Spieleabend #1 – Von Zügen und Königen

Lange, lange ist es her das ich eine regelmäßige Spielerunde hatte mit der ich mich abends zum Spielen verabredet habe. Umso mehr war ich überrascht, als eines Tages eine Arbeitskollegin meine Frau und mich fragte, ob wir nicht mal zusammen einen Abend Brettspiele spielen wollten, sie hätte da mitbekommen, dass wir ja wohl total gerne spielen würden und sie auch gerne spielt. Ihr Sohnemann hätte auch Lust mitzumachen und so wurde die Vierer Runde geboren.

Ich schreibe das Ganze jetzt ein paar Monate nachdem der erste Abend stattgefunden hat auf und habe natürlich vor auch noch über die anderen Abende zu berichten, die bisher abgehalten wurden. Ich hoffe, dass ich irgendwann natürlich aktuell direkt nach dem tatsächlichen Termin des Spieleabends berichten werde, aber zunächst bewege ich mich also erstmal in der Erinnerung.

Vorneweg sollte ich noch schicken, dass meine Frau und ich Vielspieler sind und ich im speziellen auch mit einem Ladengeschäft in diesem Bereich schon einmal meine Brötchen verdient habe. Die beiden anderen hingegen sind was den Spielemarkt betrifft komplett unbedarft und haben nur schon mal von dem einen oder anderen Spiel gehört. Wie sich hinterher rausstellte sind natürlich die typischen Kindheitsspiele von MB und Co., namentlich „Das Spiel des Lebens“ und „Monopoly“ eher die Spiele die bei meiner Kollegin und ihrem Sohn bekannt sind. „Toll!“ dachte ich, „Leute mit denen man sich mal komplett durch die Sammlung spielen kann.“

Nach der ersten Euphorie kamen sofort die ersten Zweifel auf: „Was ist wenn der Abend schlecht läuft? Was wenn sie danach nie wieder spielen wollen?“. Ich überlegte tagelang an den richtigen Spielen für den ersten Abend herum, fragte immer mal wieder nach bestimmten Spielen bei ihnen nach und wollte sie einfach nicht gleich am ersten Abend überfordern. Das erste Spiel war mir relativ schnell klar und als meine Kollegin dann noch erzählte das sie eine regelmäßige Skatrunde hat, wusste ich auch sofort was am ersten Abend noch gespielt werden musste.

Am ersten Abend fuhren wir nun also mit einer Tüte voll Spielen los und hofften eine regelmäßige Spielerunde gefunden zu haben. In dieser Tüte befanden sich erstmal fünf Spiele: Zug um Zug, das meiner Meinung nach ein perfekter Türenöffner für Leute ist, die Brettspiele normalerweise nicht spielen, Kingdomino, für das im Prinzip das gleiche gilt und außerdem war es zu diesem Zeitpunkt das aktuelle Spiel des Jahres, Guillotine, weil es schön schnell geht und weil man austesten kann, ob auch makabre Themen bei den unbekannten Mitspielern funktionieren, sowie Skullking, weil meine Kollegin ja eine Skatrunde hat und Valeria, weil wir es gerade neu hatten und meine Frau gar nicht genug von dem Spiel bekommen konnte.

Ein bisschen Smalltalk, Getränke ausgewählt und dann die Frage: „Was habt ihr denn mitgebracht?“. „Ich dachte wir spielen mal ’ne Runde Zug um Zug!“, sagte ich und holte die Schachtel aus der Tüte und wir begannen es aufzubauen. Das wirklich schöne an Zug um Zug ist, das man es innerhalb von gefühlt zwei Minuten erklären kann und das es ein schnelles Spiel mit wenig Downtime ist. Hat früher schon immer funktioniert und versagte auch hier seine Wirkung nicht, die beiden waren konzentriert bei der Sache, hatten es sofort verstanden und Spaß machte es ihnen nach eigener Aussage auch noch. Nice, die Eröffnung hat schon mal geklappt… Puuuh!

Als zweites kam dann Kingdomino an die Reihe, natürlich in der normalen Fassung ohne Sonderregeln, um die Neulinge erstmal nicht zu überfordern. Von Überforderung keine Spur, die beiden mochten auch dieses Spiel, wir spielten sogar direkt noch eine Partie mit allen Sonderregeln und der Damm war gebrochen. Der Abend machte Spaß und es wurde beschlossen das definitiv zu wiederholen, nur würden wir in die Küche umziehen beim nächsten Mal, der Wohnzimmertisch unserer Gastgeberin war einfach zu niedrig und alle saßen mit krummen Rücken um den Tisch.

Um den Abend ausklingen zu lassen spielten wir dann noch einige Partien Skull King, was Sohnemann aber immer wieder ein Stirnrunzeln abrang und seiner Mutter, die wirklich eine versierte Skatspielerin ist, zu Unverständnis Ausbrüchen ihm gegenüber bewegte. Sehr lustig, wobei auch sie Schwierigkeiten hatte sich selber einzuschätzen. Aber auch Skull King kam gut an. Guillotine und Valeria ließen wir erstmal in der Tüte, war schon ganz schön spät geworden.

Das war er also, der erste Spieleabend seit langer Zeit mit netten Menschen, einer gelungenen Spieleauswahl und vielen Erkenntnissen. Zum ersten, dass wir den beiden durchaus mehr Spiel, im Sinne von etwas komplexeren Sachen zumuten können, aber auch das die beiden gerne Abwechslung haben und superlange Spiele wahrscheinlich auch nicht in Frage kommen, aber die mag meine Frau meistens auch nicht. Zweitens, man hätte sich schon viel früher mal wieder Leute zum Spielen suchen müssen und drittens das eine vernünftige Spieleauswahl für so einen Abend wichtig ist. Spiele sollen Menschen zusammen an einen Tisch bringen und sie zu Kommunikation bewegen, ja fast zwingen, es werden Konflikte und Probleme gemeinsam mit- und gegeneinander gelöst, um soziale Kompetenzen zu stärken, etwas was heutzutage viel zu vielen Menschen leider total abgeht.

Am nächsten Tag auf der Arbeit haben wir uns gleich für einen neuen Termin verabredet, um es nicht bei einem Spieleabend zu belassen.

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