Equinox – Fight Club für Fabeltiere

Equinox

Das Äquinoktium ist die Tag-und-Nacht-Gleiche, der Tag, an dem Tag und Nacht genau gleich lang sind, wer hätte das gedacht. Es gibt pro Jahr genau zwei Tage an denen das der Fall ist. Was das mit Equinox als Spiel zu tun hat kann ich euch auch nicht beantworten, aber es liefert ein weiteres Mal ein Thema für die Drittverwertung dieses Spiels von Altmeister Reiner Knizia. Die Urversion dieses Spiels stammt aus dem Jahre 1996 und heißt Grand National Derby. Thematisch geht es hier um ein Pferderennen. Ein Jahr später greift Fantasy Flight das Spiel dann mit Fantasyfiguren als Colossal Arena auf. Die hier vorliegende Version stammt aus dem Jahr 2021 und beschäftigt sich mit mystischen Märchenwesen. Plan B brachte Equinox gleich in drei Versionen auf den Markt. Zwei Versionen mit unterschiedlichen Covern, bei denen nach meinem Wissen ansonsten aber alles identisch ist kamen auf den Markt, genauso wie eine bei Plan B mittlerweile fast schon übliche Golem Edition mit anderen Artworks und Kristallsteinchen. Ähnliches haben sie auch schon mit ihrer Century-Reihe gemacht. Das aber nur zur Info.

Worum geht es?

Das Thema spielt natürlich keine Rolle, aber der vollständigkeithalber sei erwähnt, dass sich die Fabelwesen des Verzauberten Waldes am namensgebenden Äquinoktium treffen um sich freundschaftlich in einem Turnier so richtig die magischen Fähigkeiten um die Ohren zu hauen. Denn es kann nur einen geben, oder in diesem Fall auch drei die bis zum Ende durchkommen. Die Spieler*innen beeinflussen das durch das Ausspielen von Karten und können auf ihre Favoriten setzen. Je früher sie sich für die Gewinner entscheiden, desto mehr Punkte bekommen sie am Ende und gehen als Sieger*in aus dem Wettstreit hervor.

Equinox – Spielaufbau / Foto: Spieltroll

Wie läuft das ab?

Equinox ist ein sehr hübsch produziertes Spiel und im Kern auch wirklich simpel. Warum es uns trotzdem einige Probleme bereitete könnt ihr im Fazit nachlesen. Der Spielaufbau ist erstmal relativ schnell erledigt, benötigt aber aufgrund der großformatigen Karten eine ganze Menge Platz. Im Spiel sind 14 verschiedene Fabelwesenchampions enthalten. Pro Partie benötigen wir aber nur acht von ihnen. So können wir hier ein wenig variieren. Wir wählen also acht und legen die jeweilige graue Championkarte in einer Reihe aus. Das Turnier geht über fünf Runden und die Runden Karten legen wir in einer Spalte von fünf bis Null so vor die Reihe, dass sich ein Raster ergibt. Danach bauen wir den Kreaturenstapel zusammen. Dieser besteht aus den acht Championsets. Diese Sets bestehen aus jeweils elf Karten mit den Werten Null bis Zehn. Hinzu kommen elf Chamäleonkarten mit den gleichen Werten. Diese können Kreauren immitieren, haben aber keine Fähigkeiten. Dazu kommen noch drei Baumkarten mit verschiedenen Fähigkeiten. Dieser Stapel wird gut gemischt und als Nachziehstapel bereitgelegt. Alle Spieler*innen ziehen acht Karten von diesem und erhalten ihr farbiges Säckchen mit je fünf Wettsteinen.

Equinox – Die Fabelwesen / Foto: Spieltroll

Nun geht es los, indem fünf Schritte nacheinander abgehandelt werden. Die Spieler*innen können Wetten abgeben und platziern dazu einen ihrer Steine auf einer offen ausliegenden Karte. Es darf noch keine Wette auf diese Karte abgegeben worden sein. Je früher eine Wette auf eine Kreatur abgegeben wurde, desto mehr Punkte bekomme ich für eine erfolgreiche Wette. Nur in Runde eins kann auch eine geheime Wette auf eine Kreatur abgeben und muss dazu eine Karte aus meiner Hand verdeckt vor mir ablegen, die diese Kreatur zeigt. Die öffentlichen Wetten bestimmen, welche*r Spieler*in welche Kreatur beherrscht. Der sogenannte Prestigewert bestimmt das. Wette ich in Runde eins auf eine Kreatur, so liegt er bei fünf, Wette ich später erneut auf diese Kreatur, so kann er auch höher liegen. Der höchte Wert kontrolliert. Wir müssen aber keine Wette abgeben. Nach den Wetten dürfen wir Karten ausspielen. Spielen wir eine Kreaturenkarte, so legen wir sie an die entsprechende position im Raster. Wir dürfen auch bereits gespielte Karten überdecken. Am Ende einer Runde zählt nur der Wert der oben auf liegt. Spiele ich eine Kreaturenkarte und bin ich der oder die momentane Beherrscher*in, so darf ich die Kreaturenfähigkeit benutzen. Spiele ich ein Chamäleon, so zählt dieses als Karte der Kreatur, aber ich darf keine Fähigkeit benutzen. Zusätzlich blockiert das Chamäleon auch die Fähigkeit für die nächste Karte die auf diesen Platz gelegt wird. Für alle Karten gilt immer, dass sie nur auf noch im Spiel befindliche Champions gespielt werden dürfen. Im Spielverlauf verschwindet jede Runde nämlich der Champion aus dem Turnier, dessen Karte den niedrigsten Wert aufweist. Auch Baumkarten mit ihren speziellen Fähigkeiten können in dieser Phase gespielt werden.

Equinox – Spielsituation / Foto: Spieltroll

Nach dem Spielen einer Karte dürfen dann Karten von ausgeschiedenen Champions abgeworfen werden. Im Anschluß ziehe ich dann wieder auf acht Handkarten auf. Zum Schluß überprüfe ich dann ob ein Champion verschwindet. Das passiert, wenn in jeder Spalte zumindest eine Karte liegt und eine Karte in dieser Reihe alleine den niedrigsten Wert aufweist. Dann verschwindet dieser Champion für den Rest der Partie. Eine Verschwindekarte wird in alle verbliebenen Reihen der Spalte gelegt und zeigt es an. Das Spiel wird solange weitergespielt bis entweder der Nachziehstapel aufgebraucht oder die fünfte Runde komplett abgehandelt wurde. Dann sind nur noch drei der acht gestarteten Champions im Turnier. Die Spieler*innen zählen die Punkte für ihre platzierten Wetten auf diese drei zusammen und ermitteln den oder die Gewinner*in.

Equinox – Kreaturenfähigkeiten / Foto: Spieltroll

Im Prinzip ganz einfach, wären da nicht noch die Fähigkeiten der Kreaturen und Fabelwesen, die ganz unterschiedlich ausfallen und die Spannung des Spiels ausmachen. Denn wer an den richtigen Stellen die Wesen kontrolliert und ihre Fähigkeiten zu nutzen weiss, kann sich hier ganz schnell einen Vorteil verschaffen. Einige Kreaturen spielen sich fast von selbst, wie zum Beispiel Ursus der Bär, dessen Kartenwerte immer um 0,5 Punkte höher sind als die der anderen Wesen. Das ist direkt auf die Kartenwerte aufgedruckt und spielt sich von selbst. Der Moosmann zum Beispiel lässt dich zuvor platzierte Wettsteine wieder aufnehmen und so eventuell verlorene Steine an ausgeschiedene Champions wieder wertvoll werden. Echomir der zweiköpfige Riese lässt dich jede Runde eine zweite Karte spielen, so dass mehr Kontrolle ausgeübt werden kann. Die Fähigkeiten sind vielfältig und interessant.

Equinox – Wettsteine / Foto: Spieltroll

Das Fazit

Ich habe die Vorgängerspiele nie gespielt, wobei ich mir bei Colossal Arena nicht sicher bin, aber daran erkenne ich, dass es keinen bleibenden Eindruck hinterlassen hat. Damals habe ich viele Spiele mit Fantasythematik gespielt und nur wenige sind hängen geblieben. Ich bin mir aber sicher, das Reiner Knizia nur minimale Veränderungen vorgenommen hat, die eventuell dem Thema geschuldet sind.

Equinox wird nicht gerade eines meiner Lieblingsspiele soviel kann ich direkt mal sagen. Es ist in meinen Augen zwar eine sehr schöne Produktion, aber eben leider keine gute. Ich habe diverse kleine Probleme mit dem Spiel und produktionstechnische Entscheidungen die ich nicht nachvollziehen kann. Zunächst muss ich sagen, dass die Anleitung ein Graus ist. Sie ist nicht gut und lässt selbst bei einem so einfachen Spiel jede Menge Fragen offen. Es kommt mir tatsächlich so vor, als wäre diese Anleitung durch kein Lektorat gelaufen. Die Sätze sind zumTeil missverständlich und werfen mehr Fragena uf als sie klären und das liegt an unglücklichen Fomulierungen, die in mehrere Richtungen verstanden werden können. Aber gut. Was mich viel mehr stört sind die total überdimensionierten Karten. Diese lassen zwar das supertolle Artwork von Chris Quilliams scheinen, aber für ein solches spiel, bei dem eine Auslage in dieser Größe gebildet wird, ist das eher unpraktisch. Am Ende liegen immerhin neun mal sechs großformatige Karten auf dem Tisch. Nichts für kleine Tische und wir haben es hier nicht mit einem riesigen Stratgiebrecher mit unzähligen taktischen Herausforderungen und viel Spielmaterial zu tun.

Equinox – Beutel für Spielsteine / Foto: Spieltroll

Der nächste Punkt sind die wunderhübschen Wettsteine, oder vielmehr ihre Aufbewahrung. In der Spielschatel sind sie alle in extra schönen Fächern aufzubewahren. Das funktioniert auch gut, aber dann erhält jede*r Spieler*in auch noch einen Beutel für die Steine. Auch diese sind super wertig, aber mir erschließt sich nicht ganz wofür sie überhaupt da sind. Während des Spiels erfüllen sie keinen Zweck und auch während der Aufbewahrung braucht sie niemand, da sollten die Steine in die Säckchen gepackt werden, passen sie nicht mehr in die Spielschachtel. Keine Ahnung was das soll. Okay ist vielleicht nur nebensächlich, zeigt aber wie inkonsequent hier zum Teil gehandelt wurde.

Equinox – Aufbewahrung der Steine in der Spielschachtel / Foto: Spieltroll

Das alles sind kleine Teile die mir nicht gefallen, aber am Ende ist Equinox für mich auch leider kein gutes Spiel. Es bietet mir nicht genug Tiefe, es mehr als ein bis zweimal spielen zu wollen. Andersherum sind für den Familiensektor fast schon zuviele Fähigkeiten involviert und die Anleitung steht dem ebenfalls im Weg. Dieses Spiel wirkt mir im Kern zu antiquiert und wenig belohnend, um es immer wieder aus dem Schrank zu holen. Insgesamt wirkt Equinox in seiner schönen Verpackung für mich wie ein Blender, der über seine mangelnden spielerischen Qualitäten hinwegtäuschen möchte. Heutzutage gibt es viele Spiele, die um Käufer*innen werben und hier sehe ich nach dem Kauf vor meinem inneren Auge viele enttäuschte Gesichter, die sich eindeutig mehr erhofft haben.

Equinox – Alternatives Artwork

  • Verlag: Plan B Games, Asmodee
  • Autor(en): Reiner Knizia
  • Illustrator(en): Chris Quilliams
  • Erscheinungsjahr: 2021
  • Spieleranzahl: 2 – 5 Spieler
  • Dauer: 40 – 60 Minuten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.