In den letzten Wochen habe ich mich in dieser Kategorie schon mit kryptischen Abkürzungen beschäftigt, da habe ich mir gedacht, ich füge noch eine hinzu, die man in Brettspielkreisen, zumindest wenn man sich etwas tiefer in die Materie einarbeitet, auch schon mal hier und da mitbekommt. Die Rede ist vom „Spielegenre“ 18XX. Das ist mit nichten etwas versautes, wie man vielleicht denken könnte, nein, es ist eine Serie von Spielen, die sich im Laufe der Jahre zu einem quasi eigenen Genre entwickelt haben. Also, was sind eigentlich 18XX-Spiele?
18XX-Spiele
Bei den 18XX-Spielen handelt es sich im Grunde um eine Art Eisenbahnwirtschaftssimulationen. Hier muss man ein wenig weiter ausholen, denn diese Spiele haben in der Tat schon eine recht lange Tradition. Francis G. Tresham, ein nahezu legendärer Spieleentwickler, schuf im Jahr 1974 das Spiel 1829, welches bei seinem eigenen Verlag Hartland Trefoil erschien und sich mit der Eissenbahngeschichte seines englischen Heimatlandes beschäftigen sollte. Die Landkarte auf der das Spiel stattfand zeigte den Spielern nur den Süden Englands mit verschiedenfarbigen Hexfeldern. Im Grunde ging es in diesem Spiel nur darum eine Eisenbahnlinie zu bauen und mit ihr Geld zu verdienen.
Hier hätte die Geschichte der 18XX-Spiele schon vorbei sein können, aber sieben Jahre später, 1981 kam eine erneute Auflage des Spiels mit einer Karte von England und Schottland auf den Markt. Dieses Spiel nennt man heutzutage 1829 North. Es zeigte, dass sich das Spielprinzip auch auf andere Karten erweitern ließ. 1986 dann kam der meines Erachtens nach wichtigste Schritt dieser Reihe. Tresham veröffentlichte beim amerikanischen Avalon Hill Verlag das Spiel 1830: Railroads & Robberbarons. Auf deutsch hieß das Spiel 1830: Schienenleger & Spekulanten. Dieses Spiel verheiratete das Bauen einer Eisenbahnlinie mit einer harten Börsen- und Wirtschaftssimulation. Das prägte diese Reihe ziemlich deutlich bis in die heutige Zeit.
Bis heute sind über 100 Varianten von diesem Spiel bei unterschiedlichen Verlagen und von unterschiedlichen Spielentwicklern erschienen. Das Grundprinzip und Thema ist immer gleich, bezieht sich jedoch meist auf eine andere Zeit und einen anderen Ort. Viele Designer haben versucht die Eisenbahngeschichte ihres Landes darzustellen. All diese Spiele unterscheiden sich in der Tat aber nciht nur durch die Landkarten, sondern auch im Spiel, da jeder Autor einen anderen Schwerpunkt auf das Spielgeschehen setzt. Manche finden den Bauteil der Eisenbahnlinie interessanter und beschäfigen sich mehr damit und die anderen finden den Wirtschaftspart interessanter und binden hier neue Komponenten mit ein. Das Feld ist sehr vielfältig und deshalb gibt es hier eine sehr treue Fangemeinde, die diese Spiele sehr verehrt. Nach wie vor erscheinen fast jedes Jahr ein paar neue Versionen dieser Serie.
Bekannte Vertreter:
- 1830: Schienenleger & Spekulanten
- 1846: The Race for the Midwest
- 1889: History of Shikoku Railways
- 1856: Railroading in Upper Canada from 1856