Circle the Wagons

Circle the Wagons

Vor kurzem habe ich das Micro-Game Sprawlopolis von Quined Games vorgestellt und auch ziemlich abgefeiert. Eines der besten Solospiele, die der Markt zu bieten hat. Heute soll es um das zweite Spiel aus der kleinen Reihe von Quined gehen. Circle the Wagons ist der Name dieses ebenfalls nur 18 Karten umfassenden Spiels. Doch wo Sprawlopolis nur angeblich mit mehr Leuten spielbar war, aber eigentlich nicht ist (oder besser nicht gut ist), da ist Circle the Wagons ein Spiel für zwei Spieler. Und diesmal auch tatsächlich nur für zwei Spieler, kein Solomodus, keine Teams, simples eins gegen eins. Simpel ist dabei auch wörtlich zu nehmen, das Spielprinzip versteht wieder einmal jeder, aber dabei gut abzuschneiden und sich gegen seinen Gegenspieler durchzusetzen ist die hohe Kunst.

Worum geht es?

Thematisch bewegen wir uns auf einem Trail in den amerikanischen Westen in einer Zeit als das Land noch unerforscht war und die Siedler sich aufmachten, um es zu besiedeln. Angeblich wurden dabei zur Verteidigung Wagenburgen gebaut, indem man seine Planwagen in einem Kreis aufstellte und sich sämtliche Reisende bei Rast im inneren aufhielten. Soweit so gut, das kennen wir aus alten Western, hat aber mit dem Spiel nicht viel zu tun, hier geht es darum für drei Siegbedingungen die meisten Punkte durch unsere Landschaftskarten zu erringen und unseren Gegenspieler zu besiegen.

Circle the Wagons – Spielaufbau / Foto: Spieltroll

Wie läuft das ab?

Die Karten sind wie bei Sprawlopolis beidseitig bedruckt und zeigen auf der einen Seite achtzehn verschiedene Siegbedingungen und auf der anderen Seite je vier Regionen mit Symbolen. Die Karten werden alle gemischt und anschließend werden drei Siegbedingungen in die Mitte des Tisches aufgedeckt. Alle anderen fünfzehn Karten werden in einem Kreis um sie herum ausgelegt. Sie zeigen vier der sechs Regionen und auf jeder Region ist eines der sechs Symbole abgebildet. Sowohl bei den Regionen und den Symbolen sind Dopplungen möglich.

Circle the Wagons – Siegbedingungen

Ein Startspieler wird bestimmt und der zweite Spieler sucht die Karte im Kreis für den Startspieler aus, von wo aus er das Spiel beginnen muss. Der Spieler nimmt entweder diese Karte und legt sie als seine Stadt vor sich aus, oder er nimmt eine beliebige andere Karte im Uhrzeigersinn. Allerdings erhält der Gegenspieler alle Karten, die man verschmäht hat. Wann immer man im Verlauf des Spiels weitere Karten in seine Stadt einbauen muss, so werden diese an die bestehenden Karten angelegt. Dabei dürfen die Karten aber nicht nur am Eck angrenzen, sie dürfen nicht gedreht werden, so dass sie auf der Seite liegen und sie dürfen nicht unter liegende Karten geschoben werden. Ansonsten muss man beachten, das immer mindestens eine Landschaft an eine andere Landschaft einer liegenden Karte angrenzen muss. Wo ist allerdings egal und man darf die Karte auch überlappend auf bereits liegende Karten legen, um bestimmte Gebiete zu überdecken. Bei angrenzenden Landschaften muss es sich auch nicht um die gleichen handeln.

Circle the Wagons – Spielsituation / Foto: Spieltroll

Wenn alle Karten eingebaut wurden, ist der Gegenspieler am Zug und muss die nächste Karte nehmen oder entscheidet sich seinerseits wieder für eine der nächsten und gibt seinem Gegenspieler wieder die verschmähten. Auf diese Weise spielen sich die beiden Kontrahenten einmal um den gesamten Kreis aus nur 15 Karten. Sind alle Karten in den Städten der Spieler platziert endet das Spiel und die Punkte werden ausgezählt.

Circle the Wagons – Punkteblock
/ Foto: Spieltroll

Zunächst erhält jeder Spieler einen Siegpunkt für jedes Feld der größten Region eines Typs. Also für die größte Bergeregion, die größte Waldlandschaft etc. Das ist in der Tat genauso wie in Sprawlopolis. Im Anschluß werden die Punkte für die drei Siegbedingungen in der Mitte vergeben. Hier können diverse Dinge verlangt werden. Zum Beispiel das man einen Siegpunkt für jedes Rindersymbol bekommt das nicht an ein Waldgebiet angrenzt oder ganz simpel einen Siegpunkt für jedes Fort. Die Siegbedingungen sind sehr vielfältig und machen thematisch sogar Sinn. Mehr Spiel steckt nicht in der Box und das ist für die Größe auch schon eine ganze Menge.

Das Fazit

Auch Circle The Wagons kann mich, genau wie Sprawlopolis, ziemlich überzeugen. Das Spiel ist für ziemlich genial und von enormer Tiefe für nur 18 Spielkarten. Alles liegt von Anfang an auf dem Tisch, es gibt keine versteckten Tricks und geheime Informationen. Circle The Wagons ist dadurch ein enorm taktisches Spiel. Der Spieler muss sich nicht nur bereits im Vorfeld überlegen, welche Symbole und Regionen er wie in seine Stadt einbauen will, nein, zusätzlich muss er auch noch die Siegbedingungen im Auge behalten und sollte auch die Auslage der Karten nicht vergessen, denn die sollte er nicht zu gut für seinen Gegner zurücklassen, denn dann bekommt man eventuell nicht genügend gute Karten für seine Stadt. Jede Entscheidung kommt einem enorm wichtig vor und manchmal sind die Entscheidungen sehr eindeutig, aber meistens muss man den richtigen Kompromiss zwischen all diesen Faktoren herausfiltern.

Auf der Schachtel steht zwar, das das Spiel ab acht spielbar ist, aber das halte ich für ein Gerücht. Natürlich kann ein Achtjähriger eine Karte auswählen und in seine Stadteinbauen, so dass sich Gebiete ergeben, aber um die taktische Tiefe zu erfassen, die in Circle the Wagons verborgen ist, bedarf es wohl doch ein wenig mehr geistiger Reife. Aufgrund seines taktischen Charakters ist es ein Spiel für Grübler und das ist leider auch der einzige negative Punkt der mir einfällt, denn das kann zu einem ständig unterbrochenen Spielfluss führen, wenn ein Spieler alles durchdenken muss und der andere es eher locker sieht.

Das Material ist gut, wenngleich die Grafik der Karten eher zweckdienlich als hübsch zu nennen ist, aber ich finde das verzeiht man diesem kleinen Spielwunder. Ich bin wiedereinmal sehr begeistert von einem Microgame, einem Genre dem ich nach Love Letter eigentlich nciht mehr soviel zugetraut hatte. Schaut euch das gerne mal an, wenn ihr taktische Spiele für Zwei sehr mögt. Das Spiel mit seinen Texten gibt es momentan nur als englische Version mit deutscher Anleitung zum Download.


  • Verlag: Quined Games
  • Autor(en): Steven Aramini, Danny Devine, Paul Kluka
  • Illustrator(en): Loïc Billiau, Danny Devine, Beth Sobel
  • Erscheinungsjahr: 2017
  • Spieleranzahl: 2 Spieler
  • Dauer: 15 Minuten

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