Aventuria – Schleiertänzerin Heldenset Erweiterung

Aventuria – Schleiertänzerin Heldenset

Ich bin ein alter DSA-Hase und werde es wohl auch bleiben. Auch wenn ich seit langer Zeit das gute alte Rollenspiel Das Schwarze Auge schon nicht mehr praktiziere, interessiert mich Aventurien immer noch sehr. Mit Aventuria kam dann eine neue Art sich mit der Welt von Dere zu beschäftigen, die auch meine Frau voll in ihren Bann zog. Die Kartenspielumsetzung ist insgesamt recht gut gelungen, wenngleich mich andere Publikationen der beiden Autoren doch bisher eher stutzig gemacht haben. Das Spiel scheint sich auf jeden Fall zu lohnen, denn bisher ist eine ganze Menge an zusätzlichem Material für das Spiel erschienen, so dass man eine ganze Menge Geld ausgeben kann, wenn man hier zum Komplettisten werden möchte. Hier soll es nun um eines der neuen Helden-Erweiterungssets gehen, das erste, welches wir von den neueren in die Finger bekommen haben und das war ausgerechnet die Schleiertänzerin. Warum ausgerechnet? Das möchte ich euch gerne erklären.

Was ist neu?

Die Heldensets von Aventuria sind eine eigene Unterkategorie von Erweiterungen für das beliebte Abenteuerkartenspiel. In ihnen wird jeweils ein neuer Held präsentiert, der uns als weiterer spielbarer Charakter für die Abenteuer zur Verfügung steht. Darüber hinaus wird er uns durch ein Abenteuer auch noch eingeführt. Soll heißen in diesem Fall gibt es noch ein Abenteuer in der kleinen Schachtel, für dessen Bewältigung wir zwingend die Schleiertänzerin als Held dabei haben müssen. Wir finden also ein spielbares Heldendeck inklusive der obligatorischen Lebenspunkte-Karten als auch alle Karten für ein Abenteuer in der Schachtel. Hinzu gesellt sich noch ein kleines Heft mit der Geschichte.

Wie läuft das ab?

Kommen wir nun zur Einleitung zurück. Warum ausgerechnet dieses Heldenset? Nun ja, das Heldenset der Schleiertänzerin ist als erotisches Set für die erwachseneren Spieler angelegt und wer DSA und seinen Umgang mit Erotik und Sexualität kennt, der wird wissen wovon ich spreche und was einen in diesem Set erwarten wird. Aber ich fange zunächst einmal bei der neuen Heldin an und nehme eine strikte Zweiteilung vor.

Die Heldin Karima al`Jarima ist eine Zaubertänzerin und als solche in diesem Set sehr schön umgesetzt worden. Sie spielt sich ausgesprochen gut. Meine Frau war überaus begeistert von ihr, denn sie spielt sich komplett anders, als alle bisherigen Charaktere, was man ausgesprochen positiv hervorheben muss. Ihre Eigenarten wurden sehr gut herausgearbeitet und sie ist auch wenn sie nicht schwer bewaffnet ist eine sehr nützliche und effektive Heldin, die durch ihre Zaubertänze und Fähigkeiten zu überzeugen weiß. Sie verfügt immer sehr gute Werte und mit 9 auch über einen ausgesprochen hohen Ausweichenwert. Hier wurde also vieles richtig gemacht und ich kann die Heldin wirklich nur empfehlen.

Das Abenteuer Orgie der Dornen von Christian Lonsing reiht sich leider in eine Reihe von Missglückten Versuchen ein, Aventurien Erotik und Sexualität beizubringen. Es gibt Rollenspiele die das schaffen, aber die Autoren die sich bisher bei DSA damit beschäftigt haben, versagen hier immer wieder. Alles strotzt nur so vor spektakulärer Plattheiten und peinlichen Fremdschämmomenten. Das ist für viele alte DSA-Spieler nicht unbedingt etwas Neues, denn Das Schwarze Auge ist ja eh kein Rollenspiel, bei dem das feingeistige Rollenspiel im Vordergrund steht, sondern gehört eher zur Kategorie der Kampfrollenspiele, bei dem das Regelwerk deutlich im Vordergrund steht. Leider, so zumindest meine Erfahrung, kommt dann bei solchen erotischen Versuchen nur Murcks heraus. Hier beginnt es bereits bei den pseudo-erotischen Namensgebungen der Schergen, sowie ihren Illustrationen und endet in den geschwollen-schwülstigen Texten des Abenteuerheftes, dass so platt und übertrieben gewollt daher kommt, dass ich mir gar nicht vorstellen mag, wie man drauf sein muss, um soetwas erotisch zu finden.

Was aber ärgerlich ist, ist die Tatsache, dass die Orgie der Dornen rein mechanisch ein tolles Abenteuer ist. Hier traut man sich mal etwas. Das beginnt tatsächlich beim Text, denn der beginnt aus der Sicht der Antagonisten und das ist sehr cool gelöst. Das Abenteuer besteht aus zwei Akten und ich möchte nicht spoilern, aber die Mechanik die hier zum Tragen kommt wird wohl dazu führen, dass es einen großen AHA-Moment zu Beginn des zweiten Aktes geben wird, wenn die Spieler merken, worauf das Ganze hinauslaufen wird. Das ist wirklich sehr gut gemacht und wird leider von diesem Erotik-Blödsinn so zugekleistert, dass man es einfach nicht richtig genießen kann.

Das Fazit

Kommen wir also zum Fazit, dass sich schnell ziehen lässt. Spielerisch ist das Schleiertänzer Heldenset meiner Meinung nach absolut topp. Die Schleiertänzerin ist eine sehr interessante Ergänzung zum Heldenkosmos von Aventuria und auch das Abenteuer weisst spielerisch eine gute Wendung auf, die mich staunend aufhorchen lies, nur leider leidet das Set an seiner „erotischen“ Ausrichtung, die Vieles kaputt macht und zu gewollt und nicht gekonnt daher kommt und für mich wenig überzeugend ist. Lasst es mit der Erotik einfach bleiben und lasst die Sexualität aus dem Rollenspiel heraus oder sucht euch Leute die es wirklich können, so dass man sich nicht fremdschämen muss. Wer mit sowas nicht klarkommt, der sollte am besten die Finger von dieser Erweiterung lassen, was aber Schade wäre, da man sowohl bei der Heldin als auch bei den Abenteuermechaniken etwas verpasst.


  • Verlag: Ulisses Spiele
  • Autor(en): Lukas Zach, Michael Palm
  • Illustrator(en): diverse
  • Erscheinungsjahr: 2020
  • Spieleranzahl: 2 – 4 Spieler
  • Dauer: 30 – 90 Minuten

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