Murder Mystery Case File: Der Tote im Weinkeller

Murder Mystery Case File: Der Tote im Weinkeller

Im Moment vergeht bei uns kaum ein Monat in dem wir nicht mindestens einen neuen Anbieter oder ein neues System von Detektivfällen ausprobieren. KOSMOS ist in dieser Hinsicht in den letzten Jahren ja schon recht aktiv geworden und nachdem der Murder Mystery Case File nun schon seit mehr als einem Jahr auf dem Markt ist, haben wir uns auch an diesen herangetraut. Wir wussten zun ächst nicht so ganz was uns hier erwarten würde, denn der Preis ist etwas über denen von anderen Anbietern angesiedelt und die Verpackung auch etwas größer, aufwendiger gestaltet und, nachdem ich es in der Hand hielt musste ich auch sagen, etwas schwerer, als vergleichbare Spiele. KOSMOS hatte uns in der letzten Zeit mit anderen Spielen, außerhalb der Exit-Reihe ein wenig enttäuscht und so waren wir hier sehr gespannt, was uns erwarten würde.

Worum geht es?

Hier haben wir es mit einem Cold Case zu tun. Dieser Kriminalfall liegt also bereits etwas länger zurück und die Spieler*innen werden in diesem Fall um Hilfe gebeten. Das besondere an diesem Fall ist der Umfang und die Aufteilung, denn wir bekommen es mit zwei Fällen zu tun, die in einem Zusammenhang stehen. Beim ersten Fall handelt es sich um den vermissten Cary Blackwell, der seit dreißig Jahren spurlos verschwunden ist. Sein Verschwinden wurde nie komplett aufgeklärt und von ihm fehlte jahrelang jegliche Spur. Durch ein Erdbeben in Kalifornien ist eine Leiche in einem Weinkeller gefunden worden, die sich nach eingehender Untersuchung als Leichnam von Cary Blackwell herausstellte. Die Ermittler*innen müssen nun also zunächst die Ereignisse um sein angebliches Verschwinden vor dreißig Jahren aufrollen, um neue Spuren zu finden.

Murder Mystery Case File: Der Tote im Weinkeller – Zwei Akten / Foto: Spieltroll

Wie läuft das ab?

Auch in diesem Detektivfall gehen wir genreüblich vor. Wir öffnen die Schachtel und finden Unterlagen, die wir durchlesen und unsere Schlüsse daraus ziehen müssen. Hier bekommen wir direkt zwei Akten mit sehr vielen Hinweisen in From von Dokumenten, Fotos, Plänen usw. Das Spiel bleibt die ganze Zeit, bis wir zur Auflösung schreiten rein analog, also ähnlich den Cold Case Fällen. Die Chance hier auch digital Hinweise aufzubereiten wurde nicht genutzt. Zunächst dürfen wir uns die erste Akte aber noch gar nicht anschauen, denn wir müssen erstmal überhaupt wissen was passiert ist, bevor wir den neuen Mordfall hinzuziehen können. Das restliche Vorgehen ist ganz uns überlassen. Wir können uns im Team beraten, die Hinweise aufteilen oder wie auch immer. Meine Frau und ich wühlen uns immer gemeinsam durch sämtliche Hinweise, wobei sie die meisten Texte liest, weil sie einfach wahnsinnig schnell lesen kann und ich mich eher um die technischen Sachen wie Fotos, Pläne, Tabellen kümmere um Auffälligkeiten herauszufiltern. Das Spiel lässt einem aber freie Hand. Auch gibt es keine Timer oder Abläufe, die eingehalten werden müssen, wenn man einmal von den zwei Akten absieht.

Das Fazit

Rein technisch gibt es an dieser Stelle erstmal nicht mehr zu sagen und da ich von der Geschichte nichts spoilern will, werde ich mich auch im Fazitteil gleich bedeckt halten. Hervorheben möchte ich an dieser Stelle nur, das die äußere Aufmachnung auch im Inneren weiter durchgehalten wird. Die Unterlagen sehen sehr gut aus und die Immersion ist recht hoch. Die Anzahl der Hinweise und Unterlagen ist ziemlich überwältigend im Vergleich zu den anderen bekannten Serien. Ich habe sie nicht durchgezählt aber über 50 sind es bestimmt. Viel zu tun also. Das schlägt sich auch in der Spielzeit nieder, denn das ganze Material zu sichten dauert einfach seine Zeit.

Da es ansonsten über den Spielverlauf nicht allzuviel Neues zu berichten gibt und sich dieser doch zu den vergleichbaren Fällen anderer Anbieter als identisch erweist, sei hier nun ein Wort über den Fall an sich verloren, der rein äußerlich eine gute Figur abgibt. Leider sind die inneren Werte nicht ganz so der Hit. Der Fall ist relativ gradlinig und legt absichtlich keine falschen Fährten aus, dass er dann doch zu einer nicht ganz einfachen Lösung für uns führte liegt an der Ungenauigkeit und der etwas seltsamen Logik, die der Fall bereithält. Da ich das natürlich nicht spoilern möchte sei nur soviel gesagt, dass er sich der Auflösung recht klassisch nähert. Es gibt viele Verdächtige und wir stoßen mehr oder weniger schnell auf Alibis und Motive. So lassen sich alsbald ziemlich viele der Verdächtigen ausschließen und da, wie gesagt auch kaum falsche Fährten auftauchen ist das recht befriedigend. Zum Ende hin kristallisierten sich für uns noch zwei Kandidaten heraus, die vordergründig starke Motive gehabt haben, die sich bei näherer Betrachtung aber als haltlos herausgestellt haben. Hinzu kamen Widersprüche. In einem Fall sprach eine Lüge, oder nennen wir es eine Dummheit ganz klar für einen Verdacht, nur das Motiv machte einfach keinen richtigen Sinn. Es wurde sogar aus den Unterlagen weiter entkräftet. Person zwei hatte ebenfalls nur ein schwaches Motiv und bei dieser passten einfach auch alle anderen Beweise nicht richtig. Ganz klar war es aber auch hier nicht. Wir lösten schlußendlich richtig, aber die Auflösung war leider eine Farce. Alles war genauso schwammig. Wir hatten nichts übersehen. Es sollte einfach so sein. Person eins hatte gelogen und sein Motiv, das keins war, war letztlich der Mordgrund. Unbefriedigend. Hinzu kamen bei dieser Person auch einige Ungenauigkeiten in der Beweisführung. Das ließ bei uns dann doch einen sehr fahlen Beigeschmack zurück.

Gutes Material mit guter Aufmachung und einem schönen Fall bei dem am Ende aber leider nicht richtig zu Ende gedacht wurde. Die angegebene Dauer ist mit 120 Minuten für die Materialfülle allerdings auch recht sportlich.


  • Verlag: KOSMOS
  • Autor(en): Bruce Whitehill
  • Illustrator(en): N/A
  • Erscheinungsjahr: 2021
  • Spieleranzahl: 1 – 4 Spieler*innen
  • Dauer: 120 Minuten

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