In den Coronazeiten sind die Spieleabende leider immer noch eher selten im Moment, so dass diese kleine Rubrik ein wenig brachliegt. Leider kann ich euch nicht viel über meine Spielerfahrungen mit bestimmten Gruppen und von Erfahrungen mit Spielen berichten. Um so mehr hat es uns gefreut, dass wir endlich mal einen Termin gefunden haben mit unserer Nachbarin zu spielen. Sie hat uns bereits vor Jahren mal darauf angesprochen, als sie gesehen hat, dass wir sehr viele Spiele besitzen. Laut eigener Aussage spielte sie nämlich immer schon gerne Brettspiele und hat ebenfalls einen Schrank voll bei sich rumstehen. Bei ihr sei es auch in der Familie Tradition gewesen immer viel zu spielen. Wir waren auf jeden Fall gespannt und hatten uns im letzten Monat mit ihr zu einem Termin verabredet.
Beruflich waren wir einfach immer zu eingebunden, um mit ihr zu einem Termin zusammenzukommen, da sie in Schichten in der Pflegebetreuung arbeitet und einfach immer nur ein paar Termine frei hat. Aber meine Frau hatte mit ihr im Sommer draußen mal bei einem Kaffee eine Partie Silver & Gold mit ihr gespielt und war davon so angetan, dass sie sich nicht nur das Spiel gleich selbst gekauft, sondern sich auch Zeit freigeschaufelt hat. Sie hat außerdem noch einen Teenager Sohn, der allerdings eher den Computerspielen verfallen ist und (zunächst) nicht an der Runde teilnahm.
Der Spieleabend begann wie jeder andere auch mit ein bißchen Smalltalk. In diesem speziellen Fall wurde natürlich über die Nachbarschaft gelästert was das Zeug hält. Auch Pizza wurde bestellt und wir machten unsere Nachbarin auf die Tradition des Pizzaspiels aufmerksam. Der Einfachheit halber und weil wir es ja alle schon kannten, spielten wir eine Runde Silver & Gold. Sie berichtete uns, dass sie seitdem sie es mit meiner Frau gespielt hat schon einige Partien mit ihrem Sohn gespielt hat. Schien also eine gute Investition gewesen zu sein. Sie hatte auch bereits kleine Microfasertücher die sehr schön in die Schachtel passten zum Abwischen der Stifte dazugekauft und stattete uns auch gleich mit welchen für unser Spiel aus. Die Partie lief super für mich, denn ich konnte tatsächlich mal wieder was gewinnen. Etwas das mir in Partien mit meiner Frau schon lange nicht mehr gelungen ist. Frau Nachbarin kam auf den zweiten Platz und zeigt uns sehr deutlich, dass sie sich mit dem Spiel schon sehr gut auskannte. Die Partie ging wirklich sehr schnell und die Pizza war noch nicht da, so dass wir überlegten noch eine zweite Partie zu spielen, es aber dann doch sein ließen. Sie holte ein weiteres Spiel hervor, welches sie im gleichen Zug wie Silver & Gold gekauft hatte und fragte uns ob wir es kennen würden. Sie hatte ein paar Probleme beim Spielen und vermutete es falsch gespielt zu haben. Die Rede ist von Ganz schön clever!
Aber erstmal Pizza! Nachdem Essen spielten wir dann also erstmal Ganz schön clever! und meine Frau stellte unserer Nachbarin schon in Aussicht „Kannste eh nicht gewinnen…“ und deutete an, dass ich schon viel zu viele Partien von dem Spiel intus hätte und nicht bezwingbar wäre. Ich kann auch nicht verneinen, dass ich schon mehrere hundert Partien gespielt habe, da die App für dieses Spiel sehr gelungen ist und man immer mal zwischendurch ein paar Würfel schmeißen kann, wenn man irgendwo wartet oder sonstwas macht. In erster Linie ging es aber darum, ihr das Spiel richtig zu erklären, denn sie hatten es gänzlich falsch gespielt. Aus irgendeinem Grund hatten sie es nicht so verstanden, dass die Spieler auch Würfel der anderen abbekommen können, wenn diese an der Reihe sind. Also das Silbertablett wurde komplett ignoriert. Nachdem wir die Partie beendet hatten kam es aber zum Aha-Effekt und sie fand das Spiel nun gar nicht mehr so doof wie vorher, weil es so natürlich alles mehr Sinn machte. Ihr Sohn hatte die Regeln gelesen und es ihr falsch erklärt. Nur fürs Protokoll: ich gewann tatsächlich mit einem beträchtlichen Vorsprung.
Wir hatten natürlich auch ein paar Spiele mitgebracht und wollten ihr noch ein paar Spiele zeigen, die ihr vielleicht gefallen könnten. Bei ihrer Spielesammlung handelte es sich um die, sagen wir mal, typisch deutsche heraus. Monopoly, Risiko, ein paar MB-Verbrechen erweitert um eine paar Spiele des Jahres und die obligatorische Spielesammlung (Halma, Mensch ärgere dich nicht etc.).
Als nächstes war es Zeit für Ohanami, das kleine schön simple Draftingspiel, dass einfach überall gut ankommt und funktioniert. Die Erklärung gestaltete sich unproblematisch wenngleich ich sagen muss unsere Nachbarin verfügt in dieser Beziehung über ein Pokerface. Ich konnte es ihr nicht ansehen, ob sie es verstanden hatte, oder ob sie Fragen hatte. Irgendwie sah sie die ganze Zeit immer sehr skeptisch aus. Sie machte aber alles richtig und die Runde lief gut. Am Ende hellte sich ihre Miene aber deutlich auf und sie fand das Spiel einfach gut. Also schien das ihr Konzentrationsgesicht zu sein. Pokern möchte ich mit ihr besser nicht… Wir spielten direkt noch eine Partie, die sie dann auch direkt sehr viel besser beendete als die erste. Ohanami stellt sich weiterhin als ein super Spiel für Einsteiger und tolles Draftingspiel für solche Runden heraus. Vor allem kann man hier noch schneller als bei anderen Spielen direkt noch eine Partie spielen. Unser Punkteblock wird allerding wirklich schon ein bißchen dünn, wird Zeit den zu laminieren…
Der Spieleabend fand in unserer Urlaubszeit statt, während ihr Sohn und unsere Tochter am nächsten Tag wieder Schule hatten, weswegen der Spieleabend nicht so super lange gehen sollte. Century: Die Gewürzstraße war das nächste Spiel das ja als erprobtes Gateway-Game gilt und auch uns schon bewiesen hat das es gut funktioniert. Bei der schnellen Erklärung war das Pokerface tatsächlich verschwunden und man konnte mitbekommen das das Spielprinzip ankam. Century nicht zu verstehen ist auch nicht so leicht. Hhier liegt das Problem ja eher in der Meisterung der Vorgänge. Sinnvolles Ressourcenmanagement, um zu Punkten zu kommen. Das Spiel begann erstmal ganz normal, dann aber kam ihr Sohnemann hinzu der sich sehr interessiert zeigte, aber eigentlich wegen der Schule ins Bett gehen wollte. Seine Mutter überredete ihn dann aber kurz für sie weiterzuspielen, als sie die Toilette besuchte. Danach spielte er dann einfach weiter und sie bereit von der Seite. Das Spiel geriet in eine echt absurde Richtung. Der junge Mann tauschte seine Ressourcen schön hin und her, sah immer wieder Punktekarten die er kaufen wollte, kalkulierte seine Mitspieler aber nie mit ein, die immer schon passende Ressourcen auf ihren Tableaus liegen hatten und die Karten schneller kaufen konnten. Irgendwann tauschte er dann zzuvor getauschte Ressourcen wieder in die zuvor getauschte Form zurück und erntete auch von seiner Mutter ein wenig Häme. Sehr lustig eigentlich kamen wir in den Gesprächen nebenbei noch auf „gute“ Spiele zu sprechen und er vertrat Vehement die Meinung das Monopoly und Risiko richtig gute Brettspiele wären. Monopoly sei von Taktik und Risiko von Strategie geprägt. Ich entgegnete dann das beide Spiele doch einen nicht zu verachtenden Glückfaktor hätten, aber das wollte er nicht gelten lassen. Na ja, ein mehr als lustiges Gespräch und am Ende hatte er bei Century dann doch noch ein paar Pünktchen ergattert und wurde dritter.
Wir quatschten danach noch eine Stunde und ließen den Abend bei einem Glas Wein ausklingen. Genug gespielt, auch wenn wir Little Town und Buntes Burano noch mit im Gepäck hatten. Mal schauen ob es bald eine Neuauflage geben wird.