„Bilde einen Zeitstrahl mit Hits aus mehr als 100 Jahren“ – Hitster erklärt in seinem Untertitel gleichmal gekonnt das Spielprinzip. Das mit dem Zeitstrahl ist vielen vielleicht bereits von Anno Domini oder auch Timeline bekannt. All diese Ratespiele funktionieren nach dem gleichen Muster. Trotzdem sorgte der Neuling seit seinem Erscheinen im vergangenen Jahr für deutlich mehr Aufsehen, als die anderen genannten Titel. Ich bin ja sonst kein großer Freund dieser Partygames und Ratespiele, aber hier kam ich tatsächlich nicht dran vorbei, denn es geht um Musik und da kann ich nicht anders. Man sagt mir nach, da würde ich mich ganz gut auskennen und sie könnten Recht haben. Noch bevor das Spiel überhaupt auf den Tisch kam, sagte meine Frau schon immer, das sie das gegen mich nie spielen würde. Das ist mein Schicksal, aber Hitster bietet verschiedene Spielmodi und in einem können die Spieler*innen auch miteinander versuchen zu raten. Lasst es euch erklären.
Worum geht es?
Um Spaß, ein bißchen Nostalgie und wahrscheinlich auch um Verblüffung. In erster Linie aber um den Spaß an Musik. Die Spieler*innen von Hitster versuchen nach und nach einen Zeitstrahl von zehn Titeln in der richtigen Reihenfolge zu bilden. Dazu müssen sie nicht wisssen, wann jeder Song erschienen ist und natürlich auch gar nicht von wem der Song ist. Es geht lediglich um die zeitliche Einordnung. Klingt gar nicht so schwer, oder?
Wie läuft das ab?
Der Spielablauf ist denkbar simpel und funktioniert nur dank moderner Technik so reibungslos. Das Spielmaterial besteht nur aus über 300 b eidseitig bedruckten Kärtchen und einigen runden Pappmarkern. Noch ncihtmal eine Spielanleitung finden wir in der Schachtel. Zum spielen wird noch ein Smartphone oder Tablet samt Spotifyaccount benötigt. Wobei das ist nicht ganz richtig. Benötigt wird nur ein Probeaccount, der ja frei zu haben, aber nur einen Monat verfügbar ist. Wer das Spiel öfter und später spielen möchte sollte schon einen richtigen Spotifyaccount sein eigen nennen, sonst ist es nur halb so lustig, denn die Lieder werden auch alle nur angespielt.
Das ist eine Hürde aber darüber solltet ihr euch auf jeden Fall im Klaren sein. Die Anleitung kann dann einfach über die zu installierende App gelesen werden und das Spiel zu bedienen ist wirklich kinderleicht. Die Kärtchen zeigen auf einer Seite einen QR-Code und auf der Rückseite die Lösung in Form einer großgedruckten Jahreszahl, dem Interpreten und den Songtitel. Der Code wird einfach gescannt und Spotify beginnt den Song zu spielen. Raten und einordnen. Das Scannen der Songs sollte ein*e Spieler*in mit einem Smartphone erledigen. Der sogenannte DJ. Keine Angst, auch diese*r kann mitspielen, da auf dem Gerät der Song nicht angezeigt wird. Spotify läuft im Hintergrund. Zu Beginn liegt nur eine Karte mit der Lösung offen auf dem Tisch. Der abgespielte Song muss nun in eine Zeitleiste einsortiert werden. Also entweder davor oder danach. Sollte das Jahr gleich sein, ist beides erlaubt. Nachdem sich festgelegt wurde, wird umgedreht und überprüft. Wer das zuerst mit 10 Kärtchen schafft gewinnt. Das wäre im Prinzip die simpelste Variante wie Hitster gespielt werden kann.
Aber es gibt noch die sogenannten Hitster-Token, von denen jedes Team oder jede*r Spieler*in zwei erhält. Diese können eingesetzt werden um eine Karte zu skippen, wenn sie einem unbekannt ist oder eine Einschätzung nicht möglich erscheint. Dann wird die aktuelel Karte abgeworfen und eine neue genommen. Aber auch Mitspieler*innen können die Token einsetzen, wenn sie denken das jemand die Karte falsch einsortieren würde. Dann rufen sie Hitster und legen den Token an die Stelle der Zeitleiste von der sie denken das die Karte eigentlich hingehört. Haben sie Recht gehört die Karte ihnen. Zusätzlich gibt es auch noch die Möglichkeit für drei Token einfach die oberste Karte vom Stapel zu nehmen ohne sie erraten zu müssen. Jetzt werdet ihr euch fragen woher denn der dritte Token wohl kommt und die könnt ihr euch auch noch verdienen. Dazu müsst ihr allerdings wenn ihr an der Reihe seid nicht nur die Karte richtig einordnen sondern zusätzlich auch nch den Interpreten und Titel richtig nennen. Hier wird Hitster dann zum Musiknerdfest und ich kann meine Frau verstehen.
Die Spielanleitung schlägt zudem einige Spielmodi vor, wie Hitster gespielt werden kann. Neben dem originalen Modus, den ich gerade beschrieben habe gibt es den Pro-Modus bei dem die Pro-Spieler*innen zu Beginn fünf Token erhalten und den Titel an die richtige Stelle einordnen müssen, sowie Titel und Interpret erraten müssen. Der Experten-Modus funktioniert genauso, nur mit drei Token und zusätzlich muss auch das genaue Jahr benannt werden. Natürlich können diese Modi auch unterscheidlich auf die Spieler*innen einer Partie angewendet werden, um Wissensunterschiede und Kenntnisstände auszugleichen.
Aber auch der Teamwork-Modus macht eine Menge Spaß, da versucht die ganze Gruppe zusammen eine Reihe von zehn Titeln hinzulegen. Das ist der Lieblingsmodus meiner Frau.
Das Fazit
Hitster steht seit seinem Erscheinen bei der Spieler*innenschaft hoch im Kurs und galt als das Partyspiel des letzten Jahres. Eine Empfehlung von der Jury für das Spiel des Jahres folgte in diesem Frühjahr. Im Vorfeld wurde auch über eine Nominierung gerätselt, aber die war für die meisten schnell vom Tisch, denn Hitster hat einige Ausschlußkriterien an Bord, die es wohl auch bei vielen Spieler*innen auf die No-Go-Liste setzen dürfte. Was schade ist, denn Hitster macht wirklich Spaß. Keine Anleitung in der Schachtel zu haben ist so ein Kriterium und das hätte leicht vermieden werden können, auch wenn heutzutege natürlich so gut wie jeder ein Smartphone dabei hat und die Regeln wirklich nciht umfangreich sind, so dass sie auch auf dem Gerät kurz gelesen werden können. Das größere „Problem“ stellt in der Tat der Spotifyaccount dar, denn das hier für ein Spiel eine kostenpflichtige weitere App benötigt wird, mögen viele nicht. Das kann ich auch durchaus verstehen, denn der Freimonat ist schnell vorbei. Für mich als Musikfan ist Spotify inzwischen aber eh ein Muss und daher kein Hindernis, aber ich kann verstehen das Spieler*innen darauf keine Lust haben und das Spiel für sie dadurch auch zu keinem Dauerbrenner wird.
Das ist dann der Punkt der für mich relevant wird. Über dreihundert Songs sind für den Anfang erstmal genug, aber Nachschub muss kommen. Will man hier regelmäßig mal eine Runde spielen, so sind dreihundert doch nicht genug. Die Spielerschaft kann also gemolken werden mit Genrepacks und Hitmixen.
Ich hatte ursprünglich auch von Hitster nicht viel erwartet und eigentlich auch nicht gehofft es zu spielen, weil ich verschrien bin über Musik viel zu wisssen, aber das Spiel macht im Teammodus auch meiner Frau richtig Spaß und soll demnächst mit zu einem Spieleabend. Ich wüsste nicht wie es technisch anders umsetzbar sein sollte, aber die Lösung ein solches Spiel mit Spotify zu betreiben finde ich gar nicht so schlecht gelöst auch wenn es so vor allem ein Spiel für Besitzer*innen einses solchen bleibt. Für diese ist Hitster aber ein sehr gelungener Spaß und das alte Konzept mit dem Zeitstrahl funktioniert hier einfach viel besser, weil plötzlich nicht nur harte Fakten mit am Tisch sitzen in Form von Zahlen und Ereignissen, sondern Emotionen, die Musik nun mal einfach transportiert. Plötzlich schwelgen die Mitspielenden in Erinnerungen und es wird über Lieblingslieder gefachsimpelt und diskutiert. Alle haben eine gute Zeit und das ist toll mitzuerleben. Das schafft ein Anno Domini oder ein Timeline in der Form leider nicht. Wenn ihr könnt und wollt gebt Hitster eine Chance, denn es funktioniert!
- Verlag: Jumbo
- Autor(en): Marcus Carleson
- Illustrator(en): nicht genannt
- Erscheinungsjahr: 2022
- Spieleranzahl: 2 – 10 Spieler*innen
- Dauer: 30 Minuten
3 Gedanken zu „Hitster – Anno Spotify“