Crimecases Krimispiel: Tatort Traumschiff – Ab in die Rettungsboote!

Crime Cases Krimispiel: Tatort Traumschiff

Lang ist es her, dass wir uns mit einem Krimispiel die Zeit vertrieben haben. Die wenige Zeit im Moment lässt uns zu anderen Spielmöglichkeiten greifen. Dennoch haben wir vor kurzem blind in den Stapel der Krimispiele gegriffen und jenes hier herausgezogen. Ich stellte erst später fest, dass es sich dabei um ein ganz besonderes Exemplar handeln sollte. Aber dazu gleich mehr. Die Aufmachung ist neu, was mir erst so richtig beim Auspacken bewusst wurde. Wir haben in der Tat bereits einen Fall dieser Serie gespielt: Kunstfehler. Damals allerdings noch in anderem Gewand, wirkte es noch ein bisschen unprofessioneller. Die neue Aufmachung dürfte auf jeden Fall die Stückzahlen nach oben katapultieren. Tatort Traumschiff ist bereits der dritte Fall dieser Reihe. Der angesprochene Kunstfehler ist als Fall Nummer zwei in die neue Serie eingezogen. Der Fall hat damals für uns gut funktioniert, hatte nur ein paar Eigenheiten, die uns störten, wie die verschiedenen, total aufgesetzt wirkenden, Akzente der sprechenden Personen in den Audioschnipseln. Auf jeden Fall genug Potential sich einen weiteren Teil der Reihe zu Gemüte zu führen.

Worum geht es?

Die Prämisse des Falls ist erstmal eine ganz normale. Wir nehmen hier nicht etwa an der Kreuzfahrt teil und lösen den Fall währenddessen, sondern müssen ihn erst danach lösen. Auf der Kreuzfahrt ist nämlich eine schwangere Frau, wie ein Rettungsboot spurlos verschwunden. Außerdem gehen einige seltsame Dinge an Board vor, die uns beschäftigen sollen.

CRIMECASES Krimispiel: Tatort Traumschiff / Foto: Spieltroll

Wie läuft das ab?

Wie üblich, bin ich versucht zu sagen. Das Prinzip dieser Krimispiele ist ja durchaus bei allen gleich. Wir bekommen eine Einführung in einen Fall, öffnen einen Umschlag und erhalten jede Menge Material auf das wir als Ermittelnde losgelassen werden. So wollen wir es und so lieben wir es auch. Dabei darf auch gerne mal die ein oder andere Webseite besucht werden, ein Telefonanruf eintreffen oder sonst irgendein Schnickschnack passieren, solange wir auf der Packung davor gewarnt werden, dass all das von uns erwartet wird, was hier aber passiert.

So müssen wir hier einen QR-Code scannen, bevor wir das Material sichten dürfen und werden dann direkt von etwas Neuem begrüßt. Wir dürfen den Schwierigkeitsgrad in drei Stufen bestimmen. Wir haben es auf mittel probiert um einen normalen Blick auf das Spiel zu bekommen. Wie sich der Schwierigkeitsgrad auswirkt, kann ich jetzt nicht mal genau sagen, denn zur Überprüfung bin ich aus diversen Gründen gar nicht mehr gekommen. Dazu später aber mehr. Wir müssen noch unsere Telefonnummer angeben, damit wir zurückgerufen werden können, sobald es wichtige Informationen für uns gibt. Der uns bereits bekannte Kommissar Hecklmeier springt uns in der Audiobegrüßung an und hat anscheinend seinen breiten bayrischen Akzent vergessen, was ich eindeutig begrüße. Danach geht es mit den Unterlagen los.

Das Material ist sehr vielfältig und sehr hübsch aufbereitet und macht wirklich eine Menge her. Verschiedene Papiersorten, Flyer, Bändchen, Notizen und Postkarten, sowie eine Chipkarte. Das erfreut das Ermittler*innenherz. Der Gag mit der alten Windowsoberfläche auf dem Polizeicomputer ist auch wieder mit von der Partie. Dann hören die positiven Aspekte aber auch schon auf. Die Webseiten haben wir auf drei unterschiedlichen Geräten getestet und das nicht, weil wir das immer so machen, nein, das zunächst benutze Android Telefon hatte seine liebe Mühe mit der Polzeioberfläche. Geöffnete Dateien waren in der breite zu groß, kein vernünftiges scrollen aber möglich, so dass wir das Tablet bemühten, auf dem die Bilder wenigstens sichtbar waren, das aber ebenfalls nicht auf die Webseiten optimiert war. Diese funktionierten in der Darstellung nur am Computer richtig gut. Mir sind auch Appleuser bekannt, die behaupten das I-Phones hier noch mehr Probleme machen sollen. Hier sollte definitiv nachgebessert werden.

Ebenfalls, zwar realistisch, aber absolut nervig ist die Tatsache, dass Kommissar Hecklmeier die Angewohnheit hat, immer genau dann anzurufen, wenn du dir gerade eine Audioaufzeichnung anhörst, die dann unterbrochen wird. Die Antwortseite, auf der die entscheidenden Fragen gestellt und beantwortet werden müssen, gibt leider auch überhaupt nicht vor, wie die Antwort eigegeben werden soll. Reichen Stichworte oder muss es ein ganzer Satz sein. Bei uns wurde alles erstmal mit einem falsch quittiert und das nicht weil die Lösung nicht richtig gewesen wäre.

Das Hinweissystem ist ein weiterer Kritikpunkt. Ab und an völlig vage, manchmal sehr deutlich und fast schon vorgreifend. Ich weiß natürlich das Hinweise immer ein bisschen schwierig sind, aber generell sollten sie schon helfen und nicht viele neue Fragen aufwerfen.

Nach den Kritikpunkten an der Technik bleibt aber der größte Punkt noch immer offen und das ist der „Fall“ selbst. Welches kriminelle Genie hat sich den denn ausgedacht? Uiuiui, keine Angst, ich spoilere nichts, kann ich eigentlich auch gar nicht, denn so richtig weiß ich bis heute nicht, worum es genau geht? Hier werden sehr viele Baustellen aufgemacht, ohne richtig zu Ende gedacht zu werden. An ein paar Stellen kam es uns so vor, als müsste mehr geraten werden, als das Beweise und Indizien vorhanden sind. Der Fall soll komplex sein, soviel ist klar. Er scheitert aber an sich selbst, weil hier wirklich absurde Zusammenhänge hergestellt werden, wie zum Beispiel: in einem Dokument taucht das Wort Schloss auf und das gleiche Wort steht nochmal im Fließtext einer Zeitung. Die Wörter fallen so gar nicht auf, machen sogar im Kontext Sinn, sollen aber wichtig sein. Von solchen Dingen ist dieses Machwerk voll. Die Spielzeit soll maximal zwei Stunden betragen, aber das ist weit am Thema vorbei. Das schaffst du allein wegen der ganzen Ungenauigkeiten nicht. Einige kleine Fehler haben sich nämlich auch noch in die Unterlagen eingeschlichen und machen den Ermittelnden das Leben zusätzlich schwer. Der Fall funktioniert einfach nicht, weil hier immer noch einmal mehr um die Ecke gedacht werden muss ohne das es dafür Anhaltspunkte gibt und es vernünftige Grundlagen gibt, außer Vermutungen und Eventualitäten.

Das Fazit

So komme ich also zu einem recht vernichtenden Fazit. Dieser Fall ist der bisher mit Abstand schlechteste, den wir bisher gespielt haben. Korrekterweise muss ich wohl versucht sagen, denn wir haben ihn ja nicht zu Ende gespielt. Mit etwas Abstand habe ich mir dann die Hinweise durchgelesen und versucht eine Lösung zu finden, die außer etwas zu behaupten irgendwie auf den wenigen vorhandenen Beweisen fußt. Aber die scheint es nicht zu geben, weil sich hier einfach jemand, der keinerlei Erfahrung vom Schreiben eines solchen Stoffs hat, hier austobte und einen echt unausgegorenen Fall unters Volk bringt.

Ich traue mir ja immer selbst nicht, wenn ich sowas vorgesetzt bekomme und denke dann immer das ich der dumme bin und irgendetwas übersehen habe oder nicht verstanden. Kann ich hier allerdings inzwischen ausschließen. Mir viel im Nachhinein auch wieder ein, dass mein Kumpel Marc mir einen Fall mit dem Kommentar geschickt hatte: „Wir haben gestern zum ersten Mal einen Fall abgebrochen. Ich schicke dir den mal, du kannst ihn mir ja dann erklären!“ Sorry Marc, kann ich nicht!

Was mich aber dann doch stutzig macht, sind die Reviews mancher „Kolleg*innen“, die den Fall als durchaus gelungen abtun, auch wenn nicht alles funktioniert. Mittelprächtige Wertungen sind die Folge und in der heutigen Social Media Welt, in der alles verkauft werden will und die Leute nur auf ihre Reichweiten schauen, wissen wir ja, das eine mittelprächtige Wertung eigentlich ein schlechtes Urteil ist. Mir ist das zum Glück egal, deswegen kann ich auch mal sagen wenn etwas scheiße ist und das hier ist wirklich… nicht gelungen!

Die Amazon Rezensionen sehen das natürlich anders: „Hoher Spaßfaktor“, „Für Fortgeschrittene eventuell zu schnell zu lösen.“ – Das ich nicht lache! „2 bis 3 Stunden Spielspaß für Anfänger.“ – Profis am Werk, würde ich gerne mal Mäuschen spielen, „Gut durchdacht“ – Ähhh…, nein. Bei den echten Bewertungen im unteren Spektrum wird es dann präziser: „Hat leider nichts ganz funktioniert“, „Etwas verworren“, „Zu viel Komplexität“ oder auch „Der Umschlag selbst ist schon ein Verbrechen“, „Rätsel nicht ganz nachvollziehbar“ und „Teures, manchmal nerviges Vergnügen mit Frustpotenzial“. Das klingt schon eher danach, dass hier tatsächlich gespielt wurde. Oje, oje. Lasst hier besser die Finger davon und kauf euch ein anderes Krimispiel. Von mir aus den Kunstfehler oder wohl auch den ersten Fall Tatort Tonstudio, den ich selbst noch nicht gespielt habe, aber besagter Kumpel findet den okay.

Um uns selbst zu überprüfen haben wir am nächsten Tag erstmal einen Fall aus Sherlock Holmes und die Baker-Street-Spezialeinheit gespielt und gemerkt dass wir doch nicht so doof sind.


  • Verlag: CRIMECASES
  • Autor(en): nicht bekannt
  • Illustrator(en): nicht bekannt
  • Erscheinungsjahr: 2023
  • Spieleranzahl: 1-6 Spieler*innen
  • Dauer: 90 – 120 Minuten wahrscheinlich eher 180 – 240 Minuten

Ein Gedanke zu „Crimecases Krimispiel: Tatort Traumschiff – Ab in die Rettungsboote!“

  1. Wenn ich an die Vielzahl der Deduktionsspiele im Stile von Hidden Games &. Co. denke, die wir unabhängig voneinander jeweils durchgespielt haben und stets (ggf. mit einem Hinweis) auf die Lösung kamen, spricht es hier für sich, wenn wir beide nach Stunden (!) an einer Auflösung scheitern! Keine Ahnung, wieso nach Kunstfehler und Tonstudio so ein unlogisches Konstrukt bzw. Fall entstehen kann! Es gibt eine Vielzahl besserer Reihen wie allein der Blick auf die Charts der Spieltroll-Homepage zeigt! Wieder ein Beleg dafür, wie irreführend Bewertungen beim Online-Riesen sein können! Finger weg und Augen auf!

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