Spiele des Jahres 2018

In diesem Jahr habe ich mich zum ersten mal seit Jahren wieder sehr intensiv mit der Brettspielszene beschäftigt und nicht zuletzt deswegen sehr viele Spiele angesehen und ausprobiert. Natürlich ist es unmöglich sich alle Spiele die so innerhalb eines Jahres erscheinen zu Gemüte zu führen, dafür sind es einfach zu viele. Aber, weil ich mich in diesem Jahr wieder intensiv mit Brett- und Kartenspielen auseinander gesetzt habe, möchte ich in diesem Blog auch die besten Sachen aus diesem Jahr herausstellen, die ich kennenlernen durfte. Das ist wichtig. Es sind die besten Spiele, die ich selber gespielt habe und ich habe natürlich nicht alles gespielt. Viele nehmen auch Essen als Ausgangspunkt für ein neues Spielejahr, was ich nicht mache. In dieser Liste sind nur Spiele vertreten, die im Jahr 2018 erschienen sind. Das Spielejahr war aus meiner Sicht sehr gut, auch wenn so eine Art Überflieger vielleicht nicht dabei war. Aber ich höre mal auf zu Labern und stell euch meine 10 besten Spiele aus diesem Jahr vor.

Roll Player / Foto: Spieltroll

10 – Roll Player

Roll Player sprach mich als alten Rollenspieler mit seiner Charakteroptimierungsthematik (was für ein Wort!) total an. Leider wird das wohl auch sein größtes Hindernis sein, denn das Thema wird längst nicht jeden ansprechen. Und das ist schade, denn im Kern ist Roll Player ein sehr schönes und kniffliges Puzzlespiel, das viel mehr Leuten gefallen könnte. Weswegen wahrscheinlich Sagrada mehr Popularität erlangen wird, denn mit diesem kann man es durchaus vergleichen. In Roll Player bauen wir unseren eigenen Fantasy-Charakter in dem wir jede Runde Würfel draften und diese dann in unser Charaktertableau einbauen. Dabei können wir bestimmte Fähigkeiten benutzen, die durch das Einsetzen des Würfels entstehen. Zusätzlich kaufen wir Ausrüstung, Fähigkeiten und Talente für unseren Charakter, um unsere Vorgaben möglichst genau zu erreichen und die meisten Puntke zu erzielen. Ein wirklich gelungenes Denkspiel mit einem außergewöhnlichem Thema.

Die Quacksalber von Quedlinburg / Foto: Spieltroll

9 – Die Quacksalber von Quedlinburg


Das aktuelle Kennerspiel des Jahres bringt es bei mir auf den neunten Platz. Wolfgang Warsch, der Spieledesigner des Jahres könnte man sagen, hat mit den Quacksalbern ein schönes Spiel geschaffen, das das Thema des Tränkebrauens mit den beiden Spielmechniken des Bagbuilding und das des Push Your Lucks sehr gut miteinander verbindet. Darüber hinaus hat dieses Spiel ein hohen Wiederspielwert, da es mit verschiedenen Sets an Zutaten gespielt werden kann und diese in jedem Spiel andere Funktionen aufweisen. Ein alternativer Spielmodus sorgt für weiteren Anreiz. Die Quacksalber macht sowahl als zwei Personenspiel, als auch mit mehr Spielern geleichermaßen Spaß. Der Schwierigkeitsgrad ist nicht so wahnsinnig hoch, so dass es fast schon als gehobenes Familienspiel durchgehen kann. Ein Familienspiel mit Anspruch und sehr atmosphärischem Spielmaterial.

Orbis / Foto: Spieltroll

8 – Orbis

Die Space-Cowboys und Tim Armstrong haben es in diesem Jahr mit Orbis geschafft ein Spiel auf den Markt zubringen, dass auf den ersten Blick wie ein einfaches, sehr generisches Spiel aussieht. Diesen Anschein macht Orbis sogar noch in den ersten ein zwei Runden des Spiels selbst, aber je länger das Spiel dauert, desto mehr wird man gewahr, dass sich hinter Orbis ein Spiel steckt, bei dem man ganz schön überlegen muss, um richtig gut zu sein. Thematisch spielen wir in Orbis Gott und bauen eine Welt in Form einer Landschaftspyramide. Die Landschaftteile nehmen wir uns dabei aus einer Auslage, die im Laufe des Spiels immer teurer wird. Wann immer wir Teile nehmen, müssen wir Anhänger auf angrenzende Teile legen und machen diese dann wieder attraktiver. Anhänger werden dann im Laufe des Spiels zum Zahlmittel und irgendwann geht einem ein Licht auf und man merkt plötzlich das man das alles so gar nicht bauen kann und muss Kompromisse eingehen. Die perfekte Welt kann man sich halt nicht schon vorher planen. Ein wirkliches schönes Familienspiel, dass viel mehr Überlegung erfordert, als man ihm am Anfang zutraut.

Teotihuacan – Die Stadt der Götter / Foto: Spieltroll

7 – Teotihuacan – Die Stadt der Götter

Den siebten Platz in meiner Liste bekommt das „einfache“ Expertenspiel mit dem fast unaussprechlichen Namen. Teotihuacan ist von der Komplexität her wirklich im Expertensegment anzusiedeln, ist dabei aber erstaunlich zugänglich. Man darf sich nicht von seiner schieren Größe und dem Spielbrett mit den vielen Grafiken und Symbolen abschrecken lassen. Im Grunde ist das Spiel nämlich nur ein Rondellspiel in dem man seine Arbeiter in Form von Würfeln durch ein Rondell von möglichen Einsatzmöglichkeiten zieht. Die Einsatzmöglichkeiten sind dabei gar nicht so zahlreich unterscheiden sich aber je nach Stufe des Arbeiters (Anzahl Augen auf dem Würfel). Teotihuacan funktioniert hier nach dem Prinzip leicht zu erlernen, hart zu meistern, allerdings auf einem etwas höheren Niveau, so dass nicht ganz unerfahrene Spieler von Nöten sind. Thematisch geht es um den Aufbau der Stadt der Götter und seiner großen Pyramide bei den Azteken. Der geistige Nachfolger von Tzolk´in und ein nicht minder beeidruckendes Spiel, das weltweit gefeiert wird.

Zwischen Zwei Schlössern / Foto: Spieltroll

6 – Zwischen Zwei Schlössern

Ich glaube seit Carcassonne hatte ich nicht mehr so einen Spaß mit einem Plättchen-Legespiel. Dabei kann man es nicht mit Carcassonne vergleichen, denn hier spielt man zusammen mit seinen Tischnachbarn, also man baut zusammen mit zwei Partnern jeweils ein Schloss aus verschiedenen Raumplättchen. Das Spiel ist dabei so simpel wie es simpler kaum sein kann. Jeder zieht jede Runde aus einem Stapel Plättchen die er sich anschaut je eines für das Schloss zu seiner linken und eines für das rechte. Danach wird der Stapel weitergegeben und die Partner überlegen, wo sie das Teil in ihrem Schloß einabauen können. Das ist schon alles. Der Rest besteht aus den verschiedenen Punktemöglichkeiten die sich aus den verschiedenen Raumplättchen und ihrer Kombination ergeben. Hier wurden zwei Spiele in ein einziges, besseres verwandelt. Die Schlösser des Königs Ludwig und Zwischen Zwei Städten ergeben Zwischen Zwei Schlössern. Das Spiel besticht durch hervorragendes Spielmaterial und ein tolles Konzept und ist auch für große Gruppen geeignet.

Ganz Schön Clever Titel
Ganz Schön Clever / Foto: Spieltroll

5 – Ganz Schön Clever!

Auch in meiner Top 10 räumt der Herr Warsch gleich zweifach ab. Der Mann hat in diesem Jahr einen Lauf und legt für mich neben den Quacksalbern mit Ganz Schön Clever sein bestes Spiel hin. Ganz Schön Clever ist gleichzeitig auch das kleinste Spiel in dieser Liste. Ein Spiel für zwischendurch, dass man auch sehr gut Solo spielen kann. Dafür würde ich aber die ebenso gute App auf dem Smartphone empfehlen. Das Spiel gehört in die Kategorie der Roll´n´Write Spiele, in denen man würfelt und danach Ergebnisse notiert. Hierfür wird der Spezielle Punkteblock benötigt, auf dem man in fünf Farbkategorien diverse Boni erspielt und damit Kettenreaktion von Punktemöglichkeiten auslösen kann. Das besondere an Ganz Schön Clever, nachdem man selber seine Würfel gewählt hat, dürfen die Mitspieler sich an den Resten bedienen, so dass sie immer auch mitfiebern wenn die Gegner an der Reihe sind. Ein tolles Spiel, dass aber viel komplexer ist als man zunächst denkt.

This War Of Mine / Foto: Spieltroll

4 – This War Of Mine

Ich glaube kein Spiel hat mich dieses Jahr so sehr beeindruckt wie This War Of Mine. Dieses Spiel ist der Schlag in die Magengrube des Spielestablishments. Nicht nur das es eine äußerst gelungene Umsetzung eines Computerspiels ist, nein, es tut auch das, was die Spielebranche schon seit langem versucht, aber nie hinbekommt. Es verwandelt das Brettspiel in ein Medium mit Relevanz. Es erhebt Brettspiele in den Status der Kunst. Dieses Spiel schafft es, die Spieler zum Überlegen anzuregen. Zum Überlegen über das gerade erfahrene und welchen Kampf man durchstehen musste, um seine vom Bürgerkrieg gezeichneten Charaktere überleben zu lassen. Ein Solospiel das einem keinen Spaß macht, aber eine Erfahrung bietet, die sich so mancher mal zu Gemüte führen sollte.

Ex Libris / Foto: Spieltroll

3 – Ex Libris

Auf die deutsche Ausgabe dieses Spiels habe ich lange warten müssen und bin danach umso glücklicher, dass es erschienen ist. Ex Libris ist ein toller Mischmasch aus Worker Placement und Legespiel. Die Spieler spielen hier Bibliothekare von magischen Bibliotheken und versuchen die beste Sammlung von Zauberbüchern in ihrer Bibliothek zu sammeln. Man besitzt einen besonderen persönlichen Assistenten den man auf die Jagd nach den richtigen Büchern schickt und muss diese dann in ein möglichst gut sortiertes Bücherregal einstellen. Ex Libris besticht durch wundervolles Spielmaterial. Jeder Buchtitel der in diesem Spiel einen Buchrücken ziert ist einzigartig und in der Reihe des Alphabetes auf den Karten angeordnet. Ein absolutes Highlight und definitv ein Platz auf dem imaginären Treppchen dieser Top 10. Ex Libris bietet altbekannte Spielkonzepte in einem fantastischen, neuen Gewand mit tollem Material.

Architekten des Westfrankenreichs / Foto: Spieltroll

2 – Architekten des Westfrankenreichs

Der wohl sperrigste Titel des Jahres geht an die Architekten des Westfrankenreichs. Man sollte sich vom zugegebenermaßen nicht schönen Titel nicht von diesem Spiel abhalten lassen, denn man würde tatsächlich etwas verpassen. In jedem Jahr kommen viele Spiele heraus, die mehr oder weniger den gleichen Spielmechanismus in verschiedenen Settings mit kleinen Veränderungen aufkochen und meistens trennt sich hier dann auch die Spreu vom Weizen. Shem Phillips nimmt sich hier bei den Architketen das Worker Placement vor und verwandelt es nicht in etwas Neues, aber definitiv in eine neue Erfahrung. Das Spiel spielt sich so elegant und schnell, dass man am Ende denkt, man müsste doch eigentlich noch weiterspielen. Thematisch sind wir im mittelalterlichen Frankenland und bauen eine Kathedrale und versuchen uns bei Hofe beliebt zu machen. Dazu können wir in diesem Spiel auch mit unserer Tugend herumspielen und auch ein paar nicht so tugendhafte Dinge tun, um unser Ziel zu erreichen und das Spiel zu gewinnen. Die Architekten des Westfrankenreichs bringt den Schwerkraft-Verlag ein drittes Mal in die Top 10 und das völlig zu recht. Ein trotz seiner Komplexität einfaches und vor allem schnelles Spiel.

Everdell / Foto: Spieltroll / Grafik: www.meinfreundmachtdesign.de

1 – Everdell

Der Spitzenplatz gebührt in diesem Jahr dem einzigen englischsprachigen Spiel in dieser Liste. Bisher gibt es leider keine Lokalisierung in deutscher Sprache und das ist mehr als schade. Um so mehr spricht das für dieses Spiel. Everdell sorgte seit seiner Kickstarter Ankündigung immer wieder für staunende Gesichter, weil es so wunderschön ist. Das Spiel ist von vorne bis hinten eine komplette Augenweide und hebt das Niveau für Brettspielproduktionen auf ein neues Level. Aber es ist nicht nur hübsch, hinter der schönen Fassade lauert auch noch ein knallhartes, sehr gutes Worker Placement und Engine Building Spiel das zu allem Überfluß auch noch sehr thematisch ist. Hier passt also eigentlich alles zusammen und deshalb steht es zu recht an erster Stelle in meiner Top 10 diesen Jahres. Ich hoffe es wird in Zukunft mehr Produktionen in diesem Sektor des Spielebereichs geben, die ein solches Niveau erreichen. Das hat natürlich auch seinen Preis und das dürfte für viele das Haar in der Suppe sein. Ich finde Everdell ist es wert. Ein wunderschönes, knallhartes Kennerspiel.


So, das war sie, meine erste Top 10 Liste überhaupt. Keine Angst, ich habe nicht vor solche Listen ständig zu machen. Einmal im Jahr und zu besonderen Anlässen vielleicht mal. Ich hoffe es hat euch gefallen und würde mich freuen, wenn ihr mir in den Kommentaren über eure besten Spiele des Jahres 2018 berichten würdet.

UPDATE AUS DER ZUKUNFT:

Kurz nachdem ich diese Zehnerliste hier veröffentlicht habe, hat sich ein Spiel eindeutig an die Spitze vor allen anderen platziert. Leider war es mir nicht möglich, dieses Spiel, da es recht umfangreich ist, rechtzeitig zu spielen. Es wäre aber falsch die Liste so stehen zu lassen, wenn es doch ein Spiel gibt, dass sie alle übertrifft. Also, Zukunftsspieltroll empfiehlt euch SPIRIT ISLAND. Lest den Artikel für mehr Informationen… definitiv mein Spiel des Jahres 2018!

4 Gedanken zu „Spiele des Jahres 2018“

  1. Tolle Top 10
    Orbis und die Quacksalber konnte ich je 1 x spielen und würde sie jederzeit auch gerne wieder spielen und wenn ich sie öfter gespielt hätte könnten sie eventuell auch in meine Top 10 auftauchen
    Ex Libres und Everdell würde ich auch gerne mal antesten…. und könnten es dann auch in meine Top 10 schaffen…
    Im Moment sieh sie aber so aus…. Reihenfolge ändert sich immer mal 😉
    Chronicles of Crime rutscht auch mal hin und wieder rein…
    10. Ultra Quest
    9. Paper Tales
    8. Roll Player
    7. Wildlands
    6. Nah und Fern
    5. Architekten des Westfrankenreichs
    4. Neom
    3. Azul
    2. Aeons End (Legacy)
    1. Gloomhaven

    1. Hallo Mark, deine Top Ten sehen auch spannend aus. Chronicles of Crime bin ich sehr gespannt drauf, das schau ich mir demnächst noch an. Azul ist auch super, aber das habe ich durch meine Kriterien ausgeschlossen, da von 2017. An Gloomhaven traue ich mich nicht ran, da fehlt mir glaube ich die Zeit zu. Wildlands, Nah und Fern, sowie Neom stehen noch auf der Liste „unbedingt noch ausprobieren“. Ultra Quest sagt mir jetzt auch gerade mal gar nicht. Aber Danke für deinen Beitrag.

      1. Hmhhh… stimmt ja mit Azul.. na dann würde ich es austauschen mit Spirit Island (nachdem ich hier inzwischen auch ein paar Partien spielen konnte)

        1. Mit Spirit Island muss ich dir Recht geben. Hätte ich das zum Zeitpunkt des Erstellens der Liste bereits gespielt, dann wäre es drin. Zu Spirit Island kommt demnächst aber ein Beitrag, indem ich darauf eingehen werde.

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