Wie schon angekündigt, wird es in diesem Monat ein paar kurze Reviews über ältere Spiele geben, die sich gut für zwei Spielende eignen. Den Anfang macht Fungi, dass einigen auch unter dem Namen Morels bekannt sein dürfte. Hier steht die Eignung für zwei Spieler*innen gar nicht in Frage, denn es ist sogar ein reines Zweipersonenspiel, das bereits im Jahr 2014 von Pegasus auf den deutschen und englischen Markt geworfen wurde. Das ist schon eine ganze Weile her und ich bin leider nie dazu gekommen es anzutesten. Für einen Blog auf dem ich mich ziemlich viel mit Spielen für Zwei beschäftige eigentlich eine Bildungslücke und deshalb nun auch dieses Review, nachdem wir im vergangenen Monat einige neue Spiele für zwei kennenlernen durften, die alle schon ein paar Jahre auf dem Buckel haben.
Worum geht es?
Ausnahmslos um Pilze, das Sammeln derselben und auch die Zubereitung zu einer schmackhaften Pilzpfanne. Das Spiel lässt uns abwechselnd Karten aus einer Kartenreihe draften und auf unserer Hand sammeln, bis wir uns im Stande sehen Karten vor uns auszulegen, die für uns möglichst Punkte bringen. Am Ende gewinnt natürlich wer die meisten Punkte hat, nicht Pilze.
Wie läuft das ab?
Der Spielablauf ist sehr simpel, aber auch sehr gut. Auch der Aufbau ist recht schnell erledigt. Im Grunde gibt es einen riesigen Stapel Karten aus dem wir zu Beginn einige heraussuchen müssen. Es gibt Stockkarten, die separat gelegt werden müssen und auch einen Stapel Nachtkarten, den wir mischen und verdeckt bereitlegen. Aus den restlichen Karten bilden wir einen großen Nachziehstapel. In diesem befinden sich diverse Pilzsorten, Sammelkörbe, Pfannen, Mondkarten, Butter und Cidre. Beide Spieler*innen bekommen je noch eine Pfanne, die sie vor sich auslegen, bevor der Stapel gemischt wird. Vor dem Stapel bauen wir eine offene Reihe aus acht Karten. Vor die beiden Karten, die am weitesten vom Stapel wegliegen, legen wir eine Stiefelkarte, die uns den Bereich direkt vor unseren Füßen im Wald anzeigt. Die anderen sechs Karten sind der „Tiefe Wald“ Die Spieler*innen erhalten noch drei Karten vom Stapel als Handkarten.
Nun geht es los, wer an der Reihe ist muss eine von fünf Aktionen machen. Eine Karte aus dem Wald nehmen, drei oder mehr gleiche Pilzkarten braten, zwei oder mehr Pilzkarten verkaufen, eine Pfanne auslegen oder aber den Verwesungsstapel aufnehmen. Dieser Stapel entsteht im Spielverlauf vor der Reihe durch Karten, die aus der Reihe rutschen. Danach ist der oder die Gegenspieler*in an der Reihe und tut das Gleiche. Das passiert abwechselnd solange bis der Stapel aufgebraucht und der Wald geleert ist.
Die Pilze haben natürlich alle unterschiedliche Wertigkeiten und sind verschieden oft im Stapel vertreten. Jede Pilzkarte hat zwei Werte. Den Pfannen- und den Stockwert. Der Pfannenwert sind die Punkte die wir für ihn erhalten, wenn er gebraten wurde und der Stockwert gibt an, wie viele Stöcker wir für ihn bekommen, wenn wir ihn verkaufen. Um Pilze braten zu können, müssen wir freie Pfannen vor uns liegen haben und natürlich können wir nur gleiche Sorten in einer Pfanne braten. Um den Punktewert zu erhöhen, können wir noch Butter und Cidre hinzufügen.
Sind wir an der Reihe und entscheiden uns für das nehmen einer Karte aus dem Wald, so haben wir die Möglichkeiten eine der beiden vorderen Karten vor den Stiefeln zunehmen oder aber wir nehmen eine aus dem Tiefen Wald. Dafür benötigen wir aber Stockkarten. Für jede Position weiter im Tiefen Wald eine Stockkarte, die wir aus unserem Vorrat abgeben. Stöcke erhalten wir durch den Verkauf von Pilzen.
Das große Problem des Spiels ist das Handkartenlimit von acht Karten mit dem wir hantieren müssen. Durch Körbe können wir es um je zwei Karten erhöhen, aber da wir zum Braten allein immer drei gleiche Pilze benötigen fällt das mit dem Sammeln schwer. Haben wir eine Karte aus der Auslage gewählt und unseren Zug beendet, so fällt die vorderste Karte aus der Reihe und wird offen auf den Verwesungsstapel gelegt, der zu keinem Zeitpunkt mehr als fünf Karten beinhaltet. Sollte die sechste Karte hineinfallen, so wird der Stapel abgelegt und ein neuer gebildet. Beim Braten helfen können unterdessen auch die Mondkarten, denn sollten wir eine von ihnen in der Reihe sehen, so können wir sie auf unserer Hand gegen eine der Nachtkarten umtauschen. Diese Karten gibt es von jeder Pilzsorte genau einmal und zählt immer als ein doppelter Pilz. So können wir eine Karte auf der Hand sparen.
Am Ende werden einfach die Punkte gezählt und ein*e Gewinner*in ermittelt.
Das Fazit
Fungi ist ein kleines aber sehr feines, taktisches Spiel für zwei Personen, das sogar versucht ein wenig thematisch zu sein, indem Dinge, die wir nicht wollen, verwesen und wir zum Stochern im Wald abseits des Weges Stöcker benötigen. Das einzige was mich hier stört ist die Tatsache, dass wir immer nur eine Pilzsorte in eine Pfanne schmeißen dürfen. Na ja, aber das Thema ist mir nicht so wichtig. Spielerisch sticht das Spiel für zwei Personen aber heraus und gehört in eine gute Sammlung hinein. Nicht nur das angesprochene Handkartenlimit stellt sich als Problem heraus, das bewältigt werden will, nein, auch das Timing ist in den ersten Partien durchaus ein Problem. Du siehst ja was da so in der Reihe liegt und später noch kommt, aber du weißt ja nie genau was der oder die Gegner*in machen wird und ob du Zugriff auf das bekommst, was du möchtest. Auch das Timing beim Ausspielen ist eine nicht zu unterschätzende Aufgabe. Ich stand schon häufig da und hatte die Hand mit tollen Pilzen voll, die ich aber nicht mehr ausspielen konnte, weil ich keine Pfanne mehr hatte oder das Spiel plötzlich doch schneller vorüber war als gedacht.
Fungi ist eines dieser schönen taktischen Spiele für zwei, die man nicht genug loben kann. Ich bin sehr spät zu ihm gekommen. Der Rest da draußen kannte es längst, aber die Tatsache, dass ich noch immer OVP-Exemplare zu einem sehr günstigen Preis davon finde stimmt mich froh es heute noch zu empfehlen. Ein neuer Liebling im Hause Troll.
- Verlag: Pegasus Spiele
- Autor(en): Brent Povis
- Illustrator(en): Vince Dorse, Jarek Nocoń, Brent Povis
- Erscheinungsjahr: 2014
- Spieleranzahl: 2 Spieler*innen
- Dauer: 30 Minuten