Black Forest – Auf der Glasstraße durch den Schwarzwald

Black Forest

Uwe Rosenberg ist für ein Name, der mich sofort aufhorchen lässt. Seit Jahren liebe und verehre ich seine Spiele. Meiner Frau geht es da ähnlich, weswegen es für uns immer eine Pflicht ist in seine neuen Werke einzutauchen. Black Forest heißt das neue Machwerk in Zusammenarbeit mit Tido Lorenz ist es entstanden. Dieser Tido Lorenz ist ebenfalls Ostfriese und hat mit ihm schon die Erweiterung für Arler Erde erdacht. 12 Jahre nach Erscheinen von Die Glasstraße folgt nun mit Black Forest die Wiederbelebung seiner Ressourcenräder in ein allenfalls ähnliches Spiel. Ja, denn genauso wie der geografische Zusammenhang in der Überschrift Quatsch ist, ist auch der Zusammenhang zwischen diesen beiden Spielen nicht wirklich gegeben. Einiges wird wiedererkannt werden, viel Anderes aber gänzlich anders funktionieren. Deshalb werde ich diesen Vergleich hier auch gar nicht erst überstrapazieren. Black Forest heißt das neue Eurogame von Uwe Rosenberg und Tido Lorenz von Feuerland Spiele.

Worum geht es?

Im Grunde um die gleichen Versatzstücke um die es auch in den meisten anderen Rosenberg-Spielen geht. Wir spielen um Punkte und Rohstoffe, mit denen wir unser zu Hause, meist einen Hof aus- und umbauen müssen. Auch spielen Tiere immer eine Rolle und wir haben meist eine riesige Auswahl an Aktionsmöglichkeiten oder Strategievorgaben, um eine Partie in viele Richtungen voranzutreiben. In Black Forest dreht sich aber dann doch am ehesten alles um die aus der Glasstraße bekannten Ressourcenräder.

Black Forest – Die Ressourcenräder / Foto: Spieltroll

Wie läuft das ab?

Wir bewegen uns hier am ganz oberen Rand des Kennerspiel Segments. Ein Zeh taucht schon in das heiße Expertenwasser, von daher seht es mir nach, dass ich hier keine grundsätzliche Spielbeschreibung liefern werde. Diese wäre niemals komplett und würde jeden Rahmen sprengen. Ich werde nur von ein paar Kernelementen berichten, so dass ihr euch eine Vorstellung machen könnt.

Black Forest – Das Spielbrett / Foto: Spieltroll

Ich fang mal mit den schon erwähnten Ressourcenrädern an. Eines von diesen zeigt meinen Bestand von Sand, Holz, Kohle und Wasser auf der rechten Seite eines Zeigers, sowie Glas auf der linken an. Sobald ich von jedem der vier Rohstoffe zumindest einen besitze, drehe ich das Rad, soweit nach rechts bis der Zeiger auf den ersten Marker stößt, der dann wieder null Ressourcen dieses Typs anzeigt. Dafür ist links mein Glasvorrat aber gestiegen. Ich produziere also sobald es geht automatisch, ob ich will oder nicht. Das zweite Rad funktioniert in gleicher Weise mit Brei, Fleisch und Kohle auf der einen und Nahrung bzw. Handelswaren auf der anderen Seite. Neue Ressourcen für meine Produktion erhalte ich über das sehr große Spielfeld auf dem ich fünf Dörfer mit je drei bis vier Handwerkern vorfinde. Bin ich dran setze ich meine Figur auf eines der freien Handwerker Felder und darf die Aktionen der Nachbarfelder ausführen. So erhalte ich ein Schwein, zahle ein Holz für vier Kohle, Werte meine Glashütte auf oder bekomme pro Teich auf meinem Hof ein Wasser. Die Möglichkeiten sind sehr vielfältig und diese Handwerker werden bei Spielbeginn noch zufällig auf ihrer Felder zugelost.

Black Forest – Ressourcenrad mit Ressourcenmarkern / Foto: Spieltroll

Einige dieser Handwerker erlauben es ein Gebäude zu bauen für das ich auch wiederum Ressourcen benötige. Dieses Angebot ist nahezu überwältigend. Wir haben die Wahl aus 40 Gebäuden mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Vergünstigungen. Auch diese Gebäude erhalten Einzug auf unserem Hof, auf dem wir natürlich schon Äcker, Wiesen, Teiche und eine Glashütte unser Eigen nennen. Auch all das ist typisch für einen Rosenberg und dient im Prinzip nur als erweiterte Rohstoffe und Punktelieferanten.

Black Forest – Ein Dorf mit vier Handwerkerplättchen / Foto: Spieltroll

Es mag überraschen, aber Spielmechanisch ist in Black Forest gar nicht viel mehr versteckt. Wir setzen Figuren ein, erhalten Rohstoffe, produzieren Nahrung und Glas, bauen unseren Hof aus und erfüllen Aufträge für die Handwerker in den Dörfern, die uns dafür wiederum belohnen. Was ist dann so schwierig, mögen sich nun einige fragen? Der Teufel liegt natürlich wie so oft in den Detailregeln. Wollen wir uns mit unserer Figur weiter bewegen als ein Dorf, so brauchen wir dafür Nahrung. Können wir das nicht, müssen wir betteln gehen, was einer Runde aussetzen fast gleichkommt. Mit vier Spieler*innen auf dem Brett kann das schon mal eng werden und wir sind gezwungen auch mal zu nicht ganz optimalen Handwerkern zu gehen. Die automatische Produktion ist Fluch und Segen zugleich, aber darauf komme ich im Fazit noch zu sprechen.

Black Forest – Ein Weideplättchen für unseren Gutshof / Foto: Spieltroll

Am Ende gewinnt natürlich wer die meisten Punkte erspielt hat und diese erhalten wir für Glas, Punkte auf dem Nahrungsrad und Bauwerke. Zusätzlich bringen uns jede Geländeerweiterung und jedes Tier auf einer Weide Punkte.

Das Fazit

Rosenbergs Spiele schüchtern am Anfang immer erstmal ein. Ich werde nie den ersten Blick auf Ein Fest für Odin vergessen oder die angsterfüllten Blicke der Mitspieler*innen vor der Regelfülle, die ein Caverna haben muss, bei dem Anblick des Spielmaterials. Ja aber auch beim Platzbedarf setzt Black Forest Maßstäbe und das in negativer Form, denn ich empfinde es als viel zu groß und überdimensioniert, was nicht nur zu Problemen bei der Tischfindung führen kann, nein auch die Übersicht leidet. Das Spielfeld ist groß und es gibt insgesamt 17 Handwerker auf dem Spielbrett, deren Position ich im Verlaufe des Spiels kennen muss. Mein eigenes Tableau ist mit dem doppelten Ressourcenrad und dem eigenen Hof schon recht groß, wächst im Laufe des Spiels aber noch weiter an – zumindest wenn es gut läuft. Dazu gesellt sich die Auslage der 40 Gebäudeplättchen, die alle im Blick behalten werden wollen. Diese liegen also auf weiteren Tableaus irgendwo am Ende des Tisches herum, wo sie keiner mehr so richtig im Blick hat. Alles kommt mir ein paar Nummern zu groß vor. Das zentrale Spielbrett aber besonders, auf dem wir nur mit unseren Figuren herumlaufen und auf riesigen Handwerkerplättchen stehen.

Black Forest – Die Auslage der kleinen Gebäude / Foto: Spieltroll

Spielst du mit einer Gruppe Planer, so braucht es erstmal, bevor das Spiel überhaupt losgeht, weil es so viele Informationen gibt, die von Anfang an auf dem Tisch liegen. Das böse Wort Analyseparalyse wabert schon durch den Raum und ja, wer solche Kandidaten kennt sollte das Spiel nicht auf den Tisch bringen, denn es ist für diese ein Albtraum. Das liegt vor allem daran, dass du hier um gut zu spielen tatsächlich ein bisschen planen musst, sonst kommst du schnell in die Gefahr keine Nahrung mehr zu haben und nicht an deine begehrten Aktionen zu kommen. Allerdings spielen deine Freunde ja auch noch mit und dann gerät plötzlich alles ins Stocken, weil ein Gebäude weggekauft wurde oder jemand zwei Handwerker miteinander vertauscht hat und du nun nicht mehr an diesen herankommst. Ein Auftrag wird dir vor der Nase weggeschnappt. In all diesen Fällen fängst du ganz neu an zu überlegen und da werden selbst einige Bauchspieler*innen zu Grüblern. Einen weiteren großen Anteil daran haben die Ressourcenräder, denn hier kommt es des Öfteren zu Fehlern in unserer Planung, weil es eben immer sofort produziert. Es dauert bis du das in den Griff bekommst und nicht ständig alles neu planen musst. Ressourcen sind nämlich schnell bekommen und in der Regel freust du dich ja auch darüber, hast dann aber nicht im Blick gehabt, dass schnell was produziert wird und du dann doch wieder nicht genügend Rohstoffe einer bestimmten Sorte hast. Oft fällt dir das auch gar nicht sofort auf, sondern erst einen Zug später und dann fängst du wieder ganz von vorne an mit der Planung.

Black Forest – Unterschiedliche Spieler*innenfiguren / Foto: Spieltroll
Black Forest – Die großen Gebäude / Foto: Spieltroll

Versteht mich an dieser Stelle bitte nicht falsch, das ist ja auch genauso gewollt. Das gehört zum Spiel, diese Mechanik zu begreifen. Das Spiel und seine Autoren wollen ja von euch, dass ihr plant, damit ihr auf einen grünen Zweig kommt. Dann müssen auch diese Dinge mitaufgenommen werden und das macht Black Forest zu so einer Herausforderung obwohl der Kern wirklich nicht schwierig ist. Deshalb ist Black Forest wahrscheinlich auch kein Spiel für alle, weil du das mögen musst. Es ist streng zu seinen Spieler*innen und beschränkt dich immer wieder. Auf der anderen Seite enthält es aber auch so wunderbar viele Wege es zu spielen. Allein die Gebäude ermöglichen zig Ausrichtungen der eigenen Spielweise. Hinzu kommt auch noch das ich in jeder Partie andere Kombinationen mitspielen lassen kann, denn die Gebäudeplättchen sind zweiseitig und von den größeren spielen nur vier mit.

Insgesamt, trotz der Kritik über seine Größe und das strenge Spiel, gefällt mir Black Forest wirklich sehr gut. Ich liebe, wie zu Beginn schon gesagt, diese Art von Spiel und möchte es deshalb allen die auf solche Euros, und vor allem auf welche von Herrn Rosenberg stehen, Black Forest wärmstens ans Herz legen. Insgesamt sieht es toll aus und lässt auch von der Anleitung keine Fragen offen. Lediglich an das Layout der Anleitung muss nochmal wer ran, ist es doch zu gedrungen und dicht geschrieben.

Black Forest – Da wackelt es ganz schön auf dem Brett und die Schraubzwingen wollte ich eigentlich nicht an den Tisch anbringen / Foto: Spieltroll

Ein letzter Kritikpunkt muss aber noch sein, denn das zentrale Element des Spiels, die Ressourcenräder, haben leider ein Problem vom Material her. Sie biegen sich fast bis zur Unspielbarkeit und das Problem verschlimmert sich immer mehr. Auch war die Produktion zumindest bei meiner Kopie nicht besonders gut, denn einige Falten im Material der Tableaus sehen einfach unschön aus. Hier sollte nachgebessert werden.


  • Verlag: Feuerland Spiele
  • Autor(en): Uwe Rosenberg, Tido Lorenz
  • Illustrator(en): Lukas Siegmon
  • Erscheinungsjahr: 2024
  • Spieleranzahl: 1-4 Spieler*innen
  • Dauer: 60-120 Minuten

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