Die Spieleschmiede der Spiele-Offensive.de hat sich auf die Fahne geschrieben interessante Spiele zu lokalisieren und auf den deutschen Markt zu bringen. Wer möchte kann fast zu jederzeit Spiele fördern underhält sie dann direkt zum Erscheinungstermin. Quasi Kickstarter auf deutsch. In den vergangenen Jahren wurden so schon viele interessante Spiele auf deutsch herausgebracht, die es wahrscheinlich sonst nicht gegeben hätte. Dice Hospital ist eines dieser Spiele. Im Original von Alley Cat Games wurde es hierzulande vom Kobold Spieleverlag herausgegeben und über die Spieleschmiede finanziert. Ein Familienspiel bei dem wir über einen Workerplacement-Mechanismus unsere kranken Patientenwürfel kurieren müssen. Der interessanteste Kniff entsteht dadurch, dass wir uns über Krankenhausausbauten erst bessere Möglichkeiten für unsere Arbeiter generieren.
Worum geht es?
Die Würfel sind in diesem Spiel Patienten und wir müssen sie in unserer Klinik heilen. Die Augenzahl auf den Würfeln gibt dabei den Gesundheitszustand an. Würfel mit nur einem Auge sind schon fast tot und Würfel mit sechs Augen so gut wie gesund. Jede Runde nehmen wir neue Patienten auf und müssen uns im alltäglichen Krankenhausbetrieb mit ihnen rumschlagen und versuchen so viele wie möglich zu kurieren. Dafür bekommen wir Punkte und wer am Ende die meisten Punkte hat gewinnt.
Wie läuft das ab?
Jeder Spieler spielt sein eigenens Krankenhaus in Form eines Tableaus aus Hexfeldern mit Räumen das vor ihm ausliegt. Zu Beginn des Spiels verfügt jeder Spieler auch nur über drei Arbeiter/Krankenschwestern/-Pflegern, die durch weiße Figuren dargestellt werden und im Aufenthaltsraum auf dem Tableau stehen. Jeder Spieler bekommt auch noch zwei Verwalterkarten ausgeteilt von denen er sich eine aussucht. Diese Karte verleiht ihm für das Spiel eine Sonderfähigkeit. Das restliche Spielmaterial bestehend aus, Abteilungsplättchen, Spezialistenkarten, Blutkonserven- und Todesfallmarkern, sowie weiteren Arbeitern in den Farben der Spezialisten, wird in der Mitte des Tisches bereitgelegt. Von den Abteilungsplättchen und den Spezialistenkarten werden jeweils Spieleranzahl minus eins Plättchen/Karten offen ausgelegt. Die Krankenwagen Karten werden der Spieleranzahl entsprechend ebenfalls in die Mitte gelegt. Es gibt immer einen Krankenwagen mehr als Spieler am Spiel teilnehmen. Das Spiel ist für 1 bis 4 Spieler gedacht und entsprechend der Spieleranzahl wird ebenfalls eine bestimmte Menge der Würfel in einen Beutel getan. Die Würfel haben drei Farben, gelb, rot und grün und stehen jeweils für ein bestimmtes Krankheitsbild passend zu den Farben der korrespondierenden Spezialisten.
Bevor es losgehen kann, wird noch die Punkteleiste in der Mitte gut sichtbar abgelegt, jeder Spieler erhält außerdem bereits drei Startpatienten und zieht blind drei Würfel aus dem Beutel. Die Würfel erhalten die Werte 3, 4 und 5, welche Farbe, welche Zahl erhält ist dabei egal. Diese Würfel werden dann auf beliebige Patientenplätze des Starttableuas gelegt. Die Patientenzimmer befinden sich ganz unten auf dem Tableau und jeder Spieler besitzt vier Zimmer mit je drei Betten. Diese Anzahl kann sich im Verlauf des Spiels auch nicht erhöhen. Wichtig ist die Positionierung auf den Pfeilfeldern der Zimmer. Jedes Zimmer verfügt über drei Felder mit Pfeilen nach unten und drei Felder mit einem Häkchen darauf, das hat eine wichtige Bedeutung für den Verlauf des Spiels, auf den ich gleich noch komme.
Das Spiel wird in sechs Schritten gespielt. Als erstes beginnt der Statspieler damit Würfel aus dem Beutel zu ziehen und die Krankenwagen damit zu bestücken. Dazu nimmt er alle erforderlichen Würfel, drei pro Krankenwagen, würfelt sie und würfelt sämtliche Einsen und Sechsen solange neu, bis sie andere Zahlen ergeben. Danach werden die Würfel von ihm auf die Wagen aufsteigend verteilt. Der Krankenwagen Nummer 1 erhält alle gewürfelten zweien, solange bis er voll ist, der Rest geht auf Krankenwagen Nummer 2 usw. Gibt es dabei Entscheidungen zwecks der Würfelfarben zu treffen, so sucht er sich aus, welche Farben wo abgelegt werden. Das heisst am Schluß liegen auf Krankenwagen 1 die dringlichsten Fälle und im letzten Wagen die Fälle die am wenigsten krank sind. Anschließend wählt jeder Spieler beginnend beim Startspieler einen Wagen aus, den er in sein Krankenhaus einliefern möchte. Der Startspieler darf als einziger nicht Wagen Nummer eins wählen. Die Nummerierung gibt in der nächsten Phase vor, wer sein Krankenhaus zuerst aufrüsten kann. Derjenige Spieler der Wagen eins nimmt, erhält den Startspielermarker für die nächste Runde. Die Spieler nehmen also die Krankenwagen und legen sie vor sich ab. Der Spieler der den Wagen mit der niedrigsten Nummer genommen hat, erhält zusätzlich ein Blutkonservenplättchen. Nun müssen die Würfel noch in die Patientenzimmer einziehen. Der übriggebliebene Krankenwagen wird geleert und für die nächste Runde bereitgelegt.
In der zweiten Phase wird das Krankenhaus aufgerüstet. Der Spieler mit der niedrigsten Nummer darf sich nun entweder eines der ausliegenden Abteilungsplättchen nehmen und an sein Krankenhaus anbauen, oder einen der Spezialisten in sein Krankenhaus integrieren. Macht der das, so erhält er eine Spielfigur in der entsprechenden Farbe und stellt sie auf die Spezialistenkarte. Generell verfügen alle Abteilungen, auch die auf dem Starttableau über eine Fähigkeit um Patienten zu kurieren. Um diese Fähigkeit nutzen zu können, muss ein Arbeiter auf ihnen eingesetzt werden. Die Farbe des Arbeiters ist dabei egal. Als Beispiel nehmen wir die Apotheke, setzt man auf ihr einen Arbeiter ein, so darf man einen grünen Würfel um eine Stufe heilen und dreht ihn auf die nächsthöhere Augenzahl. Die Spezialisten verfügen ebenfalls über besondere Fähigkeiten mit denen man Patienten noch besser heilen kann. Bleiben wir mal beim Beispiel Apotheke. Hat man als Spezialisten den Apotheker, so darf dieser, wenn er in einem Raum eingesetzt wird und dabei einen grünen Würfel heilt, diesen Würfel um eine weitere Stufe nach oben heilen. Setzen wir ihn also in der Apotheke ein, in der man grüne Würfel kurieren kann, so hat dies einen doppelten Effekt. Man kann ihn aber auch als ganz normalen Arbeiter woanders einsetzen, wo keine grünen Würfel kuriert werden, dann triggert seine Spezialfähigkeit aber nicht. So funktioniert grob der Mechanismus und man sollte in dieser Phase versuchen sich eine gute Heilstrategie zusammenzuholen.
Phase drei ist dann die Hauptphase des Spiels, denn hier aktiviert man seine Arbeiter und Abteilungen. Theoretisch kann man das gleichzeitig erledigen und geht dann die Ergebnisse von jedem Spieler durch, aber zu Beginn empfehle ich das nicht und plädiere für eine Schrittweise Abhandlung der einzelnen Schritte. Wichtig ist, jede Spielfigur darf nur einmal benutzt werden und jede Abteilung darf ebenfalls nur einmal genutzt werden. Jedes Mal, wenn dabei ein Würfel geheilt wird, egal um wieviele Stufen, so nimmt man den Würfel von seinem Pfeilfeld und platziert ihn auf dem darunterligenden Hakenfeld. Das ist wichtig, damit man sieht, welche Würfel in dieser Runde bereits behandelt worden sind. Würfel die auf den Häkchenfeldern liegen können auch weitere Male behandelt und kuriert werden. Wichtig ist nur das man sieht, welche Patienten bisher unversorgt sind. In diser Phase kommen auch die Blutkonserven zum Einsatz, denn man kann sie ausgeben, um einen Würfel um eine weitere Stufe zu heilen, oder um die Farbe eines Würfels in dieser Runde vorrübergehend zu ändern, um auf ihm andere Effekte nutzen zu können.
In Phase vier schauen wir uns nun unsere Patientenzimmer an und müssen den Gesundheitszustand von vernachlässigten Patienten um eine Stufe nach unten bewegen. Wir können uns nie um alle gleichzeitig kümmern, deshalb wird das vorrübergehend vorkommen. Sollte dabei ein Würfel von Stufe eins nocheinmal nach unten gedreht werden müssen, so stirbt der Patient und wir werfen den Würfel zurück in den Beutel und erhalten einen Todesfallmarker, den wir in die Leichenhalle legen. Diese Marker sind bei Spielende Minuspunkte wert. Sollten wir umgekehrt irgendwann einen Würfel von einer sechs nocheinmal heilen, so wird der Patient als geheilt entlassen und auf den Ausgang gelegt.
Patienten entlassen werden in Phase fünf und nun kommen wir zum Clou des Spiels, denn wir können in jeder Runde ein zwei Würfel entlassen und dafür punkte kassieren, aber je mehr Würfel wir in einer Runde entlassen, desto mehr Punkte bekommen wir dafür. Als Beispiel, ein Patient bringt uns einen Punkt, zwei bringen und bereits drei Punkte, aber fünf Würfel schon 9 Punkte usw. Es lohnt sich also, mit den Patienten ein wenig zu spielen und zu versuchen auf einen Schwung viele Patienten zu entlassen. Wir dürfen aber auch nicht zu lange abwarten, denn wir bekommen ja auch jede Runde drei neue Patienten hinzu und sollten wir einmal aus Platzgründen einen neuen Patienten nicht aufnehmen können, so verstirbt einer der Patienten in unserem Krankenhaus spontan und wir bekommen einen Todesfallmarker und der neue Patient findet platz.
So spielen wir insgesamt acht Runden, bis wir einen Sieger ermittelt haben. Die Blutkonserven am Ende bringen uns noch Bonuspunkte und die Todesfallmarker werden abgezogen.
Das Fazit
Dice Hospital ist tatsächlich ein wirklich spassiges Spiel. Im ersten Moment denkt man sich noch, das ist ganz schön komplex, aber das ist es gar nicht. Man wird ein wenig mit den ganzen Abteilungen und den Fähigkeiten erschlagen, aber im Grunde sind es alles nur Abwandungen von ein und derselben Handlung, nämlich einen Würfel zu heilen, mal um eine Stufe, mal um drei, mal heile ich einen Würfel einer anderen Farbe ebenfalls, oder ich darf nur Würfel einer bestimmten Stufe heilen. Sieht alles ein wenig anders aus, ist aber nach kurzer Eingewöhnungszeit echt schnell erlernt. Ich würde Dice Hospital als Famielenspiel mit etwsa längerer Spielzeit einordnen. Denn acht Runden zu spielen dauert schon ein bißchen. Kürzer dürfte die Spielzeit aber auch nicht sein, denn sonst könnte man keine Langzeitstrategien verfolgen um mit einem Schwung mal zehn Würfel entlassen zu können. Das System mit den Gesundheitswerten der Patienten ist so einfach wie genial und funktioniert hier sehr gut. Generell bin ich sehr begeistert von den Mechaniken in Dice Hospital, denn, man muss sich seine Möglichkeiten erst selber schaffen. Ich habe zuvor noch kein Worker-Placement-Spiel gespielt, bei dem ich mir die Felder auf denen ich die Arbeiter einsetzen kann, ersteinmal selber schaffen muss und das ist finde ich mal etwas Neues und so kann man versuchen sich aus der richtigen Kombination von Räumen und Spezialisten die Möglichkeit zu schaffen die Würfel einer bestimmen Farbe unglaublich schnell wieder zu entlassen. Was man aber vielleicht gar nicht will, weil man dann keine Punkte bekommt… Man kann hier viel hin und her überlegen und taktieren.
Wir hatten eine Menge Spaß mit Dice Hospital und werden es definitv immer mal wieder zum Vorschein holen. Zum Material muss ich noch sagen, es macht einen durchaus guten Eindruck, aber die Tableaus neigen dazu sich immer wieder an den Rändern nach oben zu biegen, was ich beim spielen als störend empfand und so schön die kleinen Meeples mit den Spritzen auch aussehen, besonders standfest sind sie leider auch nicht, deshalb gibt es hier leichte Abzüge in der B-Note, aber lasst euch Dice Hospital nicht entgehen.
- Verlag: Alley Cat Games, Kobold Spieleverlag
- Autor(en): Stanislav Kordonskiy, Mike Nudd
- Erscheinungsjahr: 2018
- Spieleranzahl: 1 – 4
- Dauer: 60 – 90 Minuten