Toy Battle – Krieg im Kinderzimmer

Toy Battle

Zugegeben, die Überschrift klingt martialischer als Toy Battle tatsächlich ist. Paolo Mori und sein Partner Alessandro Zucchini, der mir zu Letzt bei Australis untergekommen ist, haben hier ein Spiel entwickelt das ich zunächst nicht ganz einzuordnen vermochte. Letztlich sagt der Titel Toy Battle aber genau das aus, was wir hier auch bekommen. Spielzeug das auf Kinderzimmer-Schlachtfeldern gegeneinander antritt um eine oder eine Sieger*in zu ermitteln. Toy Battle hat dabei ein abstraktes Spielgerüst, weiß aber durch jede Menge Spielzeug Charme etwas darüber hinwegzutäuschen. Wir haben es hier mit einem Spiel für zwei zu tun, bei dem wir gleich aus der Spielschachtel mit diversen unterschiedlichen Spielbrettern, eine sehr abwechslungsreiche Spielerfahrung geboten bekommen. Etwas das für ein abstraktes Strategiespiel eine absolute Seltenheit darstellt und ich für einen solchen Preis noch nicht so oft geboten bekommen habe. Die kriegerische Thematik verschwindet hier genauso in den Hintergrund wie bei einer Partie Schach.

Worum geht es?

Zwei Kontrahenten treten gegeneinander in einem Kinderzimmer Wettstreit an, indem sie mit ihren Spielzeugen einen Kleinkrieg ausfechten. Dabei stehen acht unterschiedliche Schlachtfelder mit unterschiedlichen Regeln zur Verfügung und wir bekriegen uns sowohl in der heimischen Ritterburg, im Sandkasten oder auch im Pool. Wir setzen unsere Spielfiguren auf dem Spielfeld ein, führen Züge aus oder ziehen neue Figuren in unseren Vorrat. Wer eine der Siegbedingungen erfüllt, gewinnt die Partie.

Toy Battle – Spielaufbau / Foto: Spieltroll

Wie läuft das ab?

In der gar nicht mal so großen Schachtel, die picke packe voll ist, finden wir neben den schon erwähnten vier doppelseitig und farbprächtig bedruckten Spielbrettern, zwei Ablagebänkchen aus Holz, sowie zwei Pappschachteln für die beiden Spieler*innen in denen wir den jeweiligen Satz Spielfiguren, die aus dicken Pappplättchen bestehen, unterbringen können. Ansonsten befinden sich noch eine Spielhilfe und ein paar Marker in der Schachtel.

Toy Battle – Verschiedene Spielbretter / Foto: Spieltroll

Der Aufbau ist schnell erledigt, wenn ihr euch für ein Schlachtfeld entschieden habt. Anfangen sollen wir erstmal mit dem Burgland. Dieses legen wir zwischen die beiden Spieler*innen. Als Farben stehen Rot und Blau zur Verfügung und wir finden auf jeder Kopfseite die entsprechende Festung. Vor das Spielbrett stellen die Spieler*innen ihr Bänkchen, um die eigenen Spielfiguren vorm Gegenüber verborgen zu halten. Das Spielfeld zeigt uns weitere Burgen und Wege zwischen diesen. Auf den abgeschlossenen Wiesen, also den Zwischenräumen, finden wir jeweils Sternsymbole. Wir legen auf jedes dieser Symbole einen der sogenannten Ordens-Marker. Die Spieler*innen mischen ihre Spielfiguren verdeckt und legen sie bereit. Wer beginnt zieht drei der Plättchen auf seine Bank und das Gegenüber als Kompensation vier. Beide ziehen zusätzlich noch vier Plättchen aus ihrem Vorrat und legen sie unbesehen zurück in die Spielschachtel.

Toy Battle – Gebiete mit unterschiedlich vielen Ordensmarkern / Foto: Spieltroll

Dann kann es losgehen und die Spieler*innen sind abwechselnd am Zug. Es gibt nur zwei mögliche Aktionen und sind wir an der Reihe dürfen wir genau eine davon ausführen. Entweder ziehen wir zwei Truppen auf unsere Bank, wobei wir das Truppenmaximum von acht beachten müssen. Haben wir bereits acht Truppen auf unserer Bank, so dürfen wir die Aktion nicht ausführen, sind es nur sieben, ziehen wir auch nur ein Plättchen. Als zweite Aktion dürfen wir eine Truppe auf dem Schlachtfeld einsetzen. Dabei müssen wir die Einsatzregeln beachten, dazu gleich mehr, und führen dann die Fähigkeit der Truppe aus und im Anschluss, falls es eine gibt, die Fähigkeit der Basis.

Toy Battle – Verschiedene Truppentypen / Foto: Spieltroll

Bevor ich auf die Einsatzregeln und die Fähigkeiten der Einheiten und Basen zu sprechen komme, erkläre ich noch kurz ein bisschen die Truppen. Beide Seiten verfügen über den gleichen Satz von acht unterschiedlichen Truppen. Jede dieser Truppen ist im Satz dreimal vorhanden. Sie tragen die Stärkewerte von 1 bis 7 und haben unterschiedliche Fähigkeiten. Die Truppen sind den Spielzeugen aus einem Kinderzimmer nachempfunden und reichen von einer kleinen Skelettpuppe bis hin zum großen Plastik T-Rex. eine Sonderstellung hat das Quietsche Entchen, die keinen Zahlenwert sondern eine kleine Ente anstelle der Zahl aufweist.

Toy Battle – Einsatzmöglichkeit auf einer gegnerischen Truppe mit weniger Stärke / Foto: Spieltroll

Wollen wir eine Truppe einsetzen, so müssen wir Folgendes beachten: entweder setzen wir die Truppe auf einer leeren Basis ein, oder auf einer Basis auf der schon irgendeine unserer Einheiten liegt, oder auf einer Basis, die von einer gegnerischen Einheit besetzt ist, die weniger Stärke als unsere Einheit hat, oder auch auf dem gegnerischen Hauptquartier. Zusätzlich muss aber auch beachtet werden, dass diese Basen eine durchgehende Verbindung zu unserem Hauptquartier aufweisen müssen. Das heißt wir müssen sie über die Wege auf dem Spielbrett erreichen können.

Toy Battle – Alle Basen um das Gebiet gehören Rot / Foto: Spieltroll

Sollten wir alle Basen, die an ein Gebiet angrenzen besetzt halten, so erhalten wir alle Ordensmarker dieses Gebiets und legen sie in unseren Vorrat. Sollten wir das Gebiet später verlieren, geben wir diese nicht wieder ab.

Toy Battle – Ordensziel für Burgland / Foto: Spieltroll

Das Spiel kann auf zwei unterschiedliche Weisen gewonnen werden. Entweder schaffen wir es das gegnerische Hauptquartier zu besetzen, oder aber wir erreichen das Ordensziel eines Spielbretts, das am Rand neben den Hauptquartieren aufgedruckt ist. Für das Burgland liegt das Ziel bei sieben Orden. Alternativ endet das Spiel auch, wenn wir kein Plättchen mehr nachziehen, noch einsetzen können.

Das Fazit

Toy Battle war mal wieder eine dieser Überraschungen. Ein Spiel mit dem ich überhaupt nicht gerechnet habe und das tatsächlich zu überzeugen weiß. Das Spiel ist denkbar einfach und hat nur wenige Regeln. Im Prinzip habe ich bis auf die einzelnen Fähigkeiten der Einheiten und Bretter alles erklärt. Auch diese sind einfach zu merken und beschränken sich auf nur ganz wenige Dinge. Zum Beispiel dürfen wir extra Plättchen ziehen, oder ein weiteres platzieren, wir dürfen wieder eines zurücknehmen oder uns sogar frei auf einer Basis platzieren. Das ist alles kein Hexenwerk und bereits das Spiel auf dem empfohlenen ersten Spielbrett macht riesig Spaß. Dann haben wir aber immer noch sieben weitere auf denen wir uns ausprobieren können, die kleine Sonderregeln und immer andere Pfade haben auf denen wir uns bewegen müssen.

Die unterschiedlichen Siegbedingungen tun ihr Übriges, um das Spiel spannend zu halten. Wir versuchen natürlich immer das Hauptquartier des Gegenübers einzunehmen, aber auch die Orden sollten stets beachtet werden und so entspinnt sich ein wirklich spannender Schlagabtausch um die Vorherrschaft auf dem Schlachtfeld. Ein Area Control Gefecht, bei denen die verschiedenen Gebiete, verschieden viele Orden einbringen, je nachdem wie schwierig sie zu besetzen sind. Am Ende, falls mal keine der Siegbedingungen greift, kann es auch um die Anzahl der Orden gehen und natürlich ist das häufiger der Fall, wenn gewiefte Spieler*innen gegeneinander antreten. Das Glücksmoment ist minimal und hat mit dem Zug der Plättchen zu tun. Allerdings wissen wir ja wie viele der Plättchen wir haben und die Anzahl ist mit 24 überschaubar, von denen aber nur 20 mitspielen. Eine kleine Unsicherheit bleibt und auch die ist genau richtig und wichtig für das Spiel, weil sie zusätzliche Spannung erzeugt, wenn wir mal auf der Suche nach der „richtigen“ Einheit sind.

Bei uns hat Toy Battle eingeschlagen wie die sprichwörtliche Bombe. Wir spielen es wirklich gern und durch die sehr kurze Spieldauer ist auch immer eine Revanche drin. Meist spielen wir Best of Three oder Five um die Vorherrschaft auf einem Schlachtfeld. Die Idee des Kinderzimmer Kriegs ist zwar bestimmt nicht eines jeden Sache, aber ich finde der Abstraktionsgrad ist schon sehr hoch und das Spiel ist lustig genug, um das wegzuwischen. Ein strategisches Spiel das nicht nur Erwachsenen sondern auch Kindern Spaß machen kann. Für mich eine der bisherigen Überraschungen dieses Jahres und vor allem im sehr umkämpften Segment der Spiele für Zwei.


  • Verlag: Repos Production, Asmodee
  • Autor(en): Paolo Mori, Alessandro Zucchini
  • Illustrator(en): Paul Mafayon
  • Erscheinungsjahr: 2025
  • Spieleranzahl: 2 Spieler*innen
  • Dauer: 15 Minuten

Ein Gedanke zu „Toy Battle – Krieg im Kinderzimmer“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.