Spieleabend #26 – Wer mag schon Artischocken?

Es ist mal weider soweit: Spieleabend bei unserer Arbeitskollegin. Allerdings diesmal ohne Sohnemann, der krankheitsbedingt leider ausfällt. Unsere Kollegin hat derzeit eine kleine Pechsträhne und wollte gerne mal ein wenig Ablenkung vom tristen Alltag. Da kommen wir doch gerne mit ein paar Spielen vorbei und versuchen unser Bestes. Für diesen Abend hatte ich mir überlegt nur ein großes Spiel einzupacken und ansonsten eher viele kleine mitzunehmen. Unsere Tasche sah dann allerdings aus als würden wir eine Spieleparty für Iello-Spiele schmeißen. Mit dabei hatte ich Get On Board, Legendary Forests und Little Town. Letzteres hatten wir bestimmt schon x-Mal mit dabei, aber irgendwie haben wir es nie gespielt. Five Tribes ist ja eines unserer Lieblingsspiele und wir hatten mal wieder sehr Lust darauf es zu spielen. Draftosaurus, Blätterrauschen und das famose Artischocken komplettierten unsere Tasche.

Ein netter Abend in kleiner Runde sollte es werden. Erfahrungsgemäß wird dann weniger gequatscht und viel mehr gespielt, weswegen wir uns mit insgesamt sieben Spielen auf den Weg machten. Ein wunderschön sonniger aber schon recht kühler Tag. Genau das richtige für einen schönen Spieleabend. Wir bestellten gleich zu Beginn eine Pizza und holten das traditionelle Pizzaspiel aus der Tasche, da der belegte Teigfladen erst in einer Dreiviertelstunde geliefert werden sollte. Eine Partie Artischocken mit Erklärung sollte da doch locker drin sein. Schnell die Karten sortiert und los ging die Erklärung. Alles kein Problem natürlich. Artischocken ist kein Hexenwerk und wurde von ihr auch sehr wohlwollend aufgenommen. Mitten im Spiel klingelte es dann plötzlich an der Tür. Pizza konnte es ja noch nicht sein, es waren schließlich erst 25 Minuten um, aber dem war nicht so. Wir mussten dann doch erst Essen und schoben die Artischocken zur Seite. Die Partie wurde danach von uns beendet und wir spielten direkt noch eine zweite Runde, denn eine Runde Artischocken ist so gut wie keine. Diese ging dann auch recht glücklich zu Ende, obwohl ich eigentlich viel zu dumm war. Peinlich, wie ich eine Aubergine spielte und keine Karten mehr auf der Hand hatte, nur um dann zwei Auberginen von meiner Frau zugesteckt zu bekommen. Richtig dämlich. Aber das Glück ist mit den Dummen, konnte ich mir dann hinterher anhören, als ich per Zufall keine Artischocke mehr auf der Hand hielt, obwohl mein Ablagestapel noch mit genügend herzhaftem Gemüse gesegnet war.

Artischocken ist als Appetizer genau der richtige Start in einen Spieleabend. Wir hatten uns vorgenommen heute Five Tribes zu spielen. Eines unserer absoluten Lieblingsspiele, dass wir allerdings zu lange nicht mehr gespielt hatten. Unsere Kollegin reagierte sehr entspannt als ich es aufbaute. Normalerweise schaut sie immer etwas skeptish auf den Tisch, je mehr Zeug ich da aus einer Schachtel heraushole. Und dann fällt der Satz: „Ohhh, das sieht aber ganz schön kompliziert aus!“ Da sie nicht zur Gattung der Expertenspieler*innen gehört, meint sie das natürlich nicht positiv, sondern eher eingeschüchtert. Kann ich ihr aber im Fall von Five Tribes nicht verübeln, da liegt im Endeffekt schon eine ganze Menge Zeug auf dem Tisch und der Aufbau nimmt erstaunlich viel Zeit in Anspruch stellte ich so ganz nebenbei fest. Insgesamt ist das aber alles nur halb so schlimm. Bruno Cathalas Mancala-Variation kam sehr gut an und bei meiner Frau und mir viel fast parallel die Aussage, dass wir Five Tribes schon viel früher hätten mal wieder spielen sollen. Ein kleiner Einschub, denn am nächsten Tag habe ich mal ein bißchen wegen den Erweiterungen rumrecherchiert, die nur zu absoluten Mondpreisen auf deutsch im Umlauf sind. Das Spielmatertial ist zwar Sprachneutral, aber durchaus nur noch im Ausland zu bekommen. Falls es unter meinen Leser*innen irgendwen gibt, der sie loswerden möchte, schreibt mich gerne mal an.

Unsere Kollegin fand sofort gefallen an Five Tribes und konnte die Partie für sich entscheiden. Sie gewann dabei ganz eindeutig wegen ihrem massiven Kameleinsatz auf den Gebieten, wodurch die Partie auch recht früh beendet wurde. Meine Frau fuhr keine eindeutige Taktik, sondern versuchte überall Fuß zu fassen, was sich als nicht gut genug herausstellte. Ich versuche in der Regel recht viele Punkte über die Waren zu generieren, was mir aber an diesem Abend nicht so richtig gelang. Derweil verlegte ich mich auf eine Strategie mit vielen Djinns, die aber ebenfalls im Sande verlief. Am Ende zog ich in einem Spiel, das ich sehr oft für mich entscheiden kann, den Kürzeren.

Als drittes Spiel des Abends kam dann das brandaktuelle Get On Board: New York & London auf den Tisch, welches wir im Moment recht häufig spielen. An dieser Stelle sei auch erwähnt, dass es auf Boardgamearena eine sehr gute Umsetzung des Spiels gibt, die ihr ausprobieren solltet. Wir waren zu dritt, also kam New York auf den Tisch. Da London viel größer ist, macht es leider kaum Sinn diese, für vier bis fünf Spieler*innen ausgelegte Seite, mit weniger Leuten zu spielen. Egal, unsere Kollegin war begeistert es kennenzulernen. Die Erklärung für das Spiel ist keine Hexerei, viele Dinge erklären sich fast von selbst und die Optik unterstützt das eigentlich auch ganz gut. Die Partie verlief auch mal ganz anders als gewohnt, denn es gab viel Stau, weil wir uns alle in der Westside von New York festgebissen hatten. Eine interessante Partie, die im Endeffekt meine Frau für sich entscheiden konnte, weil sie auch endlich mal ihr persönliches Ziel erfüllen konnte. Das Spiel kam sehr gut an nur weitere Spielpläne würden wir uns zwecks der Abwechlung wünschen. So wie ich es verstanden habe sollen zumindest die Pläne von Kyoto und Tokio auch noch von Iello umgesetzt werden.

Als Absacker für den Schluß, wir wollten es mal nicht so ausufern lassen und erst wieder mitten in der Nacht nach hause kommen, legten wir noch Blätterrauschen auf den Tisch. Das Roll & Write von Paolo Mori, welches schon ein wenig auf dem Markt ist und sich einigermaßen behaupten kann, obwohl es so wahnsinnig viele Roll & Writes gibt. Das liegt an der besonderen Art des Spiels, die ich in den letzten Wochen auch sehr zu schätzen gelernt habe. Das System ist dabei sehr einfach, denn wir zeichnen Vierecke auf unsere Spielfelder, die in ihrer Kästchenanzahl von einem bis hin zu 16 reichen. Anschließend dürfen wir ein Symbol anstreichen, das uns auf bestimmte Art und Weise Punkte bringt. Dabei dürfen wir es so oft anstreichen, wie es vorhanden ist. Das Planen auf dem eigenen Zettel macht dabei, zumindest mir, eine Menge Spaß. Erklärt ist Blätterrauschen in ein paar Minuten und unsere Kollegin hat es auch sofort erfasst. Ich finde es auch spannend zu sehen, wie sich verschiedene Spieler*innen dem Problem auf ihren Zetteln nähern. Wir haben den Frühling und den Sommer gespielt und sowohl meine Frau als auch ich konnten je eine Jahreszeit gewinnen.

Danach beschlossen wir den Abend ausklingen zu lassen und fuhren zufrieden nach einem schönen Abend zurück nach hause. Vier Spiele gespielt und viel Spaß gehabt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.