Mischwald – Vom Ahorn bis zum Wolf

Mischwald

Im September des letzten Jahres konnte uns der Autor mit dem Namen Kosch mit seinem Spiel Fyfe schon überzeugen. Meiner Frau und mir gefiel das Spiel mit Surferthema, bei dem es allerdings nur darum ging, fünf mal fünf Symbole so auf dem eigenen Spielfeld anzuordnen, das wir mit den selbstgewählten Punktemöglichkeiten den größtmöglichen Erfolg erzielen. Kein großer Wurf, aber ein schönes Spiel mit einem guten Ansatz und sehr schöner Produktion. Mischwald nun stammt wieder von dem, laut Webseite von Lookout, jungen deutschen Designer und konnte im Vorfeld der SPIEL schon einiges an Aufmerksamkeit generieren. Hier ist der Name des Spiels nämlich Programm. Ein riesiger Kartenstapel mit Bäumen und Waldbewohnern jeglicher Art wartet auf die Spieler*innen, um erkundet zu werden. Auch hier geht es darum die Karten möglichst gewinnbringend in unserem eigenen Wald anzuordnen. Mischwald reitet auf der momentanen Welle der Naturthematik mit und überzeugt durch Optik und Konzept, aber ist es auch gut? Die nichtvorhandene Verfügbarkeit spricht auf jeden Fall für ein riesiges Interesse an dem Spiel.

Worum geht es?

Spielmechanisch ist Mischwald ein Punktesalat, der sich thematisch im Wald bewegt. Wobei das Thema zwar recht schön umgesetzt wurde, aber natürlich nichts mit dem Spiel zu tun hat. Einzelne Karten sind thematisch miteinander verbunden, aber mehr zum Thema gibt es dann auch wieder nicht. Der Rest des Spiels speist sich aus diversen Set Collection Elementen und wir sammeln „nur“ bestimmte Kartentypen, die miteinander Symbole teilen usw. Das ein Eichhörnchen gerne auf einer Eiche sitzt ist so eine pseudothematische Verbindung, die natürlich mehr für die Spielmechanik existiert, als das sie eine thematische Verbindung darstellt. Wer die meisten Punkte erzielen kann gewinnt.

Mischwald: Spelaufbau / Foto: Spieltroll

Wie läuft das ab?

Die Schachtel von Mischwald ist klein und lässt deshalb gar nicht viel Spielmaterial zu. Wir finden ein langes, schmales Tableau, sowie 180 Karten und einen Wertungsblock in der Schachtel. Die Spielvorbereitung ist daher schnell abgeschlossen. Die recht kurze Regel fällt sofort auf, erschreckt einen aber auch gleich, wenn der erste Satz der Spielvorbereitung davon spricht die 14(!) Hilfekarten für alle gut erreichbar auszulegen. Zum Glück stellt sich das auch schnell als nur halb so schlimm heraus. In die Mitte des Tisches wird das Tableau, die sogenannte Lichtung, ausgelegt. Diese dient als Ablage für die Auslage des Spiels, die sich im Spielverlauf bilden wird. Der Platz reicht für neun Karten und sobald die zehnte hinzugefügt werden würde, muss diese eh abgeräumt werden, also passt das ziemlich gut. Zu Beginn des Spiels liegen hier aber noch keine Karten.

Mischwald: Winterkarten / Foto: Spieltroll

Der Kartenstapel muss für die Spieler*innenanzahl vorbereitet werden. So fliegen je nach Anzahl ein paar Karten zufällig aus dem Deck. Nur in Vollbesetzung zu fünft spielen alle Karten mit. Die restlichen Karten werden gemischt und in drei gleichgroße Stapel aufgeteilt. Die drei Winterkarten dienen für das Spielende und werden in das unterste Drittel gemischt. Das heißt nur zwei von den Karten und die dritte kommt zum Abschluss oben auf. Die beiden anderen Stapel kommen dann wieder auf diesen Stapel und so entsteht das Spieldeck. Alle Spielenden erhalten je sechs Handkarten und eine Höhlenkarte unter der bei Bedarf Karten gesammelt werden die am Spielende jeweils einen Punkt wert sind. Mehr gibt es dann auch gar nicht vorzubereiten.

Wer an der Reihe ist darf entweder zwei Karten nachziehen oder darf eine Karte in seinen Wald ausspielen und muss die Lichtung überprüfen. Ziehe ich Karten nach, so muss ich diese nacheinander ziehen und darf entweder verdeckt vom Stapel oder offen aus der Lichtung ziehen. Zu Beginn befindet sich da aber noch nichts. Ziehe ich eine Winterkarte, lege ich diese offen zur Seite und ziehe dafür eine Ersatzkarte. Die Winterkarten dienen nur dazu das Ende anzuzeigen. Sobald die dritte Winterkarte gezogen wird, ist das Spiel sofort zu Ende.

Mischwald: Baumkarten / Foto: Spieltroll
Mischwald: Tierkarten mit linker und rechter Hälfte / Foto: Spieltroll

Möchte ich eine Karte ausspielen so muss ich ein paar Dinge beachten. Es gibt zwei unterschiedliche Arten von Karten im Deck. Das eine sind Baumkarten und die zeigen immer genau einen Baum einer bestimmten Art. Alle anderen Karten sind Tiere, Pflanzen und Pilze. Bäume bilden den Kern des Waldes und die anderen Karten werden an sie angelegt, indem sie halb unter die Baumkarte geschoben werden. Je nach Position ergeben sich daraus andere Punkte, Boni und Fähigkeiten. Die Tier-, Pflanzen- und Pilzkarten sind immer zweigeteilt, so dass es immer zwei Möglichkeiten gibt sie entweder links oder rechts, oder eben oben und unten an einen Baum anzulegen.

Mischwald: Tierkarten mit oberer und unterer Hälfte / Foto: Spieltroll
Mischwald: Bonus passend bezahlt / Foto: Spieltroll

Sämtliche Karten haben Kosten, die wir mit Karten aus unserer Hand bezahlen müssen. Die bezahlten Karten legen wir dafür in die Lichtung ab, von wo sie hinterher aufgenommen werden können. Neben den Kosten haben auch alle Karten eine Farbe bzw. ein Symbol. Diese Farbe kann einen Ausspieleffekt auslösen, wenn wir die Karte entsprechend nur mit Karten dieser Farbe bezahlen. Die Karten bringen ihrerseits Symbole und Fähigkeiten sowie Punkte mit, die wir natürlich gewinnbringend einsetzen müssen. So gibt es zum Beispiel Karten, die für sämtliche Vogelsymbole Punkte bringen, oder ein Igel bringt Punkte für Schmetterlinge usw. Kastanien sind zum Beispiel Bäume, die sich lohnen, wenn wir mehr von ihnen in unserem Wald haben. Ihr Punktewert steigt mit jedem weiteren Baum.

Wir können allerdings andere Karten nur ausspielen, wenn wir auch einen Baum haben, an den wir Karten anlegen dürfen. Damit wir aber immer in der Lage sind Karten auszuspielen, auch wenn wir keinen Baum auf der Hand haben, können wir jede Karte auch als Baumsprößling ausspielen, der keinerlei Fähigkeiten besitzt und für Punktebelange nicht zählt, aber uns erlaubt Karten an ihn anzulegen. Das ist wichtig, da wir nicht unendlich viele Karten auf der Hand sammeln dürfen, denn das Limit liegt bei zehn Karten.

Mischwald: Ein komplett gefüllter Baum / Foto: Spieltroll

Nachdem wir also nun Karten gezogen oder ausgespielt haben müssen wir noch die Lichtung daraufhin überprüfen, ob sich zehn Karten auf ihr befinden. Ist das der Fall, so wird sie abgeräumt und ist wieder leer. Für jeden Baum den die Spieler*innen ausspielen wird übrigens auch immer ein Baum auf die Lichtung gelegt, was den Fortschritt des Spiels vorantreibt. Nachdem die dritte Winterkarte aufgedeckt wurde ist das Spiel vorbei und die Punkte werden gezählt. Für diesen Zweck liegt ein kleiner Punkteblock bei, auf dem wir lediglich in vier Kategorien Punkte ausrechnen sollen: Bäume, Höhle, Karten links und rechts sowie Karten oben und unten. Das ist allerdings eine nicht ganz einfache Aufgabe, darauf komme ich aber noch im Fazit zu sprechen.

Das Fazit

Mischwald gefiel mir schon im Vorfeld der Spiel. Es ist mir aufgefallen, weil ich solche kartenbasierten Spiele einfach gerne mag. Erde gehört seit dem frühjahr zu meinen Lieblingsspielen und ich bin total fasziniert davon. Mischwald scheint in eine ähnliche Kerbe zu schlagen und ist doch um ein vielfaches zugänglicher. Immerhin beschäftigen wir uns ja hier auch nur mit einem Mischwald und nicht mit globaleren Ökosystemen. Das Spiel ist wirklich schnell erklärt. Die Handlungen versteht jedes Kind, aber zu erfassen, wie die Karten hier miteinander interagieren erfordert schon ein bißchen mehr Aufmerksamkeit. Es gibt Karten die erfasst du schnell, denn sie bringen feststehende Punkte und haben eventuell noch Fähigkeiten, wie die Möglichkeit eine Karte zu ziehen oder ein Huftier von meiner Hand kostenlos ausspielen zu können. Dann gibt es aber auch Karten bei denen ich erstmal schauen muss, ob sie sich überhaupt lohnt, im Verhältnis zu anderen, denn sie erfordern Symbole und da sollte ich schon genügend von aufbringen können. Im Vergleich zu dem erwähnten Erde ist das alles keine Hexerei, aber dennoch würde ich Mischwald als seichtes Kennerspiel eingruppieren. Nicht zuletzt wegen der Wertung.

Mischwald geht locker von der Hand und schnell ist man drin im Spiel. Die Einstiegshürde ist erstaunlich niedrig und plötzlich bist du gefesselt von der Fülle der Möglichkeiten, wie du hier am besten Punkte machst. Das könnte für viele ein kleines Augenöffnerspiel sein. Genau für diejenigen, die noch gar nicht ahnen zu was moderne Brett- und Kartenspiele eigentlich fähig sind.

Mischwald: Spielsituation / Foto: Spieltroll

Mir gefällt Mischwald richtig gut und ich würde hier auch tatsächlich mein Prädikat zücken, wäre da nicht die zu unübersichtliche Wertung für die das Spiel keine richitge Lösung anbietet, denn so überschaubar der Wertungszettel auch ist, so unübersichtlich ist es unser Wald, bei dem schnell mal was übersehen wird oder doppelt gezählt wird. Das relativiert sich ein bißchen mit der Spieler*innenanzahl, denn dann sind die Wälder der Mitspielenden nicht so groß, zu zweit oder dritt ist das aber durchaus eine nicht ganz einfache Aufgabe. Normalerweise würde das nicht so schwer ins Gewicht fallen aber hier macht das Spiel genau solange Spaß, bis es zur Wertung kommt. Wir sind dazu übergegangen Punkte Baum für Baum aufzuschreiben und zusammenzuzählen.

Das soll das Spielgefühl aber nur ein klein wenig trüben. Im Kern ist Mischwald ein wirklich gelungenes Spiel, welches durch sein gelungenes Aussehen und die leichte Spielbarkeit wohl viele Freunde finden dürfte und das aus meiner Sicht völlig zurecht.


  • Verlag: Lookout Spiele
  • Autor(en): Kosch
  • Illustrator(en): Toni Llobet, Judit Piella
  • Erscheinungsjahr: 2023
  • Spieleranzahl: 2 – 5 Spieler*innen
  • Dauer: 60 Minuten

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