
Es ist bald wieder soweit und der Verein Spiel des Jahres e. V. verleiht seinen Preis. Einer der, wenn nicht sogar der wichtigste Brettspielpreis überhaupt, bringt jedes Jahr die gesamte Spieler*innenschaft dazu sich einen Kopf darüber zu machen, welches der vielen Spiele denn wohl eine Chance auf den Preis haben könnte. Diverse YouTube-Kanäle, Blogger* und Influencer*innen machen sich Gedanken über die zukünftigen Preisträger*innen. Da darf der Spieltroll natürlich nicht fehlen und, wie jedes Jahr, hole ich die Glaskugel aus der Trollhöhle und werfe einen tiefen Blick hinein in die diffusen wabernden Spielewelten. Jedes Jahr auf neue ein Spaß, bei dem du selbst herausfindest, welches Spiel in welche Kategorie gehört. Auch dieses Jahr sind wieder ein paar Grenzgänger dabei, die sowohl für das Spiel, als auch für das Kennerspiel des Jahres in Frage kommen würden. Egal wen du fragst, ein einhelliges Bild wirst du nie erhalten. Wer hat es gemerkt? Bis hierhin war dieser Text exakt die Einleitung des vorherigen Jahres. Natürlich hat sich daran nichts geändert und auch ich mache mir nachfolgend so meine Gedanken. Morgen am 20.05. wird der Verein seine Nominierungen um 16 Uhr bekanntgeben. Ihr könnt euch das live im Stream auf YouTube unter diesem Link: https://www.youtube.com/user/spieldesjahres anschauen.
Kinderspiel des Jahres 2025
Da ich keinerlei Kompetenzen im Bereich der Kinderspiele mehr besitze, lasse ich diese, wie in den letzten Jahren auch einfach außen vor. Hier zu spekulieren wäre einfach nicht richtig, da ich keine Kinderspiele mehr spiele. Deshalb komme ich gleich mal zur Hauptkategorie dem Spiel des Jahres.
Spiel des Jahres 2025
Mit diesem Preis, der Jury und den Erwartungen vieler Fans und Blogger ist es immer so eine Sache. Im Ausland verstehen viele immer noch nicht so ganz die Kriterien für das Spiel des Jahres. Dieser Verein hat eine Satzung und dem zu folge auch einen Zweck und will mit seiner Auszeichnung diesen Zweck auch erfüllen. Deshalb werden hier nicht unbedingt die Spiele ausgezeichnet, die das Ausland erwarten würde. Weil der Veröffentlichungszeitraum relevant, ist, das die Spiele überhaupt hier auf dem Markt erschienen sind usw. Der Schwierigkeitsgrad ist dann aber noch ein besonderes Kriterium, weswegen seit 2011 der Preis für das Kennerspiel verliehen wird. Hier wird aber mitnichten einfach ein Preis für komplexe Spiele verliehen, denn so richtig harte Spiele tauchen hier auch nur am Rande mal auf. Die Grenzen sind fließend und das stellt manche der Prognosen vor große Schwierigkeiten.

Das erste Spiel, das mir für diesen Preis in diesem Jahr in den Sinn gekommen ist, ist der Elefant im Raum: Bomb Busters. Gleich als ich das Spiel auf den Tisch bekam, war mir klar, dass wir es im Rahmen dieser Veranstaltung wiedersehen werden. Ich war mir zunächst auch sicher, dass es nur um den Preis zum Spiel des Jahres gehen würde, bin mir aber inzwischen nicht mehr so sicher. Das Spiel verfügt zwar über ein sehr gutes Tutorial und einen sich langsam steigernden, einführenden Schwierigkeitsgrad, hat aber im späteren Spielverlauf auch weitere Elemente, die dafür sorgen könnten, dass es dann doch in die höhere Kategorie rutschen kann. Außerdem ist die Spiel des Jahres Kategorie in diesem Jahr reich gefüllt und im Kennerspiel-Bereich sieht es da etwas magerer aus. Ich möchte mich aber schlussendlich auf diese Kategorie festlegen, mit dem Hinweis, dass es mich nicht wundern würde wenn es in den Kennerspiel-Bereich hochrutscht.

Das zweite Spiel das ich nennen muss, weil es für mich eines der besten des letzten Jahres war, ist Castle Combo. Es wird auch von anderen definitiv mit viel Aufmerksamkeit belohnt, aber vom Gefühl her hat es bei mir fast mehr für Aufregung gesorgt, als bei vielen anderen. Castle Combo ist ein zugänglicheres Fantastische Reiche, weil es mit Auslagen auf dem Tisch funktioniert und weniger Verknüpfungen zwischen den einzelnen Karten existieren. Dennoch ist es ein toller Tableau-Builder der mit sehr simplen und wenigen Regeln viel Spiel erreicht. Ein paar Symbole müssen zwar behalten werden, aber das ist für mich kein Hinderungsgrund es in dieser Kategorie nicht ganz weit vorne zu sehen. Wirklich richtig gut, ohne etwas völlig Neues oder Außergewöhnliches zu sein.

Nun komme ich zum dritten nominierten Platz und da wünsche ich mir mal etwas, bevor ich zur Aufzählung der weiteren Spiele komme, die sich vielleicht Hoffnung machen können. Auf dem dritten Platz sehe ich, weil ich persönlich ja kein Freund von all den Party- und Stichspielen bin, die beim Preis allerdings traditionell auch immer Chancen haben, das kleine aber sehr feine Spiel Agent Avenue. Ein reines zwei Personenspiel mit einem schönen „I cut you choose“-Mechanismus. Auch dieses Spiel ist recht reduziert und spielt sich mit einer sehr einfachen Mechanik und direkter Interaktion. Für mich war es eines der stärksten Zweierspiele des Jahrgangs und hätte sich eine Nominierung auch redlich verdient. Für weitere Partien lässt es sich durch den Schwarzmarkt-Modus sogar noch erweitern und die wunderschöne Retrooptik erhebt das Spiel für mich ganz eindeutig aus der Masse. Ein gewagter Tipp? Vielleicht, aber im letzten Jahr hat die Jury schon bewiesen, dass sie auch Spiele für Zwei auch nicht ignorieren, wenn sie gut sind. Gut ist Agent Avenue auf jeden Fall.
In der Spiel des Jahres Kategorie sind für mich aber auch noch einige weitere Spiele zu nennen. Einem Cities rechne ich genauso wie einem Tower Up nur recht wenige Chancen aus, denke aber sie hätten durchaus Potential für die Empfehlungsliste. Cities durch seine schöne Vielfalt und Tower Up als abstraktes, schnörkelloses und erstaunlich gutes taktisches Bauspiel für bis zu vier Personen. Dazu gesellt sich auch noch ein Neuland, das bei uns gut ankam und durch seinen gemeinsamen Ressourcen-Spielplan überzeugen konnte. Ebenfalls herausheben möchte ich noch ein Medical Mysteries: New York. Das Spiel ist einem Exit nicht unähnlich, welches ja vor Jahren zum Kennerspiel ernannt wurde, ist für meinen Geschmack aber doch zugänglicher und einfacher, weil hier eigentlich nur in Tabellen und Heftchen nachgeschlagen wird um zum nächsten Ergebnis zu kommen. Die Rätsel in einem Exit erfordern da schon mehr Leistung. Deswegen und weil es so schön aufbereitet wurde und eben doch neu ist, würde ich es auf der Empfehlungsliste für das Spiel des Jahres sehen.
Dann kommen wir noch zu den weiteren Spielen, die Chancen haben dürften. Da wäre ein Mieze Katze als Rythmusspiel zu nennen oder auch ein sehr reduziertes Odin, das schon den Preis in Frankreich gewann. Auch einem Krakel Orakel räume ich Chancen ein. Duck & Cover und Flip 7 sind aus meiner Sicht auch noch zu nennen. Ein Ich habe fertig wird von anderen auch öfter genannt und ich kann das auch nachvollziehen. Allerdings ist dieses Spiel für mich ohne großen Wiederspielreiz eher nicht zu nennen. Das soll aber ein Hinderungsgrund sein, denn so Spiele wie Exit und Co haben es ja auch geschafft.









Kennerspiel des Jahres 2025
Da wäre ich also beim Kennerspiel angekommen und auch hier gibt es ein paar Spiele die es mir persönlich angetan haben und die ich hier weiter vorne sehe als andere. Insgesamt finde ich den Jahrgang in dieser Kategorie aber nicht so stark. Wenn wir uns dann aber vom Schwierigkeitsgrad noch weiter oben einpendeln gab es in diesem Jahr eine ganze Fülle von tollen Titeln. Ein paar werde ich später noch nennen.

Meine erste Nominierungserwartung ist Faraway von KOSMOS. Da könnte jetzt natürlich auch wieder jemand ankommen und sagen, es ist zu simpel für diese Kategorie und das mag aus der Sicht eines/einer Vielspieler*in auch so sein, aber der Mechanismus erfordert doch einiges an Voraussicht und Planung, sonst gehst du hier auch leer aus. Zudem gibt es ein paar mehr Dinge zu beachten, die dir auf den ersten Blick gar nicht auffallen (Häufigkeit der Symbole), weil du noch damit beschäftigt bist, dich damit zu beschäftigen, welches Symbol wann aufgedeckt ist und für welche Karten zählt. Faraway hat definitiv eine Lernkurve und spielt sich einfacher, nachdem du ein paar Partien gespielt hast. Es gibt einfach vieles zu beachten, weswegen das Spiel für mich eher in diese Kategorie gehört als zum Beispiel ein Bomb Busters. Wie weiter oben aber schon beschrieben könnte ich auch mit beiden Spielen in dieser Kategorie leben.

Das zweite Spiel, welches ich hier erwarte ist das von vielen genannte Endeavor: Die Tiefsee, dass allerdings schon fast zu groß erscheint um hier Chancen zu haben. Allerdings ist die Zugänglichkeit von dem Spiel ganz erstaunlich mit einer der besten Anleitungen des letzten Jahres. Die Spieltiefe ist ebenfalls enorm und durch die hohe Variabilität tritt hier lange keine Abnutzung in Erscheinung. Wir haben es erst kürzlich bekommen, da es immer wieder ausverkauft war und sind sehr fasziniert von dem Spiel, dass wir gerne noch viel mehr erkunden wollen. Ich gebe aber zu, dass es hier von mir nur deswegen genannt wird, weil es das zugänglichste der etwas komplexeren Spiele dieses Jahrgangs ist. Endeavor: Die Tiefsee ist so Etwas wie der Konsenskandidat eines guten Spiels das von den Spielefans in diese Rolle gehievt wird, weil viele andere Spiele deutlich zu komplex sind. Für mich ein sehr gutes Spiel das eine Nominierung verdient hätte.

Als dritte Nominierung würde ich einen Kandidaten aus der Versenkung holen, der leider bei vielen überhaupt keine Öffentlichkeit genießt. Die Rede ist von Dungeon Designer, das ich erstaunlich selten vorgestellt gesehen habe. Das ist wirklich schade, denn es ist ein toll verzahntes Puzzlespiel im Kennerbereich. Irgendwie ist die Optik vielleicht daran schuld, dass es kaum Beachtung bekommt, aber ihr solltet das Spiel nicht zu früh abschreiben. wir puzzeln an unserem persönlichen Dungeon und müssen dabei auf sehr viele einzelne Komponenten achten, die durch einen simplen Kartendraft in Gang gesetzt werden. Am Ende „nur“ ein Punktesalat, aber einer der es durch seine schöne Verzahnung zu einem immer wieder auf den Tisch gebrachten Spiel machte. Definitiv ein Außenseitertipp, aber einer den ich bereit bin zu verteidigen. In allen Belangen ein Spiel das für diese Kategorie spricht.
Das Spiel das hier meiner Meinung nach eigentlich stehen müsste, aber auf der Empfehlungsliste landen wird ist für mich Slay the Spire: Das Brettspiel. Für seine Komplexität erstaunlich zugänglich und ein wirkliches Highlight dieses Jahrgangs ist es aber wahrscheinlich nicht massenkompatibel genug, um es mit einer Nominierung zu würdigen. Welche Spiele sonst noch? Da wird es schon sehr dünn. SETI wird von vielen sehr gelobt, obwohl es definitiv zu komplex für die Kategorie sein dürfte. Zu SETI kann ich aber leider nichts sagen, da ich es nicht gespielt habe. Gleiches gilt für Astrobienen, dass ich aber eigentlich nicht hier sehe. The Gang ist noch ein Spiel das erwähnt werden sollte und dann könnte ich mir noch einen Sonderpreis für Civolution vorstellen, um dieses herausragende Spiel zu würdigen, weil es für die Jury wohl keine andere Möglichkeit gibt. Vielleicht täusche ich mich da aber auch. Wie schon vorab gesagt, die Kenner-Kategorie bereitet mir in diesem Jahr ein wenig Kopfschmerzen.





Damit wäre ich dann durch für diesen Jahrgang und mehr Spiele sehe ich in diesem Jahr im Dunstkreis der Preise auch nicht. Die Jury wird uns aber wie immer bestimmt mit dem einen oder anderen Spiel überraschen. Bomb Busters wird einen der Preise gewinnen und meiner Logik folgend wird dann wohl Faraway das Kennerspiel des Jahres. Warten wir es ab!