Cities – Große Städte, große Pläne

Cities

Phil Walker-Harding, einer meiner Lieblingsautoren, wenn es um zugängliche Familienspiele geht, hat sich in seinem neuesten Spiel mit Steve Finn zusammengetan, der mir vor allem durch die schöne Gartenserie mit Kräuter- und Blumengarten bekannt ist. Herausgekommen ist dabei ein Stadtbauspiel, welches mich zunächst durch seine Optik und das hübsche Cover einfangen konnte. Das Spiel sieht im Inneren dann deutlich nüchterner aus, wartet aber dafür mit einer nicht erwartbaren Variabilität auf. Das ist zum einen verwunderlich da das Spiel in einer recht kleinen Verpackung daher kommt und zum anderen aufgrund von nur vier Seiten Regeln eine solche Vielfalt einfach nicht vermuten lässt. Insofern scheint der Untertitel der da auf der Verpackung prangt durchaus Programm zu sein. Aber schauen wir uns das Spiel einmal etwas genauer an.

Worum geht es?

Wir schlüpfen in die Rollen von Stadtplanern und errichten hier einen Stadtteil. Thematisch ist das natürlich äußerst dünn, dafür sind Städtebauspiele allerdings auch nicht besonders berühmt. Unsere Aufgabe ist es aus einer Reihe von Komponenten, die uns am Spielende mit Punkten belohnen, einen Stadtteil in einem 3 mal 3 Felder großen Areal zu errichten. Ganz simpel. Cities verknappt uns dabei durch seine Spielmechanik den Zugang zu bestimmten Dingen und das führt zu einer Vielzahl von Entscheidungen, die zu treffen sind.

Cities – Spielaufbau / Foto: Spieltroll

Wie läuft das ab?

Die Spielregel ist kurz und gut bebildert. Sie lässt auch keine Fragen offen, denn Cities ist ein wirklich simples Spiel. Der Spielaufbau allerdings erfordert ein wenig an Vorbereitung ist aber ebenfalls gut strukturiert. Es gibt ein Spielbrett, auf dem wir allerdings nie wirklich spielen. Es dient eigentlich zur Ablage des Materials und zum Darbieten der Auslage.

Cities – Anfang einer Auslage mit Plättchen, Gebäuden und Auftragskarte / Foto: Spieltroll

Wir bauen eine Stadt aus Plättchen. Diese Plättchen legen wir in einem dreimal drei Felder großen Raster vor uns aus. Diese Plättchen selbst zeigen uns dann wiederum vier Felder, die sich in Bauland, Grünflächen und Wasserfelder aufteilen. In der Ausrichtung der Felder sind wir frei. Das Bauland unterteilt sich unterdessen nochmal weiter in Baugrund für Wohnungen, Geschäfte, Firmen usw. Ihr kennt das Prinzip aus vielen anderen Städtebauspielen.

Die Spielauslage unterteilt sich in vier Reihen. Ganz oben legen wir Karten mit Aufträgen aus, die uns mit Punkten am Spielende belohnen, wenn wir im Sinne ihrer Aufgabenstellung unsere Stadt entwickelt haben. Darunter liegen die Plättchen, die uns den möglichen Baugrund bereitstellen. In den nächsten beiden Reihen gibt es dann Gebäudestockwerke in den vier Farben und Plättchen mit besonderen Sehenswürdigkeiten und Punktelieferanten. In jeder Auslagereihe gibt es ganz rechts ein Feld auf dem die Komponenten verdeckt liegen, so dass nicht alles offen sichtbar ist. Außerdem ist die Anzahl der Komponenten mitunter verschieden.

Cities – Einsatz eines Arbeiters / Foto: Spieltroll

Die Spieler*innen unterdessen beginnen eine Partie mit einem Startplättchen und vier Figuren (im Spiel zu zweit bekommen beide acht). Der Spielablauf ist nun wirklich simpel. Die Spieler*innen wählen reihum einen Komponentenplatz vom Spielbrett und stellen eine ihrer Figuren auf das jeweilige Feld. Dabei ist darauf zu achten, dass pro Reihe nur eine eigene Figur stehen darf. Alle bekommen also nur jeweils eine Karte, ein Stadtfeld, Gebäude oder Plättchen pro Runde. Das schränkt die Möglichkeiten mitunter ein und wir können in den Reihen nicht immer aus dem Vollen schöpfen. Es wird vorkommen, dass wir in einer Reihe das bekommen, was wir vielleicht gar nicht wollen. Das Glück spielt mit und wir müssen in Cities zu jeder Zeit aus den Komponenten das Beste machen was möglich ist. Eine besondere Rolle kommt dabei den Auftragskarten zu, die uns Möglichkeiten zu punkten liefern, die wir aber nicht immer einhalten werden können.

Cities – spielsituation / Foto: Spieltroll

Nach einer Runde, wenn alle Spieler*innen alle Figuren gesetzt haben, werden diese wieder eingesammelt und die Auslage wird neu befüllt. In dieser Weise spielen wir insgesamt acht Runden (im Spiel zu zweit nur vier). Dann haben wir ein komplettes drei mal drei Raster vor uns ausliegen und berechnen unsere Punkte.

Cities – Verschiedene Städtetableaus / Foto: Spieltroll

Das Spiel nennt sich aber nun ja Cities und deswegen gibt es noch eine weitere Möglichkeit Punkte zu machen und die hat mit der jeweiligen Stadt zu tun. In das Auslagespielbrett lässt sich oben ein Tableau einsetzen, von denen wir in der Schachtel auch gleich vier doppelseitig bedruckte finden. Hier sind jeweils drei Möglichkeiten abgedruckt, um in der jeweiligen Stadt Punkte zu scheffeln. Hier gilt es darum schneller als die anderen zu sein und sich früh viele Punkte zu sichern. Die Stadttableaus haben verschiedene Schwierigkeitsgrade. Am Spielende erhalten wir Punkte von diesem Plan, von den Auftragskarten und zusätzlich gibt es Punkte für die größten Park- und Wassergebiete. Jedes Denkmal-Plättchen in der Stadt bringt zusätzlich zwei Punkte. Mehr steckt nicht hinter Cities.

Das Fazit

Ihr könntet jetzt denken Cities klingt langweilig und wenig innovativ und genau das habe ich tatsächlich auch erst gedacht. Aber Cities hat wirklich einige Vorteile, die ihr erst zu schätzen wisst, wenn ihr es gespielt habt. Es ist für mich ein Phil Walker-Harding-Spiel wie es im Buche steht. Die Regeln sind in fünf Minuten erklärt und überfordern niemanden. Hier ist alles ganz klar und auf den Punkt gebracht. Es gilt die meisten Punkt zu erzielen und wir bekommen jede Runde von allem etwas. Wir müssen keine Angst haben etwas nicht zu bekommen. Wir erhalten vielleicht nicht immer das, was wir am besten gebrauchen könnten, aber wir gehen nie leer aus. Alles bringt auch irgendwie Punkte und wir können, und müssen auch, während einer Partie öfters unsere Taktik ändern. In Cities kannst du dir nicht von Beginn an etwas überlegen und versuchen das durchzuziehen, nein, du musst immer wieder nachjustieren und dich auf die Gegebenheiten einstellen.

Cities – Punkte für einen Park aus 7 Feldern / Foto: Spieltroll

Cities agiert dabei mit so einigen Ebenen die wirklich viel Variation ermöglichen. Die Basis sind die nur 9 Stattgebiete mit ihren nur drei unterschiedlichen Möglichkeiten: Bauland, Grünflächen oder Wasser. Auf dem Bauland errichte ich die Gebäude, die verschieden hoch sein können und für die Aufträge auch sein müssen. Grünflächen zählen allein durch ihre schiere Größe Punkte und im Wasser zählt die Vielzahl der unterschiedlichen Wasserplättchen. Auch Denkmäler sind nicht zu verachten. Aber wie gesagt wenn ich mich darauf einschieße viele unterschiedliche Plättchen in mein Hafenbecken zu legen, lassen mir meine Mitspieler*innen vielleicht gar nicht genug Wasserflächen übrig und ich erhalte nur ein schlechtes Stadtteil, weil ich unbedingt die verschiedenen Plättchen zuerst nehmen wollte. Wenn es ganz dumm läuft ist bis ich wieder an der Reihe bin, eine Reihe schon bis auf eine Auslage geplündert und ich weiß auf jeden Fall was ich bekommen werde. Darin liegt dann aber auch schon wieder ein Vorteil, denn ich kann mich spontan um entscheiden und eine gute Wahl in einer anderen Reihe zuerst treffen.

Cities – Verschiedenfarbene Spielfiguren / Foto: Spieltroll

Cities ist ein Auf und Ab zwischen verpassten Chancen, cleveren Plänen, Anpassen an die Gegebenheiten und durch die verdeckten Komponenten auch eine Prise Glück. All das macht aber für mich ein gutes Familienspiel aus und das haben wir hier durchaus vorliegen. Es macht nicht viel neu, ist nicht innovativ, aber wir können eine ganze Zeit lang sehr viel Spaß mit ihm haben auch wenn es vielleicht in ein paar Jahren wieder vergessen sein wird. Die acht verschiedenen Städte und ihre unterschiedlichen Aufgabenstellungen in Kombination mit den Aufträgen sorgen für viel Abwechslung, bis uns Cities langweilen wird. Ich kann es momentan tatsächlich nur empfehlen.


  • Verlag: KOSMOS
  • Autor(en): Steve Finn, Phil Walker-Harding
  • Illustrator(en): Jorge Tabanera Redondo
  • Erscheinungsjahr: 2025
  • Spieleranzahl: 2-4 Spieler*innen
  • Dauer: 30-40 Minuten

3 Gedanken zu „Cities – Große Städte, große Pläne“

  1. Hallo Troll,

    Erstmal vielen Dank für deine ganzen tollen Beiträge die ich schon seit Jahren lesen! Für mich einer der besten Brettspiele Infoseiten wo ich mich immer sehr gerne über neue und alte Spiele informiere

    Ich hätte hier eine Frage, was würdest du eher im Vergleich spielen wollen bzw. was ist besser Cities oder Tower Up? Sind ja etwas ähnlich…

    Viele Grüße

    Julian

    1. Danke für die netten Worte.
      Zu deiner Frage:
      Das hängt wohl ein bisschen von der persönlichen Präferenz ab. Ich spiele lieber etwas komplexere und fordernde Spiele. Von daher würde ich in diesem Fall eher zu Tower Up greifen. Es fordert dich vom Kopf etwas mehr durch seine abstrakte sehr taktische Art. Cities ist für mich ein klassisches Familienspiel mit einem höheren Glücksanteil. Dafür hat es aber auch eine viel höhere Varianz. Du kannst deutlich mehr Partien spielen, bevor du die gleichen Dinge erlebst. Tower Up ist im Prinzip immer gleich taktisch und hängt mehr von deinen Mitspielenden ab,inwiefern es dich fordern wird.
      Du merkst, das hängt wirklich sehr viel davon ab, was du lieber spielst.

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