Cantaloop Buch 3: Rache warm serviert

Cantaloop Buch 3: Rache warm serviert

Die Point & Click Adventures waren in den 80er und 90er Jahren ein beherrschendes Genre in der Computerspielewelt. Inzwischen sind sie leider eher rar gesät. Cantaloop schickte sich vor drei Jahren dazu an, das Spielprinzip dieser digitalen Spiele, in die analoge Welt der Brett- und Kartenspiele zu transferieren. Das klingt erst mal nach einer Schnapsidee, aber das erste Buch beweis der Spielcommunity, dass das gar keine so schlechte Idee war und zauberte ein tolles Erlebnis für ein bis zwei Spieler*innen auf den Tisch. Rätsel und Humor, sowie die Geschichte gingen Hand in Hand und brachten uns ein wirklich gutes Spiel. Buch Nummer zwei konnte dann leider nicht so recht überzeugen, da hier die gelungene Mischung des Erstlings nicht erreicht wurde. Zuviel eintönige Rätsel, von immer der gleichen Art, mit zuwenig Vortrieb in der Geschichte lösten keine Jubelstürme mehr aus. Nun hat Friedemann Findeisen mit seinen Kolleg*innen das dritte Buch und damit den Abschluss der Reihe herausgebracht. Ob es ein versöhnlicher Abschluß geworden ist, den ersten Teil noch überstrahlt oder gar noch verkopfter als der zweite Band ist, erzähle ich euch hier.

Worum geht es?

Auch hier bleibe ich natürlich wie eigentlich immer spoilerfrei. Die Geschichte sollt ihr in ihrer Gänze selbst erleben. Nur eine kurze Zusammenfassung, worum es in der Serie an sich geht. Hook der notorische Berufsverbrecher und Einbrecherkönig kommt in Band 1 frisch aus dem Gefängnis und will sich an seinem ehemaligen Kumpanen White rächen, der auf der Insel Cantaloop residiert und in Reichtum schwelgt. Um seinen Racheplan umzusetzen rekrutiert er zwei Gehilfen, den Hacker Fry und die sogenannte „Frau in Rot“ Alice. In Band zwei geht es um das Hacken des Sicherheitssystems und nun in Band drei um den tatsächlichen Einbruch bei White. Während sich Band eins mit Hook als Hauptfigur befasst, da er die meiste Arbeit verrichtet, ist in Band zwei Fry derjenige der die Anweisungen gibt, damit Hook das Sciherheitssystem überwindet. Band drei ziert Alice auf dem Cover und ich verrate nicht zuviel, wenn ich erwähne, das hier Alice in Teilen des Bandes zur agierenden Person wird.

Cantaloop Buch 3: Rache warm serviert – Spielmaterial / Foto: Spieltroll

Wie läuft das ab?

Grundsätzlich ist hier erstmal alles genauso wie im ersten Band. Wer also wissen möchte, wie sich Cantaloop – Buch 3: Rache warm serviert mechanisch so spielt, für den empfehle ich die Lektüre der Review von Buch 1. Denn hier ändert sich erstmal nichts. Die Karten sind wieder mit von der Partie und werden entweder in die Geschichte integriert oder sind Gegenstände die wir im Verlauf der Geschichte finden können und benötigen. Das Inventar ist nach der Mini-Ausgabe von Band zwei wieder deutlich größer und lässt vermuten, das hier wieder mehr Gegenstände kombiniert werden müssen und können. Auch die Koordinatentabelle ist wieder mit von der Partie und wird sogar ergänzt um ein paar farbige Bereiche, die, sollten wir alle zur Farbe zugehörigen Koordinaten abhaken können, uns mit einem Fortgang der Geschichte belohnen. Auch eine Uhr spielt eine Rolle, auf der wir Abschnitte markieren müssen, um die Zeit als Faktor mit in den Fortgang der Geschichte zu integrieren.

Auch in diesem Band bekommen wir ein paar neue Dinge an die Hand. Wir haben wieder einen Stanzbogen mit Markern, die allerdings nur mit Zahlen markiert und auf der einen Seite rot und der anderen blau sind. Neben der Postkarte und der Rotfolie erhalten wir noch weitere Folien mit lauter schachbrettartigen schwarzen Bereichen.

Cantaloop Buch 3: Rache warm serviert – Startseite / Foto: Spieltroll

Neue Spieler*innen sollten mit dem Tutorial einsteigen, dass auch in diesem Band vorhanden ist, um in die Mechaniken einzusteigen. Dann ist erstmal alles wie vom ersten Teil gewohnt. Wir rätseln uns durch die ersten Bilder und führen Gespräche. Dieser Teil ähnelt vielmehr dem ersten Band, denn wir landen nicht irgendwann in einer endlos scheinenden Schleife von Minigames zwischen denen die Story immer nur ganz kurz vorankommt. Hier halten sich Gespräche, Rätsel in den einzelnen Räumen und Fortschritt in der Geschichte ganz gut die Waage. Die neuen Rätselelemente integrieren sich ganz gut in die Geschichte. Die Folien müssen von den Spieler*innen richtig übereinander gelegt werden und geben dann auf der Postkarte Abschnitte frei, die uns sagen wie wir weiterkommen und die Marker werden ganz simpel immer bei einigen Rätseln hin- und hergedreht, je nachdem auf welcher Seite sie gerade liegen und welche Zahl sie zeigen. Am Ende bringt uns dann auch wieder zu einem Abschnitt, an dem wir vorankommen. Funktioniert!

Das Fazit

Cantaloop Buch 3: Rache warm serviert – Alice / Foto: Spieltroll

Der zweite Band bleibt der Schwachpunkt der Reihe. Band drei ist ähnlich gut, wie Teil eins, ist aber natürlich weniger überraschend als der erste, weil das System eben nicht mehr neu ist. Das sollte ihm aber niemand zum Vorwurf machen. Band zwei kämpfte nicht nur mit dem Hacker-Minigame, sondern auch mit diversen großen und kleinen Fehlern der Produktion. Auch in Band drei ist nicht alles fehlerfrei aber nichts, was nicht schnell selbst gelöst wäre. Die Rätsel sind zwar nicht immer logisch, aber dann doch irgendwie nachvollziehbar. Manchmal standen wir aber doch gehörig auf dem Schlauch. Das Hilfesystem funktioniert aber dann doch sehr gut.

Gut finden wir, das die Sache mit den Gesprächen zu denen wir eigenständig zurückkehren müssen, wenn wir einen neuen Buchstaben im Koordinatensystem freigespielt haben, nun weggelassen wurde. So wird ewiges Feststecken vermieden, bis auffällt, dass man eigentlich bei einem Gespräch weiterlesen darf.

Die neuen Rätselarten fügen sich sehr gut ein und werden auch nicht übertrieben oft benutzt. Alice Einsatz bleibt insgesamt zwar auch eher kurz ist aber doch wichtig für den Fortgang. Insgesamt passt hier das von mir im zweiten Band beanstandete Verhältnis von Rätsel zu Geschichte wieder deutlich besser. Während im zweiten Band eigentlich konstant nur das Minigame gespielt wurde und die Story ansonsten kaum Vortrieb hatte, ist das hier wieder auf dem Niveau des ersten Bandes – und das ist auch gut so!

Cantaloop Buch 3: Rache warm serviert – Innenseite des Buchs / Foto: Spieltroll

Größere Überraschungen und Fehler bleiben also aus und so würde ich diesen Band, ebenso wie den ersten Band empfehlen wollen, denn die Geschichte findet ein zufriedenstellendes Ende. Insgesamt ist die Serie damit auch empfehlenswert, wenn auch der Schwachpunkt in der Mitte bleibt durch den viele sich wahrscheinlich eher durchquälen werden. Anzumerken bleibt noch, dass auch an der Kritik der Verpackung gearbeitet wurde. Die Aufbewahrungsmöglichkeit für die Karten ist nun stabiler und macht einen wertigeren Eindruck. Die Handhabbarkeit bleibt aber immer noch ein wenig auf der Strecke. Aber ich finde es gut, wenn ein Verlag sich der Kritik überhaupt annimmt und bei Folgeprodukten nachjustiert.


  • Verlag: Lookout-Spiele
  • Autor(en): Friedemann Findeisen
  • Illustrator(en): Kerstin Buzelan, Anna Glinsmann
  • Erscheinungsjahr: 2023
  • Spieleranzahl: 1+ Spieler
  • Dauer: 420+ Minuten

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