Brettspiel Apps #05 – Tiere, Wein und Landkarten

Für mich gehören Brettspielapps inzwischen einfach zum Spielgeschehen in unserem Hobby dazu. Manchmal habe ich einfach Lust ohne groß nachzudenken auf der Couch allein eine Runde zu spielen und da kommen die kleinen technischen Spielereien ganz gelegen. Auch mit Boardgamearena ist nun endlich ein Vertreter am Start, den ich für Online-Brettspiele durchaus empfehlen kann, wenn es halt nicht möglich ist sich zu Treffen oder keine Spielrunde vorhanden ist. Aber darum soll es an anderer Stelle gehen. Heute möchte ich, wie in dieser kleinen Serie üblich, euren Blick auf drei Appumsetzungen von Brettspielen lenken, damit ihr wisst, ob sich die Dinger lohnen oder aber auch nicht. Mit dabei ist eine ganz neue App, die erst vor kurzem erschienen ist. Everdell gehört zu den beliebtesten Brettspielen und hat nun eine Umsetzung erfahren. Dann schaue ich mir Viticulture an, ein Spiel das ich auf dem Tisch leider noch nie spielen konnte und zu guter letzt noch eine schon etwas ältere App, die nur kurz nach Veröffentlichung der analogen Version erschien: Der Kartograph.

Tiere – Everdell
Everdell – Startbildschirm

(Dire Wolf Digital – Steam, IOS & Android)

Everdell ist ein äußerst beliebtes Worker Placement Brettspiel, das sich trotz seiner Niedlichkeit seinerzeit einiges getraut hat. Es erlangte durch seine Optik zunächst einiges an Aufmerksamkeit, denn in seiner physischen Form, prangt ein großer Pappbaum auf dem Spielbrett, der für eine außergewöhnliche Optik sorgt. Außerdem sind die Illustrationen von Andrew Bosley ein absoluter Hingucker. Die Niedlichkeit täuscht aber ein bißchen über das durchaus harte Spiel hinweg, das mit einem asymetrischen Spielverlauf für die Spieler*innen aufwartet. Je nach Erfolg wechslen diese nämlich zu unterschiedlichen Zeiten die Spielphasen und so kann es vorkommen, das am Ende bereits einige Spieler*innen fertig sind und andere noch mehrere Aktionen ausführen können. Zumindest ungewöhnlich war das schon. Nun gut da Apps ja eigentlich schneller gespielt sind und wahrscheinlich die meisten hier doch Solospielen, obwohl das Spiel auch über einen Online-Modus verfügt, wird das hier nicht so ins Gewicht fallen.

Everdell als App ist absolut fantastisch umgesetzt worden. Ich kann natürlich nicht vollständig beurteilen, ob die Tutorials für absolute Neulinge funktionieren, da ich das Spiel sehr gut kenne, aber sie machen auf mich einen sehr guten Eindruck. Das ganze Spiel wirkt sehr gut durchdacht in seiner Bedienbarkeit. Auf dem Tisch und dem Brett ist normalerweise eine ganze Menge los und um das angemessen auf einem kleinen Bildschirm darzustellen, musste Dire Wolf sich hier schon etwas einfallen lassen. Das ist durch zusätzliche Bedienelemente, mit denen unterscheidliche Ansichten gezoomed werden können, aber sehr gut gelöst. Überhaupt macht Dire Wolf hier einen seh guten Job. Die App lief äußerst stabil und flott nur kurz vor dem Beenden der Partie tritt bei mir gelegentlich ein Halt ein, so dass das Spielende nicht getriggert wird. Durch Speichern und Neustarten und anschließendem Fortsetzen der gespeicherten Partie, lässt sich diese dann aber doch abschließen. Das ist definitv ein Bug der noch behoben werden muss, aber angesichts des Alters der App nehme ich das noch nciht so ernst.

Everdell – Herausforderungsmenü

Der Rest ist bis ins kleinste Detail sehr gut umgesetzt worden und verdient Respekt. Ich bin ziemlich begeistert von der App und so kann ich im Moment von Everdell gar nicht genug bekommen, während ich analog auf dem Tisch die Erweiterungen ausprobiere und in der App die ein oder andere Partie spiele. Ganz hervorragend ist nämlich auch die enthaltene Kampagne, bei der diverse Voraussetzungen einer Partie gändert werden und wir uns so mit schwierigen Herausforderungen konfrontiert sehen. Zum Beispiel bekommen wir keinen Arbeiter beim Eintritt in eine neue Jahreszeit oder starten direkt im Frühling. Sehr schön!


Wein – Viticulture

(DIGIDICED – IOS & Android)

Viticulture – Auswahlbildschirm

Nicht mehr ganz so neu wie Everdell ist hingegen die App zu Viticulture. Vor dieser Vorstellung habe ich mich immer ein wenig gedrückt und das hat ein paar Gründe. Zum einen erzählt mir die ganze Welt seit Jahren immer das Viticulture ein ganz tolles Worker-Placement-Spiel ist und ich habe es noch nie life auf dem Tisch gespielt. Ich kann das also nicht so richtig beurteilen. Ich habe allerdings diese App gespielt und fand und finde sie bis heute einfach nicht besonders gut. DIGIDICED haben in der Vergangenheit wie ich finde schon gute Umsetzungen gemacht, von daher kann ich das hier nicht so richtig beurteilen, da ich das Spiel analog noch nie gespielt hab. Allerdings sind immer noch Teile irgendwie nicht übersetzt, wie das Foto zeigt.

Viticulture – Einstellungsmenü

Ich weiss aber natürlich das es in dem Spiel um den Weinanbau und die Produktion, sowie den Verkauf des Weins geht. Das Spiel ist dabei ein Rennen um Punkte und wer als erstes zwanzig erreicht gewinnt die Partie.

Hier geht es nun aber ja um die App und ich bin absolut nicht überzeugt von dem Spiel. Ich habe in den letzten Tagen extra nochmal vorbeigeschaut, weil ich hörte das seit geraumer Zeit nachgebessert wurde. Ja, das stimmt. Die Performance war zu Beginn sehr schlecht und die Wartezeiten waren lang. Das gefiel mir gar nicht, hat sich nun aber signifikant gebessert. Das ändert allerdings nichts an den Hauptkritikpunkten, die ich nach wie vor habe. Das, oder sagen wir besser, die Tutorials sind nicht besonders gut und spannend gestaltet. Ich empfand es als quälend dieses Spiel über die App zu erlernen. Was ich aber noch viel schlimmer finde ist, das ich während des Spiels gegen die KI absolut nicht mitbekomme, was diese gerade macht. Ich kann das zwar über das Log versuchen zu verfolgen, aber das Spiel gibt mir da überhaupt keine klare Rückmeldung. Das macht einfach keinen Spaß und so halte ich die App tatsächlich nicht für besonders gelungen, auch wenn sie sehr gut aussieht.

Die Brettspielversion würde ich trotzdem gerne ausprobieren, um mir eine andere Meinung von dem Spiel bilden zu können. Ich vermute einfach, dass die App das Spiel nicht gut genug rüberbringt. Diese könnt ihr meiner Meinung nach getrost auslassen.


Landkarten – Der Kartograph
Der Kartograph – Startbildschirm

(BrettspielWelt GmbH – IOS & Android)

Wiederum ganz anders sieht es mit der Umsetzung von einem meiner liebsten Roll & Writes aus. Der Kartograph wurde relativ schnell umgesetzt und ist dabei ein ganz fantastisches Spiel geworden. Die Appumsetzung funktioniert tadellos und das schon seit Jahren. Ähnlich wie bei Explorers habe ich die Möglichkeit Der Kartograph in drei verchiedenen Schwierigkeitsgraden zu spielen, in denen ich mich Online mit anderen über Höchstpunktezahlen messen kann. Dabei kann ich entweder immer wieder anders spielen, bei dem jedes Spiel andere Kombinationen von Dekreten und andere Spielverläufe hat. Dabei lassen sich die Punkte allerdings schwierig vergleichen, oder aber ich spiele eine Partie bei der sich eine Woche lang die Dekrete nicht verändern, um eine bessere Vergleichbarkeit der Punkte zu bekommen oder die härteste Variante, bei der auch jede Aktion vorherbestimmt ist. Hier kann ich solange optimieren, bis ich eine gute Punktezahl hinbekomme.

Der Kartograph – Spielzug

Für all diejenigen, die Der Kartograph nicht kennen sei kurz erklärt, das wir hier als Kartographen eine Landkarte für unsere Königin erstellen müssen. Dazu wird jede Runde eine Karte umgedreht, die uns zwei Möglichkeiten vorgibt, was wir auf unserer Karte einzeichnen sollen. Entweder eine bestimmte Form, bei der wir uns zwischen zwei Landschaftsarten entscheiden müssen, oder aber eine Landschaftsart mit zwei verschiedenen Formen. Vier Dekrete geben uns die Siegbedingungen vor und diese werden immer am Ende einer Jahreszeit gewertet. Allerdings in einer festgelegten Reihenfolge immer nur zwei von ihnen, so dass wir als Spieler*innen genau wissen, wann es wichtig ist welches Gelände gewertet wird.

Die Bedienbarkeit ist dabei hervorragend und einfach alles findet nur auf einem Bild statt. Alles immer im Blick. In der App haben die Polyominos, die wir setzen, um die Formen zu füllen gleich die gewünscht Farbe. Das ist ein Vorteil gegenüber der analogen Version, wo ich erst noch bunte Stifte organisieren muss. Normalerweise wäre bei einer solchen App das analoge Spiel für mich fast überflüssig, das ist hier für mich allerdings nicht der Fall. Zum einen gibt es inzwischen sehr viele alternative Spielpläne die nicht Teil der App sind und zum anderen male ich einfach gerne auf den Zetteln eine Landkarte und versuche sie möglichst schön zu malen. Okay, das ist jetzt natürlich ein ganz persönlicher Punkt, den viele vielleicht nicht nachvollziehen können. Für mich ist Der Kartograph eine äußerst gelungene App.

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