Die Escape-, Detektiv- und Rätselspiel-Sparte innerhalb der Brettspielszene hat in den letzten Jahren einen fast noch größeren Boom als die Branche an sich erlebt. Nach den Escape-Spielen á la Exit und Co, starteten die Detektivspiele wie die Hidden Games Reihe durch und unzählige ähnliche Reihen entstanden hier und dort. Das gesamte Konzept erfreute sich großer Beliebtheit. Rätseln und Ermitteln ist anscheind etwas, mit dem isch viele hinter dem Ofen vorlocken, die ansonsten eher gar nichts mit Spielen zu tun haben. Deshalb gibt es auch immer wieder Geschichten, die durch Rätsel erzählt werden und die Leute so fesseln wollen. Ein solches Spiel ist The Light in the Mist, welches ich mir im letzten Jahr auf der Messe in Essen vorgemerkt hatte. Seit dem lag es hier bei uns herum und wartete auf seinen Einsatz. Nur ein Jahr später und haben wir es tatsächlich geschafft The Light in the Mist in unserem Urlaub zu spielen. Das Spiel ist wunderhübsch gestaltet und kommt als Tarotspiel daher. Keine Angst ich bin kein Esotheriker und möchte euch hier in unwissenschaftliche Gebiete entführen, aber als Aufmachung für ein paar Rätsel finde ich die Idee erstmal ganz gelungen und wer von euch noch andere Verwendung für Tarotkarten hat… bitte… Mehrwert! Tada!
Worum geht es?
Die Spieler*innen schlüpfen gemeinsam in die Rolle von einer namenlosen minderjährigen Protagonistin, deren Freundin Sam verschwunden ist. Sam ist ein Mädchen das einige familiäre Probleme und Schicksale zu haben scheint, die ihr zu Beginn der Geschicht nur erhanen könnt. Das Spiel nimmt euch über die Rätsel mit auf eine Reise in die Vergangenheit von Sam, die ihr hier erst so richtig kennenlernt. Ihr versucht Sam aufzuspüren und ob das gelingt oder nicht verrate ich natürlich nicht, aber insgesamt habt ihr hier 22 Rätsel zu lösen. Die Geschichte und das Spiel sind auf Deutsch, jedoch sind Englischkenntnisse ein wenig von Vorteil, denn es gilt Lösungswörter zu finden und die sind auf Englisch.
Wie läuft das ab?
In der Schachtel finden wir gar nicht soviel an Material. Ein kleines Büchlein, eine gefaltete Pappe (Rucksack) und eine Stapel großformatiger Karten in einer hübschen Pappschachtel. Mehr ist hier nicht drin. Das Spiel kann auch direkt losgehen. Alles was es zu beachten gibt, wird uns direkt im Verlauf der Geschichte mitgeteilt. Ein kleines Vorwort und Vorgeschichte wird einfach vorgelesen und dann geht es auch schon los.
An dieser Stelle sei erwähnt, dass das Spiel auch mit einer Triggerwarnung versehen wurde die für einige Themenbereiche gilt, die ich an dieser Stelle aber nicht wiedergeben möchte, da sie eventuell ein paar Inhalte spoilern würden. Wer sehen möchte welche das sind kann das am Ende dieses Beitrags sehen, wo ich die entsprechende Stelle des Büchleins als Foto anhänge. Also ganz nach unten scrollen und dort kurz lesen.
Nun aber zum „Spielgeschehen“. Wir spazieren im Spiel durch einen Wald und haben die ein oder andere mysteriöse Vision. Das Tarotspiel haben wir zusammen mit dem Rucksack am Waldesrand auf der Suche nach Sam gefunden. Das Tarotdeck teilen wir in zwei Bereiche. Vom ersten kleineren Teil suchen wir uns immer eine der besonderen Karten aus, wobei wir mit dem Narr der Karte 0 beginnen müssen. Die Karten haben immer einen großen Bildbereich und einen Rand. Im unteren Bereich finden wir den Namen der Karte und am oberen Rand gibt es ein schnörkeliges Schmuckelement indem kleine ausgefüllte Kreise zu finden sind, die uns vorgeben, wieviele weitere Karten wir für dieses Rätsel benötigen. Unten auf der Karte finden wir dann noch ein Symbol, welches wir im größeren Teil des Tarotstapels öfters finden können. Wir suchen uns dann die entsprechenden Karten mit diesem Symbol heraus und beginnen das Rätsel zu lösen, nachdem wir uns noch eine kleine Vision zu dieser Karte durchgelesen haben, die wir in dem Büchlein finden. Viele der Karten haben mehrere Symbole und sind somit Teil diverser Rätsel.
Nachdem wir das Rätsel hoffentlich lösen konnten, erhalten wir durch die Lösung ein englisches Wort, welches wir im Anhang des Buches nachschlagen können. Dort erfahren wir auch die Bedeutung, falls wir der Sprache nicht mächtig sein sollten. Dieses Wort nennt uns dann wiederum einen Abschnitt in dem Büchlein den wir lesen dürfen. Darüber erfahren wir nach und nach die Geschichte die Sam zu Grunde liegt. Mehr gibt es erstmal nicht zu berichten.
Das Fazit
The Light in the Mist ist eine Coming of Age Geschichte im Gewand eines Escape-Rätsels. Wir müssen alle Karten entwirren um die volle Geschichte zu erfahren. Den Leseabschnitten kommt für die Geschichte eine zentrale Bedeutung zu. Die Rätsel können mitunter zu mehreren Lösungen führen. Soll heißen es gibt manchmal mehrere Lösungswörter. Meine Frau hätte es besser gefunden, wenn bei jeder Karte bekannt gewesen wäre, wieviele unterschiedliche Lösungen es gibt, denn diese führen auch mitunter zu verschiedenen Abschnitten und Teilen der Geschichte. Manchmal erhalten wir an dessen Ende auch Gegenstände die wir uns notieren sollen und die wir mitunter an anderen Stellen wieder gebrauchen können um weitere Abschnitte lesen zu dürfen. Ich findes es aber okay nicht zu wissen wieviele Lösungen es gibt, das passt einerseits zum mythischen Charakter der Geschichte und lässt einen auch noch ein bisschen mehr darüber grübeln, ob du das Rätsel auch noch anders lösen kannst. Das Niveau der Rätsel ist nicht superschwierig, aber wir hatten schon die ein oder andere Nuss zu knacken. Die Spielzeit ist eher am oberen ende der angegebenen Zeit anzusiedeln. Wir haben es auch nicht an einem Stück gelöst, sondern sind an drei aufeinander folgenden Tagen je für ein paar Stunden zurück gekehrt. Für Rätselfreunde eine recht gelungene Erfahrung mit Anspruch, wenn einen die Themen, die hier verbaut wurden nicht triggern.
- Verlag: frechverlag
- Autor(en): Jack Fallows, Rita Orlov
- Illustrator(en): Jack Fallows
- Erscheinungsjahr: 2023
- Spieleranzahl: 1-4 Spieler*innen
- Dauer: 300 – 500 Minuten