Caper

Caper

Heute möchte ich mal wieder über ein kleines 2-Personenspiel sprechen, dass leider nicht besonders viel Liebe erhält. Das liegt meiner Meinung nach aber eher daran, dass es kaum jemand kennt und nicht so sehr daran, dass es kein gues Spiel sei. Caper kommt darüber hinaus von einer Firma, die heutzutage nicht mehr besonders mit tollen Brettspielen asoziiert wird. Jumbo sind heutztage eher ein Hersteller von Massenware so wie Rummikub und Stratego. Letzteres wird in allen möglichen Formen auf verschiedene Marken angepasst und auf den Markt geworfen. Caper ist seit 2018 eines ihrer Randprodukte, die man einfach in der Spielerschaft kaum wahrnimmt. Warum ich denke, dass sich das ändern sollte, möchte ich versuchen in den folgenden Zeilen zu erörtern. Caper ist kein großes Spiel, aber eines das Spaß machen kann und das vor allem vortrefflich aussieht.

Worum geht es?

In Caper übernehmen die beiden Kontrahenten die Rolle des Masterminds einer Diebesbande, der versucht in einer der großen Metropolen Europas mit seiner Bande Beute zu machen. Was sie dabei versuchen auszurauben steht zu Beginn des Spiels noch gar nicht fest, vielleicht ein Museum, oder eine Kunstgallerie, einen Juwelier oder ein anderes lukratives Gebäude. Über den Verlauf von sechs Runden spielen sie über einen Draft verschiedene Karten in Form von Bandenmitgliedern und Ausrüstung aus, um den besten Raubzug an drei verschiedenen Orten auszuführen. Wer am Ende die meisten Punkte in Form von Beute gemacht hat, gewinnt das Spiel.

Caper – Spielsituation / Foto: Spieltroll

Wie läuft das ab?

Zunächst muss ich ersteinmal klarstellen, dass ich in der Einleitung nicht ganz die Wahrheit gesagt habe, denn Caper ist nicht nur ein Spiel für zwei Spieler, sondern eigentlich eines für zwei bis vier Spieler. Allerdings ist die vierer Variante nichts anderes als eine Teamvariante, die man natürlich spielen kann, aber wir alle wissen, dass solche Varianten eigentlich nur Krücken sind, um die Spielerzahl für die Verkaufbarkeit nach oben zu drücken. Ganz besonders bei einem Produkt von einem solchen „Massenmarkt-Verlag“. Das Spiel zu dritt bemüht ebenfalls eine Krücke, aber die ist spielerisch komplett anders und hat daher vielleicht ihre Berechtigung, allerdings gefiel uns diese sogenannte Spitzel-Variante nicht so gut wie das normale Spiel für zwei. Man merkt dem Spiel auch deutlich an, dass es für zwei Spieler konzipiert wurde.

Caper – Spielmaterial Paris / Foto: Spieltroll

Nachdem wir das erstmal aus dem Weg geräumt haben, kann ich ja mal mit der Spielbeschreibung fortfahren. Der Spielaufbau isst dabei schnell erledigt. Die drei Ortstafeln werden mit ein wenig Abstand zwischen die beiden Kontrahenten in die Mitte des Tisches gelegt. Daneben kommt noch der Rundenzähler, der uns nebenbei noch über die Kartenverteilung der einzelnen Runden informiert. Zu allererst müssen sich die Spieler auf einen Ort einigen, an dem sie ihre Raubzüge ausführen wollen. Zur Auswahl stehen London, Paris und Rom. Die Städte stehen für verschiedene Schwierigkeitsgrade, denn je nach Stadt werden bestimmte Karten mitspielen und einige sind eher für fortgeschrittene Spieler geeignet. Die Anleitung empfiehlt sich zuerst mit Paris zu befassen. Jeder Ort hat einen eigenen Ortsstapel und diese Karten werden in die drei Kartenstapel des Spiels eingemischt. Es gibt einen Ortsstapel, einen Diebesstapel und einen Ausrüstungsstapel. Alle drei werden gemischt und bereitgelegt. Zunächst ziehen wir drei Karten vom Ortsstapel und legen sie auf die drei Ortstafeln in der Mitte des Tisches. Die 10 Münzen des Spiels werden ebenfalls in der Mitte bereitgelegt.

Caper – Ortsbelohnung / Foto: Spieltroll

Jeder der Orte zeigt uns auf seiner Karte eine Belohnung an, die wir bekommen können, wenn wir den Ort für uns entscheiden. Diese Belohnungen stellen eine der wichtigsten Punktemöglichkeiten dar. Viel mehr müssen wir auch gar nicht vorbereiten. Wir spielen sechs Runden und in jeweils drei der Runden spielen wir Diebe und in den anderen Ausrüstung. Diese Runden wechseln sich ab und wir starten mit Diebeskarten. Zu Beginn einer Runde bekommt jeder Spieler die Anzahl an Karten, die auf der Rundentafel angegeben sind. In der ersten Runde sind das vier Diebeskarten. Der Startspieler legt nun zuerst eine seiner Handkarten an einen der drei Orte. Danach tut es ihm der andere Spieler gleich und die Spieler tauschen ihre Handkarten. Der Startspieler spielt wieder eine Karte aus und danach sein Gegner. Das wiederholt sich solange bis die Karten alle ausgelegt wurden. An einem Ort dürfen pro Spielerseite nur drei Diebe nebeneinander ausgelegt werden. Diebe werden nie auf andere Diebe gelegt. Manche Diebe zeigen am unteren Rand ein Münzsymbol, wenn ein solcher Dieb angelegt wird, nimmt sich der Spieler eine Münze aus der Mitte.

Caper – Ausrüstung / Foto: Spieltroll

Die Ausrüstungsrunden funktionieren fast gleich. Hier werden nun die Ausrüstungskarten verwendet und an die Spieler ausgeteilt. Auch hier werden die Karten abwechselnd ausgespielt. Ein paar Dinge gibt es aber zu beachten. Ausrüstungskarten können am oberen Rand Kosten in Form von Münzen aufweisen. Um sie auszuspielen müssen wir die Kosten bezahlen. Ausrüstungskarten müssen außerdem immer auf Diebe oder andere Ausrüstungskarten gespielt werden. Anstatt eine Ausrüstung auszuspielen dürfen wir sie auch abwerfen und bekommen dafür eine Münze. Auf einem Dieb dürfen außerdem nie mehr als drei Ausrüstungskarten liegen.

Caper – Dieb mit Ausrüstung / Foto: Spieltroll

Warum tun wir das nun alles? Ziel des Spiels ist es an den drei Orten die meisten Caper-Symbole (eine maskierte Diebesfigur) zu haben. Diebeskarten und auch Ausrüstungskarten geben uns diese Symbole. Haben wir drei Ausrüstungskarten auf einem Dieb, so bekommen wir ein Extra-Caper-Symbol. Manche Diebe bringen uns aber auch einfach Punkte, die wir am Ende des Spiels erhalten. Den Ausrüstungskarten kommt noch eine weitere Bedeutung zu, denn unter ihnen gibt es verschiedene Farbsets, die wir versuchen müssen für bestimmte Diebeskarten zu sammeln. Manche Diebe bringen uns nämlich nur Punkte oder Caper-Symbole, wenn wir eine bestimmte Anzahl in einer Kartenfarbe an dem Ort haben usw. Manche Diebe lassen uns auch Ausrüstung bei einem Gegner umdrehen, was aber nur mit der zu oberst liegenden Ausrüstung geht usw. Unter den Ausrüstungskarten befindet sich auch das Diebesgut, das in drei Varianten daherkommt und das wir nach Möglichkeit zu einem kompletten Set zusammenstellen müssen, denn so bringt es die meisten Punkte. Die Spieler veranstalten hier also ein klassisches Tauziehen.

Caper – Verschiedene Kartensorten / Foto: Spieltroll

Nach den sechs Runden werden die Orte ausgezählt und die Spieler ermitteln den Sieger mit den meisten Punkten. Sollte zu irgendeiner Karte eine Frage aufkommen, so gibt es neben dem Regelheft noch einen Diebeskatalog, in dem alle Karten erklärt werden. Sehr vorbildlich, denn man benötigt schon ein paar Partien bis die ganze Ikonographie sitzt.

Das Fazit

Caper müsste eigentlich mehr Aufmerksamkeit bekommen. Das Spiel ist für zwei Spieler eine wirklich schöne Erfahrung. Jumbo als Hersteller tut dem Spiel wahrscheinlich keinen großen Gefallen, da die Marke den meisten Gamern eigentlich nichts zu bieten hat. Caper sollten sie sich aber durchaus mal anschauen. Das Spielprinzip eines Tauziehens um bestimmte Orte ist natürlich nicht neu, aber es wird hier mit einiges an Finesse neu interpretiert. Das übliche Set-Collection-Prinzip wird noch durch geschickte Punktewertungen erweitert. Caper ist von vorne bis hinten mit einem wunderbaren Artstil versehen worden. Das fängt schon bei der Verpackung an auf dem die skurilen Charaktere als Bilder in einer Galerie hängen und hört bei Spielmaterial nicht auf, bei dem sämtliche Karten mit charmantem Sechziger-Charme versehen wurden. Darüber hinaus gibt es auch noch den Diebeskatalog, der so wunderbar gestaltet wurde und uns sämtliche Karten des Spiels näher erklärt, falls Fragen auftreten sollten.

Caper – Diebeskatalog / Foto: Spieltroll

Das Spielmaterial ist angemessen und wird in der Schachtel gut präsentiert und aufbewahrt. Einzig das Regelheft gefällt mir nihct so gut, hier hätten einige Regeln etwas klarer fromuliert werden können und durchaus noch mehr Beispiele hineingehört. Das Spiel kommt in dieser Version viersprachig daher, was uns durchaus bei der Überprüfung einiger Regeln auf Englisch geholfen hat. Die Regel bleibt aber für mich so ziemlich der einzige Kritikpunkt. Der Rest von Caper ist ein wirklich gelungenes Zweipersonenspiel, dass mehr Aufmerksamkeit verdient hätte. Caper möchte ich allen empfehlen, die gerne Spiele zu zweit spielen und die den Gegenspieler auch mal ein bißchen ärgern wollen. Der Wiederspielreiz ist dabei sehr hoch, da in jedem Spiel nur drei Orte mitspielen und man allein durch die Auswahl der Stadt soviele verschiedene Orte in einem Spiel ausbringen kann, das die Siegbedingungen in jedem Spiel immer anders sein können.


  • Verlag: Jumbo
  • Autor(en): Unai Rubio
  • Illustrator(en): Josh Emrich
  • Erscheinungsjahr: 2018
  • Spieleranzahl: 2 (– 4) Spieler
  • Dauer: 30 – 45 Minuten

4 Gedanken zu „Caper“

  1. Hey cool. Danke wieder mal für den Tipp.

    Ich finde, dass man Jumbo etwas zu unrecht abstempelt. Klar, die haben viele Titel im Angebot, die reine Massenware sind. Stratego ist bis heute ein gutes Spiel, zudem hat Jumbo das eine oder andere interessante Knobelspiel im Angebot und die eine oder andere kleine Perle, wie Spies & Lies oder hier Caper, ist auch immer mal im Programm zu finden.

        1. Ich kann deinen positiven Eindruck nur bestätigen. Es ist ziemlich schade, dass Caper so untergegangen ist. Ich hoffe Jumbo bleibt trotzdem dran an solchen Spielen. Mit Caper und Spies & Lies hat Jumbo zwei wirklich gute 2-Spieler-Spiele in den letzten Jahren heraus gebracht. Beide Spiele spielen sich interessant und durchaus anspruchsvoll (gehobenes Familienspielniveau, kratzend am Kennerspiel). Wenn Jumbo weiter so macht, dann bekommt Kosmos bei seiner 2-Spieler-Reihe echte Konkurrenz.

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