Als wir noch Kinder waren, haben wir immer mal wieder darüber gestritten, welche bekannte Figur gegen eine andere von ganz wo anders gewinnen würde. Also zum Beispiel: Wer würde gewinnen, wenn sich He-Man und Hulk gegenüberstehen würden. In manchen Nerdkreisen wird das auch heute noch mit wissenschaftlicher Akribie durchgeführt. Erst neulich ist meine Frau auf eine solche Diskussion in einem Forum gestoßen in der letzlich darüber philosophiert wurde, wer denn in der Lage wäre Thors Hammer aufzuheben. Nor soviel, He-Man und Magneto würden das wohl schaffen, aber hey, ich bin da raus und habe das nicht verfolgt. Aber herzlichen Glückwunsch Freunde, denn mit Unmatched könnt ihr das nun am heimischen Spieltisch austragen. Ob König Arthus, Medusa, Sindbad oder Alice aus dem Wunderland, hier könnt ihr endlich gegeneinander antreten und es ausfechten. Die Serie ist in Amerika äußerst beliebt und ist über Iello und Huch vor geraumer Zeit auch nach Deutschland gekommen. Bisher habe ich mich noch davor verweigert, aber das erste Set habe ich mir nun doch auch mal angeschaut.
Worum geht es?
Unmatched ist ein Spielsystem, dass es erlaubt in einem Duell mit unterschiedlichsten Charakteren aus verschiedensten Welten gegeneinander anzutreten und sich zu messen. Jede*r Spieler*in kontrolliert einen Charakter, sowie seinen Sidekick über ein Spielbrett aus verbundenen Spielfeldern. Die Charaktere werden über Karten gesteuert und das Ziel ist es die Lebenspunkte des Gegenübers zu dezimieren. Die Charaktere aus verschiedenen Sets, sowie die Spielbretter können mit allen anderen Sets kombiniert werden. Im Spiel zu dritt oder viert wird eine spezielle Teamvariante gespielt.
Wie läuft das ab?
Unmatched ist superschnell aufgebaut und der Vorlauf, bevor losgespielt werden kann, ist wirklich gering. Selbst das Regelstudium geht flott von der Hand. Zunächst müssen wir uns für ein Spielbrett entscheiden und legen es in die Tischmitte. Dann sucht sich jede*r Mitspieler*in einen Charakter aus und nimmt sein Deck, das aus 30 Karten besteht, sowie die Miniatur und den Spielchip des Sidekicks. Darüber hinaus erhalten beide eine Statuskarte für ihre Charaktere und ebenso Lebenspunkteräder für beide. Die Lebenspunkte können von der Statuskarte abgelesen werden und diese werden auch auf die Räder übertragen. Danach ziehen beide je fünf Karten von ihren Decks und der oder die jüngste setzt seine Charakterminiatur auf das Feld des Spielbretts mit der Nummer eins. Der Sidekick (manche Charaktere können auch mehrere haben, in diesem Set verfügt zum Beispiel Medusa über gleich drei) wird danach auf ein weiteres Feld in der Zone des Charakters gestellt. Die Zonen des Schlachtfelds sind farblich unterteilt. Generell besteht das Schlachtfeld aus einer Ansammlung von kreisrunden Feldern, die durch Striche miteinander verbunden sind. Im Spielverlauf dürfen sich dir Charaktere nur über diese Verbindungen von Feld zu Feld bewegen. Die Felder sind außerdem farblich gekennzeichnet und in Zonen unterteilt. Manche Felder sind dabei in zwei oder drei Farben unterteilt und gehören somit auch zu mehreren Zonen. Das ist wichtig, weil sich manche Karten später auf Zonen besziehen.
Manche Charaktere erfordern nach der Aufstellung noch eine weitere Entscheidung, die mit ihrer jeweiligen Mechanik zu tun hat. Im Falle von Alice aus diesem Set muss sich die Spieler*in dafür entscheiden, ob Alice das Spiel „Groß“ oder „Klein“ beginnen soll. Zu diesem Zweck wird der entsprechende Marker offen auf die Seite gelegt, für die sich entschieden wurde.
Nun stellt der/die Gegenspieler*in die Miniatur auf Position zwei auf dem Schlachtfeld. Danach wird genauso mit dem Sidekick und möglichen Entscheidungen verfahren wie zuvor. Dann kann es losgehen. Jede*r Spieler*in hat pro Zug zwei Aktionen, die beide genommen werden müssen. Es gibt drei mögliche Aktionen und es ist völlig egal, welche davon ausgeführt werden. Es dürfen auch durchaus Aktionen doppelt ausgeführt werden.
Die drei Aktionen sind Manöver, Planung und Angriff. Wichtig ist noch zu erwähnen das die Spieler*innen am Ende ihres Zuges ein Handkartenlimit von sieben Karten haben. Bevor ich noch etwas zu den Aktionen sage, sei kurz der Aufbau der Karten erklärt. Die Karten gehören einem von vier Typen an (Angriff, Verteidigung, Vielseitig und Planung). Darüber hinaus haben sie einen Angriffs- oder Verteidigungswert, geben an von welchem Charakter sie gespielt werden dürfen, haben eine Fähigkeit, sowie einen sogenannten Boostwert.
Zurück zu den Aktionen: Manöver ist die Bewegungsaktion. Sagst du die Manöveraktion an, ziehst du zunächst eine Karte vom Deck und bewegst dann deine Kämpfer soweit wie die Bewegung auf der Charakterkarte angibt. Eigene Charaktere dürfen überlaufen werden, gegnerische blockieren aber den Weg. Zusätzlich darf das Manöver geboostet werden. Zu diesem Zweck wird eine Karte aus der Hand abgeworfen und die Bewegung um den Boostwert der Karte erhöht. Sindbad zum Beispiel hat eine Reichweite von zwei Feldern und könnte mit einem Boostwert von zwei bis zu vier Felder weit ziehen.
Planung bedeutet in diesem Fall nichts anderes, als dass die Spieler*innen Planungskarten von der Hand ausspielen dürfen. Es muss angegeben werden welcher Kämpfer die Karte ausspielt und es muss darauf geachtet werden, dass nur Karten der entsprechenden Charaktere ausgespielt werden dürfen.
Das Angreifen ist dann die komplexeste Aktion. Zunächst wird ein Ziel festgelegt. Dieses muss für einen Nahkampfangriff auf einem benachbartem Feld stehen oder für einen Fernkampfangriff ebenfalls auf einem benachbartem oder einem Feld innerhalb der gleichen Zone. Anschließend wählt der Angreifer eine Angriffskarte aus seiner Hand und legt sie verdeckt vor sich ab. Die Karte muss vom angreifenden Charakter nutzbar sein. Der Verteidiger darf seinerseits eine Karte zur Verteidigung verdeckt spielen. Die Karten werden aufgedeckt und anschließend ihre Effekte abgehandelt. Danach wird Angriff mit Verteidigung verglichen und eventueller Schaden von den Lebenspunkten abgezogen. Wer mindestens einen Schaden zufügt ist der Kampfgewinner. Sollten die Lebenspunkte eines Sidekicks auf null sinken, so wird er oder sie aus dem Spiel genommen. Sollte das gleiche mit einem der Charaktere passieren hat die Gegner*in gewonnen.
Typisch für ein Duellspiel sind alle anderen Spieler*innenanzahlen nur Teamvarianten in der Spieler*innen gemeinsam agieren und eigene Charaktere steuern.
Das Fazit
Seit dem letzten Jahr ist Unmatched nun auch in einer deutschen Variante von Iello verfügbar und ichbin schon etwas länger um das erste Set herumgeschlichen, ohne mich zu trauen. Vor allem lag das daran, dass ich nicht genau wusste wie meine Frau reagiert. Früher habe ich solche Spiele zu Hauf mit meinen Kumpels gezockt, aber mitlerweile ist meine Frau meine hauptsächliche Spielpartnerin und in der Regel machen wir eher einen Bogen um solche Spiele. Ich muss aber sagen, meine Frau hat mir ganz schön den Hinter versohlt, als sie mir im ersten Spiel mit Alice und ihrem riesigem Schwert eins übergezogen hat. Auch Medusa hat es ihr angetan. Natürlich sieht das anders aus, wenn ich ihr mal eins auf die Rübe gebe, dann wird gleich geheult und mit der Couch gedroht. Nein, alles gut. Wir hatten totalen Spaß. Das liegt vor allem daran, dass Unmatched über einen sehr überschaubaren Regelsatz verfügt. Es ist sehr schnell erlernt und dann geht das entdecken der Decks los. Wie es unsere Art ist, schauen wir uns diese natürlich vorher nciht an, sondern legen gleich los. Das mcht die ersten Partien zu kleinen Entdeckerrunden, denn meistens kamen wir gar nciht durch die Decks durch und wir strichen vorher die Segel.
Unmatched ist definitv ein Spiel in dem du immer besser wirst, je öfter du dein Deck spielst und das deiner Gegner*innen kennst. Gegen sehr erfahrene Spieler*innen möchte ich das glaube ich gar nicht spielen.
Das Material ist übrigens, mit einer Ausnahme ganz hervorragend. Das Spiel kommt in einer schönen Schachtel in der alles, und ich meine wirklich alles, seinen Stammplatz hat. Sehr aufgeräumt. Die Kartenqualität ist gut, die Spielsteine sind hervorragend und die Miniaturen sehen klasse aus und sind gleich vom Start her schonmal gewashed, so dass die Details viel besser zur Geltung kommen. Für die Bemalprofis unter euch natürlich egal, aber für ein Spiel indem einzelne Figuren so oft angefasst werden, reicht mir das völlig aus. Einzig über das Artwork lässt sich streiten. Meine Frau zum Beispiel mochte es gar nicht, während ich es eigentlich erfrischend cool und anders fand. Also eindeutig Geschmackssache. Kommen wir noch zu der Ausnahme, die Lebenspunkteräder sehen zwar gut aus, aber sie sind viel zu locker und können nicht plan auf dem Tisch liegen, was dazu führt, das sie eiern und sich leicht verstellen können. Hier sollte nachgebessert werden.
Unmatched ist also ein gelungenes System für Anfänger*innen genauso wie für Vielspieler*innen, die schonmal ein solches Skirmish-Game gespielt haben. Es besitzt sowohl taktische Tiefe, als auch über so einfache Mechanismen, das jeder es spielen kann. Iello und Huch haben bisher dieses erste Set, als auch das sehr beliebte Cobble & Fog Set mit Sherlock Holmes, Dem Unsichtbaren, Dracula, sowie Jekyll & Hyde, als auch das Zweierset Robin Hood vs. Bigfoot herausgebracht. Wenn sich das System durchsetzt werden wohl weitere auf deutsch folgen, denn im amerikanischen Original gibt es inzwischen eine große Bandbreite von spielbaren Charakteren.
- Verlag: Iello
- Autor(en): Rob Daviau, Justin D. Jacobson
- Illustrator(en): Oliver Barrett, Alexander Wells
- Erscheinungsjahr: 2021
- Spieleranzahl: 2 – 4 Spieler*innen
- Dauer: 20 – 40 Minuten
„Bei der Macht von …“ – ich kann mich nur daran erinnern, dass wir bei Shadowrun als Rollenspiel den ultimativen Charakter gefunden haben!