Würfelwelten

Würfelwelten

Würfelwelten liegt schon etwas länger in meiner persönlichen Pipeline. Nach den ersten paar Runden mit dieser Version wollte ich eigentlich unbedingt sofort etwas dazu Aufschreiben, aber so richtig gelingen wollte es mir da noch nicht. Nun habe ich Würfelwelten reichlich sacken lassen und finde einige Dinge an dem Konzept des Spiels immer noch so erwähnenswert, dass ich nun doch einen neuen Versuch unternehmen möchte. Bei Würfelwelten handelt es sich um ein Spiel aus der frühen Phase der Covid-Pandemie, als die Welt gefühlt tatsächlich stillstand und alle zu hause ausharrten. In dieser Zeit lag das Miteinanderspielen an einem Tisch natürlich total brach und das Internet versuchte das aufzufangen. Würfelwelten ist Jamey Stegmaiers Beitrag zu dieser Zeit. Als Print&Play Spiel ist es in dieser Zeit entstanden, um gemeinsam über das Netz mit Kameras und Stift und Papier die Zeit zu verbringen und räumlich getrennt miteinander zu spielen. Im Prinzip braucht jede*r Mitspieler*in nur einen Zettel und einen Stift und eine*r übernimmt die Rolle eines Spielleiter*in und würfelt für alle sichtbar zwei Würfel. Fertig ist das Spielevent übers Netz, das unendlich skalierbar ist. Warum also eine Verkaufsversion von einem Print&Play-Spiel?

Worum geht es?

Würfelwelten hat an sich kein Thema, sondern ist ein rein mechanisches Spiel. Ganz so einfach ist es dann aber doch nicht, denn Würfelwelten hat sozusagen ein Metathema. Es verkörpert in seinem Spiel die Welt der Stonemaier-Spiele und das durchaus thematisch. Wie ich das genau meine werde ich euch etwas später an Beispielen erklären. Diese Variabilität gibt Würfelwelten dabei ungeahnte Möglichkeiten auch hier das Spiel durch weitere Themenwelten zu erweitern. Aber auch dazu im Fazit mehr.

Würfelwelten – Spielmaterial / Foto: Spieltroll

Wie läuft das ab?

Um das alles etwas besser einordnen zu können, erstmal eine kleine Erklärung zum Spielaufbau und -ablauf. In dieser Verkaufsversion gibt es keine Zettel mehr. Würfelwelten findet auf wiederbeschreibbaren großformatigen Karten statt. Jede Welt hat ihre eigene Karte und ist einem Spiel von Stonemaier zugeordnet. Es gibt also zum Beispiel eine Flügelschlag-, eine Tapestry– und eine Viticulture-Welt. Jede dieser Welten hat ihre eigenen Regeln und Möglichkeiten Punkte in Form von Sternen zu generieren. Insgesamt sind elf Welten im Spiel enthalten und pro Partie werden neun von ihnen benötigt. Diese Verkaufsversion kommt insgesamt mit Material für sechs Spieler*innen daher. Gute Stifte sind dabei genauso enthalten, wie Tücher zum Abwischen und zwei große sehr handschmeichelnde Würfel. Neben den Themenwelten gibt es noch zwei weitere Karten die zum spielen benötigt werden: eine Ressourcen- und eine Punktekarte, auf der wir die Zahlen und Ergebnisse jeder Runde festahlten können. Auch Solo ist Würfelwelten natürlich spielbar und dazu gibt es Zusatzmaterial von der Automa-Factory in Form eines Minigolfkurses, bei dem es in einer Art Kampagne besondere Herausforderungen gibt.

Würfelwelten – Elf Spielwelten von Stonemaier Games / Foto: Spieltroll

Würfelwelten wird in drei Durchgängen gespielt, jeder Durchgang ist dabei anders, denn es werden immer zufällig drei der Welten beackert und die Kombination aus diesen ist halt immer anders. Jeder Durchgang besteht aus neun Würfen mit beiden Würfeln. Beide Werte werden auf die Punktekarte eingetragen und die Spieler*innen müssen sich entscheiden, auf welchen der drei Welten sie welchen Wert benutzen wollen. Somit ist klar, dass nicht alles in allen Welten ausgefüllt werden kann. In jeder Welt gibt es über spezielle Regeln immer maximal sechs Wertungssterne zu ereichen, die das eigentliche Spielziel darstellen. Darüber hinaus sind auch die drei Rohstoffe Münzen, Herzen und Kürbisse mit von der Partie, die auf der Ressourcenkarte Weltübergreifend notiert werden und für Sonderfähigkeiten ausgegeben werden können. Damit können Würfelwerte manipuliert werden oder sogar neue virtuelle Würfel zur Verwendung erzeugt werden. Sollten am Ende eines Durchgangs noch Würfelwerte überbleiben, so ist jeder von ihnen einen Zehntel Stern wert und so muten die Punkte mit Kommastellen am Durchgangsende immer ein wenig merkwürdig mathematisch an. Nach neun Würfen wird alles zusammengezählt und der Durchgang beendet. Dann geht es mit einer neuen Dreierkombination von vorne los. Am Ende wurden neun Welten der elf vorhandenen durchgespielt und die einzelnen Durchgangsergebnisse zur Endpunktezahl addiert.

Würfelwelten – Ressourcen- und Punktekarte / Foto: Spieltroll

Das A und O sind hier natürlich die Welten, bei denen schon versucht wurde die jeweilige Spielwelt einzufangen. Als Beispiel nehme ich einmal die Viticulture Karte zur Veranschaulichung. Hier sind sechs Trauben mit den sechs Würfelzahlen im oberen Bereich abgebildet. Mit einem Würfelwurf können wir eine Traube umranden. Dann haben wir die Wahl. Direkt unter jeder der Trauben ist ein Rohstoff abgebildet und am unteren Ende der Karte sind drei Weingläser mit den Zahlenwerten zehn bis zwölf dargestellt. Entweder wir nehmen als Belohnung die Ressource und tragen sie auf unserer Ressourcenkarte ein oder wir erfüllen eine der drei Weinbestellungen indem wir die gewürfelte Zahl mit einer der umrandeten Trauben benutzen, um die Zahl im Weinglas zu erreichen. Die Traube wird dabei als benutzt angekreuzt. Für eine erledigte Weinbestellung erhalten wir zwei Sterne als Belohnung.

Würfelwelten – Spielsituation / Foto: Spieltroll

Jede Welt funktioniert auf eine solche Weise und versucht das Thema des jeweiligen Spiels auf eine solch mechanische Weise einzufangen. Einerseits sind diese Handlungen rein mechanisch zu sehen werden durch den Metacharakter des Spiels aber durchaus zu thematischen Umsetzungen der vorgegebenen Spiele.

Würfelwelten – Punktekarte am Ende des Spiels / Foto: Spieltroll

Mehr ist zum Spielprinzip und der Umsetzung ersteinmal nicht zu erwähnen, im Grunde ist Würfelwelten ein simples Roll & Write, aber…

Das Fazit

…ganz so einfach ist es dann doch nicht. Sitzt du mit Neulingen am Tisch, ist Würfelwelten gefühlt ein unintuitives Erklärmonster. Jede Welt spielt sich komplett anders und die jeweiligen Regeln stehen zwar auf den Karten selbst, sind aber für Neulinge des Spiels erstmal kaum zu verstehen. Nach ein paar Durchgängen gibt sich das natürlich alles, aber zu Beginn bleibt es erstmal sperrig. Auch die Sonderfähigkeiten für die Ressourcen fühlen sich nicht unbedingt intuitiv an.

Die Welten sind zum großen Teil recht schön umgesetzt worden und die elf verschiedenen Welten sorgen für abwechslungsreiches Spiel. Einge der Welten interagieren dabei auch mit den anderen, um die vollständigen Sterne erreichen zu können. Bei My Little Scythe zum Beispiel werden Rohstoffe benötigt, die ich nur über andere Welten in ausreichender Zahl generieren kann. All das funktioniert erstaunlich gut und sorgt für viel Abwechslung. Da es als Remotespiel fürs Netz entwickelt wurde ist das natürlich auch sein größter Vorteil. Es ist in der Tat unendlich skalierbar, da es nur einen Würfler benötigt und ansonsten von allen mitgespielt werden kann. Dieser große Vorteil ist am Tisch aber auch wieder ein Manko, denn wie soviele Roll & Writes ist Würfelwelten ein ziemlich interaktionsloses Spiel und bei mehreren Spieler*innen am Tisch und viel Grübelei kann es sich schon recht ungesellig anfühlen.

Das Material ist wie gesagt wirklich topp und kann kaum besser sein. Bei welchem Roll & Write bekommt schon jeder sein eigenes Wischtuch und auch die Marker sind von sehr guter Qualität. Die Würfel sind ebenfalls wirklich sehr wertig und sind sehr groß, damit sie auch bei der Übertragung durch eine Kamera gut zu erkennen sind. Gut mitgedacht. so gut das Material auch ist, die Optik ist bestenfalls funktional zu nennen. Natürlich ist das alles dem Charakter des Spiels geschuldet, aber ich habe selten ein häßlicheres Spiel mit so gutem Material gesehen. Selbst die schon erwähnten tollen Würfel sind in grünblau kein Hingucker.

Ich möchte hier auch nochmal auf die Metamöglichkeiten für die Spielindustrie hinweisen. Vor meinen inneren Augen spielen sich Crosspromotions ab, denn sind wir mal ehrlich, bei den elf Welten wird es nicht bleiben. Stonemaier hat mit Würfelwelten selbst und Libertalia bereits nachgelegt und auch ihr deutscher Vertriebspartner Feuerland bekam mit Terra Mystica eine Kartenvertretung im Spiel. Ich denke da ist noch viel mehr drin. Viele beliebte Spiele könnte man versuchen auf einer kleinen Karte so einzufangen und dann als Promo oder Boosterpack verkaufen. Keine Ahnung, ich spinne da nur rum, aber eine solche Möglichkeit sehe ich in der Tat und Würfelwelten gibt das rein spielerisch her. Würfelwelten als Opensourcespiel? Wie gesagt nur rumgesponnen aber Jamey Stegmaier ist ein Fuchs ud ziemlich geschäftstüchtig… mal abwarten.

Rein optisch nicht schön, sowohl als Solo- und Internet-Roll&Write aber eine Bank. Bleibt die Frage ob die Welt das als Verkaufsversion gebraucht hätte. Ich denke ganz eindeutig: nein! Das macht für mich eigentlich nur Sinn, wenn noch jede Menge weitere Welten folgen sollen.


  • Verlag: Stonemaier Games
  • Autor(en): Jamey Stegmaier
  • Illustrator(en): Miles Bensky, Marius Petrescu
  • Erscheinungsjahr: 2021
  • Spieleranzahl: 1 – 6 Spieler
  • Dauer: 30 – 45 Minuten

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