
Das Ampelaus hat Spuren hinterlasssen. Ich bin mir zwar nicht sicher, aber so politisiert wie in diesem Jahr war ich schon lange nicht. Es wird wohl eine richtungsweisende Wahl werden. Ich war noch nie unpolitisch und meine Tätigkeit lässt das auch kaum zu, aber ich versuche das nicht ins Private eindringen zu lassen. „Diskussionen um Religion und Politik“ sollen am Stamm- und nicht am Küchentisch geführt werden, sagt man und da ist etwas wahres dran, denn Diskussionen in diesen Bereichen werden oft hoch emotional geführt und führen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit zum Streit. Das Thema Politik ist eines, welches sich bisher mit einer Ausnahme, aus dem Brettspielthemenzirkus ferngehalten hat. Ich meine jetzt Politik als Tagesgeschäft und nicht die zahlreichen Spiele, in denen es um politische Entscheidungen auf Landkarten um bestimmte Vorherrschaften geht. Da gibt es natürlich viele Beispiele. Nein, ich meine Politik, Parteien und Wahlen als Thema für das Spiel. Wer das Spiel, welches ich meine, nicht kennt, wird sich sicherlich auch fragen, welchen Sinn das macht, weil Spiele doch Spaß machen sollen und Politik als solche eher selten mit Spaß in Verbindung gebracht wird. Ich musste dieser Tage ganz oft an Die Macher denken.

Die Macher, durchaus ein Spiel über das ich mal eine Klassiker-Review schreiben könnte, aber ich habe es schon lange nicht mehr selbst in Aktion gesehen. Früher war das Spiel in meinem Bekanntenkreis ein oft auf den Tisch gebrachtes Spiel, weil es strategisch eine Herausforderung darstellte und wir wahrscheinlich keine anderen Freuden im Leben hatten. Oder fällt euch ein anderer Grund ein sich in einem Brettspiel mit einem Thema wie den wahlen in Deutschland auseinanderzusetzen? Das will doch momentan wirklich keiner mehr. Da hast du die Nazis, die den ganzen Bumms abschaffen wollen und für alles immer nur Sündenböcke suchen um sich, wenn sie an die Macht kommen sollten die Taschen so vollzustopfen wie sie nur können, bevor es dann doch allen auffällt, das sie nur Scheiße geredet haben und wir uns wieder wen suchen müssen, der denen aufs Maul haut. Dann sind da noch diejenigen die all ihre Ideale und Überzeugungen verraten haben, damit sie irgendwie die Politik mitgestalten konnten und sich von den Nazis die Themen vorschreiben lassen, weil sie einfach nicht kapieren wie Populismus funktioniert. Dann gibt es noch diverse Splittergruppen, die sowieso nichts bewirken können, weil sie dafür nie genügend Macht erhalten würden (was in manchen Fällen auch ganz gut so ist) und du als mündiger Bürger stehst dann da.

Ehrlich geht wählen auch wenn das keinen Spaß macht. Es ist und bleibt wichtig. Aus der Sicht eines Bürgers dieses Staats kommen einem Die Macher dann plötzlich gar nicht mehr so unspaßig vor. Ganz ehrlich das Spiel ist toll und durchaus auch lehrreich und macht auf alle Fälle mehr Spaß als die Realität. Hier kämpfen die Parteien noch um Ziele und Wahrheiten und nicht darum, wer mehr Leute in Krisengebiete abschiebt und es schafft den Klimawandel weniger zu Ignorieren als die anderen. Nie machten Wahlen mehr Spaß als hier, wenn du versuchst deine Partei durch sieben Regionalwahlen zu führen, um am Ende als Sieger*in aus dem Plänarsaal zu gehen. Herrlich, ich habe meine Version von Hans im Glück irgendwann mal verkauft, weil niemand mehr vier bis sechs Stunden darum weitteifern wollte, ob nun FDP, GRÜNE, CDU oder SPD Deutschland regieren sollen. Schade eigentlich. Das Spiel ist schon eine Bank, wenn du auf so was stehst natürlich. Gerade erst konnte das Spiel, das inzwischen bei Spielworxx neu aufgelegt worden ist, über die Spieleschmiede finanziert werden. Ich war nicht dabei, weil ich niemanden mehr kenne, der sich mit mir für soviele Stunden in einen Raum an einem Tisch einfunden würde, um ein Spiel über Wahlen zu spielen. Da winken viele nur noch ab.

Ich gebe die Hoffnung nicht auf. Für Die Macher nicht und auch für Deutschland nicht. Leute geht zur Wahl und sorgt dafür, das die Antidemokraten nicht gewinnen, sonst habt ihr bald keine Wahl mehr und könnt euch auch nicht mehr darüber beschweren, sondern könnt höchstens noch Wahlen simulieren, wie in Die Macher. Probiert es mal aus. Tolles Spiel!