In den letzten Wochen habe ich endlich ein paar Spiele nachgeholt, die ich schon recht lange auf meinem Zettel der noch zu spielenden Spiele hatte. Eines von ihnen war Caverna von Uwe Rosenberg. Die ganzen sogenannten Rosenberg Meisterwerke stammen zum Großteil aus der Zeit, in der ich aus diversen Gründen leider nicht so wahnsinnig viel spielen konnte. Ich war nur bewundernder Zaungast und nicht aktiv in die wunderbaren Spiele involviert, die über diverse Jahre erschienen sind. Agricola kam gerade raus und ich hatte mir immer vorgenommen das irgendwann zu spielen. Habe ich bis heute immer noch nicht nachgeholt (immerhin Agricola – Das Familienspiel findet sich hier im Blog), dafür steht nun Caverna hier bei uns im Schrank und ich konnte es vor nicht allzu langer Zeit ein paar Male spielen. Uwe Rosenberg scheint immer wenn er sich einer Mechanik annimmt ziemlich besessen zu sein und veröffentlicht gleich mehrere Werke zu dieser Mechanik. Zu der Zeit von Agricola, Caverna und Co. scheint das die Worker-Placement-Mechanik zu sein. Ja, und wenn Herr Rosenberg etwas macht, oh man, dann macht er das richtig…
Worum geht es?
Um Bauern. In Höhlen. Um Zwerge und Tiervermehrung. Also aus meiner heutigen Sicht würde ich sagen Uwe Rosenberg hat einen Faible für die Tiervermehrung. Spaß beiseite. Caverna ist ein Worker-Placement-Spiel bei dem es um Zwergenbauern geht, die vor der Höhle in der sie leben, Ackerbau und Viehzucht betreiben, um sich zu ernähren und in der Höhle Bergbau betreiben um an Schätze zu kommen mit denen sie sich mehr Wohlstand und eine bessere Höhle ausstatten wollen. Darüber hinaus gehen die Zwerge noch auf Abenteuer, um Beute für ihr ägliches Leben zu machen. Wer das alles am besten hinbekommt wird mit Siegpunkten belohnt und gewinnt diesen, ich würde es mal Zwergenfamiliensimulator nennen.
Wie läuft das ab?
Oh hah, öffnet man die Box von Caverna, so gibt es da eine Tonne von Holzspielsteinen und jede Menge Dinge auszupöppeln. Man, oh man hat dieses Spiel viel Material. Dadurch erklärt sich ja fast schon alleine der recht hohe Preis des Spiels. Vor dem ersten Spiel ist man also mit jeder Menge Vorbereitung ausgelastet, das wird eigentlich nur noch von „Ein Fest für Odin“ übertroffen.
Das Material ist unter anderem so reichhaltig, weil man Caverna mit bis zu sieben Spielern erleben kann. Etwas, dass ich wahrscheinlich aus Platzgründen niemals erleben werde. Das Spiel aht nicht nur wahnsinnig viel Material, es benötigt auch ebensoviel Platz auf dem Tisch. Allein der Aktionsplan in seiner vollen Größe für sieben Spieler ist fast so groß wie unser Spieltisch. Jeder Spieler hat noch sein eigenes großes Tableau und irgendwo muss man ja auch die ganzen unterschiedlichen Ressourcen noch lassen. Zu zweit, soviel sei vorweg gesagt, ist es aber genausogut spielbar. Rosenberg sorgt in seinen Spielen durch unterschiedliche Aktionspläne für eine sehr gute Skalierbarkeit.
Bei einem solchen Monster von Spiel, kann ich nicht jedes kleine Detail des Spiels wiedergeben und werde deshalb vieles nur andeuten. Zum Spielaufbau: Zentrales Element ist der Aktionsplan auf dem einige Aktionen aufgedruckt sind, die wir im Verlauf des Spiels mit unseren Arbeitern (Familienmitgliedern) besuchen und ausführen können. Einige Felder sind dabei leer und werden erst im Verlauf mit Aktionskarten befüllt, die erst später zur Verfügung stehen. Die Aktionen sind dabei in vier Viertel unterteilt, so das zunächst immer die des ersten Viertels ausgelegt werden usw. Die Reihenfolge innerhalb der Viertel ist aber zufällig, damit jedes Spiel einen anderen Verlauf nehmen kann.
Jeder Spieler hat zudem seinen eigenen Spielplan, auf dem seine Starthöhle abgebildet ist in der man zunächst mit seinem Zwergenpärchen alleine wohnt und einen Bereich vor der Höhle der aus Wald besteht. Auf diesem Plan agieren die Spieler und bauen ihn aus. Sie müssen den Wald roden, um Felder für Nahrung und Weiden für Nutztiere anlegen zu können. In der Höhle müssen sie neue Felder erschließen, um Minen zu bauen und weitere Wohnhöhlen für Familiennachwuchs zu bauen. Denn wir müssen uns im Laufe des Spiels erst weitere „Arbeiter“ erschaffen, um mit ihnen mehr Aktionen machen zu können.
Ein weiteres Element das für alle einsehbar sein muss, ist der Plan auf dem die ganzen baubaren Höhlen ausliegen. Von ihnen gibt es unfassbar viele in Caverna. Das Spiel bietet neben der vollen Auswahl auch eine reduzierte Version an, mit der man nich gleich von allen Möglichkeiten des Höhlenbaus erschlagen wird. Hier gibt es alle möglichen Arten von Höhlen: verschiedenste Lagerräume, diverse Werkstätten, unterschiedliche Wohnhöhlen und so weiter und so fort. Um diese Höhlen bauen zu können benötigt man mehr Felder in seiner Höhle und natürlich muss man sich zunächst erstmal die Rohstoffe erwirtschaften, um sie überhaupt bauen zu können. Nur eines weiß man von Beginn an, ohne weitere Wohnhöhle, kein Familienzuwachs und somit keine weiteren Aktionsmöglichkeiten in einer Runde.
Zu Beginn des Spiels hat jeder Spieler nichts mehr außer seinem Tableau, fünf Zwergenspielsteinen, drei Ställen und einem Nahrungsplättchen. Von den fünf Zwergen startet man mit zweien in seiner Eingangshöhle. Die anderen Zwergenspielsteine, sowie die Ställe sind im Vorrat der Spieler.
Das tolle an Worker-Placement-Spielen ist, und da macht Caverna keine Ausnahme, dass das eigentliche Spielprinzip super einfach ist und im Grunde auch sehr schnell erklärt werden kann. Nur, sie beziehen ihre Komplexität aus der Vielzahl der verschiedenen Möglichkeiten und der hinter den Aktionen stehenden kleinen Systeme die sich in dem Spiel verbergen. Was in der Regel eine Menge Erklärung der Aktionen bedarf, die man durch seine Arbeiter auslösen kann. Caverna bietet davon eine ganze Menge. Wie können uns einfach nur Rohstoffe besorgen, Felder Roden, Wiesen einzäunen, neue Höhlenteile erforschen, Tiere züchten, auf Abenteuer gehen und, und, und.
Wir müssen einfach unseren eigenen Weg finden unsere Familie zu Vergrößern, denn jeder Zwerg am Ende bringt Punkte, jedes Tier in unserem Besitz bringt Punkte, manche Höhlen bringen Punkte. Natürlich müssen wir unsere Zwerge auch ernähren, weswegen wir Getreide und Gemüse anbauen, oder natürlich das Fleisch unserer Tiere essen können. Das Spiel geht dabei über zwölf (elf für zwei Spieler) Runden, in denen wir das Maximum aus den Akionen herausholen wollen. Natürlich sind sämtliche Aktionen immer nur einmal verfügbar und werden durch bereits gesetzte Arbeiter blockiert. Das führt zu diversen takischen Erwägungen. Um dem Volk der Zwerge für das gewählte Szenario gerecht zu werden fügte Rosenberg noch die Streifzüge ein. Hier müssen die Zwerge zunächst durch das Schmieden einer Waffe mit einer bestimmten Stärke ausgerüstet und anschließend auf Abenteuer geschickt werden, in denen sie Beute machen können und stärker zurückkommen. Das führt zu einem kleinen weiteren Detail, denn die Spieler müssen die Zwerge gemäß ihrer Stärkereihenfolge einsetzen. Die Schwächsten kommen zuerst, was zu weitreichenden taktischen Überlegungen führt, denn man kennt die Stärke der Zwerge des Gegners und kann so eventuell Aktionen früher Auswählen, die der andere gerne mit seinem stärkeren Zwerg gemacht hätte.
Wichtig ist, wie bereits erwähnt, die Ernährung der Zwerge, in unregelmäßigen Abständen findet eine Erntephase statt in der man nicht nur seine Ernte von den bestellten Feldern einfährt, sondern auch seine Zwergenfamilie ernähren muss. Kann man das nicht ausreichend, so bekommt man die sogenannten Bettelmarken und die sind Minuspunkte wert. Am Ende gewinnt derjenige der die meisten Siegpunkte erspielt hat.
Das Fazit
Bei Spielen, die ich hier nur im Schnelldurchlauf erklären kann fällt das Fazit meistens etwas länger aus, weil ich dem Spiel auf jeden Fall gerecht werden möchte. Natürlich hat Caverna Ähnlichkeiten mit Agricola. Auch wenn ich nur das Familienagricola selbst gespielt habe, fallen die Ähnlichkeiten schon auf und natürlich habe ich auch viel über das große Agricola gelesen. Caverna scheint mir ein wenig zugänglicher und weniger dröge zu sein, wie sein Vorgänger. Die Zwergenthematik und die damit einhergehenden weiteren Elemente wie der Höhlenausbau und die Streifzüge stellen eine Lockerung des Aufbauspielprinzips dar.
Caverna ist ein wahres Monster von einem Spiel und ausgehend von unserem Erstspieleindruck muss ich sagen, wirkt es ersteinmal wahrlich einschüchternd. Man sitzt da vor den ganzen Auslagen und fragt sich, wo man eigentlich anfangen soll. Es gibt soviele Möglichkeiten und man hat am Anfang einfach nichts, nichts außer seinen beiden Zwergen. Vor allem aber hat man zunächst das Gefühl, dass das auch alles zu nichts führt, denn gerade hat man sich was überlegt und die ersten Rohstoffe bekommen, da ist auch schon der zweite Zwerg gesetzt und die Runde ist bereits vorbei. Also weitere Planungen auf die nächste Runde verschieben. Das geht so weiter, bis man endlich Nachwuchs gezeugt hat. Plötzlich hat man drei Aktionen pro Runde und das Spiel beginnt sich zu entwickeln. Nach hinten raus dauern die Runden dann natürlich auch länger, weil man mehr Möglichkeiten hat. Die Nahrungsmittelproduktion darf dabei nie vernachlässigt werden, denn ansonsten hagelt es Minuspunkte und wenn man gerade zwei Tiere hat, um in der nächsten Runde Tiernachwuchs zu bekommen, will man auch die liebgewonnen Tiere nicht verspeisen.
Foto: Spieltroll
Nach ein paar Runden läuft das Spiel dann endlich rund und man ist voll drin. Dabei stellen sich vor allem die Streifzüge als sehr lukratives und taktisch reizvolles Spielelement dar. In Caverna eröffnen sich nach einiger Zeit so viele Möglichkeiten, wie man vorgehen möchte, dass es eine wahre Freude ist. Man kann versuchen seine Höhle möglichst funktionell auszubauen ode die wertvollen Rubine schürfen, oder man geht in die Landwirtschaft und baut viele Feldfrüchte an. Natürlich kann man sich auch um die Tiere kümmern und versuchen hier möglichst viele zu züchten. Ein wieder anderer Weg sind die Streifzüge. Ich habe das Gefühl nach allem was ich über Agricola weiss, dass Caverna etwas mehr verzeiht und man sich nicht so schnell in eine Sackgasse manövrieren kann.
Gibt es auch Negatives zu berichten? Ja, durchaus, die Optik gefällt mir ehrlich gesagt nicht so gut. Caverna ist ziemlich unansehnlich, wengleich ich das Holzmaterial toll finde. Nur die Illustrationen und vor allem das Cover wirken doch ziemlich Oldschool, um nicht zu sagen, altbacken. Dann wäre da natürlich der immense Platzbedarf, der speziell in einer größeren Runde kaum zu bewältigen scheint, wenn man nicht gerade über eine riesen Tafel zu hause verfügt. Was dem Spiel außerdem helfen würde noch viel öfter gespielt zu werden ist ein Inlay, indem alles vorsortiert ist und das man einfach so auf den Tisch bringen kann, denn allein die Fülle der verschiedenen Rohstoffe sorgt für so wahnsinnig viel Vorbereitungszeit, bevor man beginnen kann. Caverna is eines der Spiele bei denen ich definitiv überlege weiteres Geld inn eine solche Lösung zu investieren, denn wert ist es das allemal.
Uwe Rosenberg ist ein Meister seines Faches und wenn er sich in einen Mechanismus verbissen hat, dann reizt er ihn auch aus und bei Caverna tut er das auf die best mögliche Weise. Die Interaktion entsteht über den Aktionsplan, wo man sich gegenseitig Möglichkeiten verschließt. Caverna bietet viel Raum um sich auszuprobieren und gehört für mich zum Besten was das Genre zu bieten hat. Jedem, der bereit ist die Hürde des Geldes und der Regelfülle (entstehend durch die vielen Möglichkeiten) zu nehmen wird ein faszinierendes Worker-Placement-Meisterwerk zu spielen bekommen. Dabei ist die Spielzeit von Caverna erstaunlich gering für ein Spiel dieser Größe und Komplexität. Also Caverna schlittert nur ganz knapp an einem Orden vorbei und ich empfehle es allen, die auf so eine Art Spiel stehen. Auch zu zweit lohnt sich das Spiel auf jeden Fall.
- Verlag: Lookout Spiele
- Autor(en): Uwe Rosenberg
- Illustrator(en): Klemens Franz
- Erscheinungsjahr: 2013
- Spieleranzahl: 1 – 7 Spieler
- Dauer: 60 – 150 (mit mehr als fünf Spielern wahrscheinlich auch länger) Minuten
2 Gedanken zu „Caverna – Die Höhlenbauern“