Schattenreiche von Valeria

Schattenreiche von Valeria

Schattenreiche von Valeria steht schon seit fast einem Dreivierteljahr bei uns im Spielregal herum. Es hat einen Umzug mitgemacht und kam erst vor kurzem zum ersten Mal auf den Spieltisch. Das hat absolut nichts mit seiner Qualität oder Optik zu tun, nein, es ist ganz allein meine Schuld, denn bei Schattenreiche von Valeria handelt es sich um einen Fehlkauf. Ja, ich wollte das Spiel eigentlich gar nicht. Meine Frau und ich sind bekennende Fans des Valeria – Königreich der Karten Spiels, dass uns nun schon seit ein paar Jahren begleitet. Für das Königreich der Karten soll eine neue Erweiterung erscheinen, mit der das Spiel in ein kooperatives Spiel umgewandelt werden kann. Diese Erweiterung, deren Namen (Dunkelschreck) ich auf deutsch gar nicht kannte, habe ich damals blind bestellt. So dachte ich! Falsch gedacht! Ich kaufte stattdessen das Stand-Alone-Spiel Schattenreiche von Valeria, las die Regeln und stellte plötzlich völlig überrascht fest, dass es sich dabei nicht um das Spiel handelte, dass wir eigentlich haben wollten. Na ja, ein wenig ernüchtert verschwand das Spiel erstmal im Regal und erst im Dezember kam es wieder zum Vorschein. Es spielt natürlich ebenfalls in Valeria, hat aber mit dem erwähnten Königreich nicht viel gemeinsam. Warum das Spiel aber trotzdem erstmal bleiben darf erfahrt ihr wenn ihr ein wenig mehr Zeit investieren wollt.

Worum geht es?

In Valeria spielen wir Fürsten, die für ihren König die Länderreien gegen die bösen Monsterhorden verteidigen und ausbauen. Wir rekrutieren die Bürger des Landes, erobern neue Gebiete und bekämpfen fiese Monster. In Schattenreiche von Valeria schlagen die Monster nun zurück. Hier spielen wir die Anführer eines Monstermobs und erobern uns in Schlachten die Gebiete zurück. Dafür besuchen wir Schreine, rekrutieren Monster und Champions und schlagen Schlachten gegen die Eroberer von Valeria und drängen sie zurück. Das machen wir indem wir uns von verschiedenen Schreinen verschiedene Würfel zusammensuchen, die unsere Truppen darstellen und mit denen wir später Schlachten schlagen, um Punkte zu generieren. Wer nach einer bestimmten Anzahl Schlachten die meisten Punkte generiert hat gewinnt.

Schattenreiche von Valeria – Spielaufbau / Foto: Spieltroll

Wie läuft das ab?

Schattenreiche von Valeria hat spielerisch rein gar nichts mit Valeria – Ein Königreich der Karten zu tun. Lediglich die Orte an denen wir Schlachten schlagen, entsprechen den Gebieten, die wir in Valeria erobern können. Und natürlich ist die Optik und die Art der Monster an die in Valeria angelehnt, aber rein Spielmechanisch ist das hier ein völlig anderes Erlebnis.

Der Spielaufbau unterdessen ist eigentlich ganz einfach und geht recht schnell von der Hand. Es gibt ein zentrales Spielbrett, das uns in der Mitte fünf Spielfelder zeigt, die fünf unterschiedliche Schreine darstellen sollen. Links davon legen wir Schlachplankarten aus und rechterhand werden drei Reihen mit unterschiedlichen Championkarten, sowie eine Reihe mit drei Siegpunktekarten ausgelegt. Die Schlachpläne bestehen aus einem großen Stapel, der gemischt und anschließend eine offene Auslage ausgelegt wird. Je weiter die Karte vom Stapel wegliegt, desto billiger ist sie später im Spiel. Die Champions sind in drei Stapel getrennt. Jeder Stapel hat sein eigenes Symbol auf der Rückseite. Eines für Champions mit Soforteffekten, eines für dauerhafte Effekte während des Spiels und dann noch welche mit Spielendeffekten. Auch diese Stapel werden gemisch tund je drei zur Auswahl ausgelegt. Von den Punktekarten gibt es ebenfalls mehrere und auch hier gibt es drei verschieden starke Sorten. Von jeder Sorte wird eine offen ausgelegt und der Rest kommt wieder zurück in die Schachtel. in jeder Partie spielen nur drei Punktekarten mit.

Schattenreiche von Valeria – Spielertableau / Foto: Spieltroll

Jede*r Spieler*in erhält einen Satz mit Spielmaterial, bestehend aus einem Tableau mit drei unterschiedlichen Ressourcenmarkern aus Holz, sowie zehn Eroberungsmarken in Spielerfarbe. Hinzu kommen noch eine Spielfigur und ein Punktezähler in Spielerfarben, sowie ein Schlachtfeldtableau. Die beiden Tableaus werden nebeneinander gelegt und das Spieler*innentableau zeigt zehn runde Kreise, auf denen die Pappmarker platziert werden müssen. Im Spielverlauf können diese Marken entfernt werden und schalten Boni für die Spieler*in frei. Die Spielfigur wird auf dem Tableau platziert und der Punktezähler auf Feld null der Zählleiste gelegt. Als letzter Schritt der Spielvorbereitung werden die Schreine noch bestückt. Auf den Edelsteinschrein kommen eine je nach Spieler*innenanzahl eine bestimmte Menge an Edelsteinmarkern. Ebenfalls nach Spieler*innenanzahl wird die Anzahl der Würfel bestimmt, die in den mitgelieferten Beutel getan werden. Würfel gibt es in fünf Farben. Je nach Spieler*innenanzahl werden anschließend pro Schrein Würfel aus dem Beutel genommen und gewürfelt. Dann kann es losgehen.

Schattenreiche von Valeria – Ressourcen / Foto: Spieltroll

Zu Beginn hat jede*r Spieler*in 3 Magie, 6 Gold und 10 Einfluss, die auf der universellen Leiste des eigenen Tableaus mit den Ressourcenmarkern festgehalten werden. Eine zusätzliche Ressource stellen die Edelsteine dar, von denen zu Beginn aber nur einer auf dem Tableau gelagert werden kann. Links neben, sowie unter dem Tableau, werden im Spielverlauf Karten angelegt. Links oben die Champions, von denen zu Beginn maximal drei verfügbar sind und darunter werden die erfüllten Schlachtpläne gesammelt. Das Spiel endet sobald jemand sieben Schlachtpläne erfüllt hat. Unter dem Tableau kann man sich zu beginn einen Schalchtplan, später bis zu drei reservieren. Die Würfel in fünf Farben repräsentieren die fünf Truppentypen (Goblins, Orks, Gnolle, Gargoyles und Skelette). Jede Würfelseite zeigt dabei den Truppentyp, die Stärke sowie einen Goldrabattwert an. Je höher die Stärke des Würfels, desto geringer der Rabatt.

Schattenreiche von Valeria – Würfel / Foto: Spieltroll

An der Reihe muss zunächst die eigene Spielfigur versetzt werden. Stehenbleiben ist nicht erlaubt. Die Spielfelder dazu sind die fünf Schreinfelder, sowei das eigene Tableau. Je nach Ort wird dann eine Aktion ausgeführt. Zu beachten ist noch, dass ein Schrein, auf dem kein Würfel mehr liegt, nicht als Ort ausgesucht werden kann, denn nach der Bewegung muss ein Würfel genommen werden, der auf dem eigenen Tableau platziert wird. Zu diesem Zweck gibt es drei Ablageflächen. Auch hier kann später noch auf fünf erhöht werden. Sollte für einen Würfel kein Platz mehr sein, so muss ein anderer vorher entfernt werden und wird zurück in den Beutel gelegt. Nach dem Erhalt des Würfels darf die Aktion des Schreins ausgeführt werden. Am Edelsteinschrein wird ein Edelstein genommen, sofern dieser gelagert werden kann. Edelsteine sind dazu da, um bei der Erfüllung von Schlachplänen eingesetzt zu werden. Um diese zu erfüllen, müssen Würfel eingesetzt werden und mit einem Edelstein ist es möglich die Zahl eines Würfels zu manipulieren, indem der Würfel immer auf die entgegengesetzte Seite gedreht werden darf, oder aber der Edelstein verändert die Farbe des Würfels in eine beliebige.

Schattenreiche von Valeria – Schreine mit Würfeln bestückt / Foto: Spieltroll

Der Magieschrein lässt den Spielern die Wahl entweder zwei Magieressourcen zu nehmen, oder eine der drei Punktekarten zu erfüllen. Dazu wird einer der Eroberungsmarker vom eigenen Tableau entfernt und auf den am weitesten links befindlichen Kreis der Karte gelegt. Das darf aber nur passieren, wenn die Kriterien zur Erfüllung der Karte erfüllt sind. Magie ist die Ressource, die bei der Erfüllung von Schlachtplänen dazu genutz wird, die eingesetzten Würfel pro Magie um den Wert eins zu manipulieren. Außerdem können durch Ausgabe von Magie die Schlachtplan-, sowie Championauslagen ausgetauscht werden.

Schattenreiche von Valeria – Championkarten / Foto: Spieltroll

Am Championschrein können die Spieler*innen Champions anwerben. Je nach Art haben diese verschiedene Kosten. Die Champions mit den Soforteffekten Kosten ein Gold, die mit dauerhaften Effekten drei und die mit Spielendeeffekten sechs. Die Kosten werden dabei noch um die Anzahl erhöht, die wir bereits in unserem Besitz haben. Zu beachten bei allen Dingen die Geld Kosten ist hierbei der Rabattwert des Würfels den wir zuvor genommen haben. Diesen Goldwert können wir jeweils vom Kauf abziehen.

Schattenreiche von Valeria – Schlachtpläne/ Foto: Spieltroll

Der Goldschrein versorgt uns mit Gold. Hier erhalten wir einfach den Rabattwert des genommenen Würfels in Goldstücken. Zu guter letzt bleibt noch der Taktikschrein an dem wir Schlachtpläne erhalten. Hier zahlen wir den neben dem Schlachtplan aufgedruckten Goldpreis, wiederum verringert durch den Rabattwert. Der Schlachtplan wird dann an eines unserer Reservierungsfelder angelegt und kann später ausgeführt werden. Schlachtplankarten zeigen neben einer Illustration zwei relevante Dinge. Es sind Würfel mit Truppentypen abgebildet, die sich auf unserem Tableau befinden müssen, um den Schlachtplan zu erfüllen und jede Karte verfügt über einen von drei Schlachttypen. Hinterhalt, Belagerung oder Konfrontation, welche für bestimmte Punktekarten oder Champions wichtig sein können.

Der letzte Ort, an den wir unsere Spielfigur bewegen können ist unser Tableau, das sogenannte Feldlager. Tun wir das, so führen wir eine Schlacht aus und durchlaufen ein paar Schritte. Zunächst wählen wir eine Schlacht vom Spielbrett, deren Kosten wir bezahlen oder eine von unseren Reservierungsplätzen. Wir wählen Truppenwürfel von unserem Feldlager, die den auf dem Schlachtplan gezeigten entsprechen. Dann rechnen wir die Stärke der Würfel zusammen und vergleichen sie mit dem Einflussmarker auf unserem Tableau. Der niedirgere Wert ist der für uns maßgebliche und wird mit der Stärketabelle auf unserem Tableau verglichen. Diese nennt uns dann eine Siegpunktwert, den wir uns auf der Leiste gutschreiben. Einige Champions geben uns dann noch Belohnungen. Nachdem wir eine Schlacht geschlagen haben verbessern wir noch unser Tableau, indem wir einen Eroberungsmarker von ihm entfernen und auf unser Schlachtfeldtableau versetzen. Auch hierdurch erhalten wir einen Bonus. Zum einen spielen wir so weitere Möglichkeiten auf unserem Tableau frei und zum anderen können wir auf dem Schlachtfeldtableau durch benchbarte Eroberungsmarken weitere Kettenboni erhalten. Die Schlachtfeldtableaus der Spieler*innen sind dabei lediglich anders angeordnet, sämtliche Belohnungen und Kettenboni sind auf allen Tableaus die gleichen.

Schattenreiche von Valeria – Schlachtfeldtableau / Foto: Spieltroll

Die benutzen Würfel kommen zurück in den Beutel und wollten zu einem Zeitpunkt nur noch zwei Würfel in den Schreinen liegen, so werden die übrigen Würfel entfernt und anschließend das Spielbrett neu mit Würfeln bestückt. Das Spiel wandert solange mit Spieler*innenzügen um den Tisch, bis ein*e Spieler*in den siebten Schlachtplan erfüllen konnte. Die Runde wird dann zu ende gespielt, bis alle gleichviele Züge hatten und anschließend werden die Schlußpunkte durch die Punktekarten und die Champions vergeben und ein*e Sieger*in ermittelt.

Das Fazit

Ich bin mal wie immer ganz ehrlich und sage, ein solches Spiel hätte ich gar nicht erwartet. Rein thematisch sind wir hier natürlich im nerdigen Fantasybereich, aber Schattenreiche von Valeria ist mechanisch durchaus interessantes Kennerspiel am unteren Komplexitätsspektrum. Das Spiel ist überhaupt nicht kompliziert, auch wenn hier mal wieder das Regelheft einfach keinen Spaß macht (gleich nochmal mehr dazu). Es ist wirklich einfach zu erlernen und hat dennoch viele mechanisch interessante Kleinigkeiten zu bieten. Das beste ist aber das ein Spielzug wirklich rasend schnell geht. Die Planung beginnt schon während die Spieler*innen vor einem an der Reihe sind, weil ja abgeschätzt werden kann, welche Würfel wohl noch zu haben sind oder ob ich gar komplett neue bekomme. Dann ist die Wahl recht schnell getroffen und die somit gewählte Aktion ebenfalls schnell abgehandelt. Magie, Gold oder Edelstein erhalten oder gar einen Champion kaufen. Das Schlachtpläne reservieren wird gerne am Anfang unterschätzt, da es eine der wenigen Möglichkeiten darstellt durch die Zusatzkosten den Einfluss nach oben zu bringen und dieser ist für die Siegpunkte extrem wichtig. Genauso wie die Erweiterung der Universalressourcenleiste nach oben hin. Diese ist nämlich bei Wert 14 erstmal durch einen Eroberungsmarker abgeriegelt.

Schattenreiche von Valeria – Spielfiguren und Punktezähler / Fotos: Spieltroll

Wie gesagt, es sind viele, kleine und interessante Entscheidungen zu treffen, die den Spielverlauf für einen selbst beeinflussen und das mach Schattenreiche von Valeria für mich zu einem durchaus interessanten Spiel mit Wiederspielreiz. In den ersten Pratien, die wir nur zu zweit absolvierten, hatten wir ziemlich verschiedene Spielverläufe, je nachdem auf was wir mehr Wert gesetzt haben und was zunächst freigespielt wurde. Es ist definitv nciht das Spiel was wir erwartet hatten, aber auch keines das uns sofort wieder verlässt, weil wir durchaus gefallen daran gefunden haben.

Die Optik und die Symbolik ist wie bei den anderen Valeriaspielen auch überragend. Neben den Spielen von Shem Phillips, existieren für mich kaum Spiele mit besserer Ikonographie und Symbolsprache. Darüber hinaus ist die Illustration von The Mico hier natürlich wieder exzellent, wenn auch ein wenig düsterer, was aber zum Thema auch gut passt.

Kommen wir zu den negativen Punkten und da ist eigentlich wie immer nur die Anleitung zu nennen und da bin ich es fast Leid immer wieder darauf rumzuhacken. Daily Magic Games, der Originalverlag, bekommt es einfach nicht hin eine gute Anleitung für seine Spiele zu machen. Und hier meine ich gut nicht mal nur im Sinne der Verständnis, sondern auch im grafisch-gestalterischen Bereich. Da ich hier tatsächlich vom Fach bin, kann ich mir da ein Urteil erlauben und muss sagen, dass hier weder auf gut lesbare Schriften und Schriftschnitte als auch auf Abstände geachtet wird. Alles einfach reinklatschen und mit Abbildungen zukleistern. Alles zu Lasten der Übersichtlichkeit. Schwerkraft auf deutsch ändert da auch gar nichts dran. Hier wird nur übersetzt und ansonsten redaktionell keine Hand angelegt. Ich bin total dankbar dafür, dass sie dafür sorgen, dass solche Spiele übersetzt werden, aber hier könnten sowohl Daily Magic, als auch Schwerkraft nachbessern. Solche Anleitungen schrecken nämlich ab. Ein Grund dafür, dass Schattenreiche so lang im Regal stand war nämlich die Anleitung. Ich habe sie geöffnet und versucht zu lesen und nach drei bis vier Seiten einfach keine Lust mehr gehabt. Dann wieder zurück ins Regal. Ein paar Monate später das gleiche nochmal. Diese Anleitungen der Valeria Spiele mit der fetten Schrift und den nicht vorhandenen Abständen zum Rand und den Bildern macht einfach keine Lust.

So und nun habe ich noch nicht mal von den zum Teil unsinnigen Reihenfolgen innerhalb der Anleitung angefangen, aber das ist nun auch schon egal. Um es nochmal zusammenzufassen: Schattenreiche von Valeria ist ein überraschendes Spiel für mich, da es schnelle, aber interessante Entscheidungen von mir verlangt und dabei auch für Wenigspieler gut erfassbar scheint, da der Schwierigkeitsgrad nicht hoch ist. Ein Spiel das zum Wiederspielen einläd und optisch gefällt. Thematisch bestimmt nicht für jeden etwas, aber ein Spiel das ich durchaus empfehlen kann.


  • Verlag: Schwerkraft-Verlag
  • Autor(en): Stanislav Kordonskiy
  • Illustrator(en): Mihajlo Dimitrievski
  • Erscheinungsjahr: 2021
  • Spieleranzahl: 1 – 5
  • Dauer: 45 – 90 Minuten

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