Im Frühjahr 2021 hat uns Die Abenteuer des Robin Hood von Michael Menzel ganz schön aus den Socken gehauen. Mit solch einem Brettspiel, in dem er Tabletop-Mechaniken mit einem allmächtigem Zugbeutel auf einem adventskalenderartigen Spielbrett verband und das alles mit der bekannten Robin Hood Legende thematisch in ein tolles Paket verpackte, habe ich wirklich nicht gerechnet. Es war eines der besten Spiele dieses Jahrgangs und konnte vor allem Familien durch den superleichten Einstieg und die unkomplizierten Spielweisen begeistern. Wir hatten eine sehr kurzweilige Zeit mit dem Spiel und spielten es innerhalb einer Woche komplett durch. Recht bald wurde bekannt, dass Menzel an Nachschub arbeiten würde und auch online kamen weitere Szenarien dazu. Für diese interessierten wir uns aber nicht so sehr, sondern verstauten das Spiel ersteinmal im Regal und beschlossen auf die Erweiterung zu warten. Wir wollten das Spielbrett nicht mit weiteren Partien malträtieren und es für die Erweiterung aufsparen. Wer mehr über die Materialprobleme wissen möchte und ein paar Bilder zur Anschauung braucht, dem sei die Review zum Hauptspiel empfohlen. Nun ist es also endlich soweit gewesen und die Erweiterung kam auf den Tisch.
Was ist neu?
Insgesamt hätte ich, bei der Größe der Schachtel auf etwas mehr Inhalt gehofft, aber wir bekommen hier ein weiteres Buch, diesmal leider nur Softcover ohne Bändchen als Lesezeichen. Dazu bekommen wir zwei weitere Spielplanteile im Schuber, sowie drei Holzfiguren für den Sheriff von Nottingham, als auch eine braune Bruder Tuck Figur. Zwei Stanzbögen mit einigen Spielplanplättchen, acht neuen Siegeln und zwei Lesezeichen finden wir ebenfalls in der Schachtel, aber das war es dann auch schon.
Wie läuft das ab?
Die Abenteuer des Robin Hood bleibt auch mit dieser Erweiterung ein Spiel für bis zu vier Spieler*innen. Bruder Tuck kommt zwar in die Partie, ich verrate aber natürlich nicht wie genau, denn das alles gehört ja zur Geschichte. Aber er ist nicht als weiterer Charakter spielbar. Als weiterer Gegenspieler für unsere Gruppe kommt aber der Sheriff hinzu, der sich ebenfalls über das Spielfeld bewegen wird, wenn wir einen roten Würfel aus dem Beutel ziehen. Die beiden neuen Spielplanteile werden links neben das ohnehin schon riesenhafte Spielbrett gelegt und erhöhen das nötige Maß an Tischplatz noch einmal ein Stück weit. Auch für das Grundspiel allein benötigt ihr einen großen Tisch, wobei hier nur das Spielbrett Platz braucht und nicht noch Schnickschnack-Tableaus und Kartenauslagen Platz benötigen. Dennoch seit gewarnt.
Rein spielerisch wird das Spiel noch ein bißchen gefährlicher für die Spieler*innen durch weiteres Gefahrenpotenzial, dass ich aber aus Spoilergründen hier nicht erwähnen möchte. Bei einigen der Szenarien fragten wir uns zu Beginn noch, wie wir das schaffen sollten, aber wir haben alle Szenarien, wenn auch zum Teil knapp, immer im ersten Anlauf bewältigt. Insgesamt kommen nur ein paar kleine Änderungen hinzu, das Spiel bleibt aber ziemlich nah am Grundspiel dran und fühlt sich daher eher wie eine Fortsetzung des Grundspiels an, als einer Erweiterung. Da ich hier ansonsten alles beim alten ist, gehe ich mal gleich weiter zum Fazit.
Das Fazit
Die Erweiterung Bruder Tuck in Gefahr ist tatsächlich eigentlich nichts anderes als eine Fortsetzung des Spielgeschehens aus dem Hauptspiel. Es erweitert lediglich die Geschichte, indem es sie fortschreibt und ganz nebenbei einige kleine Änderungen und Zusätze einbaut. Ergänzende Spielmechaniken mit denen wir das Grundspiel erweitern können finden wir hier nicht. Wir spielen diese Szenarien, dann tauchen welche auf, ansonsten bietet diese Box nichts optionales. Nichts mit dem wir zur alten Kampagne nochmal zurückkommen könnten.
Bevor ich ein paar negative Punkte erwähnen muss, möchte ich aber ganz klar machen, das wir ebenso viel Spaß mit er Erweiterung hatten, wie damals mit dem Hauptspiel und Leute die das damals genossen haben, kommen hier bestimmt auf ihre Kosten und jetzt muss ein „aber“ folgen und das ist leider ein ziemlich dickes. Wir haben uns das ein oder andere Mal über diese Erweiterung geärgert und das muss wohl zu großen Teilen dem Verlag angekreidet werden. Die Materialprobleme des Grundspiels sind wahrscheinlich nicht zu vermeiden, wenn du ein solches Spiel zu einem vernünftigen Preis produzieren willst. Okay, seh ich ein, aber dennoch wurde ein schönes Hardcoverbuch produziert, das sich gut anfühlte während man spielte und vorlas. In dieser Erweiterung finden wir nun ein qualitativ minderwertigeres Softcoverbuch und in dieses sollen wir nun während des Spielens zwei Papplesezeichen aus dicker Pappe einlege, die ständig verrutschen und das Ganze wenig attraktiv machen. Nicht schön, aber zu verschmerzen, was aber dann zum Ärgernis wird sind die neuen Pappteile, die wir, um die Geschichte fortschreiben zu können in den alten Spielplan einbauen müssen. Einige von denen passen einfach nicht. Sie sind schlichtweg zu groß und biegen sich durch, wenn du es mit Gewalt in die Lücken prügelst. Ist aber wahrscheinlich auch schon egal, weil das Grundspiel nach einem Spieldurchlauf ja eh schon nach „ziemlich durchgespielt“ aussah. Da kommt es wohl nicht mehr darauf an, scheint zumindest KOSMOS so zu sehen.
Diese Erweiterung macht in allen Belangen den Anschein billiger produziert worden zu sein als das Hauptspiel unddeshalb möchte ich eine Warnung aussprechen. Wenn euch das egal ist, dann könnt ihr auch mit diesen insgesamt vier Szenarien eine gute Zeit haben.
- Verlag: KOSMOS
- Autor(en): Michael Menzel
- Illustrator(en): Michael Menzel
- Erscheinungsjahr: 2022
- Spieleranzahl: 2 – 4 Spieler
- Dauer: 60 Minuten