
Sorry We Are French haben anscheinend vor eine kleine Serie zu produzieren. Auf den Wegen von Darwin kam insgesamt ganz gut an und wurde sogar mit einer Nominierung zum Spiel des Jahres geehrt, musste sich aber Sky Team geschlagen geben. Mir persönlich gefiel Auf den Wegen von Darwin auch recht gut, vor allem aber war ich von der Produktion und Aufmachung des Spiels beeindruckt, welches ich für den Familien-Sektor ganz beachtlich finde. Nun haben sie sich einer weiteren Ikone der Wissenschaft gewidmet und auch hier ein Spiel zu dem Leben passend entwickelt. Diesmal geht es um Physik und Chemie. Die Entdeckung des Radiums, welches sie mit dem Leben bezahlte, sowie ihr aufregendes Leben sind Thema des Spiels Auf den Wegen von Marie Curie. Wieder wurde versucht um ihr Schaffen ein Spiel zu entwickeln, welches Wissen vermittelt, für diejenigen die es interessiert und Spaß machen soll für Spieler*innen die nicht zu viel von einem Spiel erwarten.
Worum geht es?
Die Spielenden schlüpfen in die Rollen von Laborassistenten von Marie Curie. Wir unterstützen sie bei der Forschung durch Experimente, werden Labore verbessern und Thesen verfassen und wenn wir es schaffen gemeinsam mit ihr Radium entwickeln und Nobelpreise gewinnen. Das Spiel läuft über eine Zeitleiste, die uns irgendwann das Ende des Spiels vorgibt und uns über bestimmte Stationen im Leben von Marie Curie führt. Unterdessen versuchen wir aus den Ressourcen, die uns zur Verfügung stehen, das Beste herauszuholen.

Wie läuft das ab?

Das Spiel ist wieder wunderschön gestaltet und ein echter Hingucker. Zentrales Element ist ein goldener Würfelturm, der seinen Namen auch mal verdient. Später mehr dazu. Ansonsten haben wir in der Mitte des Tisches den Spielplan mit der Zeitleiste und Ablageflächen für Karten und Plättchen. In der Mitte wird noch ein Werkstatttableau auf diesen Plan gelegt, welches je nach Spieler*innenzahl ein wenig anders aussieht. Auf diesem Tableau bewegen wir uns während der Partie auf einem Rondell.
Die Spieler*innen haben darüber hinaus alle ihr eigenes Labortableau auf dem sie Experimente ausführen. Auf diesen Tableaus findet das Spiel für die Spielenden zu großen Teilen statt. Das Spiel schreitet in vier einfachen Schritten voran, die von jedem Spielenden ausgeführt werden. Zunächst schaut, wer auch immer an der Reihe ist auf das Werkstatttableau, wo ein goldener Ring eine bestimmte Würfelkombination anzeigt. Diese Würfel werden aus dem allgemeinen Vorrat genommen und oben in den Würfelturm hineingeworfen. Das sollte dazu führen das unten auch wieder ein paar Würfel hinausfallen. Dieser Würfelturm funktioniert aber mal wirklich gut, denn es bleibt wirklich mal etwas hängen und so kann sich hier niemand sicher sein, was da wieder herausfällt. Ganz besonders in späteren Runden nicht, weil die Würfel bis zum Spielende im Turm verbleiben, wenn sie nicht wieder herausfallen.

Dann folgt der Schritt Forschung und wir haben die Wahl entweder eine These zu verfassen oder Ressourcen einzusammeln. Wollen wir eine These verfassen, so nehmen wir uns eine These vom zahlenmäßig niedrigsten Stapel den wir noch nicht bedient haben und legen die These auf unser Tableau ab. Die Rückseite zeigt uns einen sofortigen Bonus, den wir sofort erhalten. Möchten wir lieber Ressourcen sammeln, so dürfen wir von den Würfeln die unten aus dem Turm herausgefallen sind, insgesamt drei nehmen. Später im Spiel, wenn sich unsere Fähigkeiten verbessert haben, können wir auch mehr Ressourcen erhalten. Würfel die übrigbleiben, werden für die nächsten Spieler*innen liegengelassen.

Der dritte Schritt ist der Aktionsschritt, in dem wir ein paar unterschiedliche Dinge tun können. Alle sind optional und wir dürfen sie ausführen. Wir dürfen mit der Ausnahme von einer Aktion, diese auch mehrfach ausführen. Einmal pro Zug dürfen wir eine Aktivitätskarte ziehen. Wir dürfen Ressourcen umwandeln, Experimente durchführen und unser persönliches Ziel abschließen, welches wir bei Spielbeginn erhalten haben. Auch für dieses erhalten wir einen sofortigen Bonus in Form von Punkten.
Aktivitätskarten liegen im Markt offen aus und wir dürfen jede beliebige nehmen oder sogar verdeckt ziehen. Diese Karten zeigen eines von fünf Symbolen und wir schieben sie an der richtigen Stelle unter unser Tableau. Unten auf den Karten sind wiederum Boni abgebildet, die wir bei einer bestimmten Menge dieser Karten erhalten. Jedes Mal, wenn wir die richtige Menge Karten für einen Bonus erreicht haben, erhalten wir diesen auch.


Das Ressourcen umwandeln geht auf drei verschiedene Arten. Wir haben die drei Ressourcen Pechblende (schwarz), Radium (silber) und Uran (gold) zur Verfügung und die Tauschmöglichkeiten sind entweder zwei Pechblende in ein Uran, zwei Uran in ein Radium oder zwei Radium und ein Uran gegen einen Siegpunkt. Andere Möglichkeiten haben wir standardmäßig nicht. Es gibt allerdings noch das Marie Curie Plättchen, welches für den Besitzer einen Siegpunkt wert ist und bei Besitz eine besondere Umwandlung von nur zwei Radium in einen Siegpunkt ermöglicht.

Durch bestimmte Spieleffekte dürfen wir ein Experiment in unser Labor legen. Diese sind entweder in Bechergläsern oder Rundkolben vorhanden und wir haben nur Platz für jeweils drei von ihnen. Erhalten wir sie legen wir sie auf die Experimentierseite auf unser Tableau, so dass wir sehen, was wir für das Experiment an Ressourcen benötigen. Haben wir ein Experiment durch Abgabe der richtigen Rohstoffe abgeschlossen, so verbessern wir damit unser Labor. Wir drehen die Plättchen um und können von nun an für jedes Becherglas einen weiteren Würfel mehr einsammeln. Für jeden Rundkolben dürfen wir am Ende der Runde einen Ressourcenwürfel mehr in unserem Erlenmeyerkolben behalten und damit sind wir dann beim vierten Schritt der Runde.
In diesem Schritt müssen wir unseren Erlenmeyerkolben überprüfen. In diesem sammeln wir unsere Ressourcenwürfel die wir am Ende der Runde mit in die nächste nehmen. Drei Stück sind erlaubt und für jedes Rundkolben Experiment dürfen wir einen zusätzlichen behalten. Ganz zum Schluss bewegt der- oder diejenige dann den goldenen Ring einen Schritt weiter auf dem Werkstatttableau. Nach fünf Schritten wird das Tableau umgedreht und wir machen das Gleiche nochmal auf der zweiten Seite.

Während des Spiels tauchen immer wieder kleine rote Uhrensymbole bei den Boni usw. mit auf. Wenn das passiert, wird der Zeitleistenmarker einen Schritt voran gezogen und die Spieler*innen erhalten eventuell einen Bonus. Sollten so irgendwann das Ende erreicht werden, ist auch das Spiel vorbei. Die aktuelle Runde wird dann nur noch zu Ende gespielt und am Ende die Punkte gezählt.
Das Fazit
Die bisherigen Reviews für Auf den Wegen von Marie Curie, die ich bisher gelesen habe, sind alle eher durchwachsen und in der Regel fallen die Bewertungen niedriger aus als für den Vorgänger Auf den Wegen von Darwin. Das kann ich persönlich tatsächlich nicht ganz nachvollziehen. Ich mochte das Spiel über Darwin, war aber zum Beispiel auch überrascht über die Nominierung zum Spiel des Jahres. Das Spiel über Marie Curie finde ich insgesamt tatsächlich runder und besser. Der einzelne Mechanismus, mit dem Schiff bei Darwin immer um die Auslage herumzufahren und sich nur aus der Reihe oder Spalte bedienen zu können an der wir stehen, ist besser als alles was wir hier vorfinden, aber wir hatten damals schon das Problem des nicht vorhandenen Spannungsbogens, der dann einfach sehr abrupt endet. Das Spiel erschien uns genau dann zu Ende, wenn es gerade hätte beginnen sollen und wir spannende Entscheidungen über die Positionierung auf unserem Tableau treffen müssen. Das ist hier einfach anders und gefällt mir als gesamtes Spiel einfach besser. Zwar gibt es hier natürlich einen nicht zu verneinenden Glücksfaktor im Spiel, aber der ist für ein Familienspiel durchaus okay. Das Spiel richtet sich eindeutig nicht an Vielspieler*innen, die hier anfangen wollen Züge zu optimieren. Das scheint schwer möglich, weil alles ein wenig zufälliger ist. Zum Beispiel, welche Würfel fallen da aus dem Turm und habe ich das Glück, das bei mir vielleicht aus früheren Zügen ein paar wertvollere Würfel mit herausfallen. Welche These dreh ich um? Hilft mir der Bonus in der Situation gerade weiter oder ist er nur gut zu haben.
Ich finde ein gutes Familienspiel braucht auch eine Prise Glück, um für alle Beteiligten am Tisch ein bisschen Spaß zu bringen, sonst sind diejenigen, die nicht so gerne Spielzüge analysieren und vorausdenken schnell gefrustet und haben gar keine Lust mehr zu spielen. Hier machen gerade solche Spiele eine wirklich gute Figur, da sie durch ihr hervorragendes Material und ihre Optik einen enormen Aufforderungscharakter mitbringen. Auf den Wegen von Marie Curie ist mit einer sehr moderaten Spielzeit ausgestattet und bietet genügend Spannung um in diesem Segment zu bestehen. Bei uns kam das Spiel besser an als der Vorgänger.
Am Ende möchte ich nochmal kurz auf den Würfelturm eingehen, den wir auseinander nehmen können, der äußerst stabil ist und der tatsächlich einmal macht was er tun soll. Er behält Würfel durchaus für sich, so das hierdurch eine Varainz in das Spiel kommt. Am Ende waren wir wirklich immer weider erstaunt, wie viele Würfel doch in dem Turm verbleiben. Hut ab für die gelungene Konstruktion.

- Verlag: Sorry We Are French, Asmodee
- Autor(en): Florian Fay
- Illustrator(en): Vaiana Hinault, David Sitbon
- Erscheinungsjahr: 2025
- Spieleranzahl: 2-4 Spieler*innen
- Dauer: 20-30 Minuten