Trotz des englischen Titels haben wir es hier mit einem deutschsprachigen Spiel zu tun. Das mal gleich vorab, bevor hier Missverständnisse auftreten. Das Spiel ist über die Spieleschmiede im Crowdfunding gelanded und nachdem meine Frau und ich die Beschreibung gelesen hatten, beschlossen wir das Spiel zu unterstützen, denn es klang irgendwie nach einer lustigen Idee. Fabelwesen und Monster sind in einem Rennen zu einer Party unterwegs und bekämpfen sich auf dem Weg dahin gegenseitig. Diese Biester werden von uns beschworen, denn wir sind Magier*innen und treffen uns dort bei der Party mit Gleichgesinnten. Wer die meisten imag… äh magischen Freunde mitbringt gewinnt. Klingt irgendwie nach einem Spiel das Spaß machen könnte. Vor meinem inneren Auge tat sich eine Mischung aus Mario Kart und Magic auf, denn die Wesen werden durch Karten beschworen. Das war es dann aber nicht und überhaupt klingt das alles viel lustiger als es ist.
Worum geht es?
Um es ganz bösartig zu formulieren, ist Magical Friends eine Abwandlung von Mensch ärgere dich nicht auf Steroiden. Nur ohne Würfel und direktes Glück, dafür aber mit Karten, Glück und ein wenig Taktik. Mechanisch haben wir es hier mit, tja…, ich kann gar nicht genau sagen was die Mechanik hier ist. Am besten ich erkläre mal wie das Spiel funktioniert. Die eigentlichen Regeln passen auf einen Bierdeckel. Thematisch ist hier eh Hopfen und Malz verloren.
Wie läuft das ab?
Der Spielaufbau ist rasch erledigt, nur die Vrobereitungen vor dem ersten Spiel nehmen Zeit in Anspruch. Die ganzen magischen Freunde sind nämlich als Standfiguren vorhanden und müssen auf die Standfüsse gesteckt werden. Diese werden dann hängend in der Schachtel aufbewahrt, die ein Insert mit kleinen nummerierten Schlitzen aufweist, um die Freunde schnell finden zu können. Damit wir mit den Figuren aber auch nicht durcheinander kommen wird noch auf jeden Standfuß die Nummer des entsprechenden Freundes geklebt. Das nimmt ein wenig Zeit in Anspruch. Zusätzlich kann das Spiel auch noch durch Acrylfiguren aufgewertet werden, dann müssen die natürlich noch von der Schutzfolie befreit werden. Die Acryfiguren lohnen sich aber meiner Meinung nach überhaupt nicht.
Überdimensioniertes Spielfeld ausgepackt, ein paar Spezialtableaus darauf platziert, die Freundekarten gemischt als Stapel bereitgelegt und die Auslage offen gebildet und alle bekommen ein Spieler*innentableau und schon kann das muntere Treiben auch schon losgehen. Alle Spieler*innen bekommen einen Satz von Artefaktkarten. Das sind im Prinzip nur Zahlenkarten mit unterschiedlichen Werten. Zu Beginn eines Zuges spielen alle Spieler*innen der Reihe nach eine Karte aus und bestimmen so die Zugreihenfolge. Werte die beretis gespielt wurde sind natürlich tabu. Wer dann zuerst dran ist, wählt eine der Kreaturenkarten aus der Auslage. Diese Karten haben verschiedene Fähigkeiten. Zum einen wird die Kreatur die gezeigt wird beschworen. Jeder Zauberer hat dafür seine eigene Hütte auf dem Spielfeld. Oben auf der Karte gibt es Fußspuren, die die Basisbewegung für diesen Zug anzeigen. Etwaige Bonusbewegungen können ebenfalls genutzt werden, genauso wie die Fähigkeiten der Kreaturen. Danach wird die Auslage wieder aufgefüllt und der oder die nächste Magier*in ist an der Reihe. Waren alle an der Reihe, so wird der Rundenmarker vorgezogen. Nach sieben Runden endet das Spiel.
Wer nach sieben Runden die meisten Freunde in der Taverne am anderen Ende des Spielbretts hat gewinnt. Ziel ist es also möglichst viele Kreaturen von A nach B zu schaffen. Das Spielbrett zeigt dafür drei bzw. vier Wege je nach Spieler*innenanzahl. Die Wege sind gar nicht mal so lang und im Spielverlauf können wir sieben Freunde auf die Reise schicken. Die Kreaturen haben natürlich alle möglichen Fähigkeiten, mit denen wir Positionen verändern können, andere ausschalten etc. Je länger das Siel dauert, desto schwieriger wird es halt das Ziel noch zu erreichen. Um das auszugleichen, wird der Startpunkt in der letzten Runde vorgezogen und magischer Windbeschworen der uns eine weitere Bewegung erlaubt. Ihr werdet es nciht glauben, das ist auch schon das ganze Spiel. Ehrlich! Na ja die Fähigekiten sind doch wohl das Salz in der Suppe werdet ihr jetzt sagen und ja, da habt ihr durchaus Recht, aber man, ist das alles öde und uninspiriert…
Das Fazit
Um auch die letzten Dinge des Spiels kurz zu erklären, es gibt diverse unterschiedliche Wegetableaus die für Abwechslung sorgen sollen und vor der Partie gewählt werden. Diese sollen die Wege interessant gestalten und die Magiere verfügen noch über eine fortgeschrittene Seite mit Fähigkeiten. Manche magischen Wesen bringen nämlich Magie mit und wenn wir ein bestimmtes Magielevel haben können wir die Fähigkeiten auslösen. Zusätzlich spielen die Fähigkeiten der Wesen noch mit der Gesinnung (Gut, neutral und Böse), sowie der Größe (Klein, Groß, Riesig) der Kreaturen. Einige wenige Kreaturen können zusätzlich noch fliegen und damit wir das alles schön erkennen können sind die Aufsteller verschieden gestaltet.
Öde und uninspiriert ist und bleibt das Stichwort. Außerdem wirkt das ganze Spiel wie ein unfertiger Prototyp mit zu gutem Material. Einfach so als wären hier Leute am Werk gewesen, die ganz viele Ideen hatten um ein Spiel zu machen, das aber an allen Ecken und Enden mehr Feinschliff gebraucht hätte. Die Grundidee eines magischen Wettlaufs, bei dem sich unterschiedliche Kreaturen unterschiedlich auf die Fresse hauen finde ich durchaus charmant und hat einiges an Potential. Dann aber einen Mensch ärgere dich nicht-Abklatsch davon zu machen ist mehr als öde. Die magischen Freunde sollen viel Raum einnehmen, aber für das Spielprinzip sind sie fast egal, denn entweder dominieren sie und laufen einfach durch oder sind schnell wieder verschwunden. Darüber hinaus sind sie absolut unausgewogen. Einige Fähigkeiten sind so stark, das andere Kreaturen komplett negiert werden, während andere wiederum kaum Auswirkung haben. Das macht die Zugreihenfolge und die Auslage dann ziemlich wichtig und letztlich auch ziemlich glücklich.
Glück ist das Stichwort, denn während wir bei Mensch ärgere dich nicht die Bewegung dem glücklichen Würfel überlassen, bewegen wir uns hier anhand der Karten vorwärts und können das immerhin selber wählen, wenn die richtige Bewegung vorhanden ist natürlich. Aber wir haben die Rechnung ohne die Rennstrecke gemacht, denn diese hält mitunter unfaire Glücksereignisse die wir weiderum auswürfeln bereit.
Kommen wir nochmal auf das Material zu sprechen, das aufgrund des Crowdfundings wahrscheinlich viel zu gut ausgefallen ist, aber alles sieht dennoch billig aus. Gegen den kindlichen Grafikstil habe ich überhaupt gar nichts, das kann man mögen, aber das Spielfeld sieht wirklich billig aus und ist absolut überdimensioniert. Wieder mal. Bei den Figuren hätte viel mehr rausgeholt werden können warum nicht ein riesiger Baummenschaufsteller und kleine für Goblin und co. Nein alle werden in das gleiche winzige Format gepresst, so dass die Illustrationen auf den Figuren gar nicht erst zur Geltung kommen. An Magical Friends and how to summon them stimmt nichts. Nicht mal der Titel, denn um die Beschwörung geht es gar nicht, sie werden einfach aufs Spielfeld gesetzt müssen nicht bezahlt oder sonstwas werden. Aber das ist auch schon egal. Ich kann nicht viel nettes zu dem Spiel sagen und das ist echt selten. Spart euer Geld und geht mit euren richtigen Freunden lieber selber in die Kneipe.
- Verlag: Shelf Buster Games
- Autor(en): Klemens Luger
- Illustrator(en): Hannah Flattinger, Tran Khiet Van Ho
- Erscheinungsjahr: 2023
- Spieleranzahl: 2 – 5 Spieler*innen
- Dauer: 60-90 Minuten