Nach Punktesalat ist Artischocken in kürzester Zeit nun schon das zweite Spiel, dass sich mit Gemüse als Protagonisten versucht. Der Unterschied: hier hat das Gemüse auch noch Gesichter. Okay, erwischt, es gibt auch noch ein paar mehr Unterschiede, aber auf den ersten Blick handelt es sich um zwei Kartenspiele die Gemüse zum Thema haben. Dabei geht es in Artischocken allerdings hauptsächlich um das unbeliebte Diestelgemüse, welches ja eigentlich eher eine Blüte ist. Sämtliches anderes Gemüse hat eigentlich nur eine nebensächliche Bedeutung in diesem Spiel. Emma Larkins war mir als Autorin bis zu diesem Spiel gänzlich unbekannt, ist bei so kleinen Kartenspielen aber auch keine Seltenheit. Artischocken sprach mich optisch irgendwie an und wir waren auf der Suche nach einem neuen kleinen Spiel für Zwischendurch. Diese Anforderungen erfüllt Artischocken auf jeden Fall.
Worum geht es?
Die Aufgabe in Artischocken ist es, so schnell wie möglich am Ende seines Zuges eine Hand nachzuziehen, bei der sich keine Artischocke mehr auf unserer Hand befindet. Das Spiel funktioniert dabei wie ein Deckbuilder, indem wir unsere Karten nach und nach austauschen müssen.
Wie läuft das ab?
Zu Beginn erhält jede*r Spieler*in zehn Artischockenkarten die absolut nichts können. A lá Standarddeckbuilder ziehen wir fünf auf unsere Starthand und der Rest bildet den Nachziehstapel. In der Mitte wird eine Auslage aus fünf offenen Karten, die sogenannten Gemüsekisten, gebildet. Der Rest bildet den Zugstapel der in Artischocken Gartenstapel heißt. Der allgemeine Ablagestapel in der Mitte heißt Kompost.
Bin ich an der Reihe, so muss ich zunächst die Gemüsekisten wieder auffüllen. In der ersten Runde ist da natürlich aber nichts aufzufüllen. Anschließend ziehe ich eine Karte aus dieser Auslage und nehme sie auf meine Hand. Anschließend spiele ich nacheinander soviele Karten von meiner Hand aus, wie ich kann oder möchte. Wichtig ist, dass ich Karten nur ausspielen darf, wenn ich alle Aktionen, die auf ihr stehen auch vollständig ausführen kann. Für die Artischocken ist also der Kompost das Ziel, denn diese Karten sind aus der Partie. Artischocken haben selbst keinerlei Fähigkeiten, weshalb ich auf die anderen Gemüsekarten angewiesen bin, um sie loszuwerden. Nachdem ich alles ausgespielt habe, was ich kann oder möchte, lege ich meine restlichen Karten auf meinen Ablagestapel und ziehe fünf Karten aus meinem Vorrat nach. Danach ist mein Zug beendet und mein* nächste* Mitspieler*in ist an der Reihe. Falls ich aber eine Hand gezogen habe auf der sich keine Artischocke mehr befindet, habe ich sofort gewonnen.
Das A und O sind also die anderen Gemüsekarten und die erlauben mir die wichtigen Aktionen, um meine ungeliebten Artischocken loszuwerden. Brokkoloi zum Beispiel erlaubt es mir eine Artischocke auf meiner Hand zu kompostieren, wenn ich mindestens drei Artischocken auf der Hand habe. Zu Beginn eine sehr starke Karte, aber später nur noch selten wirksam. Immerhin ist sie ein anderes Gemüse und hilft mir dann dennoch die Siegbedingung zu erreichen. Auberginen bringen ein bißchen Interaktion in das Spiel. Kann ich zusammen mit der Aubergine eine Artischocke von meiner Hand kompostieren, so reiche ich zwei meiner Handkarten an den/die linke*n Mitspieler*in weiter. Und das machen zeitgleich alle Spieler*innen. Das Gemüse dreht sich aber nciht immer nur um Artischocken. So lassen Paprikas zum Beispiel eine beliebige Karte aus unserer Ablage oben auf unseren Vorrat wandern.
In der deutschen Ausgabe von Artischocken ist sogar gleich das Bonusgemüse Rhabarber enthalten das dafür sorgt, dass die Gemüseksiten geleert werden und die Auslage sich erneuert. Insgesamt finden wir, neben den Artischocken, elf unterschiedliche Gemüsesorten im Spiel und jede ist sechs Mal vorhanden.
Das ist auch schon das gesamte Spiel. Ich betone nochmal: gewonnen hat, wer am Ende seines Zuges keine Artischocke mehr auf der Hand hat. Jeder andere Zeitpunkt des Spiels ist vollkommen egal.
Das Fazit
Artischocken ist ein schnelles, lustiges und irgendwie doch auch außergewöhnliches Kartenspiel. Eines das momentan bei uns imemr wieder auf den Tisch kommt und auch eines, das perfekt mit in den Urlaub genommen werden kann, denn es ist klein, wiegt nicht viel und braucht nicht wahnsinnig viel Platz. Die Fähigkeiten der ganzen Gemüsesorten stehen immer auf den Karten und sind schnell zu verstehen und nach ein paar Runden weiß auch ein*e jede*r, was die Karten können. Um den Rundenablauf zu verinnerlichen gibt es sogar noch kleine Hilfekärtchen und damit auch keiner mit seinen Stapeln durcheinander kommt gibt es sogar noch kleine Faltblätter, auf denen Vorrat und Ablage aufgedruckt sind. Wir selbst finden letztere zwar überflüssig, aber es gibt ja Zeitgenoss*innen, die immer wieder Probleme mit mehreren Kartenstapeln vor sich haben. Kommt in unserer Kollegenrunde öfter mal vor.
Eine Partie Artischocken dauert selten länger als fünfzehn bis zwanzig Minuten. Es liegt in der Natur des Spiels, da durch konstante Deckerweiterung immer mehr Karten in die Stapel wandern und ein Ende unausweichlich ist. Natürlich hat Artischocken auch einen nicht zu unterschätzenden Glücksfaktor, denn theoretisch ist es durch Zufall bereits früh möglich auch mal eine Hand ohne Artischocke zu ziehen. Das sollten Strategen im Kopf behalten, aber die verschiedenen Fähigkeiten der Gemüsesorten erlauben durchaus auch ein paar gewiefte Taktiken, um das unliebsame Gemüse loszuwerden und artischockenlose Hände zu erzeugen. Genau die richtige Mischung aus Spaß und Anspruch für ein paar kleine Runden Zwischendurch. Von mir gibt es definitv zwei Daumen nach oben für Artischocken!
- Verlag: Amigo Spiele
- Autor*in(en): Emma Larkins
- Illustrator*in(en): Bonnie Pang
- Erscheinungsjahr: 2021
- Spieler*innenanzahl: 2 – 4 Spieler*innen
- Dauer: 15 – 20 Minuten