Beim letzten Spieleabend holten die anderen Anwesenden plötzlich zu meiner totalen Überraschung nach diversen alkoholischen Getränken plötzlich einen Würfelbecher samt Würfeln hervor und fingen an ein mir völlig unbekanntes Trinkspiel (nein es war nicht Meiern oder etwas Ähnliches) zu spielen und erklärten das sie gerne Würfelspiele spielten. In der neueren Spielehistorie schien das Konzept des Würfels fast ein vergessenes zu sein, zumindest kam es mir so vor. Vielleicht war es auch einfach verpönt in den Spielerkreisen mit denen ich mich so umgab. „Ihheeeehh Würfeln! Glücksspiel…“ Ich persönlich hasse Kniffel, Yahtzee oder wie auch immer es irgendwo auf der Welt sonst noch genannt wird, aber gegen ein interessantes Würfelspiel habe ich eigentlich nichts, es gab nur sehr lange keine, oder ich habe sie schlichtweg übersehen.
Als ich Ganz Schön Clever dann zum ersten Mal sah, wusste ich, das ich damit die anderen in meiner Spielrunde begeistern könnte und erstand es zu einem zugegebenermaßen recht stolzen Preis. Aber bisher kann ich sagen war es jeden Cent wert.
Worum geht es?
Der Anwärter auf das Kennerspiel des Jahres 2018 von Wolfgang Warsch erfindet zugegebenermaßen das Rad auch nicht neu, aber macht einen wirklich ordentlichen Job sämtliche Spielerschichten zu vereinen. Ich behaupte nämlich das bei Ganz Schön Clever Normale Spieler sowie Vielspieler und auch durchaus Nerds und Geeks auf ihre Kosten kommen können, weil sich niemand langweilen wird und alle eine andere Faszination aus dem Spiel ziehen werden.
Ziel des Spiels ist es durch möglichst clevere Würfelauswahl innerhalb einer bestimmten Anzahl von Runden, die von der Spieleranzahl abhängig ist, die meisten Punkte zu erreichen.
Wie läuft das Spiel ab?
Um dieses Ziel zu erreichen würfeln die Spieler wenn sie an der Reihe sind mit sechs farbigen Würfeln suchen sich einen aus den sie gerne werten wollen und notieren etwas auf ihrem Punktezettel. Danach legen sie alle Würfel, die niedrigere Augen als der Würfel den sie zuvor gewählt haben, anzeigen und legen sie auf das Silbertablett in der Schachtel. Mit allen verbliebenen würfeln sie ein zweites Mal, suchen sich erneut einen aus, legen den Rest auf das Silbertablett und würfeln mit dem Rest ein drittes Mal. Anschließend sind alle anderen Spieler an der Reihe und suchen sich je einen Würfel vom Silbertablett aus, den sie auf ihrem Blatt werten möchten. Sie können auch alle den gleichen Würfel nehmen, das ist in diesem Fall egal.
Haben alle Mitspieler ihren Würfel gewählt und auf ihrem Zettel gewertet ist der nächste Spieler an der Reihe und macht seine Würfe. So geht das Spiel rundherum bis alle Spieler die maximal 6 Runden gewürfelt haben. Soweit erstmal der Spielmechanismus. Man notiert natürlich nicht nur schnöde Würfelergebnisse und rechnet das ganze zusammen, nein, der Clou an Ganz Schön Clever ist sein ausgeklügelter Wertungszettel, auf dem man entweder Punktewerte notiert oder Kreuzchen macht. Die sechs Würfel die man wirft haben verschiedene Farben und jede dieser Farben hat auf dem Block seinen eigenen Wertungsbereich. Die Farben der Würfel geben also vor, wo man etwas eintragen darf, würfelt man z.B. eine gelbe Sechs und möchte diesen Würfel werten, so macht man im gelben Bereich bei einer noch nicht angekreuzten Sechs ein Kreuz. So versucht man dann im gelben Bereich horizontal, vertikal und in einem Fall auch diagonal Reihen zu erreichen um bestimmte Boni zu bekommen. Im lila Bereich muss man z.B. immer höhere Zahlenwerte eintragen als vorher, bis man bei einer Sechs ankommt und wieder von vorne beginnen darf.
Eine Ausnahme unter den Würfeln ist der weiße Würfel, der im blauen Bereich zusammen mit dem blauen Würfel gewertet wird und ansonsten als Jokerwürfel benutzt werden kann, soll heißen man darf ihn als jede andere Farbe benutzen mit der entsprechenden Augenzahl.
So füllt sich der Zettel nach und nach und man erspielt sich Boni, die einem Wiederholungswürfe erlauben, oder einem einen zusätzlichen Würfel auswählen lassen, auch zusätzliche Kreuze darf man durch die Boni machen, es gibt wirklich jede Menge Möglichkeiten an seinen Wertungszettel heranzugehen und zum Schluss ergeben sich durch die Boni erstaunliche Kettenreaktionen auf den Zetteln. Da kann man plötzlich durch einen geschickt gewählten Würfel nacheinander drei Kreuze machen und zwei Zahlen notieren und erhält noch einen Wiederholungswurf usw.
Zum Schluss werden die ganzen Punkte aus den einzelnen Bereichen auf der Rückseite zusammenaddiert und ergeben eine Endsumme. Im gelben Bereich bekommt man nun zum Beispiel für fertiggestellte vertikale Reihen Punkte, im blauen Bereich zählt die Anzahl der gemachten Kreuze, und im grünen wie weit man von links nach rechts auf der Zahlenleiste vorgedrungen ist. Bei orange und lila werden sämtliche Zahlen die man in die Felder eingetragen hat zusammengezählt. Unter sämtlichen Boni die man auf dem Zettel machen kann befindet sich auch ein Fuchs, der einem zunächst nichts bringt, aber bei der Endwertung eine Rolle spielt. Die Anzahl der Füchse wird nämlich mit dem Bereich multipliziert, in dem man die wenigsten Punkte erzielt hat. Das sorgt natürlich dafür, dass man versuchen muss in jedem Bereich eine gute Punktezahl zu erreichen, weil man hier eine Menge Punkte liegen lassen kann.
Das Fazit
Das Ganze macht wirklich Spaß und dadurch das nachdem ein Spieler seine drei Würfe gemacht hat erstmal alle anderen einen auswählen dürfen entsteht auch keine Langeweile, da die anderen den Würfler natürlich davon überzeugen wollen einen für sie wichtigen Würfel auf dem Silbertablett liegen zu lassen. Das Spiel kam in der Runde dann auch sehr gut an und alle hatten Spaß. Meine Frau und ich sind Vielspieler und wir hatten es schon vorher getestet und für gut befunden, das Spiel zu viert ist aber nochmal ein ganz anderes Erlebnis, da man hier mehr mit den Würfeln der anderen planen muss. Auch Solo ist das Spiel spielbar.
Das Fazit zu Ganz Schön Clever vom Schmidt Spiele Verlag kann nur lauten: Absolute Kaufempfehlung. Erschienen ist es in der Serie Klein & Fein, die ich bisher auch keines Blickes gewürdigt habe, was ich aber in Zukunft nachholen werde.
- Verlag: Schmidt Spiele
- Autor(en): Wolfgang Warsch
- Illustrator(en): Leon Schiffer
- Erscheinungsjahr: 2018
- Spieleranzahl: 1 – 4
- Dauer: 30 Minuten
7 Gedanken zu „Ganz Schön Clever“