Babylon – Garten- und Landschaftsbau

Babylon

Um Babylon gab es vor der letztjährigen Messe in Essen einen kleinen Hype und der war einzig und allein auf ein paar Bilder zurückzuführen, denn zu der Zeit wusste noch niemand was es mit dem Spiel auf sich hatte. Zum einen war da das imposante Cover zu sehen, das, obwohl beige dominiert, irgendwie edel und stimmig wirkte. Zum anderen gab es Bilder vom Spielmaterial, welches diverse Plastikelemente zeigte, die Teil eines drei dimensionalen Bauwerks darstellten, das von den Spieler*innen im Laufe des Spiels aus Pappplättchen und diesen Teilen errichtet wird. Mehr war zu diesem Zeitpunkt nicht bekannt, aber das sah irgendwie so cool aus, dass es für einen Hype ausreichte. Ich nehme mich da tatsächlich nicht aus, obwohl mir das Material eher egal war. Mich faszinierte die Optik des ganzen Spiels. Ich war mir eigentlich sogar sicher, dass da bestimmt kein besonders gutes Spiel bei herumkommen würde. Ob das so ist, davon musste ich mich natürlich selbst überzeugen und habe mir eine Kopie des Spiels besorgt.

Worum geht es?

In Babylon versuchen die Spieler*innen die Hängenden Gärten von Babylon zu errichten. Diese sind bekannter Weise eine Art Terrassenbauwerk das durch seine vertikalen Gärten besticht. Das wird versucht in diesem Spiel durch verschiedene Ebenen darzustellen auf die wir baubare Elemente, wie Brunnen, Treppen und Statuen errichten. Die Gärten an sich werden dabei durch Plättchen aus Pappe dargestellt. Am Ende erhalten die wackeren Baumeister Punkte für diese Elemente und ermitteln den oder die Sieger*in.

Babylon – Spielsituation / Foto: Spieltroll

Wie läuft das ab?

Der Spielaufbau von Babylon gehört zu den schnellsten, die ich bisher erlebt habe. Zumindest wenn das Spiel am Ende der Partie gut verstaut wurde, dann könnt ihr eigentlich fast nahtlos mit dem Spiel beginnen. Die Schachtel enthält vorsortiert nämlich alle baubaren Plastikteile und ist Teil des Spiels. In der Mitte liegen die umgedrehten Pappplättchen als sogenannter Steinbruch aus. Dieser besteht aus drei Ebenen Plättchen. Ganz unten die Basaltplättchen mit den schwarzen Rückseiten. Darüber kommen dann die grauen Granitplättchen und zuoberst liegen die braunen Lehmplättchen. Alle zeigen je eine Blume in der Mitte und je zwei bis vier Symbole der baubaren Elemente. Dieser Steinbruch muss nur noch für die unterschiedlichen Spieler*innenzahlen angepasst werden. Von der Lehmschicht werden dann je nach Anzahl Plättchen aus dem Spiel genommen.

Babylon – Steinbruch in der Spieleschachtel / Foto: Spieltroll

Der Rest des Materials sind löchrige Spieler*innentableaus, Startplättchen und ein paar Rundenmarker. Alle erhalten ein Tableau und ein dazu passendes Startplättchen und die Rundenmarker werden gemischt und aufeinander- gestapelt. Dieser zeigt die Anzahl Runden an, die gespielt werden. In jeder Runde wird einer von ihnen gezogen und aufgedeckt. Die Tableaus bestehen aus acht mal acht quadratischen Löchern, sowie einer Einkerbung und sechs kleineren quadratischen Löchern am Rand. Jedes Tableau zeigt eine besondere Blume die mit denen auf der Rückseite der Plättchen korrespondiert.

Babylon – Tableau mit Startplättchen / Foto: Spieltroll

Der Spielablauf für die Spieler*innen besteht dann aus drei Schritten die pro Spieler*in durchlaufen werden. Zunächst muss eine Graben-Aktion im Steinbruch durchgeführt werden. Das funktioniert so, dass eines der sichtbaren Plättchen genommen werden darf. Für jede Plättchen Kante die an dieselbe oder die einer niedrigeren angrenzt erhalten wir eine kleine Säule. Gleiches gilt für Kanten die an den Rand des Steinbruchs oder an den Grund des Steinbruchs grenzen. Zusätzlich erhalten wir eine weitere Säule, wenn die Blume auf dem Plättchen der unseres Tableaus gleicht. So können wir mit einem Zug maximal fünf Säulen erhalten. Säulen sind das Grundelement unseres Bauwerks.

Babylon – Erster Spielzug: Errcihten des ersten Plättchens / Foto: Spieltroll

Der zweite Schritt des Zuges ist optional. Wir dürfen etwas bauen. Zu diesem Zweck dürfen wir das gerade erhaltene und/oder das an unserem Tableau eingelagerte auf unserem Tableau platzieren. Um ein Plättchen zu platzieren müssen wir erst Säulen in den Löchern des Tableaus errichten. In den Löchern dürfen wir kleine oder auch doppelte Säulen einsetzen. Wir dürfen jederzeit zwei kleine Säulen in eine große Doppelsäule tauschen, aber nie andersherum. Haben wir Säulen errichtet dürfen wir ein Plättchen darauf ablegen. Auch hier müssen wir beachten, das wir Plättchen nur auf drei oder vier Säulen ablegen dürfen. sind es nur drei Säulen, so legen wir im Anschluss auf die Ecke, die nicht durch eine Säule gestützt wird einen Aussichtspunkt. Außerdem dürfen Plättchen sich niemals komplett überlagern, also eins zu eins übereinanderliegen.

Babylon – Schmuckelemente / Foto: Spieltroll

Nachdem Bau des Plättchens überprüfe ich noch, ob ich Schmuckelemente einsetzen darf. Das ist der Fall, wenn sich zwei Treppensymbole durch eine Ebene getrennt von einander auf benachbarten Feldern befinden, zwei Brunnenfelder nebeneinander liegen, oder zwei Brückenfelder durch eine Lücke zwischen zwei Plättchen getrennt sind. Stauten müssen immer in direkten Linien zu anderen Statuen errichtet werden und als Besonderheit dürfen diese später auch als kleine Säulen benutzt werden. Ansonsten gibt es nur noch die bereits erwähnten Aussichtspunkte.

Babylon – Säulen einlagern / Foto: Spieltroll

Als dritten Schritt in einem Zug darf ich nicht benutzte kleine Säulen einlagern. Bis zu sechs Stück finden auf dem Tableau Platz und dürfen für später aufbewahrt werden. Falls wir ein Plättchen haben das wir nicht benutzt haben, dürfen wir das ebenfalls einlagern. Zu keinem Zeitpunkt dürfen wir aber mehr als ein Plättchen einlagern.

Babylon – Rundenmarker / Foto: Spieltroll

Nachdem alle Spieler*innen einen Zug gemacht haben wird ein Rundenplättchen vom Stapel genommen und aufgedeckt. Der angezeigte Spezialeffekt gilt für alle Spieler*innen innerhalb der nächsten Runde.

Am Ende der Partie erhalten wir dann Punkte für die verschiedenen Elemente in unserem Gartenbauwerk. Die Punkte sind abhängig vom Element und der eingebauten Ebene im Bauwerk. Die meisten Punkte gewinnen wie üblich.

Das Fazit

Babylon ist kein schlechtes Spiel hat aber mit ein paar Problemen zu kämpfen und eines davon, für das es absolut nichts kann, sind die hohen und zum Teil übersteigerten Erwartungen, die es aufgrund seiner Optik bei einigen Spieler*innen hervorgerufen hat. Okay das Spiel hat ein wunderschönes Cover und das Material sieht auf den Bildern von Geek Attitude Games auch hervorragend aus, aber ich frage mich dann immer, was die Leute von Marketing erwarten? Eine Firma wird ja niemals absichtlich schlechte Bilder auf seine Verpackungen drucken. Das Spielmaterial sieht natürlich im Original nicht zu einhundert Prozent so aus wie auf den Bildern. Allerdings ist das Ergebnis am Ende einer Partie immer noch recht beeindruckend und lässt Zuschauer*innen mit staunenden Augen zurück.

Das Spielgeschehen ist allerdings das eigentliche Problem von Babylon. Auch das ist nicht schlecht und funktioniert ganz gut, ist aber dann doch nur relativ profanes Puzzeln auf mehreren Ebenen. Wie baue ich am günstigsten die mir zur Verfügung stehenden Teile ein, um möglichst viele Schmuckelemente auf möglichst hohen Ebenen einzubauen? Diese Frage gilt es im Kern zu lösen und da bleiben mir oftmals gar nicht so viele Möglichkeiten wie ich gerne hätte. Vieles ist ein wenig vorhersehbar. Meist gibt es nur ein oder zwei gute Plättchen zur Auswahl, bei anderen würde ich einfach zu viel verschenken. Durch die Symbole darauf und denen die ich schon verbaut habe ergeben sich meist auch nicht so viele Möglichkeiten, oder sagen wir besser, in vielen Fällen gibt es einige die sich lohnen und andere die eher Verschwendung meiner Ressourcen darstellen.

Babylon – Spielsituation / Foto: Spieltroll

Darüber hinaus hat Babylon eigentlich keinen Spannungsbogen. Das Spiel bleibt von vorn bis hinten gleich und jeder Zug den ich mache fühlt sich im Prinzip identisch an. Die Rundenereignisse sind leider überhaupt nicht spannend und der Platz auf meinem Tableau ist auch nicht so knapp bemessen, dass es nach hinten raus spannend wird. Das ist wahrscheinlich das größte Problem mit Babylon, es fühlt sich repetetiv an.

Ein Kritikpunkt den ich im Netz öfter gelesen habe ist die Tatsache das es nicht als Geschicklichkeitsspiel gezählt wird, weil die Komponenten so kleinteilig und fitzelig sind, dass du immer wieder das Problem hast sie vernünftig einzubauen, ohne die Hälfte umzureißen. Na ja, das ist für mich kein Kritikpunkt. Natürlich ist Babylon kein Geschicklichkeitsspiel, weil es keinen Einfluss auf das Spiel hat. Wenn ich zu tollpatschig bin passiert rein gar nichts, ich muss es nur wieder aufbauen. Ich habe große Hände und kann auch einen Finger an meiner Hand nicht mehr richtig bewegen, dennoch stellt das keine Herausforderung für mich da. Babylon ist also kein Jenga oder Menara.

Wir hatten ein paar Partien unseren Spaß mit Babylon, dann wird es aber leider ein wenig eintönig und lässt den Spielspaß schnell vermissen. Schade, hier lässt mich das Gefühl nicht los, das mehr drin gewesen wäre.


  • Verlag: Geek Attitude Games
  • Autor(en): Olivier Grégoire
  • Illustrator(en): The Creation Studio
  • Erscheinungsjahr: 2024
  • Spieleranzahl: 2 – 4 Spieler*innen
  • Dauer: 40 – 60 Minuten

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