Flamecraft – Ein kleiner Drache für jede Gelegenheit

Flamecraft

Dieses Spiel schreit: Hype, Hype, Hype! Im letzten Jahr, rund um die Messe SPIEL, an diesem Spiel vorbeizukommen, war fast unmöglich. Ach nein, wie süüüüüss! Überall wo du hinschaust sind diese kleinen hübschen Drachen zu sehen und das Spielmaterial sieht super aus und überhaupt ist das ein total tolles Spiel für Familien und Vielspieler*innen. So der allgemeine Tenor. Flamecraft versprach viel. So viel, dass ich von vornherein skeptisch war. Ein Kickstarter, der sowohl durch fantastisches Material, als auch spielerisch überzeugen sollte, war fast schon des Guten zuviel. Manchmal, aber nur manchmal, kommt tatsächlich ein Spiel um die Ecke, dass all seine Versprechen halten kann. Wir haben es natürlich ausprobiert, denn meine Frau wollte unbedingt diese süßen, kleinen Drachen in Aktion erleben. Ich habe sogar die Deluxe Version gekauft und mich darauf gefreut. Ob das eine gute Investition war? Ehrlich gesagt, ich weiss es noch nicht, denn Flamecraft ließ mich nach einigen Partien ziemlich unschlüssig zurück. Das soll jetzt natürlich nicht heißen, dass Flamecraft schlecht ist, aber lest selbst.

Worum geht es?

Wir sind ein*e Flammenhüter*in. Das ist ein Mensch, der besonders begabt darin ist, mit den kleinen Werkeldrachen zu kommunizieren. Die Werkeldrachen sind kleine Handwerkerdrachen, die besonders begabt sind hochwertige Waren und Güter herzustellen. Kurz sie sind gut fürs Geschäft und deshalb sind wir als Flammenhüter*in und Ladenbesitzer*in besonders daran interessiert sie für unsere Zwecke zu nutzen und genau darum geht es in Flamecraft. Vordergründig wirkt das alles erstmal zuckersüß und wird durch die netten Bildchen auch unterstützt, aber auf den zweiten Blick wirkt es für mich so, als wären die kleinen Dinger unsere willigen Handwerkssklaven, die wir für unsere Zwecke ausnutzen. Natürlich machen die das ganz freiwillig und sehr gerne…

Flamecraft – Spielsituation / Foto: Spieltroll

Wie läuft das ab?

Flamecraft soll ein Familienspiel sein, dass auch Vielspieler*innen gefällt. Somit spricht es dafür, einfach erlernbar und mit dennoch einigem Tiefgang gesegnet zu sein. Der Aufbau wirkt für mich, wenn ich von der Optik einmal absehe, erstmal überhaupt nicht nach Familienspiel. Es ist recht groß und hat ein überdimensioniertes, recht langes Spielfeld, das als Spielmatte daherkommt. Die Matte ist schmal aber wirklich sehr lang, so dass ihr mal wieder über einen großen Tisch nicht drumherum kommt. An alle Seiten der Matte werden zudem weitere Dinge angelegt. An den Längsseiten legen wir großformatige Karten an, die die Geschäfte repräsentieren. Auf der Matte finden wir dann ein Punkterondell und dieverse Ablageflächen für die verschiedensten Spielelemente wieder. Die Werkeldrachen bekommen ihren eigenen Platz und immer fünf von ihnen liegen im Park des Ortes aus. Im Brunnen wird das Geld als Ressource gelagert und daneben finden die Schmuckdrachen platz. Das sind ebenfalls kleine Drachen, die allerdings dafür da sind uns am Spielende mit Punkten zu belohnen. Also kurz gesagt: Aufträge die uns am Ende belohnen. Im Punkterondell findet sich noch eine Auslage mit Verzauberungen, die wir auf unsere Geschäfte wirken können, um sie besser zu machen. Diese bringen ebenfalls Punkte für das Spielende und kosten eine gewisse Mengen an Ressourcen.

Flamecraft – Deluxe-Material: Ressourcen / Foto: Spieltroll

Von diesen gibt es insgesamt sechs Stück. Fleisch, Brot, Edelsteine, Pflanzen, Tränke und Metall. Zu jeder Ressource ist eine Drachenfarbe und eine Sorte Geschäft zugeordnet. Jede Drachensorte hat eine andere Fähigkeit, aber auch wenn alle Karten in Flamecraft andere Namen haben, die Fähigkeiten innerhalb ihrer Farbe sind immer gleich.

Vor Spielbeginn erhalten alle Spieler*innen eine Übersicht in Form einer großformatigen Karte, einen Drachenfigur, einen Punktezähler und drei verdeckte Werkeldrachenkarten, sowie zwei Schmuckdrachen. Von den Schmuckdrachen wählt jede*r einen aus und der zweite wandert wieder unter den Stapel. Neben dem Spielfeld wird noch ein Ladenstapel gebildet, denn pro Partie spielt immer nur ein Laden jeden Typs mit und diese werden durch vier der besonderen Läden ergänzt.

Flamecraft – Spielfigurenvergleich / Foto: Spieltroll

Die Partie kann nun beginnen. Wer am Zug ist muss mit seiner Drachenfigur einen Laden besuchen. Es ist völlig egal welchen, es darf nur nicht derjenige sein, auf dem ich bereits stehe. Dort kann ich dann entweder die Aktionen Sammeln oder Verzaubern durchführen. Am Ende meines Zuges muss ich kontrollieren, ob die Stadt eventuell durch neue Läden erweitert werden, und ob ich eventuell Waren oder Karten ablegen muss.

Flamecraft – Spielablauf auf Übersichtskarte / Foto: Spieltroll

Ich besuche einen Laden indem ich meine Figur auf die Karte stelle. Sollten bereits andere Spieler*innen dort stehen, so muss ich allen je eine Ware oder Münze aus meinem Vorrat geben. Danach erhalte ich Erträge aus dem Laden und durchlaufe noch drei weitere Schritte, die allerdings optionaler Natur sind. Also jeder Laden zeigt in der oberen linken Ecke ein Symbol, welches mir angiebt welche Ware ich hier einsammeln kann. Es gibt, wie bereits erwähnt Läden für jeden Warentyp. Außerdem gibt es auch welche, die mir Münzen oder eine Werkeldrachenkarte einbringen. Dann erhalte ich zusätzlich weitere Waren durch jeden Werkeldrachen der im Laden arbeitet. Bis zu drei Drachen können in einem Laden beschäftigt sein und diese zeigen ebenfalls die Warensymbole. Als drittes, sollte der Laden verzaubert sein, erhalte ich auch für die Verzauberungen Waren, die ebenfalls die bekannten Symbole zeigen.

Flamecraft – Werkeldrachen / Foto: Spieltroll

Nachdem ich die Waren erhalten habe, darf ich einen Werkeldrachen von meiner Hand in dem Laden einsetzen, sofern noch eines der Drachenfelder unbesetzt ist. Die Drachenfelder zeigen ein oder mehrere der Warensymbole und geben mir so vor, welche Drachen hier eingesetzt werden können. Zusätzlich zeigen sie auch eine Belohnung an, die ich für das Einsetzen erhalte. Falls ich auf diese Weise einen Laden komplett fülle, ziehe ich verdeckt einen neuen Laden vom Stapel und lege es auf ein freies Ladenfeld. Der Laden wird aber erst am Ende der Runde umgedreht.

Schritt drei beim Sammeln betrifft die Fähigkeiten der kleinen Werkeldrachen. Ich darf die Fähigkeit eines Drachens benutzen, der in dem Laden arbeitet und führe sie sofort aus. Als viertes kann ich auch noch die Fähigkeit des Ladens benutzen, wenn er eine hat. Drachkin Donuts zum Beispiel erlaubt es mir zwei Brote abzugeben und dafür zwei Werkeldrachen aus dem Park zu nehmen. Die Ladenfähigkeiten sind alle unterschiedlich, während die der Drachen von ihrem Warentyp abhängen.

Flamecraft – Verzauberungen / Foto: Spieltroll

Die zweite Möglichkeit für meinen Zug ist das Verzaubern eines Ladens. Dazu nehme ich die Verzauberung aus der Auslage, die ich auf den Laden wirken möchte. Ihr Warensymbol muß dafür übereinstimmen, bezahle die Kosten in Form von Warenund schiebe sie so unter den Laden, das oben links nur noch der Name und das Warensymbol sichtbar bleibt. Für das Wirken von Verzauberungen erhalte ich Ruhm/Punkte und eventuell weitere Belohnungen. Als zweites darf ich die Fähigkeiten aller Drachen in dem Laden den ich verzaubert habe nutzen. Ein Laden kann durchaus öfter verzaubert werden.

Am Ende meines Zuges muss ich dann noch eventuell umgedrehte Läden aufdecken und mein Hand- und Warenlimit überprüfen. Ich darf nur sieben Waren und sechs Handkarten haben. Als letztes werden Verzauberungen und der Park wieder aufgefüllt, falls dort etwas fehlt. Sobald die letzte Karte vom Verzauberungs- oder Werkeldrachenstapel gezogen wurde, wird noch eine Runde gesielt und dann der Rest in Form von Münzen und Schmuckdrachen gewertet. Zu den Schmuckdrachen sei noch gesagt, dass diejenigen mit der Sonne als Symbol bereits während des Spiels gewertet werden. Der meiste Ruhm/die meisten Punkte gewinnen.

Flamecraft – Unterschiedliche Läden / Foto: Spieltroll

Die Deluxeversion enthält hölzerne Ressourcen, Gametrayz und Metallmünzen sowie individuelle Drachenfiguren aus Plastik. Einiges ist auf den Bildern zu sehen.

Das Fazit

Klingt alles nicht besonders kompliziert und das ist es auch gar nicht. Flamecraft lässt sich in der Tat auch von spielfreudigen Familien gut spielen. Das Salz in der Suppe dieses Spiels sind für meinen Geschmack aber die sechs Fähigkeiten der Werkeldrachen und wie diese miteinander und mit den Fähigkeiten der Läden interagieren. Hier gewinnt Flamecraft seine Tiefe, die es über ein simples Ressourcentauschspiel erhebt. Speziell die lila Tränkedrachen sorgen hier für spannende Effekte, denn mit ihrer Fähigkeit darf ich diesen Drachen mit einem anderen Tauschen und darf die Symbole auf den Feldern ignorieren. Zusätzlich darf ich danach auch noch die Fähigkeit des getuaschten Drachens benutzen. Die Grünen versorgen mich mit Punkten für Ressourcen und sind ebenfalls nicht zu verachten, während die anderen mich mit weiteren drachen oder Waren in verschiedenen Konstellationen versorgen. Trotzdem bleibt das alle realtiv leicht beherrschbar und ist auch aus dem Bauch gut spielbar. Trotzdem besteht hier die Möglichkeit von taktischen Manövern und einer Langzeitstrategie.

Flamecraft – Spielsituation / Foto: Spieltroll

Zusätzlich bietet Flamecraft auch noch Gefährten als weiteres Stellrad, um es ein wenig spannender zu machen. Dabei handelt es sich um Drachen mit einer einmaligen Fähigkeit und einem Startbonus. Auch mit diesen lassen sich ganz nützliche Dinge anstellen.

Insgesamt klingt das ja alles ganz positiv oder? Schon, aber richtig zünden wollte es bei mir dann doch nicht. Ich hatte eigentlich gar keine hohen Erwartungen an das Spiel, war aber doch ein wenig enttäuscht, dass der muntere Ressourcentausch dann doch schon alles war. Ich verstehe ja, warum die Leute auf das Spiel so abfahren. Es ist süß, versucht witzig zu sein, hat hervorragendes Material, auch in der normalen Version, ist leicht zugänglich und hat eine gewisse Tiefe. Allerdings habe ich das Gefühl, dass ich es nicht unbedingt brauche und viele andere Spiele dann doch lieber spiele. Ähnlich erging es mir mit der Insel der Katzen. Ein Spiel auf das alles genauso zutrifft, aber welches ich inzwischen wieder aussortiert habe, weil die Langzeitmotivation einfach nicht da war.

Flamecraft – Ordnung in der Box der Deluxe-Variante / Foto: Spieltroll

Hinzu kommen hier weitere Faktoren, die es ein wenig abwerten. Bei all dem tollen Material ist es doch wahnsinnig überproduziert und alles ist wiedereinmal viel zu groß. Wer braucht bitte ein so riesiges Spielfeld für eine so simple Ressourcenschubserei? Auch das Thema mit den zumindest fragwürdigen kleinen Drachensklaven finde ich seltsam und zu guter letzt sind die lustigen Sprüche und Namen auf Dauer ein wenig nervig. Flamecraft ist beileibe kein schlechtes Spiel und bleibt wohl eine Geschamcksfrage. Meine Frau mag es optisch sehr und es wird wohl noch ein wenig bei uns bleiben, aber für meinen Geschmack ist hier doch ein wenig mehr Hype als Spiel in der Schachtel.


  • Verlag: Asmodee, Cardboard Alchemy
  • Autor(en): Manny Vega
  • Illustrator(en): Sandara Tang
  • Erscheinungsjahr: 2022
  • Spieleranzahl: 1 – 5 Spieler*innen
  • Dauer: 60 Minuten

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