Ich bin ein riesiger Fan von Spirit Island. Es ist wahrscheinlich sogar mein liebstes kooperatives Spiel überhaupt und auch zu zweit ist es ein echter Knaller. Darüber hinaus eignet es sich auch vorzüglich als Solospiel, da es jede Menge unterschiedliche Herausforderungen bietet. Bereits im letzten Jahr kam die Erweiterung Ast und Tatze auf den Markt, die ich sofort haben musste. Nun leider hat es bis ins neue Jahr hinein gedauert, bis Spirit Island wieder auf den Tisch kam, denn man braucht ein wenig Zeit für das Spiel und man muss immer mal wieder die ein oder andere Regel nachlesen, wenngleich man auch schnell wieder drin ist, wenn es erstmal läuft.
Was ist neu ?
Ast und Tatze bietet von allem etwas, ein bißchen was Neues, ein bißchen mehr von Altbekanntem und ein bißchen mehr Variation. In der Schachtel ist einiges an neuem Material enthalten. Zunächst gibt es ein neues kleines Spielbrett, das man oberhalb des bisherigen Invasoren-Tableaus anlegen soll. Hier finden einige der neuen Spielelemente Platz und auch für Szenario- und Nationenkarten bietet es Ablageplätze. Als zweites fallen einem natürlich die zwei neuen Geister auf, die weitere Variation in das Spiel bringen. Das beherrschende neue Spielelement sind aber die vier neuen Plättchensorten, von denen sich jeweils 22 in der Schachtel befinden. 4 neue Szenarien und die Nation Frankreich sind ebenfalls mit dabei. Zu den Szenarien gibt es dann auch noch nummerierte Szenarienmarker.
Einen Großteil des neuen Materials machen aber diverse Karten aus. Natürlich haben die neuen Geister jeweils vier Startkarten, es gibt insgesamt 31 neue Schwache Fähigkeiten und 21 neue Starke Fähigkeiten. Ein weiteres neues Spielelement sind die Ereigniskarten, von denen sich ebenfalls 25 im Karton befinden. 15 neue Furcht- und sieben neue Ödniskarten bilden den Rest des neuen Materials.
Neun Karten, die die entsprechenden Karten des Grundspiels ersetzen, weil sie Regelungenauigkeiten enthielten, oder missverständlich geschrieben waren, sind ebenfalls enthalten.
Wie läuft das ab ?
Wenn man es böse formulieren wollen würde, müsste man fast sagen, dass die neuen Elemente Spirit Island nur aufblähen, da sie die ohnehin vorhandene Komplexität noch ein bißchen nach oben schrauben. Die Geister bekommen mit den neuen Plättchen eine gute Möglichkeit, die Invasoren ein bißchen besser unter Kontrolle zu halten, werden aber andererseits durch die Ereigniskarten meistens auch ein wenig bestraft. Aber ich empfinde das eben genau nicht so. Ich finde die Plättchen extrem thematisch und ins Gesamtkonzept passend. Natürlich ist die logische Konsequenz daraus auch, dass man neue Geister bekommt, die diese Plättchen benutzen können.
Schauen wir uns die Plättchen einmal genauer an. Es gibt vier erschiedene Arten. Wildnis-, Seuchen-, Bestien- und Streitplättchen, die alle etwas unterschiedliches bewirken. Zum neuen Spielaufbau gehört, das jeweils ein Bestien- und Seuchenmarker pro Spielfeld bereits ausliegen. Die Wildnismarker sorgen dafür, das sich Invasoren nicht wie gewohnt ausbreiten können. Während des Entdeckens, können Invasoren in Gebieten mit einem Wildnisplättchen sich eben nicht ausbreiten, sondern ein Plättchen wird entfernt. Je mehr Plättchen, desto länger dauert es sich dort auszubreiten. Außerdem benutzen manche Fähigkeiten die Wildnis um Schaden zu verursachen. Die Seuchenplättchen verhalten sich ganz ähnlich, sie verhindern aber das Bauen der Invasoren. Sollten die Invasoren in einem Gebiet mit Seuche bauen wollen, so wird erst das Plättchen entfernt. Auch hier gibt es Fähigkeiten die die Plättchen ausnutzen.
Die Bestienplättchen haben zunächst erstmal gar keinen Effekt. Sie sind rein interessant für diverse Fähigkeiten und stellen die Fauna der Insel dar, die für die Invasoren zur zusätzlichen Gefahr werden kann. Auch die Streitplättchen haben eine andere Funktion, sie werden unter einzelne Invasoren gelegt, die wenn gewütet wird, keinen Schaden verursachen, weil sie ihre eigenen Leute angreifen. Was gut ist, weil die Dahan trotdem zurückschlagen, obwohl sie in diesem Fall keinen Schaden nehmen. Alles also sehr positive Effekte für die Geister.
Die Ereigniskarten werden nach Verödung der Insel, aber vor dem Abhandeln der Furchteffekte durchgeführt. Eine Karte wird aufgedeckt und kann verschiedene Effekte haben. Eigentlich hat sie immer einen negativen Effekt, der vom Gesamtzustand der Insel, der Furchtstufe oder der Eroberungsstufe abhängt. manchmal können die Spieler auch zwischen zwei Effekten wählen. Außerdem haben die meisten Karten noch zwei möglicherweise positive Effekte auf der Karte stehen. Das muss aber nicht immer so sein, weil sie eventuell nicht ausgeführt werden können, wenn sich das entsprechende Material z. B. nicht auf dem Spielfeld befindet. Generell überwiegen aber die negativen Auswirkungen.
Mehr wirklich Neues gibt es dann auch nicht. Die Geister spielen sich hervorragend und machen von den Plättchen regen Gebrauch. Beide wachsen doppelt und haben Wachstumsfähigkeiten für die sie Energie bezahlen müssen. Das wirkt ersteinmal ein bißchen komisch, aber man merkt recht schnell wie die beiden funktionieren und sie erweitern das Spektrum der Geister sinnvoll. Die neue Nation bietet genauso wie die vier neuen Szenarien einfach mehr Variation und mehr Wiederspielreiz. Aber darüber kann man sich bei Spirit Island auch so schon nicht beklagen.
Das Fazit
Absolut positiv, ich möchte Ast und Tatze nicht mehr missen, denn ich finde die neuen Elemente bringen noch mehr Tiefe und Möglichkeiten in das ohnehin schon komplexe Spiel. Thematisch entwickelt sich das Spiel damit ebenfalls sogar noch weiter. Die beiden neuen Geister spielen sich wirklich sehr gut und gehören mit ihrer mittleren Schwierigkeit zu den, wie ich finde, besten Geistern bisher. Auch viele der neuen Fähigkeitskarten gefallen mir außerordentlich gut. Das Spielmaterial ist von guter Qualität und fügt sich nahtlos in das bisherige Spiel ein. Besonders gut gelungen finde ich die verschiedenen Plättchen, die in ihrer Symbolik und Farbe herausstechen.
Gibt es auch Kritik? Ja, die Spielanleitung die Ast und Tatze beiwohnt hebt es an einer Stelle schon hervor, damit man es nicht vergisst soll man doch bitte einen Ödnismarker auf den Ereigniskartenstapel legen, so dass man immer wieder daran erinnert wird, wenn man die Ödnisphase durchläuft, dass es da ja noch die Ereigniskarten gibt. Diese fügen sich nämlich nicht so leicht in das Gesamtkonzept ein und wir haben sie in unseren Testpartien immer wieder vergessen. Am Anfang des Spiels ist die Ödnisphase ja auch nicht wirklich existent, solange die Insel noch nicht verödet ist. Hier hätte man sie nochmal auf neuen Übersichtskarten erwähnen können.
Ast und Tatze ist sein Geld wert und jeder Freund von Spirit Island wird es lieben. Ich werde das Spiel nie wieder ohne diese Erweiterung spielen, zumindest nicht bei uns zu hause. Sie macht ein ohnehin sehr gutes Spiel noch besser.
- Verlag: Pegasus Spiele
- Autor(en): R. Eric Reuss
- Illustrator(en): Jason Behnke, Kat G Bermelin, Loic Billiau, Cari Corene, Lucas Durham, Rocky Hammer, Sydni Kruger, Nolan Nasser, Jorge Ramos, Adam Rebottaro, Moro Rogers, Graham Sternberg, Shane Tyree, Joshua Wright
- Erscheinungsjahr: 2019
- Spieleranzahl: 1 – 4 Spieler
- Dauer: 90 – 120 Minuten