Zum Ende des letzten Jahres habe ich es leider nicht ganz geschafft zu allen Spielen, die in meiner Bestenliste von 2020 aufgetaucht sind eine Review zu verfassen. Viele der Spiele konnte ich leider erst zum Ende von 2020 bekommen und danach ausgiebig spielen. Einer dieser Fälle ist die Brettspielumsetzung des Computerspiels Anno 1800 von Martin Wallace. Die Tatsache, das Anno 1800 in meiner Bestenliste auftauchte, nimmt das Fazit natürlich schon vorweg, aber ich möchte natürlich auch noch ein paar Worte mehr dazu verlieren, warum dieses, auf den ersten Blick so ungewöhnliche Projekt, bei mir so gut ankam. Warum ungewöhnlich? Nun ja, Martin Wallace ist ein Spieldesigner der in seiner Vergangenheit eher durch recht komplexe Spiele in Erscheinung getreten ist (Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel). KOSMOS als Verlag eher nicht. Die Annoserie hat durchaus das Potential zu einem komplexen Brettspiel verarbeitet zu werden, allerdings beinhaltet die Spieelserie auch Elemente, die wenn man sie alle zusammen in ein Brettspiel stecken würde, wohl den Rahmen sprengen dürfte. Wie sollte das also alles gelingen? Die Antwort kann für meinen Geschmack nur lauten: ziemlich gut!
Worum geht es ?
In Anno 1800 – Das Brettspiel müssen die Spieler, gemäß der Spieleserie in einer neuen Welt eine neue industrielle Gesellschaft aufbauen. In diesem Fall die Zeit der industriellen Revolution. Da, wo das Computerspiel noch Entdeckung und Verwaltung des eigenen Volkes, sowie Kampf gegen Widersacher mitaufnimmt, bleibt das Brettspiel auf die Industrie fokusiert und verlangt von seinen Spielern den Aufbau von Produktionsketten, um ihren verschiedenen Arbeitern eine Perspektive zu bieten und immer bessere Waren herzustellen, um die Bevölkerung zufriedenzustellen. Ziel der Spieler ist es dabei sämtliche Karten von ihrer Hand loszuwerden und in Punkte umzuwandeln. Am Ende des Spiels gewinnt der Spieler mit den meisten erzielten Punkten.
Wie läuft das ab ?
Der Spielaufbau erinnert mich zunächst ziemlich an Brass (ebenfalls von Martin Wallace). Wir müssen hier zwar nicht unsere Spielertableaus mit lauter Plättchen ausstatten, nein, in Anno 1800 gibt es ein großes zentrales Spielbrett, auf dem sämtliche Industrien in Plättchenform ausgelegt werden. Zusätzlich legen wir noch Werften und Schiffe in drei verschiedenen Ausbaustufen dazu. Insgesamt werden so 120 Plättchen ausgelegt. Neben diesen Plan werden dann noch weitere Spielmaterialien angelegt. Auf der linken Seite gibt es Anlegeflächen für die verschiedenen Arbeiter des Spiels, die durch kleine farbige Holzwürfel dargestellt werden. Rechts hingegen werden Stapel von weiteren kleinen Tableaus angelegt. Der kleinere Stapel sind „Neue Welt Inseln“, die wir im Verlauf des Spiels entdecken können und der größere beinhaltet zusätzliche „Alte Welt Inseln“, die wir uns zur Erweiterung unserer eigenen Startinsel erwerben können. Auf dem Spielplan befinden sich auch noch Ablagefächen für die wichtigsten Karten des Spiels. Die Bevölkerungskarten werden in ihre drei Sorten aufgeteilt, anschließend gemischt und auf die entsprechenden Stellen gelegt. Die Expeditionskarten werden ebenfalls gemischt und genauso auf den Plan gelegt. Die weiteren Ressourcen in Form von Gold-, Handels-und Erkundungsplättchen werden abseits bereitgelegt.
Jeder Spieler bekommt sein eigenes Tableau mit seiner Heimatinsel. Diese Tableaus sind alle gleichsam mit Startindustrien ausgestattet. Am oberen Rand befinden sich die Wohnhäuser für unsere verschiedenen Arbeiter. Wir bekommen zu Beginn insgesamt neun Stück: 4 Bauern (grün), 3 Arbeiter (blau) und 2 Handwerker (rot). Unter den fünf Wohnhäusern, kommen zwei Reihen mit insgesamt zehn Startindustrien. Auf der Küstenlinie unserer Insel befindet sich zunächst ganz links eine Werft der Stufe eins und darunter auf dem Wasser befinden sich drei Schiffe der Stufe eins. Zwei Handels- und ein Erkundungsschiff. Auf die Handelsschiffe wird jeweils ein Handelsplättchen und auf das Erkundungsschiff ein Erkundungsplättchen gelegt. Wer zuletzt das Land verlassen hat wird Startspieler und erhält das zugehörige Plättchen. Die Spieler, die danach an die Reihe kommen, erhalten aufsteigend immer ein Gold mehr. Zu guter letzt müssen wir nur noch die Karten vorbereiten und jeder Spieler bekommt sieben Karten des ersten Stapels, der die drei ersten Stufen der Arbeiter auf der Rückseite zeigt, und zwei Karten der zweiten Kategorie, die die beiden letzten Stufen zeigt. Ein weiterer Stapel Karten, den ich bisher verschwiegen habe, sind die Auftragskarten die man in einer normalen Partie einfach mischen würde und dann fünf Stück von ihnen offen auslegt. In der ersten Partie, von der ich hier einmal ausgehe, gibt es ein Startsetup, das man befolgen sollte. Diese Karten sind für das Spielende wichtig, denn sie verraten uns, auf was wir unseren Fokus legen sollten, um am Spielende zusätzliche Punkte zu bekommen. Es gibt aber auch einige wenige unter ihnen, die spezielle Aktionsmöglichkeiten gegen entsprechende Bezahlung ins Spiel bringen. Der Spielaufbau ist insgesamt überhaupt nicht kompliziert, nur ein wenig zeitaufwendig.
Der Spielablauf ist auch gar nicht mal so schwierig und wie man es von Martin Wallace gewohnt ist, recht elegant und ziemlich gut, wenn man ihn ersteinmal verinnerlicht hat. Ziel des Spiels ist es, ganz simpel, alle Karten von seiner Hand loszuwerden. Die neun Startkarten, die wir zu Beginn auf der Hand haben bringen uns am Ende ebenfalls Siegpunkte. Die Karten der ersten Stufe drei und die der zweiten acht Punkte. Sie zeigen uns jeweils ein Mitglied unserer Bevölkerung, das gewisse Bedürfnisse hat, die wir für ihn erfüllen müssen. Also ein einfach Arbeiter zum Beispiel möchte Wurst und Bier. Können wir das irgendwann erfüllen, spielen wir die Karte vor uns aus, bezahlen die Rohstoffe, indem wir Arbeiter auf unsere Industrien stellen (gleich mehr) und bekommen die Belohnung die auf der Karte angegeben ist, sowie am Spielende die entsprechenden Punkte. Wir sammeln die fertigen Karten einfach als Stapel vor uns. Wer es zuerst schafft leutet das Spielende ein und bekommt einen Bonusspielstein für sieben Siegpunkte. Je höher die Stufe unserer Arbeiter, desto höher auch ihre Ansprüche an die benötigten Waren. Außerdem werden wir recht bald feststellen, das uns insgesamt neun Arbeiter nicht ausreichen werden und wir weitere benötigen. Diese können von Karten als Belohnung stammen oder wir heuern neue an. Wann immer wir einen neuen Arbeiter bekommen müssen wir allerdings auch eine neue entsprechende Karte von einem der Stapel nehmen und auch für den natürlich wieder die Bedürfnisse erfüllen.
Das System, wie wir nun Waren produzieren ist simpel und sehr elegant. Es gibt keine physischen Waren als Marker oder Spielstein in Anno 1800. Wann immer wir etwas benötigen produzieren wir es quasi Just-in-time für den Moment indem wir die benötigten Arbeiter auf die entsprechenden Industrien auf unserem Tableau stellen. Jede Industrie hat dafür zwei Arbeitsplätze in den fünf Farben der Arbeiter. Einige unserer Startindustrien liefern uns zum Beispiel Korn oder Bretter, wenn wir einen Bauern (grün) auf sie stellen. Auch Stahl oder Waren können wir am Anfang schon produzieren, wenn wir einen Handwerker abstellen. Auf dem Spielplan liegen nun all diese unterschiedlichen Industrien doppelt aus, die wir benötigen, um die Bedürfnisse unserer Arbeiter zu befriedigen. Wollen wir eine neue Industrie aufbauen, so müssen wir einfach die entsprechenden Dinge produzieren die wir benötigen, um sie zu bauen. Als Beispiel möchte ich Seife herstellen und benötige dafür Schweine und Kohle. Beides kann ich auf meiner Startinsel bereits herstellen und ich habe die Arbeiter dafür. In meinem Zug selle ich also die Arbeiter auf meine Industrien und baue die neue Industrie auf meine Insel. Der Platz ist relativ eng, denn auf dem Wasser darf ich nicht bauen. Also muss ich entweder expandieren oder ich überbaue irgendwann einige meiner Startindustrien, weil sie nicht mehr benötigt werden. So funktioniert im Grunde das System mit der Herstellung der Güter. Das klingt ersteinmal gar nicht so kompliziert. Wenn ich mir dann aber anschaue, das einer meiner höherstufigen Arbeiter, gerne teure Kleidung, Zigarren und ein Automobil hätte, werde ich schnell ins Schleudern kommen, denn allein für die Kleidung muss ich ersteinmal Nähmaschinen und Stoff haben. Für den Stoff benötige ich Baumwolle, die es nur auf neuen Inseln gibt, die ich erst entdecken muss. Eine Nähmaschine braucht unter anderem Kupferblech und einen Ingenieur (lila), den ich wiederum erst anwerben muss und dafür benötigt man unter anderem Fenster für die wertigeren Häuser in denen er leben möchte… Ja, und das war erst eine der drei Bedürfniss, der einen Karte auf meiner Starthand.
Der nächste wichtige Punkt den man von Anno 1800 kennenlernen muss, ist der Handel unter den Spielern. Keine Angst, in Anno wird nicht lange verhandelt. Hier agieren alle miteinander in Win-Win-Situationen. Ihr habt vielleicht bemerkt, das ich bei der Beschreibung davon sprach, das alle Industrien zweimal auf dem Spielbrett liegen. Bei zwei Spielern ganz okay, aber mit mehr Spielern ist es gar nicht möglich alles selber zu bauen. Alles, was wir nicht selber herstellen können, müssen wir von unseren Mitspielern importieren. Manchmal sogar das, was wir selber herstellen können, denn es könnte billiger sein. Zum handeln benötigen wir lediglich Handelsplättchen in ausreichender Zahl. Wir kündigen an handeln zu wollen und geben eine Anzahl Plättchen an den Vorrat ab. Die Anzahl ist davon abhängig, was wir handeln wollen, bzw. welchen Typ Arbeiter man benötigt die Ware herzustellen. Der Mitspieler mit dem wir handeln bekommt aus dem Vorrat für den Handel ein Gold. Beide bekommen etwas für den Handel. Der Mitspieler muss keinen Arbeiter auf die Industrie stellen und erhält Gold. Wir bekommen unsere benötigte Ware für Handelsplättchen. Die einzigen Dinge die wir nicht handeln können sind die Rohstoffe aus der Neuen Welt. Die müssen wir auf unseren Inseln selber finden.
Für das entdecken zusätzlicher Gebiete benötigen wir die Entdeckerplättchen. Bis zu vier Gebiete jeder Kategorie können wir an unser Tableau mit aufsteigenden Kosten anbauen. Die Neuen Welt Teile bringen uns drei Rohstoffe die wir mit Handelsplättchen bekommen können. Zusätzlich müssen wir aber auch noch drei Arbeiterkarten der neuen Welt auf unsere Hand ziehen. Dies ist die dritte Arbeiterkartenart. Diese Arbeiter haben ebenfalls Bedürfnisse, während sie uns die Rohstoffe aus der neuen Welt generieren. Auch diese Karten müssen wir von unserer Hand wieder loswerden und sie bringen uns am Ende fünf Siegpunkte ein. Die Teile der alten Welt, die wir neu entdecken bringen uns ein zusätzliches Tableau mit Bauplatz. Zwei Seefelder für Schiffe, zwei Küstenplätze für Werften und Industrien und zwei weitere Landplätze von dem in den meisten Fällen einer bereits durch eine zusätzliche Industrie bedeckt ist. Natürlich dürfen wir keine Industrie doppelt besitzen, aber durch das Entdecken besteht dann doch die Möglichkeit eine doppelt zu besitzen.
Die Arbeiter sind eine ziemlich wichtige Ressource in Anno 1800. Ohne sie können wir nichts herstellen. Wir benötigen mit der Zeit mehr und bessere Arbeiter. Um diesem Effekt Herr zu werden haben wir in unserem Zug auch die Möglichkeit neue Arbeitskräfte zu schaffen, indem wir einfach die entsprechenden Ressourcen bezahlen, um einen neuen Arbeiter anzuheuern. Für einen Bauern zum Beispiel braucht es nicht mehr als ein Brett. Übersetzt bedeutet das soviel, wie wir bauen ihm eine kleine Hütte, in der er leben kann. Für lila Ingenieure benötigen man schon respektable Stadthäuser, die Waren, Kohle, Stahl und Fenster benötigen. Das kann mitunter eine sehr teure Angelegenheit werden. Zusätzlich haben wir aber die Möglichkeit Arbeiter aufzuwerten. Einen Handwerker zu einem Ingenieur aufsteigen zu lassen, kostet uns dann nur ein Fenster und einen Stahl.
Anstatt neue Arbeiter anzuheuern, kann ich meine bestehenden Kräfte aber auch dazu auffordern Überstunden zu machen, wenn ich das nötige Kleingeld habe und hier kommt das durch den Handel verdiente Gold ins Spiel. Je nach Wertigkeit der Arbeitskraft kann ich Gold bezahlen und entsprechend viele Arbeiter von den Industrien in ihre Häuser zurückzuholen, um die Arbeitsplätze erneut zu benutzen.
Ich fasse also an dieser Stelle nocheinmal kurz den Spielablauf zusammen. Wenn ich am Zug bin, führe ich genau eine Aktion von all dem erwähnten aus. Entweder ich baue eine Industrie, ich spiele eine Karte von meiner Hand aus, ich entdecke neue Gebiet,werte Arbeiter auf oder heuere neue Arbeiter an. Die letzte Möglichkeit, die ich bisher noch nicht erwähnt habe ist die der Expeditionskarten, die ich mir für zwei Entdeckerplättchen ziehen darf. Sie sind erst für das Endspiel wichtig, denn sie sind Punktelieferanten. Sie zeigen zwei Dinge aus der neuen Welt (entweder Tiere oder Gegenstände), die sich die Bewohner meiner Welt anschauen wollen. Jedes dieser Dinge bringt mir Punkte, wenn ich am Ende einen farblich entsprechenden Arbeiter auf die Karte legen kann. Zurück zum Spielablauf. Ich wechsle mich mit meinen Mitspielern solange ab, bis ich keine Aktion mehr machen kann, dann feiere ich ein Stadtfest und hole alle meine Arbeiter von den Industrien zurück in ihre Häuser und Fülle meine Schiffe wieder mit Plättchen auf. Danach kann ich wieder Zug für Zug alle Industrien mit Areitern besetzen.
Wie das Spielende Zustande kommt habe ich zu Beginn bereits geschrieben. Bei der Wertung zählen wir nun all unsere erledigten Karten zusammen. nicht erledigte Karten bringen dabei keine Minuspunkte. Sie werden einfach abgelegt. Hinzu kommen noch Punkte für unsere Expeditionskarten, das Extraplättchen für den Spieler, der das Ende eingeleutet hat (wir Spielen danach die Runde zu Ende und noch eine weitere komplette Runde, bis alle gleich oft am Zug waren), sowie Punkte für die Auftragskarten und einen Siegpunkt für je drei Gold in unserem Vorrat. An dieser Stelle sei erwähnt, das ein Wertungsblock hier wirklich gut getan hätte, aber der fehlt leider. Inzwischen hat KOSMOS auf der Homepage zumindest nachgeleg und einen Wertungszettel zum Download nachgelegt.
Das Fazit
Anno 1800 ist ein ungewöhnliches Brettspiel in jeder Beziehung. Ersteinmal ist es wahrscheinlich das bisher komplexeste Brettspiel das KOSMOS je auf den Markt gebracht hat. Außerdem ist es ein Spiel mit einer Videospiellizens, was normalerweise zu einem halbgaren Spiel führen würde ist hier ungewöhnlicherweise absolut hervorragend umgesetzt. Mit Martin Wallace sitzt hier aber natürlich auch ein Meister seines Faches am Werk. Anno 1800 verbindet auf völlig einzigartige Weise Worker-Placement mit Ressourcen-Management. Verschiedenartige Arbeiter werden benötigt um verschiedene Ressourcen zu produzieren, um weitere Industrien zu entwickeln. So bauen wir uns nach und nach eine Produktionskette auf mit der wir die Bedürfnisse unserer Arbeiter befriedigen können. Absolut brilliant und simpel umgesetzt. Wiedermal einer dieser enorm eleganten Spielabläufe für die ich Martin Wallace so sehr respektiere. Verbunden wird das ganze dann aber auch noch mit einer interesanten Spielendemechanik, die aus dem ganzen Spiel eine Art Rennen macht. Wer kann zuerst seine Hand leerspielen und die Bedürfnisse erfüllen. Dabei ist zu beachten, dass allerdings immer noch derjenige gewinnt, der am Ende die meisten Punkte hat und die bekommt man zum Großteil über die Karten. Das ergibt einen Zwiespalt für die Spieler, die hier schlau abwägen müssen, ob schnelles runterspielen der Hand zum gewünschten Ziel führt, oder aber, ob weiteres Kartenziehen durch Arbeitererschaffen Sinn macht. Absolut fantastischer Mechanismus, der dazu führen wird, das die ersten Partien von Anno sicherlich ziemlich lange dauern werden, weil noch keiner genau weiß, was passiert. Wenn man aber realisiert, das die Arbeiter, von denen man denkt, das sie am einfachsten in Reihe abzuarbeiten sind, weil sie alle Bier benötigen, dass diese Arbeiter allesamt zu neuen Handkarten führen, wird man sich überlegen, ob man diese erfüllen wird, oder sie doch eher durch andere Karten loswerden möchte.
Anno 1800 spielt sich schnell, verdammt schnell, die Züge rasen um den Tisch und auch gegnerische Züge sind immer interessant, da man ja selbst Gold bekommen könnte, weil mal wieder etwas benötigt wird, was nicht vorhanden ist. Das Spiel unterscheidet sich da zwischen zwei und mehr Spielern deutlich, ohne aber in irgendeiner Form an Reiz zu verlieren. Zu zweit kann man sich aber sicher sein, dass alle Industrien, die man benötigt immer noch verfügbar sind und man sich überlegen muss, ob man Geld in den Gegenspieler pumpt, oder es sich lohnt die Industrie selbst zu errichten. Hier wird Platz eher zu einem Problem. Mit mehr Spielern gewinnt der Handel definitiv an Bedeutung und man setzt mehr auf größere Schiffe. Zumindest machte das bei uns so den Eindruck. Auf jeden Fall gibt es einen hohen Integrationsgrad zwischen den Spielern, obwohl sie doch alle auf ihrem Brett vor sich hintüfteln und versuchen ihre Handkarten abzuarbeiten.
Für mich ist Anno 1800 eines der besten Spiele des letzten Jahres und wird meiner Meinung nach noch für einiges an Furore sorgen, wenn es den internationalen Markt erreicht. Das Spiel ist rein vom spielerischen ein Prädikatskandidat, allerdings gibt es ein paar Kleinigkeiten, die es ihm verwehren. Zum einen ist die Anleitung manchmal ein wenig unklar und hätte insgesamt ein wenig besser geschrieben sein können. Der Aufbau macht es in der Tat zu einer Fleisarbeit. Ein strukturiertes Inlay, indem man manche der Plättchen in Stapeln hätte aufbewahren können macht bei so einem Spiel wirklich Sinn. KOSMOS verschwendet an soetwas aber keinen Gedanken, was schade ist. Eine weitere Kleinigkeit ist ein Wertungsblock. Bei Anno hätte er definitv in die Schachtel gehört. Also rein spielerisch gibts hier gar nichts auszusetzen. Der Rest sind nur kleinere Produktionsmängel. Ein richtig gutes Spiel mit jeder Spieleranzahl.
- Verlag: KOSMOS
- Autor(en): Martin Wallace
- Illustrator(en): Fiore GmbH
- Erscheinungsjahr: 2020
- Spieleranzahl: 2 – 4
- Dauer: ca. 120 Minuten
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