Evergreen – Terraforming Planet

Evergreen

Hjalmar Hach und das Baumwachstum scheint eine besondere Beziehung zu sein. Evergreen ist bereits sein zweites Spiel, dass sich diesem Thema widmet. Bei Photosynthese betrachtete er das Thema etwas näher dran, nämlich direkt am Ökosystem Wald. Teile dieses Spiels finden sich auch in Evergreen wieder. Photosynthese traf seinerzeit auf ein geteiltes Echo. Während es für einige ein neues abstraktes Meisterwerk darstellte, fanden andere es ein wenig zu gemein. Evergreen hat eine wesentlich freundlichere Herangehensweise, die auf den ersten Blick ein wenig solistisch wirkt, wenn da nicht dieser Kartenmechanismus wäre, über den wir indirekt mit den anderen interagieren, weil wir ihr Spiel beeinflussen können. In Evergreen verlassen wir den Wald und sehen es gleich global und begrünen einen ganzen Planeten. Ich hoffe ich habe eure Neugier geweckt und ihr wollt mehr wissen.

Worum geht es?

In Evergreen versuchen wir als Spieler*innen unseren Planeten zu begrünen und mit möglichst vielen Bäumen zu bepflanzen. Die Sonne spielt dabei eine zentrale Rolle und sorgt für Schatten. Am Ende jeder Runde erhalten wir für Bäume, die nicht im Schatten liegen Punkte, genauso wie für unsere größte Waldfläche auf dem Planeten. Wer nach einem kompletten Sonnenumlauf nach vier Runden die meisten Punkte verdient hat gewinnt.

Evergreen – Spieler*innentableau / Foto: Spieltroll

Wie läuft das ab?

Evergreen kommt mit sehr schönem Material daher und liefert uns eine rudimentäre Aufbewahrungslösung gleich mit. Sie müsste nur ein bißchen stabiler sein. Die Schachtel hat einige Papptrenner die für das unterschiedliche Holzmaterial als Sortiereinsatz fungiert. Die kleinen Sträucher, Büsche und verschiedenen Bäume, genauso wie das angedeutete Wasser sehen auf den Spielplänen einfach hervorragend aus. Wir lassen die Schachtel als Aufbewahrung und Vorrat immer auf dem Tisch stehen, wenn wir Evergreen spielen.

Evergreen – Spielmaterial in der Schachtel / Foto: Spieltroll

Das Spiel ist auch sehr schnell aufgebaut, denn jede*r erhält nur sein doppellagiges Spielbrett mit den diversen Vertiefungen für die Holzteile, ein paar Holzmarker für die ganzen Anzeigeleisten, sowie eine Sonne um die Sonnenposition anzuzeigen. Ein Startspieler*innenmarker wird zu Spielbeginn verlost und ansonsten gibt es nur noch eine Kartenauslage. Diese müssen wir ein wenig vorbereiten. Wir mischen die Karten und ziehen zunächst solange Karten, bis wir insgesamt Karten mit fünf Fruchtbarkeitssymbolen gezogen haben. Dies sind kleine Sonnen am oberen Rand der Karte. Alle anderen Karten ignorieren wir. Die gezogenen Karten werden nach ihren Farben sortiert in eine Auslage gelegt. Dies sind Punktekarten, die uns am Spielende vorgeben, für welche großen Bäume in welchem Gebiet wir wieviele Punkte erhalten. Unser Planet ist farblich nämlich in sechs Bereiche unterteilt. Alle anderen Karten mischen wir wieder in den Stapel und bilden eine Auswahlreihe aus Karten inklusive Nachziehstapel. Die Auswahlreihe ist in ihrer Anzahl von der Spieler*innenzahl abhängig, denn es liegt immer eine Karte mehr aus als Spieler*innen teilnehmen.

Evergreen – Leisten für die Fähigkeiten / Foto: Spieltroll

Die Spielbretter der Spieler*innen zeigen neben dem Planeten mit seinen sechs Gebieten und den vielen Vertiefungen noch sechs kleine Aktionsleisten am oberen Rand, die alle mit einem Markierungsstein auf der ersten Position besetzt werden müssen, eine Rundenleiste unten links und eine zweiteilige Punkteleiste, von der eine in fünfzig Schritten rund um den Planeten verläuft und die zweite die Umrundungen am rechten Rand zählt. Zuletzt müssen die Spieler*innen noch je eine Sonnenscheibe in die nördliche Position ihres Bretts legen.

Evergreen – Sonnenscheibe in Position / Foto: Spieltroll

Evergreen spielt sich dann recht simpel, denn der oder die Startspieler*in wählt nun eine Karte aus der Auswahlreihe und legt den Startspielermarker auf die Karte, die sich am nächsten am Nachziehstapel befindet. Dann wird der Zug abgehandelt und der oder die nächste Spieler*in im Uhrezigersinn ist an der Reihe und wählt eine der verfügbaren Karten. Sollte die Karte mit dem Marker bevorzugt werden, steht der oder die Beginner*in für die nächste Runde fest. Sollte der Marker auf der letzten Karte liegen bleiben, dann geht dieser zurück an die ursprüngliche Person. Die übriggebliebene Karte wird nun ergänzend in die Punkteauslage gelegt. Hierbei gibt es noch ein paar Dinge zu beachten, aber dazu komme ich etwas später.

Evergreen – Biomkarten / Foto: Spieltroll

Hat ein*e Spieler*in eine Karte gewählt, so hat diese eine Fähigkeit und erlaubt es eine Aktion in der angezeigten Region des Planeten auszuführen. In welcher Reihenfolge das getan wird ist dem/der Spieler*in überlassen. Es gibt vier mögliche Aktionen die ausgeführt werden können. Sie alle bestehen aus Kombinationen von zwei Effekten: einen Spross pflanzen und einen Baum wachsen lassen. Ein Baum wächst aus einem Spross zu einem kleinen und in einer zweiten Stufe zu einem großen heran. Die vier möglichen Aktionen sind dann drei Spröße setzen, bis zu zwei Bäume wachsen lassen, einen Spross pflanzen und einen Baum wachsen lassen und als vierte Möglichkeit kann auch entweder ein Spross gepflanzt oder ein Baum wachsen gelassen werden, wobei die Regionsvorgabe ignoriert wird. In allen anderen Fällen sind wir nämlich auf das Biom begrenzt, welches uns die Karte vorgibt. Es gibt auch weiße Jokerbiomkarten mit denen wir überall Aktionen ausführen können.

Sämtliche Karten verfügen unten rechts noch über eine Fähigkeit und zeigt dort eins von sechs Symbolen an. Das sind die gleichen Symbole, die wir auch oberhalb unseres Planeten an den Leisten wiederfinden. Zunächst müssen wir die Fähigkeit verbessern und schieben den Marker auf der entsprechenden Leiste ein Feld weiter. Eine kleine Zahl unter seiner Position zeigt uns an, wie oft wir die Fähigkeit ausfürhen können. Nach dem Verbessern dürfen wir nun den jeweiligen Effekt auch benutzen. Hier dürfen wir Spröße pflanzen, jeweils kleine oder große Bäume wachsen lassen, einen Busch planzen, einen See anlegen oder aber einfach das Knospensymbol für eine bestimmte Anzahl Punkte wählen. Wichtig zu verstehen ist, das wir all diese Effekte immer überall auf dem Spielbrett benutzen können und nicht an ein bestimmtes Biom gebunden sind.

Evergreen – Buschverbidung zwischen Wäldchen / Foto: Spieltroll

Büsche bringen dabei eine Verbindung zwischen Bäumen. Bei der Waldwertung wird unsere größter zusammenhängender Wald gewertet und Büsche verbinden zwei Wälder miteinander. Seen lassen beim anlegen zwei benachbarte Bäume um eine Stufe wachsen.

Evergreen – Ein See lässt Bäume wachsen / Foto: Spieltroll

In der ersten Runde spielen die Spieler*innen auf diese Weise fünf Karten. Danach wird es in jeder Runde eine Karte weniger, bis wir nur zwei Karten spielen. Ist eine Runde zu Ende, folgen drei Dinge. Als ersten die Sonnenwertung. Dabei schauen wir aus Richtung des Sonnenplättchens, für welche Bäume wir Punkte bekommen. Ein kleiner Baum bringt einen Punkt und ein großer zwei, aber nur wenn diese nicht im Schatten anderer Bäume stehen. Ein kleiner Baum wirft ein Feld Schatten hinter sich und ein großer zwei. Wobei ein kleiner Baum einen großen nicht mit Schatten verdecken kann. Als zweites folgt die Waldwertung bei der wir den größten zusammenhängenden Wald mit je einem Punkt pro kleinem und großem Baum sowie jeden Busch werten. Als drittes wird die Jahreszeit gewechselt und das Sonnenplättchen wandert im Uhrzeigersinn zur nächsten Seite unseres Planeten.

Evegreen – Spielsituation 8 Punkte bei der Sonnenwertung / Foto: Spieltroll

Das Spiel läuft genauso weiter, bis wir die letzte Wertung der vierten Jahreszeit durchgeführt haben. Dann folgt die Endwertung für die wir zunächst die Fruchtbarkeit in jedem Biom, ermitteln. Neben den Fruchtbarkeitssymbolen auf den Karten, kommen auch noch Totenköpfe vor. Sollte eine solche Karte zu den Punktekarten gelegt werden, so verdeckt sie die letzte Karte des Biomtyps den sie zeigt. Nun erhalten alle Spieler*innen für jeden großen Baum entsprechend der Fruchtbarkeitssymbole im entsprechenden Biom Punkte. Die meisten Punkte gewinnen wie üblich.

Das Fazit

Ich falle gleich mal mit der Tür ins Haus. Evergreen ist ganz toll. Das fängt für mich schon bei der Optik an. Klare Grafik und schlichte Spielbretter, die sich mit den schönen Holzelementen gut ergänzen, sorgen für eine schöne Präsenz auf dem Tisch. Das gefällt mir wirklich richtig gut. Aber das ist natürlich nicht alles was Evergreen zu bieten hat, denn auch das Spiel an sich gefällt mir richtig gut. Es steckt voller interessanter Entscheidungen und geht dabei simpel von der Hand. Eigentlich macht man ja nichts anderes als eine Karte auswählen, eine Aktion seiner Wahl im Gebiet der Karte machen und den Marker der Kartenfähigkeit einen vorrücken und anschließend auch diese Aktion ausführen. Das Zusammenspiel von diesen Elementen ist aber durchaus komplex.

Das beginnt bereits mit der Kartenauswahl und meiner Position in der Reihenfolge. Komme ich erst zum Schluß an die Reihe ist meine Auswahl meist begrenzt und ich bekomme nicht immer was ich will, dafür habe ich aber die Chance das Zünglein an der Punktewaage zu spielen, denn die Karte die ich nicht wähle sorgt für mehr Punkte in einem bestimmten Biom oder aber ich töte Fruchtbarkeitssymbole in einem Biom das mir vielleicht gar nichts bringt. Ein durchaus starker Zug im Endspiel. Wer früh an der Reihe ist sucht sich das beste Biom oder die beste Fähigkeit heraus. Sollte ich nämlich irgendwann Karten mit Fähigkeiten bekommen, die ich schon maximiert habe, fühlt sich das verschenkt an.

Die Aktionswahl ist ebenfalls sehr entscheidend, auch wenn sie immer ein wenig auf den Moment ankommt, welches Biom ich bespielen muss oder darf. So spielen hier halt alle Elemente immer zusammen eine Rolle. Lediglich zu Beginn des Spiels sind diese natürlich vorgegeben, denn ich muss mit Sprössen beginnen, aus denen die Bäume wachsen können. Aber ob ich mich danach erstmal breit streue und hinterher versuche verschiedene kleine Wäldchen zu einem großen zu verbinden, indem ich Büsche nutze, oder ich mich auf Biome konzentriere, die schon früh viele Punkte versprechen bleibt mir überlassen.

Die Sonne und der Schattenwurf sind das Element, das aus Photosynthese stammt und hier für einen Teil der Punkte sorgt. Hier lohnt es sich gut abstrakt um die Ecke denken zu können, damit schon vorausgeplant wird, wie die Bäumchen am besten zu stehen haben, wenn die Sonne wieder wandert. Insgesamt also eine runde Sache?

Evergreen – Spielsituation / Foto: Spieltroll

Mein Orden würde hier definitv an die Schachtel gehören, wenn da nicht ein paar Kleinigkeiten wären, die mich dann dorch stören. Insgesamt ist Evergreen eine Spur zu fitzelig. Die kleinen Holzteile sind für große Hände schwierig zu handhaben und meine Frau hat mal eine Feder weggepustet die neben dem Spielfeld lag und ausversehen ein wenig zu stark gepustet. Macht das besser nicht, denn so super fest stehen die Bäume da nicht drin und sind doch recht kopflastig so dass du danach alles wieder versuchen kannst an die richtige Stelle zu stellen. Die Knospen-Fähigkeit fühlt sich außerdem für meinen Geschmack zu schwach an. Ein bis vier Punkte sind wirklich ein bißchen wenig, wenn man bedenkt das die Punkteskala auf mehrere Umrundungen des Planeten angelegt ist. Aber das sind alles nur kleine Wermutstropfen, denn Evergreen konnte mich ansonsten voll überzeugen und gehört mittlerweile zu den meistgespielten bei uns zu haus.


  • Verlag: Horrible Guild, HeidelBÄR Games
  • Autor(en): Hjalmar Hach
  • Illustrator(en): Wenyi Geng
  • Erscheinungsjahr: 2022
  • Spieleranzahl: 1 – 4 Spieler
  • Dauer: 45 Minuten

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