Im letzten Frühjahr überraschte uns der erste Teil von Cantaloop so dermaßen, das wir total begeistert von dem Point & Click-Adventure in Buchform waren. Inzwischen hat der Verlag auch einen Begriff, samt eigenen Logo, für dieses Genre geschaffen (Paper Point & Click). Cantaloop versetzte mich und meine Frau in die glorreiche Vergangenheit der Point & Click Adventures im Stile von Maniac Mansion und Monkey Island zurück, denn nichts anderes ist dieses Spiel, nur eben in Buchform. Der erste Teil überzeugte durch seine Rätsel, seine Geschichte und den Humor. Wir haben das Buch innerhalb zweier Sitzungen durchgespielt und hätten wir die Zeit gehabt, wären wir auch in einem Rutsch durchgekommen. So gut hat uns das Buch gefallen und gehörte somit auch folgerichtig zu den besten Spielerfahrungen des letzten Jahres. Der größte Wehrmutstropfen dabei war aber, dass es zu Ende war, ohne zu Ende zu sein. Von vornherein war die Geschichte um Hook und seine beiden Spießgesellen auf drei Bände ausgelegt und nach dem Ende des Bandes war ein Jahr Wartezeit angesagt. Das ist wirklich lang, wenn etwas so herbeigesehnt wird. Aber nun ist alles gut, denn jetzt ist es ja da! Oder ist doch nicht alles gut?
Worum geht es?
Ich bleibe natürlich wie immer spoilerfrei, was die Geschichte und den Ablauf angeht. Das könnt ihr schön selbst erleben. Wir setzen mit der Handlung von Buch zwei nahtlos am Ende von Buch eins an. Die handelnden Charaktere sind die gleichen. Wir haben den Protagonisten und Berufsverbrecher Hook, der sich an seinem Exkumpanen White rächen will und dazu mit seinen neuen Gehilfen Fly, dem Hacker, und Alice, der „Frau in Rot“, an einem Plan arbeitet. Beim Verlag kann übrigens die Vorgeschichte zu der Buchserie ausgedruckt werden, damit wird auch der Prolog spielerisch erlebbar. Lohnt sich. Das Buchcover des zweiten Teils verrät schon, das Fly und seine Aufgabe, das Hacking, hier im Vordergrund steht. Das Buch eignet sich am besten als Solospiel oder für zwei Spieler, die die Dialoge dann mit verteilten Rollen lesen können.
Wie läuft das ab?
Grundsätzlich ist hier erstmal alles genauso wie im ersten Band. Wer also wissen möchte, wie sich Cantaloop – Buch 2: Ein ausgehackter Plan mechanisch so spielt, für den empfehle ich die Lektüre der Review von Buch 1. Denn hier ändert sich erstmal nichts. Die Karten sind wieder mit von der Partie und werden entweder in die Geschichte integriert oder sind Gegenstände die wir im Verlauf der Geschichte finden können und benötigen. Zum Start bekommen wir innerhalb des Tutorials wieder unser Mobiltelefon und eine Lupe. Das Inventar in Form eines Zettels, das nur mit Rotfolie lesbar ist, fällt in Buch 2 allerdings um ein vielfaches kleiner aus als im ersten Band. Auch die Postkarte von Cantaloop ist wieder mit von der Partie, sie dient als Landkarte und zeigt uns, nachdem wir sie gefunden haben, einige Orte, an denen wir unser Abenteuer fortsetzen können. Zu guter letzt ist auch wieder die Tabelle mit Koordinaten dabei, die wir im Verlauf nach und nach abhaken müssen, damit das Spiel weiss, welche Informationen wir bereits erhalten haben. Je nachdem was angekreuzt ist, erhalten wir zusätzliche Informationen.
Ein Stanzbogen mit einigen seltsam anmutenden Markern ist das einzig wirklich neue, was wir in dem Buch vorfinden. Dazu später ein wenig mehr ohne zuviel zu verraten. Ansonsten ist hier wirklich alles wie beim ersten Teil.
Wir können wiederum mit einem Tutorial einsteigen, dass zwar nichts wirklich Neues erklärt, aber eigentlich notwendig ist, da hier die ersten beiden Gegenstände (Mobiltelefon und Lupe) in unseren Besitz kommen. Das Spiel sagt einem zwar, dass übersprungen werden kann, wenn alles beklannt ist, sagt einem dann aber nicht nochmal zu Beginn dass die entsprechenden Karten in unser Inventar gehören. Okay, geschenkt, als „alter Hase“ kann ich mir das denken. Dann ist erstmal alles wie vom ersten Teil gewohnt. Wir rätseln uns durch die ersten Bilder und führen Gespräche.
Ich verrate nicht zuviel, wenn ich sagen, dass die Geschichte irgendwann an den Punkt kommt, wo wir mit einem, ich sag mal Minigame, im Spiel das Hacken erledigen müssen. Dafür brauchen wir auch die Marker und einige Karten. Wir werden dann Schritt für Schritt in dieses immer komplexer werdene Rätsel eingeführt. Das muss an dieser Stelle reichen. Ich kann nur sagen, dass diese Rätselform einen ganz erheblichen Teil des zweiten Bandes ausmacht. Es ist nicht übermäßig kompliziert aber insgesamt beschäftigt man sich viel damit. Mehr kann ich an diesser Stelle gar nicht über den zweiten Band sagen, denn alles andere wären Spoiler und den Rest kennt ihr, wenn ihr Band 1 gespielt habt.
Das Fazit
Auch hier werde ich nicht spoilern auch wenn ich zugebe, hier gebe es durchaus Bedarf über einige Dinge genauer zu sprechen. Ich halte das aber so vage wie möglich. Der zweite Band hat uns insgesamt nicht so gut gefallen wie der erste und das hat einige Gründe. Um eines gleich vorneweg zu sagen. Die Erstauflage ist fehlerhaft und ihr solltet überdenken sie in diesem Zustand zu kaufen, denn sie ist so fehlerhaft, dass ihr feststecken werdet, wenn ihr nicht ein wenig um die Ecke denkt. Der Verlag hat den Fehler inzwischen auch Publik gemacht und bietet eine Ersatzseite zum Download an. Ein weiterer Fehler ist uns mit einer Karte untergekommen, die etwas farblich anderes zeigt, als dort sein sollte. Auch hier muss ein wenig umgedacht werden und es kann trotdem weitergespielt werden, aber ärgerlich ist das Ganze schon. Zu alldem ist das Spiel auch noch falsch ausgepreist worden. Näheres könnt ihr auf der Seite von Lookout Spiele nachlesen. Das trübt natürlich unseren Eindruck vom Spiel, ist aber für uns gar nicht der entscheidende Punkt, warum der zweite Band uns weniger gut gefallen hat. Das liegt viel mehr an der Komposition des Buches. Während wir im ersten Band an abwechslungsreiche Schauplätze kommen und uns durch fieses Umdieeckedenken in bester Point & Click-Manier durch die Rätsel raten, ist das in diesem Band nur rudimentärer Bestandteil zu Beginn des Buches. Ab einem gewissen Punkt, erlernt Hook von Fly das Hacken in Form eines Minigames und er lernt es Schritt für Schritt. Das ist einerseits gut, um die Mechaniken besser zu verstehen und nach und nach die komplexer werdenen Rätsel zu entwirren, aber es ist eben auch das einzige was hier gefühlt im Mittelpunkt steht. Für meinen Geschmack, obwohl ich die Rätsel gut und faszinierend fand, nehmen sie insgesamt zuviel Raum auf das Ganze betrachtet ein. Die Mischung stimmt einfach nicht. Insgesamt war die Spielzeit hier auch deutlich kürzer, so dass diese Rätsel noch mehr ins Gewicht fallen und dann sitzt du am Ende da und denkst, dass war schon alles. Ein schlechtes Zeichen dafür war die Tatsache, dass wir es nicht an einem Stück sofort weiterspielen wollten, wie beim letzten mal. Wir haben uns mehr Zeit gelassen und wollten gar nicht mehr, weil wir irgendwann in dieser Hacking-Minigame-Schleife feststeckten.
Storymäßig macht das alles Sinn und wie gesagt auch diese Form des Rätsels gefällt mir wirklich gut, aber immer weider das gleiche zu machen ermüdet dann doch irgendwann und der Spielspaß leidet darunter. Insgesamt fühlt sich Ein ausgehackter Plan wie ein typischer Mittelteil einer Trilogie an. Er überführt einen zum Finale. Notwendige Dinge müssen passieren um ein fulminantes Ende vorzubereiten und ich kann mir durchaus gut vorstellen, da so wie es aussieht Alice Fähigkeiten im nächsten Band im Fokus stehen werden, dass Band drei wieder eine ganze Schippe an anderen Rätseln oben drauflegt und wir ein abwechslungsreiches Finale bekommen werden. Ich bin auf jeden Fall trotz des schwärcheren zweiten Bandes mit von der Partie.
Außerdem verspricht mir das Logo, dass es vielleicht mit diesen drei Bänden nicht zu Ende sein könnte und wir demnächst ähnliche Geschichten in anderen Welten und Szenarios erleben könnten, wenn den Autoren etwas Spannendes/Lustiges/Schräges einfällt. Davon bin ich aber fast schon überzeugt.
- Verlag: Lookout-Spiele
- Autor(en): Friedemann Findeisen
- Illustrator(en): Kerstin Buzelan, Johannes Lott
- Erscheinungsjahr: 2022
- Spieleranzahl: 1+ Spieler
- Dauer: 300+ Minuten