Krass Kariert

Krass Kariert / Foto: Spieltroll

Wer glaubte, dass man heutzutage bei den Stichspielen nichts Neues mehr auf den Markt bringen kann, der hat noch nichts von Krass Kariert gehört, gesehen oder gelesen. Katja Stremmels Erstlingswerk erschienen bei AMIGO kommt dabei so wahnsinnig bieder daher, dass man es fast übersehen könnte. Es sieht irgendwie so gar nicht besonders aus, aber man sollte sich nicht täuschen lassen, denn Krass Kariert ist überhaupt nicht bieder, sondern bietet tatsächlich in diesem doch zugegebenermaßen recht ausgelutschten Genre der Stichspiele genug Neues, um sich aus der Masse zu erheben. Natürlich ist es dabei nichts Abendfüllendes oder besonders Komplexes. Nein, es ist ein Kleinod unter den Familienspielen, die man gerne mal im Urlaub mit den Kindern spielen kann, oder um mit Freunden einen netten Spieleabend zu eröffnen.

Worum geht es ?

Krass Kariert ist im Grunde ein Stichspiel. Nur dreht es das normale Stichspielprinzip um: Stiche gewinnen ist nicht wichtig, denn es geht nur darum so schnell wie möglich seine Karten loszuwerden. Dafür dürfen die Spieler wie bei Bohnanza die Reihenfolge der ausgeteilten Karten nicht verändern. In jeden Stich dürfen ein bis drei passende Karten geschmissen werden und wer als letzter in einer Runde noch Karten hat, verliert die Runde und muss einen seiner drei Chips abgeben. Wer als erstes keinen Chip mehr hat, also drei Runden verloren hat, verliert Krass Kariert. Es geht also nicht ums Gewinnen, sondern nur ums Nicht-Verlieren.

Wie läuft das ab ?

Krass Kariert / Foto: Spieltroll

Das Spielprinzip ist denkbar einfach, bietet aber dennoch einigen Spielraum an Taktik und fühlt sich anders an, als sämtliche anderen Genrevertreter. Zunächst erhält jeder Spieler drei Chips, die wenn man so will seine Leben symbolisieren. Wer als erstes keinen mehr hat verliert das Spiel. Jeder Spieler bekommt 10 Karten ausgeteilt. Spielt man zu fünft sind es nur sieben und jeder erhält nur zwei Chips. Die Karten darf man auf die Hand nehmen, aber man darf ihre Reihenfolge nicht verändern, also wartet man, bis sämtliche Karten ausgeteilt sind mit dem Aufnehmen. Danach werden noch zwei weitere Karten offen vor jeden Spieler ausgeteilt. Das sind seine sogenannten Reservekarten. Der Rest bildet den Nachziehstapel. Die Karten des Spiels bestehen aus 48 Zahlenkarten mit den Werten 1 bis 12, von dem jede viermal vorhanden ist. Dazu gesellen sich noch drei Sonderkarten, die es je zweimal gibt.

Krass kariert wird in Runden gespielt. In jeder Runde spielt ein Spieler eine Kartenkombination aus eins bis drei Karten aus und die nachfolgenden Spieler müssen diese Kartenkombination entweder überbieten, oder wenn sie das nicht können oder wollen, eine ihrer Reservekarten aufnehmen und irgendwo in ihre Hand einsortieren. Die gespielten Kartenkombinationen dürfen nämlich nur ein bis drei benachbarte Karten sein. Folgende Reihenfolge der Kartenkombinationen gibt es. Eine einzelne gespielte Karte ist ein Solo. Ein Solo mit Wert eins ist also das niedrigste, was man spielen kann. Jede einzelne Karte mit einem höheren Wert als die davor gespielte schlägt also eine niedrigere. Eine zweier Straße mit zwei aufeinander folgenden Karten ist dann die nächst höhere Kombination. Für alle Straßen gilt, das die Reihenfolge, wie sie sich auf der Hand befinden egal ist, Hauptsache sie sind benachbart auf der Hand. Eine zweier Straße wird von einem Zwilling, also zweimal der gleichen Karte geschlagen, danach kommt eine dreier Straße und zum Schluß der Drilling. Jede zahlenmäßig höhere Kombination schlägt dabei die niedrigere. So kommt es dann vor, dass man mal meh oder weniger Karten auf der Hand hält als seine Mitspieler in einer Runde.

Haben alle Spieler eine Kombination gespielt oder eine Reservekarte auf die Hand genommen, dann bekommt derjenige mit der höchsten gespielten Kombination den Stich und darf in der nächsten Runde mit einer neuen Kombination ausspielen. Das einzige Ziel das die Spieler haben, ist es so schnell wie möglich ihre Handkarten loszuwerden. Derjenige Spieler der als letzter noch Karten hat, verliert einen Durchgang und muss einen Chip abgeben. Danach wird ein neuer Druchgang gespielt, bis ein Spieler gezwungen ist seinen letzten Chip abzugeben.

Erwähnen muss ich noch die drei Sonderkarten des Spiels. Es gibt die X-Karten, die als eine Art Joker fungieren und jeden Zahlenwert von 1 bis 12 in einer Kombination annehmen können. Es muss beim Ausspielen immer ein Wert genannt werden. Als zweites gibt es die Stopp-Karten, mit denen der Spieler die Runde sofort beendet und den Stich gewinnt. Die dritte Sonderkarte ist die sogennante Nachziehkarte. Mit ihr umgeht man die Pflicht eine normale Kombination ausspielen zu müssen und legt stattdessen nur die Nachziehkarte in den Stich. Wer auch immer dann diesen Stich gewinnt, muss wenn eine solche Karte enthalten ist drei Karten vom Nachziehstapel einzeln ziehen und auf seiner Hand einsortieren.

Das Fazit

Welch cleveres kleines Kartenspiel Krass Kariert doch ist. Es macht tatsächlich einen Reisenspaß, obwohl man das zunächst in keinster Weise erwarten würde. AMIGO hat dem Spiel tatsächlich keinen großen Gefallen mit dem seltsamen Look und dem nicht gerade tollen Namen getan, denn die Gefahr besteht eindeutig, dass man dieses Kleinod im Spielwarenhandel tatsächlich total übersehen könnte. Das wäre aber wirklich sehr schade, denn Krass Kariert erhebt sich wirklich meilenweit über den Stichspiel-Einheitsbrei, der meistens zurecht im Regal versauert. Katja Stremmel hat es geschafft hier soviele schöne kleine Elemente in einem wirklich nicht gerade hübschen Spiel zusammenzuflechten, die es schaffen auch gestandene Vielspieler aller Orten zu überzeugen auch hier mal die eine oder andere runde zu riskieren. Ich denke keiner hat es ernsthaft bereuht. Es spricht tatsächlich in höchstem Maße für das Spiel, dass es trotz seines dämlichen Namens und der Optik geschafft hat wahrgenommen zu werden und soviel positive Kritik zu ernten.


  • Verlag: AMIGO Spiele
  • Autor(en): Katja Stremmel
  • Erscheinungsjahr: 2018
  • Spieleranzahl: 3 – 5
  • Dauer: 30 Minuten


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