Kennt ihr die Zahlenmauern oder auch -pyramiden noch aus dem Matheunterricht? Grundschulkinder lernen mit ihnen die Addition. Da liegt dann immer ein Stein auf zwei anderen und die beiden unteren Zahlen müssen den Zahlenwert des Steins darüber ergeben. Dieses Prinzip scheint die Inspiration für dieses Spiel zu sein. Daniel Fryxelius ist ein Mitglied der spieleverrückten Familie aus Schweden, die rund um das Brettspielen ein Familienbusiness aufgebaut hat. Bisher war er nur als Illustrator aufgefallen, nun also sein erstes Spiel rund um das Thema Burgenbau. Ein Legespiel mit einer interessanten Optik und einigen Schauwerten. Es ist zwar nur ein recht kleines Spiel, aber wer an einem Tisch vorbei geht, an dem Castle Builder gespielt wird, bleibt aufgrund des Materials bestimmt kurz stehen und könnte dann auch, vom simplen und schnellen Spielfluss begeistert, etwas länger verweilen. Aber ich sprinte schon wieder zu weit voraus.
Worum geht es?
Die Spieler*innen sind Baumeister*innen ihres eigenen Schlosses. Dabei gewinnt hier mal nicht das schönste oder größte Schloss seiner Art, sondern hier gewinnt wer als erstes sieben goldene Münzen verdient hat, die dadurch verdient werden, dass der eigene Schlossherr im Garten herumstolziert und sein Schloss bewundert. Also ein klassisches Rennspiel. Zum Zweck des Siegs legen wir kleine Mauerplättchen mit verschiedenen Wertigkeiten an unseren Bauplatz an und Schreiten damit Schritte im Schlosspark voran, um die begehrten Münzen zu erhalten. Ganz simpel.
Wie läuft das ab?
Castle Builder gehört zu der Art von Spiel, die du innerhalb von fünf Minuten erklären kannst und kaum Fragen offen bleiben. Die Spieler*innen erhalten ein Bänkchen um ihre eigenen Plättchen vor den Blicken der Gegner*innen verborgen zu halten. Insgesamt sieben Plättchen finden auf dem Bänkchen platz. Die Bänkchen sind nur aus gefalteter Pappe und werden vor dem ersten Spiel mit Klebepunkten zusammengeklebt. Das hält allerdings nur für eine kleine Weile gut und hier sollte mit etwas Bastelkleber nachgeholfen werden, zumal die Bänkchen zur Verstauung in der Schachtel nicht wieder auseinander gebaut werden müssen.
Vor das Bänkchen legen die Spieler*innen noch die Beginnerleiste ihrer Burg, die bis auf ein Burgtor leer ist. Dieses fungiert als erstes Plättchen. Das sieht schonmal ganz ansehnlich aus. Für den richtigen Hingucker sorgt aber das zentrale Spielbrett auf dem wir einen 3D-Aufsteller einer Burgkulisse finden. Davor befindet sich das Rondell auf dem die Burgherren herumschreiten. Auf diesem Kreislauf finden wir Felder mit kleinen Rubinen, abgebildeten Plättchen und Münzen. Zusätzlich haben wir auf diesem Spielbrett noch drei Felder für den Plättchenmarkt sowie drei Felder für aufgedeckte Münzen. Das restliche Spielmaterial sind eben genau diese beiden Zutaten: Münzen und Mauerplättchen. Die Münzen werden verdeckt gemischt und dann drei offen auf das Spielbrett gelegt. Der Rest wird irgendwo als Vorrat bereitgelegt. Die Mauerplättchen, und das sind wirklich ganz schön viele, werden in der Mitte des Tisches als verdeckter Haufen ausgelgt und gemischt. Die Spieler*innen ziehen während der Partie die Plättchen einfach von diesem Haufen. Drei Plättchen werden gezogen und offen in den Markt gelegt.
Die Startreihenfolge wird bestimmt und die Figuren der Spieler*innen auf die Startfelder des Rondells gestellt. Wer beginnt erhält den Platz ganz hinten und die anderen Spieler*innen folgen im Uhrzeigersinn auf den Feldern davor. Wer an der Reihe ist darf entweder zwei Plättchen ziehen oder eines in seine Burg einbauen. Zu Beginn haben die Spieler*innen keine Plättchen. Also wird am Anfang erstmal viel gezogen. Wer ein Plättchen einbauen möchte muss auf ein paar simple Regeln achten. In die unterste Reihe darf erstmal alles platziert werden. Die Plättchen haben aber einen Punktewert aufgedruckt. Willst du Plättchen in die Reihe darüber bauen, so darfst du nur ein Plättchen mit einem Punktewert dort auslegen, das der Summer der beiden Plättchen darunter entspricht. Also auf eine 2 und eine 5 darf nur eine 7 gelegt werden. Ich darf um jeweils einen Punkt nach oben oder unten abweichen, wenn ich mit einem Plättchen von meinem Bänkchen die Differenz bezahle. Nachdem ich gebaut habe, erhalte ich einen Rubinwert, der ergibt, wieviele Felder ich durch den Schloßpark ziehen darf. Die unterste Reihe (meine erste) zählt erstmal gar keinen Rubin. Ich ziehe also nicht vorwärts, es sei denn auf meinem gebauten Plättchen sind Rubine abgebildet. Diese ziehe ich immer voran. Meine zweite Reihe zählt dann schon zwei Rubine und jede weitere einen Rubin mehr. Es lohnt sich also durchaus in die Höhe zu bauen. Eingebaut werden dürfen die Plättchen von meinem eigenen Bänkchen und die drei offen ausliegenden Plättchen die auch sofort ersetzt werden, sollten sie benutzt worden sein.
Es gibt insgesamt Plättchen von den Werten zwei bis 16. Da fragt ihr euch jetzt sicher wie das gehen soll? Zurecht, aber es gibt Plättchen die ein Häkchen aufweisen und überall platziert werden dürfen. Daüber hinaus gibt es eine Sorte Plättchen mit zwei Werten. Einem unteren, der für die Platzierung auf zwei Plättchen mit dem Wert 11 gilt und einem oberen, der für die nächste Etage mit Wert eins zählt. Zusätzlich darf Himmel nicht auf Mauern platziert werden und umgekehrt. Einige Plättchen zeigen auch noch ein kleines Turmdach Symbol. Diese Plättchen dürfen nie als erstes Plättchen in einer neuen Reihe ausgelegt werden.
Im Schlosspark erhalte ich dann für jedes Feld über das ich ziehe und auf dem ich lande die entsprechende Belohnung. Für einen Rubin ziehe ich ein weiteres Feld vor, ein Plättchen erlaubt mir ein weiteres aus dem Vorrat zu ziehen und bei einer Münze erhalte ich eine der drei offen ausliegenden Münzen, die mich ebenfalls mit einer Sonderfähigkleit belohnt. Nachdem ich diese ausgeführt habe, drehe ich sie um und zeige so meine verdiente Münze an. Jedes Feld im Schloßpark, das besetzt ist zähle ich mit, aber sollte ich auf einem besetztzen Feld zum stehen kommen müssen, so werde ich auf das nächste Feld vorgezogen. Wer als erstes sieben Münzen erspielt gewinnt. Bei einem Umlauf des Rondells kannst du drei Münzen gewinnen.
Das Fazit
Castle Builder ist bei uns sehr gut angekommen und das obwohl es einen nicht zu verschweigenden Glücksfaktor hat. Welche Plättchen du ziehst ist wirklich pures Glück, dennoch kannst du dich durch deine Bauweise natürlich auch ins aus manövrieren. Lässt du dir nur die gleichen Optionen auf identische Zahlen offen bist du zu festgelegt. Ob du wertvolle Plättchen mit viele n Rubinen ziehst ist ebenso purer Zufall. Also für Spieler*innen die Glück in Brettspielen komplett ausschließen ist Castle Builder schonmal nichts. Hinzu kommen die Münzen mit ihren Fähigkeiten, bei denen es einige gibt, die den Gegner*innen schaden können, indem du Plättchen zerstörst oder welche von ihren Bänkchen entfernst. Das kann sehr ärgerlich sein und Spieler*innen die auf diese Art der Interaktion nicht können, sollten auch hier einen Bogen um Castle Builder machen.
Dennoch hat das Spiel bei uns eingeschlagen. Wir spielen es gern, denn es hat für uns von Allem genau die richtige Dosis. Das Glück bzw. Pech ist gut auszuhalten und du hast immer auch Optionen, sei es durch die offene Auslage oder das du plötzlich ein Plättchen mit Haken ziehst. Das bisschen Take That bei der Interaktion hält sich auch in Grenzen und stört uns nicht. Die Optik auf dem Tisch ist super. Die 3D-Burg zwar total überflüssig aber definitiv ein Hingucker und auch die Bauplätze mit dem Riesenberg Plättchen in der Mitte sieht irgendwie spannend aus. Eine Partie ist in 30 bis 45 Minuten gespielt. Zu zweit auch durchaus etwas kürzer.
Castle Builder ist bestimmt nicht der ganz große Wurf aber ein gutes Spiel für die Familie.
- Verlag: Fryxgames
- Autor(en): Daniel Fryxelius
- Illustrator(en): Naomi Fryxelius
- Erscheinungsjahr: 2024
- Spieleranzahl: 2 – 4 Spieler*innen
- Dauer: 30 – 60 Minuten