Dorfromantik: Das Duell – Aus kooperativ mach konfrontativ?

Dorfromantik: Das Duell

Nennt mich seltsam, aber ich wusste bereits kurz nach Erscheinen von Dorfromantik, dass genau eine solche Version erscheinen wird. Der Trend geht momentan dahin, alle möglichen Spiele in einer Duellvariante zu veröffentlichen. Das geht in einigen Fällen gut, in anderen nicht so, aber verkaufen dürften sich die meisten erstmal. Vor allem wenn der große Bruder derart erfolgreich sein dürfte wie Dorfromantik, das ja auch im letzten Jahr den Preis für das Spiel des Jahres gewinnen konnte. Das kooperative Dorfromantik hat auch nicht nur Fans. Es gibt diverse Spieler*innen die den Erfolg gar nicht nachvollziehen können, da sie selten kooperativ spielen, oder wenn, dann nicht so friedlich nebeneinander her, sondern auch immer mit eigenen Aufgaben und Zügen. Für diese ist Dorfromantik wahrscheinlich schlicht ein Solospiel, bei dem jede*r weitere*r Spieler*in nur stört. Bei diesen dürfte Dorfromantik: Das Duell wohl noch am ehesten zünden, denn hier spielen alle ihre eigene Partie ohne sich ins Gehege zu kommen.

Worum geht es?

Dorfromantik: Das Duell ist ein kooperatives Legespiel bei dem es die Aufgabe der Spieler*innen ist eine Landschaft aus sechseckigen Plättchen zu bauen und Aufträge zu erfüllen, um möglichst viele Punkte zu erzielen. Im Prinzip ist Dorfromantik ein endloses Spiel, das immer wieder gespielt werden kann, um die eigene Höchstpunktezahl zu verbessern. Um dem Spiel aber eine gewisse Würze zu verleihen, ist eine Kampagne enthalten, in der wir uns nach und nach neue Plättchen und Aufgaben freischalten können. Der Fortschritt wird dabei auf einem Kampagnenbogen festgehalten und durch kontinuierliches Spielen erreichen wir genauso Fortschritt, wie durch das Erfüllen spezieller Aufgaben.

Dorfromantik: Das Duell – Verschiedene Plättchen für zwei Spieler*innen / Foto: Spieltroll

Wie läuft das ab?

Wer wissen möchte, wie Dorfromantik gespielt wird, sollte sich die Review des Spiels des Jahres von 2023 einmal durchlesen, um zu lesen was verpasst wird. Dorfromantik: Das Duell spielt sich exakt genauso, nur ohne Kampagnenpart und dafür mit ein paar Neuerungen, die ich hier jetzt abarbeiten werde.

Dorfromantik: Das Duell – Das gleiche Plättchen nur mit anderen Farben / Foto: Spieltroll

Die Spieler*innen spielen gegeneinander

Zu diesem Zweck erhalten beide ein Set Plättchen, wie wir sie aus dem Spiel des Jahres kennen. Die Sets sind farblich zu unterscheiden. Im Prinzip lässt sich Dorfromantik: Das Duell auch mit mehr als zwei Personen spielen, es werden dafür nur weitere Spiele benötigt. Im Grunde funktioniert das ganze nach dem Flip & Write Prinzip, bzw. Bingo artig, denn ein*e Spieler*in legt alle Plättchen verdeckt und gemischt vor sich in Stapeln aus, zieht ein Plättchen und legt es in das eigene Dorf. Die anderen Spieler*innen suchen das Teil aus ihren heraus und spielen es ebenfalls. Das gilt für normale Teile wie Aufträge. Der einzig interessante Twist sind dabei die Auftragskarten, denn hier wird sofort ein neues aufgedeckt, wenn in einem der beiden Gebiete weniger als drei Aufträge ausliegen. Das heißt es können auch mehr als drei aktive Aufträge in einem Gebiet vorkommen.

Neue Aufträge

Die Auftragsmarker sind nur noch je einmal mit den Werten drei bis sechs vorhanden. Aufträge mit drei Plättchen gab es in Dorfromantik vorher nicht. Zusätzlich bietet Das Duell nun zwei neue Typen von Aufträgen. Die sogenannten Rundum- und Doppelaufträge. Erstere verlangen die aufgedruckte Anzahl an Plättchen angrenzend an dem Auftragsplättchen und die Doppelaufträge zeigen schlicht zwei verschiedene Landschaftstypen. Sobald hier eine der Landschaften aus der gewünschten Anzahl besteht gelten diese als erfüllt.

Spielende

Ganz unspektakulär werden am Ende die Punkte der beiden Spielenden verglichen und so der oder die Sieger*in ermittelt. Dabei gibt es nur ganz rudimentär Punkte, wie im Spiel ohne Kampagneninhalte des Hauptspiels.

Module

Das ist natürlich noch nicht alles, denn Dorfromantik: Das Duell kommt noch mit zwei Modulen daher. Modul eins besteht aus neun Aufgabenkarten. Drei Stück für jeden Landschaftstyp. Diese werden vor Spielbeginn verdeckt gemischt und dann pro Landschaftstyp eine gezogen und offen ausgelegt. Diese Aufgaben gilt es zu erfüllen. Wer das zuerst schafft, erhält mehr Punkte dafür. Unten auf den Karten sind direkt die Punkte für bis zu vier Mitspieler*innen aufgedruckt. Jeden der drei Aufgabentypen gibt es dabei für die drei Landschaften. Wer zuerst ein Gebiet der geforderten Landschaft mit Größe fünf oder mehr abgeschlossen hat, wer am Spielende mehr Gebiete des Typs der Größe zwei oder mehr abgeschlossen hat und die dritte Sorte gibt Punkte für die Anzahl abgeschlossener Gebiete mit Größe zwei oder mehr des gezogenen Typs.

Dorfromantik: Das Duell – Sonderzieltableau / Foto: Spieltroll

Modul Nummer zwei nennt sich Sonderziele und bringt etwas mehr zusätzliches Material mit. Beide Spieler*innen erhalten ein Tableau, das sie vor sich ablegen, sowie eine Fotografenfigur die sie vor sich abstellen. Kameramarker, rote Herzen und Sonderplättchen werden bereitgelegt. Immer wenn die Spieler*innen einen Auftrag erfüllen und den Auftragsmarker zur Punktezählung vom Feld nehmen würden, legen sie diesen auf das erste Feld des Tableaus. So verfahren sie weiter mit jedem Auftrag der erfüllt wird. Sobald sie einen Auftragsmarker auf Feld 4, 7 und 10 legen, dürfen sie ein Sonderziel wählen. Jedes der Ziele darf dabei nur einmal gewählt werden. Wählst du das Sonderziel Herzen, so bekommst du drei Holzherzen und musst diese während der Partie auf einem Plättchen, das weder Auftrags- noch Sonderplättchen sein darf, platzieren. Am Ende des Spiels erhältst du für jede Kante des Plättchens, deren Seite mit den Nachbarplättchen übereinstimmt einen Punkt. So können maximal sechs Punkte pro Herz gemacht werden.

Dorfromantik: Das Duell – Der Fotograf / Foto: Spieltroll

Das zweite Sonderziel nennt sich Der Fotograf und bringt dir ein neues Plättchen, das du zunächst einbauen musst. Dann wird die Fotografenspielfigur auf das Plättchen gestellt. Im weiteren Spielverlauf wandert der Fotograf immer auf ein Plättchen das angrenzend zu ihm gelegt wird. Ein Kameramarker kommt auf das besuchte Plättchen und ist am Ende einen Punkt wert. Insgesamt stehen für beide Spieler*innen nur 18 Marker zur Verfügung. Wer auch immer sie benötigt.

Dorfromantik: Das Duell – Punkteblock / Foto: Spieltroll

Die letzten Sonderziele funktionieren alle gleich, beziehen sich aber jeweils auf einen anderen Landschaftstyp. Auch hier kommt ein Sonderplättchen ins Spiel das eingebaut werden muss. Wichtig ist hier, dass das Sonderplättchen der jeweils anderen Farbe abgelegt wird, sobald eins gewählt wurde. Beide Spieler*innen können hier also nicht das gleiche Sonderziel wählen. Am Spielende verdient ihr euch bei diesen Plättchen je einen Punkt für jedes Plättchen diesen Landschaftstyps im Umkreis von zwei Feldern um das Plättchen.

Das Fazit

Ich bin großer Fan von Dorfromantik, aber Dorfromantik: Das Duell ist leider nur ein Versuch die Kuh zu melken solange es geht und ein ziemlich halbgarer noch dazu. Dabei ist der Versuch das Spielprinzip auf ein Duell zu verlagern ja in Ordnung, aber hier findet einfach kein Duell statt. Von Anfang an spielen beide vor sich hin ohne sich irgendwie zu berühren. Nummer eins zieht ein Plättchen und beide legen es. DAS ist die Kommunikation bzw. Interaktion des Spiels. Mehr passiert nicht. Am Ende vergleichen beide ihre Punkte und das spannende Duell hat sein Ende gefunden. Berührungspunkte kommen erst durch die Module ins Spiel und auch das sind nur Berührungspünktchen. Das Rennen um die Punkte bei drei, Entschuldigung, zwei Aufträgen (der dritte ist ja kein Rennen, hier können alle gleichviele Punkte bekommen), oder die Auswahl der Landschaft für die ich Punkte bekomme oder der Fotograf der „nur“ 18 Kameramarker mitbringt, ist kein spannendes Duell. Ich würde ja auch gar nicht so gereizt darauf reagieren, denn ich bin ja auch ein Freund von diversen anderen sogenannten Multiplayer-Solitärspielen, aber hier erwarte ich bei der Vorlage einfach ein bisschen mehr, als das Spiel zu verschlanken und dann einfach beide die gleiche Partie spielen zu lassen. Das ist mir deutlich zu wenig, um dafür nochmal Geld springen zu lassen.

Sie wissen das ja auch selbst, sonst würde wohl auch nicht so prominent der Hinweis auf der Packung stehen, dass sich Teile des Materials mit Dorfromantik kombinieren lassen. Das trifft allerdings nur auf den kleinsten Teil des Materials zu. Leute die experimentierfreudig sind, können die Plättchen noch für eine Riesenpartie benutzen, aber ob es das braucht? Insgesamt finde ich Dorfromantik: Das Duell ziemlich misslungen und glaube kaum das hier weitere Spieler*innen auf den Zug aufspringen werden, die Dorfromantik vorher schon nicht mochten. Nee, danke. Das ist einfach zu platt.

Mich lässt der Gedanke nicht los, dass dieses Spiel mit der heißen Nadel gestrickt worden ist. Irgendwas musste als Nachfolger für Dorfromantik dieses Jahr auf den Markt geschmissen werden. Woran ich das festmache? Nun ja, zum einen ist die Handhabung des Spiels gelinde gesagt umständlich. Wäre das ausgiebig ausprobiert worden, hätte es das Licht der Veröffentlichung wohl kaum gesehen, denn die Bingo Mechanik, das ein*e Spieler*in verdeckt zieht und die arme andere Sau alle Plättchen immer durchsuchen muss, ist wirklich hirnrissig. Ja, My City und My Island machen das ähnlich, aber die Plättchen sind da wesentlich kleiner, so dass du sie ausgebreitet liegen lassen kannst. Jetzt stellen wir uns vier Spieler*innen vor, die das gleiche mit Dorfromantik: Das Duell tun. Es werden vier Dörfer aus jeweils bis zu 69 Plättchen gebaut und die liegen die ganze Zeit schon bei dreien auf dem Tisch, damit sie die finden. Glückwunsch zum Spielzimmer mit vier Quadratmeter Tischfläche! Abgesehen von der spielerischen Umständlichkeit, macht auch die Anleitung wieder keine gute Figur dabei das Spielprinzip einleuchtend und fehlerfrei zu erklären.

Nee, tut mir Leid, nehmt Abstand vom Kauf dieses erbärmlichen Versuchs. Kauft euch lieber das Spiel des Jahres, da habt ihr mehr von.


  • Verlag: Pegasus Spiele
  • Autor(en): Lukas Zach, Michael Palm
  • Illustrator(en): Paul Riebe
  • Erscheinungsjahr: 2023
  • Spieleranzahl: 2 Spieler*innen
  • Dauer: 30-45 Minuten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.