Diese Frage ist tatsächlich die Geburtsstunde dieses Blogs, denn eigentlich sollte es ursprünglich mal nur um Startspielersteine gehen. Wer mir und meinen wirren Gedanken hier folgt, wird inzwischen wissen, dass ich viele Brettspiele mit meiner Frau spiele und wir uns vor ein paar Jahren ständig genau diese Frage gestellt haben. Das kommt natürlich daher, dass wir die meisten Spiele „nur“ zu zweit konsumieren und da kann man sich logischerweise meistens ganz gut merken, wer angefangen hat. Zu der Zeit kam es uns aber so vor, als ob die meisten Spiele nur einen Startspielerstein, -marker, -karte oder sonstwas hatten, weil jedes Spiel sowas einfach haben muss. Bei manchen Spielen machte es scheinbar einfach überhaupt keinen Sinn. Deshalb kam mir damals die Idee einen Blog nur über die diversen Startspielerutensilien zu machen, die es da draußen so gibt… Ja ich weiss, ziemlich nieschig.
Zum Glück habe ich das dann doch nicht gemacht, aber die Lust mal wieder etwas über Spiele zu schreiben war schon geweckt und ohne diese Frage würde es diesen Blog wahrscheinlich jetzt nicht geben.
Die Frage aber blieb und ich stelle sie mir immer noch manchmal – Braucht man Startspielermarker? Man kann darauf keine klare Antwort geben, oder zumindest muss das vielleicht jeder für sich selber rausfinden. In den meisten Spielen, die einen haben, macht er schon Sinn, wenn man nicht gerade zu zweit spielt. Bei uns bleibt er dann immer in der Schachtel. Aber bei einem unserer Spieleabende, die wir mit unseren Arbeitskollegen hatten, wurde uns beiden dann wieder schlagartig bewusst, warum es sie gibt und wie dankbar wir waren, dass es einen gab, denn mancher Zeitgenosse fühlt sich schnell übervorteilt, wenn er nicht ständig etwas machen kann und denkt man würde ihn übergehen.
Am liebsten sind mir Spiele, die den Startspielerstein irgendwie in ihr Geschehen miteinbauen. Das kann wiederum auf verschiedene Arten passieren. Uwe Rosenberg zum Beispiel hat ihn in seinen Worker-Placement-Werken (Agricola, Caverna etc.) mit einem Feld verknüpft. Man kann sich das Recht sichern, in der nächsten Runde Startspieler zu sein, wenn man einen seiner Arbeiter dafür opfert und das entsprechende Feld besetzt. Meistens bekommt man auch noch ein paar Rohstoffe dafür, das man einen seiner wertvollen Arbeiter dafür ausgibt. So macht das für mich Sinn, oder man baut den Marker, Stein oder Sonstwas in das Punktekonzept des Spiels ein. Azul macht das mit der Startspielerfliese so, hier bekommt der Spieler der sie am Ende besitzt einen Bonuspunkt und sie wandert immer wieder mit in den Fliesenpool und muss genommen werden. Pharaon macht es ähnlich und gibt dem Besitzer drei Bonuspunkte und der Stein wandert mit der ein oder anderen Aktion um den Tisch und hat so für die Spieler einen Wert in der Endabrechnung. Auch Res Arcana macht es so und dort wird das ganze sogar zum taktischen Faktor, denn hier haben wir es mit einem Rennen zu tun. Wer zuerst 10 Punkte hat gewinnt und der Marker ist bereits einen Punkt wert. Zusätzlich erhält ihn der Spieler, der zuerst in einer Runde passt. In späteren Runden wird der Marker zu einem wichtigen taktischen Faktor in den Überlegungen der Spieler. Das alles sind für mich gute Wege den Marker nicht nur als lästiges Teil auf dem Tisch liegen zu haben, sondern ihn auch ins Spiel einzubeziehen. In der letzten Zeit wird, so finde ich zumindest, ein wenig mehr Wert darauf gelegt, ihn so ins Spiel zu integrieren.
Spiele wie Imperial Settlers lassen ihn nur als Marker auf dem Tisch liegen und er wandert reihum. Hier kommt lediglich eine Zeitkomponente mit ins Spiel, die ihn notwendig macht. Die Spieler machen hier ja abwechselnd immer wieder Aktionen und die einzelnen Runden ziehen sich nach hinten hinaus immer mehr in die Länge, so dass man da auch tatsächlich mal nur im zweier Spiel schon dureinanderkommen kann, wer in der Runde denn angefangen hat. Es ist eines unserer Lieblingsspiele und hier liegt der Marker immer auf dem Tisch und wir schieben ihn ein bißchen in die eine oder andere Richtung, damit wir uns am Ende einer langen Runde noch daran erinnern können.
Manche Spiele erheben den Startspielerstein auch zu einer Art Kunstform. Der wahrscheinlich teuerste Startspielermarker den ein Spiel je spendiert bekommen hat dürfte die Sanduhr von Zhonya in Mechs vs. Minions sein, aber das ganze Spiel ist ja total übertrieben produziert und nicht unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten veröffentlicht worden. Auch cool finde ich persönlich den Startspielerstein von Dungeon Lords – der macht irgendwie so gute Laune. Einer der meinen Humor aber auch noch ziemlich trifft ist der Startspieler Meeple aus dem „Spiel“ Startspieler. Ok, das ist hierzulande wahrscheinlich recht unbekannt, aber es ist quasi eine Ergänzung zu allen Brettspielen, bei denen ein Startspieler bestimmt werden muss und liefert 50 lustige Arten einen Startspieler auszuwählen. Alternativ kann man eine der Karten einfach auf den Tisch werfen und ein kleiner Pfeil auf jeder Karte zeigt dann in eine Richtung und wer am nächsten dran sitzt ist der Startspieler. Zum anzeigen ist dann ein Startspieler Meeple in der Schachtel. Cooles Teil!
Ich werde weiter die Augen offen halten und mal schauen, ob sich da weiterhin was tut. Die Designer und die Industrie scheint sie nicht mehr nur als langweiliges Spielmaterial zu sehen und ich hoffe das da noch viel kreatives Zeug passieren wird. Man kann also sagen, brauchen tut man sie vielleicht nicht immer, aber in größeren Runden helfen sie schon.
Zum Glück habe ich keinen Blog über Startspielersteine gestartet… wer macht denn sowas?