punkte gezählt, die man für seine Stadtauslage und seine Eventkarten- und Marker erhalten hat. Die meisten Punkte gewinnen.

Das Fazit

Ich finde Everdell mehr als gelungen. Trotz der vielen kleinen Macken, derer man sich bewusst sein muss, ist es einfantastisches Spiel. Ja, es kann möglich sein, dass zum Schluß ein einzelner Spieler noch minutenlang alleine weiterspielt. Ja, das Material ist zum Teil ein wenig unpraktisch, siehe die Zweige, die einem ständig über den Tisch kullern, oder die kleinen spielrelevanten Details auf den Karten, die man zuerst gerne auch übersieht, aber es ist alles so wunderschön von Andrew Bosley gestaltet worden. Ja, der Baum ist absolut überflüssig, aber auch er sieht gut aus und macht das Spiel zu einem Hingucker. Ja, das mit den verschiedenen Jahreszeiten zu verschiedenen Zeitpunkten bei verschiedenen Spielern ist nicht besonders thematisch, ist aber spielerisch total toll und notwendig. Ja, das Spiel ist momentan, da man es fast nur aus dem Ausland beziehen kann, recht teuer, aber es ist es wert. Warum? Weil es eines der besten und thematischten Worker Placement Spiele mit interessantem Kniff ist. Thematisch ist es deshalb, weil man am Anfang im Winter mit seinen zwei Figürchen und seinen paar Handkarten da sitzt und sich fragt, wie man daraus ein kleines Dörfchen errichten soll, denn jede Karte kostet Rohstoffe und die hat man im Winter noch gar nicht und dann kommt der Frühling, alles blüht, man bekommt mehr Möglichkeiten und alles beginnt sich zu entwickeln, bevor man dann im Sommer und im Herbst das Leben in sein Dörfchen bringt und für den nahenden Winter vorbereitet. Das fühlt sich beim Spielen von Everdell dann auch tatsächlich so an. Großartig umgesetzt und wunderschön gestaltet. Darüber hinaus wartet das Spiel auch noch mit einer sehr guten Solovariante für Alleinspieler auf. Dieses Spiel ist absolut Prädikatwürdig und ich würde mich stark wundern, wenn es nicht in Zukunft auch eine deutsche Version geben würde.


  • Verlag: Starling Games
  • Autor(en): James A. Wilson
  • Erscheinungsjahr: 2018
  • Spieleranzahl: 1 – 4
  • Dauer: 40 – 80 Minuten

6 Gedanken zu „Everdell“

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