Eines frühen Spielabends unterhielten wir uns mit unseren Gastgebern mal über die Spiele, die sie so kennen. Einige Kinderspiele waren natürlich bekannt und auch die üblichen Verdächtigen, wie Monopoly und „Das Spiel des Lebens“ wurden genannt. Darüber hinaus ist meine Kollegin eine passionierte Skatspielerin, wie ich wahrscheinlich schon das ein oder andere Mal erwähnte und auch Poker und Kniffel waren natürlich bekannt. Ansonsten aber sind sie komplett unbeleckt. Als ich dann aber den Namen „Siedler von Catan“ in die Runde warf, war immerhin Catan als Begriff ebenfalls bekannt. Faszinierend, dass so viele Menschen Catan kennen. Da war für mich klar, dass wir an diesem Abend siedeln würden. Also sortierte ich alles überflüssige Material aus dem Karton und packte es für diesen Abend in die Tasche. Außerdem hatten wir noch ein Spiel als Gastgeschenk dabei, seit wir uns die Kingdom Builder Bigbox von Queen Games gekauft haben, steht das normale Spiel bei uns nur noch rum.
An diesem Abend legten wir gleich sehr früh los und stiegen direkt mit den Siedlern von Catan ein. Ewig nicht gespielt und wirklich mal wieder Lust darauf gehabt, erklärte ich die nicht allzu umfangreichen Regeln. Ein paar Dinge im Zusammenhang mit den Siedlern fielen mir auch an diesem Abend wieder auf: 1. Das Spiel ist ja wirklich nicht komplex, aber wenn es Probleme mit einer Regel gibt, dann ist das immer die Abstandsregel mit den Kreuzungen auf denen man bauen darf. Das war früher schon so und auch an diesem Abend wurde das aus irgendeinem Grund falsch abgespeichert. Hilft auch tatsächlich nichts, dass bei der Erklärung explizit hervorzuheben, unter Garantie wird irgendwann jemand eine Siedlung auf eine Kreuzung bauen, die nicht erlaubt ist. Das zweite was mir gerne mal auffällt ist, die Hemmung mit der die ersten zögerlichen Handelsversuche einhergehen. Die Siedler ist echt gut darin, Runden aufzulockern. Es dauert gar nicht so lang, bis auch die Schüchternsten anfangen sich wie auf einem Bazar zu fühlen und unverschämte Handelsforderungen zu stellen.
Eine weitere Sache fiel mir auf, die ich auch schon im Klassiker-Review Die Siedler von Catan erwähnt habe. So gerne ich die Siedler, oder wie es ja neuerdings heißt, Catan, spiele, es wirkt tatsächlich inzwischen auf mich ein wenig antiquiert, weil es heutzutage soviele andere Spiele gibt, die Mechanismen von den Siedlern übernommen und erweitert haben. Es überraschte mich auch, dass unsere Neuspieler, bereits ähnlich unbegeistert waren. Früher war das Spiel wie eine kleine Offenbarung. Wahrscheinlich hatten die beiden inzwischen von uns so viel Spiele gesehen, dass sie von den Siedlern auch irgendwie mehr erwartet hatten, weil es eben so bekannt war und immer noch ist. Mit Erklärung und Spielzeit waren damit auch schon gut zwei Stunden des Abends vergangen und wir gingen zum gemütlicheren Teil des Abends über und holten die Würfel samt Ganz Schön Clever aus der Tasche.
Die Erklärung geht erstaunlich schnell. Aber die ersten Blicke auf die Wertungszettel sind fantastisch. „Das sieht aber kompiziert aus!“. Wir spielen einfach drauflos und erklären die Feinheiten beim Spiel. Ganz Schön Clever kommt gut an, auch wenn nach einiger Zeit die Köpfe ganz schön rauchen, ob der vielfältigen Möglichkeiten des Wertungszettels. Ein bißchen unterstützend greifen wir ein, aber größtenteils bekommen sie es alleine hin. Ein Spiel das definitiv in die Kategorie „Easy to learn, hard to master“ gehört. Wir benötigen zu viert mit Erklärung über eine Stunde, bis wir zu einem amtlichen Endergebnis kommen. Macht aber wirklich auch mit vier Mann Laune.
Zu später Stunde holen wir noch das Gastgeschenk aus der Tasche: Kingdom Builder. Ein sehr umstrittenes Spiel in der Brettspielgemeinde. Das Spiel vom Dominion-Erfinder Donald X. Vaccarino gilt bei den meisten Leuten als zu seicht und zu wenig Spiel. Andererseits ist es auch zum Spiel des Jahres 2012 gekürt worden. In meiner Spielegedanken Kolumne zu Erweiterungen, habe ich schon mal angedeutet, dass ich Kingdom Builder eigentlich ganz gerne mag, aber finde, dass es wahrscheinlich aus Marketinggründen total zerpflückt wurde. Ist bei Queen Games ja ein bißchen Firmenpolitik, wie ich finde. Aber zurück zum Spieleabend, Kingdom Builder ist innerhalb von 5 Minuten erklärt, wenn man auch noch die jeweiligen Plättchen, die sich auf dem Spielbrett befinden, miterklärt. Zunächst waren die beiden ein wenig skeptisch, fanden dann aber doch gefallen an dem sehr einfachen Spielprinzip. Wir zogen recht gute Punktekarten, so dass die Partie sehr ausgewogen war und auch bis zum Schluß spannend blieb. Unseren Gastgebern gefiel das Spiel und wir ließen es wie geplant da. Ich kann die Kritik, die immer wieder an Kingdom Builder geübt wird durchaus verstehen, aber es geht ja durchaus etwas weiter darüber hinaus, als nur eine Karte zu ziehen. Das setzen der Steine kann schon taktisches Geschick verlangen und ich bin immer noch der Meinung, dass das Spiel von vornherein etwas komplexer angedacht war und nur aus Marketinggründen zerpflückt wurde. Kingdom Builder gewinnt durch ein oder zwei der Erweiterungen deutlich an Tiefe, insbesondere wenn die Bewegung einiger Steine durch Plättchen ins Spiel kommt.
Für weitere Spiele fehlte uns an dem Abend ein wenig die Energie, ich hatte zwar noch Keltis und Loveraft Letter dabei, aber wir ließen den Abend lieber mit etwas Alkohol und Gesprächen ausklingen muß auchmal sein.