Champions of Midgard

Champions of Midgard

Nordische Mythologie ist ein spannendes Gebiet und ist eines auf dem sich viele Brettspiele versuchen. Eines, von dem man, neben Blood Rage, immer mal wieder etwas hört, möchte ich mir heute vorknöpfen. Die Rede ist von Champions of Midgard. Immer wieder habe ich gehört, dass es Wert sein soll, sich das mal anzuschauen, weil es durch seine Mechaniken ein recht einzigartiges Spiel sein soll. Nicht weil es besonders innovativ wäre, sondern einfach, weil es Workerplacement-, Set Collection- und Trashelemente miteinander vermischt und daraus etwas sehr eigenständiges machen soll. Genug des Konjunktivs, gesagt, gekauft und auf den Prüfstand gehievt. Ich war sehr gespannt, was mich hier erwartet und ob es die hohen Vorschusslorbeeren verdient. Corax Games hat sich der deutschen Version angenommen, was erstmal für eine ganz schöne Umsetzung sprechen dürfte.

Worum geht es ?

Wir spielen Wikinger, die alle in einem Dorf wohnen, dass von mythischen Monstern und Bestien heimgesucht wird. Jeder von uns verkörpert einen Wikingerhelden, der versucht genug Leute um sich zu scharen und mit ihnen das Dorf zu verteidigen oder auf große Fahrten zu gehen, um legendäre Monster in der Ferne zu töten. Alles für den Ruhm, um im Tode einen guten Platz an der Tafel in Valhalla zu bekommen. Jeder Spieler hat dafür von Beginn an ein paar Arbeiter, mit denen er im Dorf verschiedene Tätigkeiten ausführen kann. Hauptsächlich muss er dafür sorgen kampfbereite Männer anzuheuern und diese gegen die Monsterhorden in den Kampf zu schicken, oder Expeditionen nach Übersee zu veranstalten, um dort noch viel größere Gefahren und Monster zu beseitigen. Wer am Ende nach acht Runden die meisten Ruhmpunkte angesammelt hat gewinnt.

Champions of Midgard Teil des Spielaufbaus / Foto: Spieltroll

Wie läuft das ab?

Kleiner Hinweis vorweg, auf den Bildern seht ihr überwiegend das Material des Upgrade-Packs, das normale Spiel kommt mit etwas weniger toll aussehendem, aber immer noch sehr guten Material.-

Champions of Midgard Spielmaterial aus dem Upgrade-Pack / Foto: Spieltroll

Champions of Midgard ist auch eines dieser Platzmonster. Das Spiel gibt sich zwar schon Mühe, fast alles auf seinem Spielbrett zu lagern, aber das Spielbrett ist so groß, dass unser kompletter Tisch damit fast ausgefüllt ist. Die Spielertableaus mussten wir schon anderweitig unterbringen. Wird echt Zeit für einen größeren Tisch. Na ja, das Spiel benötigt erstmal einiges an Vorbereitungszeit, denn diverse Dinge müssen auf dem Spielbrett auf die entsprechenden Positionen verteilt werden. Ich werde das jetzt nicht alles aufzählen, denn dass sprengt den Rahmen. Nur so viel, dass das Spielbrett grob dreigeteilt ist. Im oberen Bereich befinden sich die Berge aus denen die Trolle und Draugr unser Dorf bedrohen. Hier liegen die Kartenstapel und ein Troll, sowie zwei Draugr offen aus.

Champions of Midgard Spielsituation / Foto: Spieltroll

Im mittleren Bereich befindet sich das Dorf mit all seinen Orten auf denen wir unsere Arbeiter setzen können. Auf einigen bekommen wir Ressourcen, wie Nahrung und Holz, auf anderen Würfel, die Kämper repräsentieren. Die meisten Orte können dabei nur von einem Arbeiter zur Zeit besucht werden, einige wenige aber auch von mehreren. Einige Orte werden erst zu Beginn aus einem Satz Plättchen bestimmt, die verdeckt gemischt werden und dann auf die Orte platziert werden. So hat man in jedem Spiel schon einmal eine gewisse Varianz im Dorf. Einige weitere Orte werden noch mit kleinen Karten bestückt von denen welche offen ausgelegt werden. So gibt es zum Beispiel einen Seher, Runen, oder auch nur einen Händler, der jede Runde etwas anderes günstig verkauft. Eine Sonderfunktion nimmt noch der Hafen im Dorf ein, in dem es zwei Gemeinschaftsboote gibt, die jeder benutzen kann oder auch einen Schiffbauer, bei dem man sich sein eigenes Boot kaufen kann.

Champions of Midgard Spielplan – unterer Bereich / Foto: Spieltroll

Der untere Bereich ist vom Meer mit seinen fernen Küsten bedeckt. Hier können die Spieler eine Reise unternehmen und müssen dafür ein Schiff haben. Es gibt vier ferne Küsten, an denen immer ein anderes Monster lauert. Diese werden hier abgelegt.

Champions of Midgard Spielertableau / Foto: Spieltroll

Jeder Spieler erhält neben seinem Charaktertableau, auf dem jeder eine Sonderfertigkeit vermerkt hat und die sich die Spieler zu Spielbeginn reihum aussuchen, noch je ein Holz, eine Nahrung, eine Münze, sowie einen Gunstmarker und einen weißen Schwertkämpferwürfel. Darüber hinaus bekommt er seine vier Arbeiterfiguren (im Spiel zu zweit fünf) von denen einer erst an einem Ort verdient werden muss, weswegen er im allgemeinen Vorrat platziert wird. Zu guter letzt erhält er noch einer der Schicksalskarten, die er verdeckt hält. Diese Karten kann man im Verlauf des Spiels beim Seher bekommen und sie bringen einem am Ende Bonusruhm, wenn man ihre Bedingung erfüllt, was zum Beispiel das töten eines bestimmten Monstertypus in einer bestimmten Menge sein kann oder Ähnliches. Das ganze restliche Material in Form von Ressourcen, Gunstmarkern, Schuldmarkern und Würfeln wird bereitgelegt. Ein Startspieler wird ermittelt und der Rundenmarker auf der eins platziert.

Campions of Midgard – Trollkarte / Foto: Spieltroll

Wie für die Worker-Placement-Spiele üblich, ist das Spielprinzip ja ein recht simples, man muss sich nur gut überlegen, welche Option man wählt und die sind hier auf den ersten Blick recht vielfältig, was aber meines erachtens nach täuscht, denn soviele Möglichkeiten kommen gar nicht in Frage. Das Ziel ist es ja viele Punkte zu machen und die bekommt man hauptsächlich durch das Monster töten. Trolle haben hier sogar noch eine Sonderstellung, denn die Trolle greifen das Dorf auf jeden Fall an. Dies kann man nur verhindern, indem einer sich bereit erklärt und den Troll mit einem Arbeiter versieht, zum Zeichen, dass er in dieser Runde mit seinen Kriegern gegen den Troll kämpfen wird. Sollte keiner gegen den Troll kämpfen so bringt er Schande über die Krieger und jeder Spieler erhält einen Schandmarker, der einen Minuspunkt wert ist. Die Dinger sind aber recht gemein, einer macht meistens nichts, aber je mehr man von ihnen hat, desto mehr Minuspunkte erhält man (für zwei gibts drei, für drei sechs usw.). Das Töten der Monster wird mit Gold, Ressourcen und Ruhmespunkten, sowie mit der entsprechenden Monsterkarte belohnt. Hier kommt nämlich noch ein Set-Collection-Element zum tragen. Die Karten haben drei verschiedenfarbene Ränder und für jedes Set aus drei unterschiedlichen Farben bekommt man am Ende fünf Bonuspunkte.

Champions of Midgard – verschiedene Monstergarten / Foto: Spieltroll

Wenn wir gerade dabei sind erkläre ich noch kurz den Kampf, der ist nämlich auch simpel. Der Spieler muss sich für die Kämpfer entscheiden, die er in den Kampf schicken will. Es gibt drei unterschidliche Sorten: Speer- und Schwertkämpfer, sowie Berserker mit Äxten. Alle haben etwas unterschidliche Symbolverteilungen auf den Würfeln. Es gibt Treffersymbole mit der entsprechenden Waffe in ein- oder zweifacher Ausführung, blanke Seiten und Schilde. Monster benötigen eine bestimmte Anzahl Treffersymbole, um sie töten zu können, aber sie schlagen auch gleichzeitig zurück und für jedes Schild das wir würfeln, verhindern wir den Tod eines Kriegers. Sollte das Monster noch leben und wir noch krieger haben, kämpfen wir weiter. Tote Krieger wandern wieder in den Vorrat. Mehr ist das nicht.

Champions of Midgard Spielerhilfe mit Würfelverteilung / Foto: Spieltroll

Der Spielverlauf ist dann recht typisch für ein Workerplacementspiel. Wir setzen reihum unsere Arbeiter auf die Orte und erhalten jedesmal etwas dafür. Eine Runde geht solang, bis alle Arbeiter eingesetzt sind. Sollte es dann zu Kämpfen kommen, so werden diese der Reihe nach abgehandelt und dann wird aufgeräumt. Alle Arbeiter werden zurückgenommen und der Troll und Draugr kommen auf ihre Ablagestapel, wenn sie nicht besiegt wurden. Für den Troll bekommen alle Schandmarker falls er nicht besiegt wurde. Die Monster unten bleiben allerdings liegen und auf jedes unbesiegte kommt eine Münze, so wird es mit der Zeit immer lukrativer diese Monster zu besiegen.

Champions of Midgard Spielsituation / Foto: Spieltroll

Das Reiseelement ist für die Spieler ein bißchen aufwendiger, denn sie benötigen ein Schiff, Männer und Nahrung. Schiffe gibts zur gemeinsamen Benutzung oder man baut sich eines selbst, für das man Holz und Geld benötigt. Auch das Schiff bringt Ruhmpunkte, bietet eine bestimmte Menge an Platz für Nahrung und Arbeiter und muss von uns vor der Fahrt befüllt werden. Denn so eine Fahrt dauert lange und unsere Krieger müssen essen, sonst töten sie keine Monster. Außerdem trifft uns immer noch ein verdecktes Ereignis, was dafür sorgen kann, dass uns Männer und Nahrung abhanden kommen, bevor wir das Monster erreichen. Haben wir es bis zum Monster geschafft, wird der Kampf wie oben beschrieben normal abgehandelt. Diese Monster sind Punktemäßig deutlich attraktiver, weil sie mit mehr Aufwand und Vorbereitung verbunden sind.

Champions of Midgard Würfel / Foto: Spieltroll

Das Glückselement beim Würfeln kann durch die schon erwähnten Gunstmarker noch ein bißchen modifiziert werden, denn diese sind Wiederholungswürfe für misslungene Würfe, so dass man schon ein wenig steuern kann, ob es zu risikoreich ist oder nicht.

Am Ende werden noch Ruhmespunkte für fast alles verteilt, was wir so im Spiel gemacht haben. Neben den Punkten, die wir im Spiel verdient haben, bekommen wir nun die schon erwähnten Punkte für die Sets, eventuelle Schicksalskarten, Schiffe und auch Runenkarten bringen Punkte. Jeder Gunstmarker, den wir am Ende noch nicht benutzt haben bringt uns zwei Punkte und auch je drei Gold belohnen uns mit einem Siegpunkt. Wer nach diesen acht Runden und der Schlussabrechnung die meisten Punkte hat ist der neue Champion von Midgard.

Champions of Midgard Schicksalskarten / Foto: Spieltroll

Das Fazit

Champions of Midgard ist in meinen Augen ein seltsames Spiel. Die Mischung ist irgendwie gewöhnungsbedürftig. Der Worker-Placement-Teil ist mir zu simpel, denn trotz der ganzen verschiedenen Möglichkeiten ist es ziemlich klar vorgegeben, was man so tun kann und manche Orte sind lukrativer als andere, weswegen sie meist vom Startspieler einkassiert werden. Manche Orte scheinen sogar nutzlos, denn sie werden einfach nciht besucht. Vielleicht ändert sich das mit vier Spielern, wir haben es nur zu dritt gespielt. Wenn man Reisen will, um Monster zu töten, benötigt man erstmal Nahrung, weswegen man Kämpfer zur Jagd schickt. Natürlich benötigt man erstmal Kämpfer und da bekommt man auf diversen Punkten auch welche, so dass diese Orte immer voll besucht sind. Die Monster im oberen Bereich sind erstmal am lukrativsten, da sie einfach zu besiegen sind und Gold, Ressourcen sowie Punkte bringen. Deshalb sind diese Orte zu Spielbeginn sehr begehrt. Die Reihenfolg ist irgendwie ein wenig zu vorherbestimmt. Das klingt jetzt negativ, aber trotzdem macht das aus einem Grund, den ich nicht ganz greifen kann, wirklich Spaß. Bei all der Ausstattung, die einen am Anfang erstmal ein wenig erschlägt, ist Champions of Midgard ein doch recht simples Spiel, dass man auch ohne größere Überlegungen einfach spielen kann. Wenn man alles aufgebaut und vorbereitet hat ist man fast schon erstaunt, wie schnell das Spiel doch vorbei ist, denn die Runden spielen sich angenehm flott und man hat doch das Gefühl man hätte viel erlebt. Ich habe mir sagen lassen, dass das Spiel durch die bald auf deutsch verfügbaren Erweiterungen noch weiter gewinnen soll und sich irgendwann auch ein bißchen komplexer anfühlt, aber bis hierhin finde ich das alles ganz gut.

Ich tue mich mit einer Empfehlung allerdings ein wenig schwer, denn ich weiss nicht für wen Champions of Midgard eigentlich gedacht sein soll. Ein Eurogame mit Trashelementen? Ein trashiges Würfelspiel mit Eurogameelementen? Ich weiss nicht so recht. Spaß macht es auf jeden Fall! Sogar meine Frau und Tochter fanden es gut, obwohl sie erst skeptisch dreinblickten. Hier gilt für alle Interessierten: selber ausprobieren! Champions of Midgard ist in der Tat eine einzigartige Mischung die Spaß bringt.


  • Verlag: Corax Games
  • Autor(en): Ole Steiness
  • Illustrator(en): Víctor Pérez Corbella
  • Erscheinungsjahr: 2015
  • Spieleranzahl: 2-4 Spieler
  • Dauer: 60-90 Minuten

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