Heutzutage kaufst du dir ein neues Spiel und spätestens in einem Jahr gibt es eine Erweiterung dafür. Erweiterungen müssen ja nichts Schlechtes sein, aber es gibt inzwischen so manche Spieleserie, die es wirklich übertreibt. Früher war das irgendwie nicht so. Damals hast du dir ein neues Brettspiel gekauft, es gespielt und dann in dein Regal gestellt. Später hast du es zum erneuten Spielen wiedervorgeholt und es war gut so wie es ist. Dann kam Catan und eröffnete der Spielewelt was alles möglich war. Spiele wurden plötzlich modular und erweiterbar. Die Spieleerfinder konnten Ideen auslagern und nach Veröffentlichung an ihren Spielen weiterentwickeln. Die Verlage sahen, wie man Spiele weitervermarkten kann und einige bekamen regelrecht Dollarzeichen in den Augen. Bei all dem muss man kritisch hinterfragen, ob Erweiterungen für den Spieler die Erfüllung seiner Spielerträume sind, da sie seinen Lieblingsspielen immer wieder neue Aspekte hinzufügen, oder ob sie auch zum Ärgernis werden können, da sie Spiele in uncoole Versionen ihrerselbst verwandeln.
Zugegeben, meine erste Erweiterung, an die ich mich überhaupt erinnere, war eine recht gute. Es war die Erweiterung für Heroquest und sie fügte dem Spiel neue Elemente und vor allem neue Quests hinzu. Das war auch lange vor den schon erwähnten Siedlern. Dann kam im Brettspielsektor lange nichts, an das ich mich erinnern würde. Die Siedler von Catan schlug dann aber voll zu, erst die 5 – 6 Spieler Erweiterung, dann die Seefahrer von Catan, dann die 5 – 6 Spieler Erweiterung für die Seefahrer, dann die Städte und Ritter Erweiterung und, ihr ahnt es schon, auch hierfür die 5 – 6 Spieler Erweiterung. Zum einen haben wir die Siedler echt gerne und viel gespielt, zum anderen waren wir tatsächlich auch fast immer mindestens fünf Spieler. Aber auch dann war noch nicht Schluss. Die Historischen Szenarien I mussten genauso her, wie das Siedlerbuch und zu guter letzt auch noch das Spinn-off „Die Siedler von Nürnberg“ und das Siedler-Kartenspiel für zwei Personen natürlich. Auweia, ganz schön viel.
Plötzlich tauchten immer mehr Spiele auf, die nach Erscheinen mindestens eine Erweiterung erhielten. Natürlich war auch nicht bei den Siedlern alles Gold was glänzt, aber die meisten Erweiterungen waren noch sinnvoll. Mit Carcassonne 2001 wurde es dann aber meiner Meinung nach langsam absurd. Für das in seiner Urfassung total einfache und geniale Spiel des Jahres aus dem Jahr 2001 sind bis heute über 40 Erweiterungen erschienen und bis auf einige der ersten, macht keine von ihnen das Spiel, meiner Meinung nach, besser. Anscheinend verkaufen sie sich aber ganz gut, sonst würden nicht immer wieder neue Erweiterungen erscheinen. Alhambra war dann das nächste Spiel zu dem ich mir einige Erweiterungen gekauft habe und auch hier machen sie das Spiel nicht besser, dafür aber länger und komplizierter. Ich spiele Alhambra auch heute noch gerne, aber die Erweiterungen packe ich nicht mehr aus.
Alhambra ist von Queen Games und die haben sich in den letzten Jahren zu wahren Meistern der Erweiterungsveröffentlichungen gemausert. Zu nahezu jedem Spiel, dass zu einem Erfolg geworden ist, werden mehrere Erweiterungen veröffentlicht. Die kleinen Mini-Erweiterungen haben sogar schon einen eigenen Namen bekommen: Queenies. Bei einigen Queen Games Spielen kommt es mir inzwischen sogar so vor, dass sie in unvollständigen Versionen in den Handel kommen, um hinterher mehrere Spielelemente als Erweiterungen nachzuschieben. Nehmen wir mal das von vielen Seiten häufig kritisierte Kingdom Builder. Das Spiel wird als zu seicht empfunden und auch mir kam es beim ersten mal unfertig vor. Ich hatte sofort einige Ideen, die man in das Spiel hätte einbauen sollen, aber das brauchte ich gar nicht, denn in regelmäßigen Abständen erschienen für das Spiel vier weitere große Erweiterungen. Ich kann tatsächlich nur jedem empfehlen, der Kingdom Builder gleich zu Beginn als „zu wenig Spiel“ abgestempelt hat, das Spiel einmal mit ein oder zwei dieser Erweiterungen zu spielen. Es wird eine bessere, irgendwie stimmigere Spielerfahrung werden. Queen Games bringt dann meist am Ende eines Lebenszyklus eines Spiels auch noch eine Big Box mit allen Erweiterungen heraus, um nochmal abzukassieren. In solchen Fällen finde ich Erweiterungen wirklich nur noch ärgerlich.
Es gibt natürlich auch noch die Sorte von Erweiterungen, die ich als einzige für wirklich sinnvoll erachte und das sind diejenigen, die eine Spielerfahrung nur durch Aspekte bereichern, indem sie einem mehr Auswahlmöglichkeiten bei einem sowieso austauschbaren Spielelement liefern. Soetwas, wie bei den Imperial Settlers, die Völkersets zum Beispiel, die bringen zwar alle auch ein ergänzendes Spielelement mit, ersetzen aber im Grunde nur eins von den Völkern aus der Grundbox und man hat mehr Auswahlmöglichkeiten, welches der Völker man spielen möchte. Ein anderes Beispiel wären neue Spielbretter für Formula De, Smallworld oder Zug um Zug. Diese verändern ein Spiel fast nie komplett, machen die Spielerfahrung aber abwechslungsreicher. Smash Up ist ein weiteres gutes Beispiel, bei dem mehr Fraktionen auch mehr Spaß bedeuten.
Mich würde mal interessieren, wie andere Spieler das sehen. Benutzt ihr später noch Erweiterungen, findet ihr das mit den Erweiterungen nicht so inflationär wie ich, oder seht ihr das genauso? Also wenn sich mal jemand hierhin verirrt, wäre ich dankbar für einen Kommentar zu dem Thema.
3 Gedanken zu „Erweiterungen – Ärgernis oder Erfüllung“